[V] - Recherchen
Wie im letzten Kapitel versprochen, geht es hier mit dem Thema 'Recherchen' weiter. Ich habe gesehen, dass Ambi63 gerade gestern ein Kapitel dazu in ihrem Blog veröffentlicht hat. Ich habe es bisher noch nicht gelesen, weil ich mich losgelöst von ihrer Meinung dazu äußern will – auch wenn ich denke, dass wir wohl eine ähnliche Sicht darauf haben. Daher werde ich nach dem Hochladen dieses Kapitels auch direkt ihre Worte zu diesem wichtigen Punkt lesen.
Schau doch auch direkt bei ihr vorbei. Das Buch heißt Ambis Blog und besagtes Kapitel ist das 60ste.
Recherche. Ein anderes Wort für Nachforschung. Man forscht also über etwas nach, was bereits besteht.
Falls du nicht an einem Fantasy-Buch schreibst und damit die Welt gerade neu erfindest, kommst du nicht um diesen Punkt herum – wenn du denn ein qualitativ zufriedenstellendes Werk schreiben möchtest. Wobei du wohl auch im Fantasy-Bereich nicht darum rum kommst. Siehe J.R.R. Tolkien. Er hat eine vollkommen neue Welt erschaffen und dennoch hat er sehr viel, sehr, sehr viel nachgeforscht. Was waren die alten Mythologien? Über welche Wesen erzählten sie? Wie wurden die Kreaturen beschrieben und so weiter.
Warum hat Tolkien das gemacht? Er hätte ja einfach seiner eigenen Fantasie freien Lauf lassen und alles von Grund auf neu aufsetzen können.
Aber: Dinge so darzustellen, dass sie nicht vollkommen fremd sind, mit Beschreibungen zu verknüpfen, die wir Leser kennen, schafft Vorstellungsvermögen.
Der Leser kann sich die Dinge vorstellen, weil es da bereits etwas gibt, womit er es verknüpfen und/oder vergleichen.
Du kannst auch nur schon die vorherrschenden Rollenverteilungen ändern, indem du die Elfen die Bösen sein lässt und die Drachen die Guten. Das schafft bereits eine andere Dynamik, die man sich von anderen Fantasy Büchern sonst gewohnt ist. Du kannst auch die Drachen völlig anders aussehen lassen, als so wie wir sie bis anhin 'kennen'. Bedenke dabei aber, dass dies einer umfassenderen Beschreibung bedarf und du den Leser nicht einfach mit einer Kurzbeschreibung abspeisen kannst.
Soviel zum Punkt 'Recherche im Bereich Fantasy. Wollen wir nun sehen, wie es sich mit den Nachforschungen für einen "normalen" Roman (inkl. FF, Kurzgeschichten etc.) verhält.
Es gibt verschiedene Geschichten, und somit variiert auch der Aufwand der Recherchen sehr. Schreibst du zum Beispiel eine Story, die in einem Ereignis spielt, das wir aus unserer Weltgeschichte kennen, dann ist es zwingend notwendig, dass du die Fakten und Zahlen beieinander hast. Überspitzt gesagt, kannst du dann nicht schreiben, dass der Hofnarr im Mittelalter mit einem Schlagzeug die Leute unterhielt. Gerade bei solchen vergangenen Zeiten ist es wichtig, dass alles stimmt, denn sonst ist die Authentizität dahin und spätestens nach dem zweiten größeren Schnitzer lese ich nicht mehr weiter.
Die Fakten, die du klären musst, sind jedoch überall mehr oder weniger die gleichen. Ob du nun eine Liebesgeschichte im heutigen Paris oder eine actionreiche Story im 2. Weltkrieg schreibst. Lediglich der Zeitaufwand wird wohl kleiner sein, wenn du etwas schreibst, das im 21. Jahrhundert in deiner Heimatstadt passiert, da du Infos zur Schauplatz und Zeit/Epoche größtenteils bereits hast.
