[V] - Start der Geschichte

Dank der lieben juleemi2301 befassen wir uns heute damit, wie man eine Geschichte denn nun gut startet, wenn man einen groben Plan und die Recherchen gemacht hat. Prolog oder doch besser direkt einsteigen? Das ist die heutige Frage.

Soll mithilfe eines Prologes eine spannende Szene aus weiter vorne in der Story aufgegriffen werden oder fange ich doch mit einer Alltagssituation an, mit der ich einen der Charaktere des Buches bereits etwas näher beleuchten kann?
Wie du siehst, hat beides seinen Reiz und ich verstehe dich, wenn du ab und zu nicht sicher bist, was denn nun der beste Start in die Geschichte ist.

Ich bin grundsätzlich ein Fan von Prologen, da man da den Leser einfach schon mal in die Story mitnehmen kann, dabei aber eventuell an einem ganz anderen Ort anfängt, als die Hauptgeschichte eigentlich beginnt. Oder sogar eine Szene in der Mitte des Buches aufgreift, diese aber aus der Perspektive des Nebencharakters schreibt. Es gibt, wie du merkst, sehr viele tolle Möglichkeiten bei der Gestaltung eines Prologes. Das ist mitunter auch ein Grund, weshalb ich Prologe gerne mag. Wenn er auch wirklich gut geschrieben ist, dann hat man mich als Leser am Haken und ich bin gespannt, wie es weiter geht.
Tipp: Falls du an einer Geschichte sitzt, sie aber noch nicht hochladen kannst oder willst, dann ist ein Prolog eine gute Idee. So machst du auf deine Story aufmerksam und lässt die Leser (hoffentlich) neugierig zurück.

Wenn du dich tatsächlich für einen Prolog entscheidest, gibt es jedoch einige Dinge zu beachten, die ich hier gerne aufführe.

1. Mach ihn nicht zu lange. Er sollte eher kurz und knackig sein und Lust auf mehr wecken.
2. Überlege dir, was mehr Sinn macht. Ein Ereignis vor der Zeit, in der deine Geschichte dann effektiv startet und du nimmst zu einem späteren Zeitpunkt dieses Ereignis wieder auf. Oder vielleicht ist es auch eine Szene aus weiter vorne deines Buches, die besonders spannend ist und den Leser fragen lässt, was denn bis dahin noch alles passiert.
3. Er sollte fehlerfrei sein, denn er ist der Einstieg in deine Geschichte. Und gerade dann, wenn er eher kurz ist, solltest du dir dafür umso mehr Zeit nehmen, ihn zu korrigieren. Glaub mir, dieser Punkt ist wirklich wichtig. Anhand der Rechtschreibung in den ersten Kapiteln entscheide ich, ob ich die Geschichte lese oder eben nicht.
4. Spannung, Spannung, Spannung. Das ist das A und O eines Prologes.

Ich mache an dieser Stelle mal Werbung für meine beiden Bücher Lonely Prince und Guilty.. Bei beiden habe ich einen Prolog verfasst, aber es sind zwei ganz unterschiedliche. Wenn es dich also interessiert, kanns du dort mal vorbeischauen. Du musst die Geschichten danach nicht lesen, aber so siehst du, wie man es beispielsweise machen kann :)

Neben all den Dingen, die bei einem Prolog zu beachten sind, ist es ebenfalls wichtig zu wissen, dass man nicht einfach irgendwie die Geschichte beginnen kann, wenn man auf einen Prolog verzichtet.
Spannung ist hier genauso wichtig wie beim Prolog. Startet dein Prota als Praktikantin in einer Firma? Ein Klischee einzubauen, das du dann im nächsten Kapitel aber brichst, ist meines Erachtens eine gute Idee für ein 1. Kapitel.
Beispiel: Sie soll den Sitzungsteilnehmern und ihrem Boss am ersten Tag den Kaffee bringen. Beim Eintreten bleibt sie jedoch in der Fußleiste hängen und das Tablett mit der Kaffeekanne und den Tassen segelt ihr aus der Hand. Der Schluss des Kapitels könnte sein, dass der Boss sie nach der Sitzung in den Raum bittet. Da gibt's den Cut und im 2. Kapitel beschreibst du dann, wie er sie eben nicht komplett niedermacht (was die meisten Leser wohl erwarten würden, da Klischee), sondern ganz anders reagiert.

