Kein KONFLIKT
= keine (Chance auf) Veränderung/Entwicklung
= keine Geschichte

Wer oder was steht dem Charakter beim Erreichen seines Ziels im Weg?
Konflikt

Was passiert (im schlimmsten Fall), wenn der Charakter sein Ziel nicht erreichen kann?
Der Charakter könnte ...
- schlecht dastehen
- seinen Ruf, Stolz, Job, Besitz, eine geliebte Person verlieren
- sich oder andere enttäuschen
- eine Kettenreaktion auslösen
- für den Tod eines anderen verantwortlich sein
- sein Ziel/Wunsch aufgeben müssen
- ein hohes Risiko eingehen/sich oder andere in Gefahr bringen
- jemand könnte für seinen Fehler bezahlen müssen
- einen emotionalen Zusammenbruch erleiden

ÄUSSERER KONFLIKT
Antagonist/antagonistische Kraft

Umgebung/Welt
- Wetter
- Katastrophen
- Krankheiten/Seuchen
- Monster
- Tiere
- Krieg
- Rassismus/Klassen
- System/Gesellschaft

Situationen
- Zeitdruck
- Deadline
- Termin
- Regeln
- Vorschriften
- Tabus
- Anlass
- Unfall
- Wettkampf

Personen
- Beziehungen (freundschaftlich, familiär, romantisch, beruflich, zweckdienlich)
- Verhalten
- Reaktion
- Erwartung
- Konkurrenz
- Abhängigkeit

INNERER KONFLIKT
Charakter steht sich selbst im Weg oder er kämpft mit einer psychischen Störung/gegen einen Dämon/Parasiten

Innere Stimme
- Verlangen gegen Angst
- Leidenschaft gegen Vernunft
- Engelchen gegen Teufelchen

Der Charakter muss eine Entscheidung treffen - wie handelt er?
- moralisch
- eigennützig
- gemeinnützig
- durchdacht
- impulsiv
- fremdgesteuert

Wie fühlt sich der Charakter dabei und was bedeutet die Entscheidung konkret für ihn und/oder sein Umfeld/die Welt?
- der innere Konflikt beeinflusst den äußeren Konflikt und umgekehrt
- wirkt sich auf Gedanken und Verhalten/Handlung/Entscheidungen und natürlich auf das Umfeld/Welt des Charakters aus

UNMÖGLICHE WAHL
Ultimatum/Zwickmühle

- scheinbar ausweglos/keine andere Wahl
- schmerzhaft in jeglicher Hinsicht, egal, welche Entscheidung getroffen wird
- der Charakter muss sich zwischen (mindestens) zwei Möglichkeiten entscheiden
- jede Möglichkeit hat ihre eigene Konsequenz/ihren Preis

Ist die Entscheidung des Charakters mit seinen moralischen Werten vertretbar?
Moralische Werte = was für den Charakter einen guten Menschen ausmacht

Was ist dem Charakter wichtiger: das eigene Wohl, das einer anderen/geliebten Person oder das der Gesellschaft/Umwelt?

Was ist für den Charakter die am wenigsten schmerzhafte Entscheidung?

Inwiefern ist der Charakter von anderen Menschen/Umfeld/Gesellschaft/System/Welt abhängig?
Komfortzone

Welche Vorteile zieht er aus dieser Abhängigkeit und wie wirkt sich das auf seine Entscheidung aus?

ANTAGONIST
Hauptkonflikt
= muss keine Person sein (z.B. Irrglaube/Glaubenssatz)

Wenn der Antagonist eine Person ist
- hat wie der Charakter einen inneren Konflikt, Irrglauben und Motivation/Ziel
- Want des Antagonisten ⚡ Want des Charakters
- Want ist gleich, z.B. Gegenstand, Schatz, Person, Wissen, etc. aber UNTERSCHIEDLICHE Motivation (z.B. Antagonist will mit Wissen Leben zerstören, während der Charakter mit dem Wissen Leben retten will)
- UND/ODER Umstände sind gleich, z.B. als Familienmitglieder, gleicher Haushalt, Kollegen, Nachbarn, Gefangene, etc.
- handelt aus seiner Sicht richtig oder glaubt, keine andere Wahl zu haben, genau wie der Charakter

Held: tut Gutes/richtige Dinge/trifft richtige Entscheidungen aus den richtigen Gründen
Antiheld: tut Böses/falsche Dinge/trifft falsche Entscheidungen aus den richtigen Gründen
Antibösewicht: tut Gutes/richtige Dinge/trifft richtige Entscheidungen aus den falschen Gründen
Bösewicht: tut Böses/falsche Dinge/trifft falsche Entscheidungen aus den falschen Gründen

= Kommt immer auf die Sichtweise (des Charakters/POV) an, ein Antagonist kann auch der Held seiner eigenen Geschichte sein

"Ich bin kein Monster. Ich bin nicht der Teufel. Ich bin nur ein ganz normaler Mensch mit Fehlern, Lastern und Problemen, wie sie überall zu finden sind." - (vermeintlich) Red John zu Patrick Jane in der letzten Folge der 3. Staffel von "The Mentalist"