Dennoch, es gibt genügend Dinge, auf die man beim Schreiben achten muss, bei denen man eben etwas mehr Aufwand und Zeit in die Recherche stecken muss. Wenn meine Geschichte in Japan spielt, dann kann ich nicht gleich an sie rangehen, wie wenn sie in Deutschland spielen würde. In Japan herrscht eine komplett andere Kultur, als wir sie uns hier in Europa gewohnt sind (wo es, mal ganz nebenbei gesagt, schon genügend Unterschiede in der Kultur gibt). In den asiatischen Ländern sind Themen wie "Leistung" und "Beherrschung" sehr viel präsenter als bei uns. Ausserdem herrscht in diesen Ländern auch eine sogenannte Schamkultur, die wir nicht so kennen. Bei uns gehen wir vor allem mit "Schuld" um. Von "Scham" oder "Schande" ist in der westlicheren Hälfte des Planeten seltener die Rede.
Somit kann ich dir also nur ans Herz legen, dass du dir auch wirklich Gedanken zum Ort, zur Kultur, zur Zeit etc. machst, an dem/in der deine Geschichte spielt.
Falls es dir einfacher fällt, dir dessen Bewusst zu sein, dann mach dir doch zu Beginn eine Liste mit einigen Fragen darauf, die du dann beantworten kannst und dadurch noch besser daran erinnert wirst, dass da eben ein paar Recherche-Arbeiten anfallen könnten.
So könnten solche Fragen aussehen:
- In welchem Land befinden wir uns?
- Welche Sprache wird dort gesprochen?
- Wie ist die Kultur dort? (Regierung, Frauenbild, allgemeiner Umgang unter den Menschen etc.)
- In welcher Ortschaft sind wir genau?
- Was gibt es dort an Sehenswürdigkeiten?
- In welcher Zeit/Epoche spielt die Geschichte? Ist es das 21. Jahrhundert, oder doch 1930?
- Welche Mode wird getragen?
- Wie spricht man miteinander? Die Sprache hat sich auch im Deutschen über die Jahre immer wieder verändert.
- Wie fortgeschritten ist die Technik/Forschung?
- Was sind die zur Verfügung stehenden Fortbewegungsmittel?
Zu dem Punkt, wie die Sprache war, die man untereinander sprach, möchte ich gerne noch etwas anfügen.
Mir rollt es manchmal fast die Zähennägel hoch, wenn ich gewisse Werke hier auf Wattpad lese. Mir ist bewusst, dass es unter den Nutzern viele junge Menschen hat, aber für mich ist das keine Entschuldigung, wenn ich dann Sätze lesen muss, in denen die Erwachsenen miteinander oder mit Jüngeren so sprechen, wie die heutigen Teenager untereinander – es sei denn, der Erwachsene ist tatsächlich etwas zurückgeblieben oder es passt sonst zum Charakter. Ist dies jedoch nicht der Fall, so ist für mich die Glaubwürdigkeit futsch.
Ich lege dir also ans Herz, dass du wirklich gut recherchierst und nicht einfach irgendetwas schreibst. Den Satz „Es ist ja eine Fiction, da kann ich schreiben, was ich will" kann ich nicht mehr hören. Warum sind Harry Potter, Panem, etc. so begehrt? Weil sich die Autoren mit der Auseinandersetzung der Charaktere und der Recherche Zeit gelassen haben und auf die Authentizität und Logik geachtet haben.
Zur diesen beiden Letzten werde ich im nächsten Kapitel meine Meinung aufschreiben.
Aber erst noch mal: Forsche nach, informiere dich und schaffe Verknüpfungen! Es macht so viel mehr Spaß ein solches Buch zu lesen, als eines, bei dem diese Dinge offensichtlich vernachlässigt geworden sind.
Jetzt wünsche ich dir ein schönes Wochenende und auf zu Ambis Blog :-)
Lg
StephVi
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