Schlussendlich gibt es aber keine in Stein gemeißelte Vorgehensweise, denn wie bei so vielem im Schreiben (außer Grammatik und Rechtschreibung) gibt es auch hier kein wirkliches Richtig und Falsch. Ich rate also eigentlich vor allem, dass du viel liest und viel schreibst und dich somit trainierst :)
Wenn du gerne Feedback zu deinem Geschriebenen möchtest, um zu sehen, wie es auf andere wirkt, dann frage jemanden, bei dem du dir sicher bist, dass du eine ehrliche Meinung erhältst.

Und obwohl ich jetzt gerade gesagt habe, dass es kein wirkliches Richtig oder Falsch gibt, gibt es ein Erzählelement von dem ich nicht so viel halte: Das Vorstellen deines Haupt-Charakters in Steckbriefform.

Hallo, ich heiße Selina und bin 15 Jahre alt. Ich habe lange, blonde Haare und hellbraune Augen. Da meine Wimpern so lang und dicht sind, muss ich mich eigentlich nicht schminken - es sei denn, ich gehe auf eine Party. Ich trage meistens High-Waist Jeans und ein lockeres Shirt. Dazu gehören meine geliebten Vans, die ich nur dann gegen Pumps eintausche, wenn ich an einen formellen Anlass gehe. So, das war's, jetzt kennt ihr mich.

Und so weiter und so fort. Du weißt, was ich meine.
Mir stehen bei solchen Einstiegen (oder generell solchen Steckbriefen in einer Geschichte) jedes Mal die Haare zu Berge. Aussehen, Merkmale, Charaktereigenschaften etc. kannst du super in den Text mit einbinden.
Beispiel: Heute ist es soweit. Ich werde Jeremy endlich fragen, ob er etwas für mich empfindet oder nicht. Er hat mir gesagt, dass er auch auf Nora's Party ist und ich freue mich so. Schnell greife ich nach der Einladung, die auf meinem Schreibtisch liegt und lese sie nochmals. "Liebe Selina, Du bist herzlich zur Party zu meinem 16. Geburtstag eingeladen. Am 16. Mai um 19:00 Uhr geht's los. Ausser einem kleinen Foto von dir brauchst du nichts mitzunehmen. Sag mir doch Bescheid, ob du kommen kannst oder nicht. Liebe Grüße Nora."
Lächelnd lege ich den Brief wieder zurück und stecke stattdessen das lustige Passfoto in meine helle High-Waist Jeans. Mit dem flatternden bordeaux-roten Top und meinen Lieblingsvans bin ich somit fast bereit für die Party. Einzig das Make-up fehlt noch. Ich ziehe meine bereits von Natur aus langen und dichten Wimpern noch mit dem Mascara nach und male einen feinen Lidstrich darüber. Danach greife ich nach meiner Handtasche und stürme aus dem Haus - nicht ohne meinen Eltern noch 'tschüss' zu sagen.

Und? Was meinst du? Welches gefällt dir besser? Wenn du das erste sagst, dann musst du mir das unbedingt genauer erklären :)
Jedenfalls deckt der zweite Versuch verschiedene Dinge ab und gibt unterschwellig schon so viel über Selina preis, ohne dass ich es tatsächlich ausschreibe. Das ist meiner Meinung nach die Kunst des Schreibens. Wir wissen, dass sie wohl auch um die 16 Jahre alt sein muss. Wir wissen, dass sie Jeremy sehr gerne mag und wohl eine ziemlich taffe junge Frau ist, wenn sie die Zügel selbst in die Hand nimmt und ihren Schwarm auf seine Gefühle ansprechen will. Siehst du, was ich meine? Ich hoffe es jedenfalls.

Nun, das war's bereits wieder von mir. Ich hoffe wirklich, dass er einigen Autoren hier auf Wattpad helfen kann oder bereits geholfen hat.

Bis bald und liebe Grüße
StephVi

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