"Seien wir ehrlich: in uns allen steckt ein kleines Monster. [...] Vielleicht bin ich manchmal zu weit gegangen - aber macht mich das zu einem Monster? [...] Worüber würden die Leute ohne Monster überhaupt reden? [...] Bin ich also ein Monster? Ja, vielleicht. Manchmal lässt man mir einfach keine Wahl." - Blaine DeBeers in der 6. Folge der 5. Staffel von "iZombie"

"Ein guter Bösewicht sieht sich nicht als Bösewicht." - Cooper Howard in der 7. Folge der 1. Staffel von "Fallout"

Motive (Antagonist)

- Wollte niemals wie seine Eltern/ein Elternteil/eine bestimmte Person werden/sein und ist zum genauen Gegenteil geworden
- Ist arm/verbittert aufgewachsen und kam zu der Erkenntnis, dass Menschen, die die Regeln befolgen, ausgebeutet werden, der einzige Weg zum Erfolg besteht darin, die Regeln zu brechen
- Denkt und handelt logisch - zu logisch/abstrakt (bzw. ohne Moral/Ethik, Empathie), ihm erscheint sein Plan/sein Vorgehen vollkommen vernünftig
- Die Menschheit ist eine Bedrohung und muss ausgelöscht werden
- Liebt eine bestimmte Person/Gegenstand/Tier/Idee, etc. und würde dafür über Leichen gehen, um sie/es zu beschützen
- Labt/ergötzt sich am Leid anderer, findet es unterhaltsam, erregend, erfüllend, etc.
- Zuerst war es nur ein Instinkt (z.B. das Töten eines Menschen) in einer verzweifelten/ausweglosen Situation, dann entwickelte sich daraus eine Leidenschaft, Obsession

Tipps (Antagonist)

- Innerer Konflikt (Menschlichkeit, Grund, warum der Antagonist der Antagonist ist, Taten nicht verherrlichen, sondern dem Leser die Möglichkeit geben, das Warum zu verstehen)
- Subtile Hinweise (Rätsel, wer der Antagonist ist) und Suspense (Wissensvorsprung; der Leser weiß, wer der Antagonist ist, der Protagonist aber nicht)
- Falsche Fährte/n (Strippenzieher im Hindergrund; ein noch gefährlicherer Antagonist)
- Gemeinsame Vergangenheit (Protagonist und Antagonist führen eine Hassliebe; der Leser wünscht sich, dass alles wieder gut wird)
- Erlösung (Antagonist wechselt auf die gute Seite, bereut seine Taten und/oder will seine Taten wiedergutmachen)

Quelle: 5 Ways to Make Your Villian Terrifyingly Unforgettable von K.A. Emmons

https://youtu.be/UhPlLjXwEWU

Wichtig

Egal, welche Rolle der Charakter einnimmt, er muss stets denken, dass er der Gute ist, dass er das Richtige tut. Nur wenn zwei Ansichten aufeinandertreffen, die denken, dass sie das Richtige tun und sich dabei im Weg stehen, etwas von dem anderen brauchen oder den anderen an etwas hindern müssen, dann ist es ein überzeugender Konflikt, weil man als Leser im besten Fall beide Sichtweisen nachvollziehen kann. Dabei kann und sollte der Konflikt auch im Inneren einer Person stattfinden. Es gibt sowohl innere als auch äußere Konflikte.

Erinnerung (für authentische Antagonisten)

Niemand wird "böse" geboren. (Zumindest was Menschen angeht. Wobei ich stark bezweifle, dass z.B. Monster schon immer oder überhaupt wissen, dass sie böse sind - Wut, Hunger oder der Sexualtrieb können das Gewissen stark beeinflussen.) Dementsprechend kann ein Antagonist also nicht einfach schon immer "böse" sein und das komplett ohne Grund. Die Persönlichkeit entwickelt sich durch die Umstände (Erziehung, soziales Umfeld, Lebensweise) - entweder bereits in der Kindheit (Beispiel: bekannte Serienmörder, die im Kindesalter Tiere gequält und getötet haben) oder später (also die negativen Aspekte der Persönlichkeit) durch ein einschneidendes Ereignis (z.B. Irrglaube oder Auslösender Vorfall).

KONFLIKTPOTENZIAL
Erwartungen werden nicht erfüllt, Handlungen/Verhalten führen zu unerwarteten Konsequenzen

Erinnerst du dich noch an das Beispiel mit dem Kinderwunsch bei den Motivationen und Zielen aus Kapitel "How to... Charakter - Basics"? Da das Absetzen der Pille allein nicht in jedem Fall ausreicht, sondern nur ein Schritt in die richtige/gewünschte Richtung ist, können dadurch Hindernisse und Konflikte entstehen.

Der Charakter könnte seinen Partner beispielsweise nicht in die Entscheidung mit einbeziehen, weil dieser von Anfang an klar gemacht hat, dass er keine Kinder haben will. Der Charakter kann sich aber keinen anderen Menschen an seiner Seite vorstellen. Und weil er Angst hat, dass sein Partner ihn deswegen verlässt, behält er seinen inneren Konflikt/die Entscheidung, die Pille abzusetzen, so lange für sich, bis der Partner ihn aus seiner Sicht nicht mehr verlassen kann. Weil immer zwei dazugehören und der Partner ebenfalls für das Kind verantwortlich ist. Der Charakter verlässt sich also auf die Liebe des Partners, dass er dem Charakter zuliebe seine Einstellung nochmal überdenkt ... Vielleicht klappt es, wenn der Charakter dem Partner weismachen kann, dass die Schwangerschaft ein "Unfall" war. Vielleicht gibt es aber noch mehr Drama, wenn herauskommt, dass der Charakter das von langer Hand geplant hat ...

In einem zweiten Beispiel, in dem sich beide Charaktere bewusst für ein Kind entscheiden, könnte es anders als erhofft/geplant Monate später immer noch nicht klappen, was zu Enttäuschung, Stress/Druck und Streit zwischen den Partnern führen kann. Plötzlich ist der Kinderwunsch keine "Krönung der Liebe" mehr, sondern einfach nur noch frustrierend.

Im echten Leben ziemlich mies. Dramaturgisch gesehen aber genau das, was es zu erreichen gilt: Konfliktpotenzial. Als Leser könnte man den Charakteren auf dem Weg zum Ziel folgen wollen, weil man vielleicht wissen möchte, OB und WIE sie ihr Ziel am Ende erreichen. Die Problemlösung der Charaktere könnte dem Leser mit eigenen Problemen helfen oder ihm zumindest Mut machen. Oder einfach unterhalten, weil es so spannend ist, wie eine Wendung auf die nächste folgt und der Leser sich fragt, wie das Ganze wohl ausgehen mag. Da kommt es dann auch wieder auf das Genre an und was genau man mit seiner Geschichte aussagen möchte. (Siehe Überschrift/Kapitel "How to... Theme".)

Kommen wir zum Abschluss nochmal auf das Beispiel mit dem Hunger und Durst bzw. Essen und Trinken zu sprechen. Selbst wenn der Charakter nicht mehr für sein Essen und Trinken auf die Suche oder Jagd gehen muss, kann so etwas Einfaches trotzdem Konfliktpotenzial mit sich bringen. Beispielsweise greift der Charakter zum letzten Joghurtbecher im Kühlschrank. Dieser ist beschriftet und nicht für ihn bestimmt. Entweder weiß der Charakter das und tut es mit voller Absicht oder er sieht die Beschriftung nicht. Ein Mitbewohner oder Arbeitskollege hat sich aber auch auf den Joghurt gefreut, ihn selbst besorgt und/oder beschriftet und ist dementsprechend nicht erfreut, wenn er feststellt, dass sein Joghurt nicht mehr da ist oder er den Charakter auf frischer Tat ertappt (also beim Essen des Joghurts).

Wenn man das Ganze jetzt noch persönlich macht (Bedeutung/Kontext = Erwartung, Konsequenz, Verlust für den oder einen anderen Charakter), kann man selbst bei so einer Kleinigkeit schon Spannung erzeugen. Wie werden die Charaktere den Konflikt auflösen? Was bedeutet die Auseinandersetzung für ihre Beziehung? Wie geht es für die beiden nach dem Konflikt weiter? Was passiert, wenn der/einer der Charakter/e sein Ziel nicht erreichen kann? Bietet der Charakter dem anderen etwas von dem Rest des Joghurts an? Verspricht der Charakter für Ersatz zu sorgen? Ignoriert der Charakter den anderen? Zieht er ihn auf? Klatscht der Charakter dem anderen den restlichen Joghurt ins Gesicht oder auf die Kleidung? Zu welchen weiteren Konflikten führt das Verhalten/die Entscheidung des Charakters?

Zusammenfassung/Fragen

- Wer oder was steht dem Charakter beim Erreichen seines Ziels im Weg?
- Was passiert (im schlimmsten Fall), wenn der Charakter sein Ziel nicht erreichen kann?
- Ist/sind die Entscheidung/en des Charakters mit seinen moralischen Werten vertretbar?
- Was ist dem Charakter wichtiger: das eigene Wohl, das einer anderen/geliebten Person oder das der Gesellschaft/Umwelt?
- Was ist für den Charakter die am wenigsten schmerzhafte Entscheidung?
- Inwiefern ist der Charakter von anderen Menschen/Umfeld/Gesellschaft/System/Welt abhängig? Welche Vorteile zieht er aus dieser Abhängigkeit und wie wirkt sich das auf seine Entscheidung/en aus?
- Wie fühlt sich der Charakter bei seiner/n Entscheidung/en und was bedeutet/n die Entscheidung/en konkret für ihn und/oder sein Umfeld/die Welt?

Quellen: THE SECRET TO IRRESISTIBLE INTERNAL CONFLICT (hook your readers on page 1) von Abbie Emmons
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https://youtu.be/oiR42apkOy4