[S] - Lesefluss

Dieses Buch macht mir wirklich Spaß! Und ich danke jedem einzelnen Leser für die Kommentare und die Unterstützung.
Es freut mich schon, wenn ich mit diesen Updates 'nur' einer Person helfen konnte. Dann ist dieses Buch bereits jede Mühe wert.

Kommen wir also zum heutigen Kapitel. Ich möchte hier gerne meine Meinung zum Lesefluss abgeben. Es gibt einige Dinge, die diesen stärker, oder auch weniger stark beeinflussen.
Es kann an einer verschachtelten Satzzusammenstellung liegen, oder an dem übermässigen Gebrauch von Füllwörtern. Vielleicht schreibst du auch zu viele Wortwiederholungen, oder deine Fälle stimmen nicht. Das alles, und Anderes, kann zu einem unbefriedigenden Leseerlebnis beitragen.

Ich erzähle dir jetzt, was ich unter den eben genannten Störfaktoren genau verstehe.
Beginnen werde ich mit dem Satzbau.

Satzbau
Nehmen wir den einen Satz aus der Einleitung: Es freut mich schon, wenn ich mit diesen Updates 'nur' einer Person helfen konnte. Den hätte man auch anders schreiben können, er hätte sich dann jedoch nicht ganz so flüssig gelesen:
BESSER ALS: Es freut mich schon, wenn ich 'nur' einer Person helfen konnte mit diesen Updates.

Hörst du den Unterschied? Zugegeben, das ist kein großer Wechsel, denn man kann es immer noch gut lesen. Dennoch finde ich die erste Variante angenehmer.
Gerne gebe ich dir noch ein weiteres Beispiel:
- „Kannst du wenigstens so tun, als ob es dir gefallen würde."
BESSER: „Kannst du wenigstens so tun, als würde es dir gefallen?"


Kommen wir also zu den anderen Themen des Leseflusses, bei denen es sich lohnt, sie näher zu beleuchten.

Wortwiederholungen
Die deutsche Sprache ist mitunter deswegen so schön und faszinierend, weil sie so divers ist. Es existieren für so viele Wörter mindestens genauso viele Synonyme (also Wörter mit dem gleichen oder ähnlichen Sinn).
Wir sind also nicht gezwungen, jedes Mal 'sagte' zu schreiben, wenn wir uns ebenso bei 'meinte', 'überlegte er laut', 'gab er zu bedenken' etc. bedienen können.

Abwechslung in der Wortwahl unterstützt den Lesefluss und macht das Lesen erst noch sehr viel spannender.

Das nächste Kapitel widme ich voll und ganz den Synonymen und werde dir dort zu gewissen Wörtern eine Auswahl an ebenso passenden Ausweichmöglichkeiten liefern.


Füllwörter
Die lieben Füllwörter. Ein Punkt, der mir selber erst bewusst geworden ist, als ich mein erstes Buch vor der Veröffentlichung von einer Lektorin hab korrigieren lassen. Sie hat mir das immer wieder angestrichen und gesagt, dass gewisse Wörter einfach nicht nötig sind, um das auszusagen, was man sagen will.
Mit diesem Satz sind wir auch schon direkt dort, wo ich sein will, denn ich habe ein Füllwort eingebaut, welches es nicht braucht. Findest du es?

Ich werd's dir verraten, aber erst, wenn du selber gesucht hast ;P

Dann lass mal hören! Hast du auch das Wort 'einfach' gefunden? Sie hat mir das immer wieder angestrichen und gesagt, dass gewisse Wörter einfach nicht nötig sind, um das auszusagen, was man sagen will. Dieses 'einfach' ist hier nur Zusatz und man schreibt es, weil man es sich vom Sprechen her so gewohnt ist. Lass mich dir sagen, dass man das getrost weglassen kann. Ich schreibe dir hier noch weitere Wörter auf, die immer mal wieder als Füllwörter verwendet werden, die es jedoch selten tatsächlich braucht – vor allem verhält es sich im Fließtext so.

also
dann
eben
eh
eigentlich
einfach
halt
irgendwie
ja
nämlich
sehr
überhaupt
vielleicht
ziemlich


Fallformen
Dieses Thema werde ich im Kapitel 'Apostroph' mit den Verkürzungen 'n, 'ne und 'nen noch weiter ausführen, daher werde ich hier nicht allzu viel schreiben. Nur, dass es wichtig ist, die richtige Fallform zu wählen, da es sonst einfach falsch ist. Beispielsatz:
- FALSCH: „Darf ich bitte ein Löffel haben?"
- RICHTIG: „Darf ich bitte einen Löffel haben?"

Denn es heißt ja 'der Löffel'und da der Löffel im Beispielsatz nicht das Subjektiv, sondern das Objektiv ist, steht er im Akkusativ und der Akkusativ von 'der' ist dann 'den' oder eben einen. Beim Messer wäre es ein, da es 'das Messer' ist – also: „Darf ich bitte ein Messer haben?"

Etwas Anderes, was mir im Zusammenhang mit den Fällen zunehmend auffällt, ist die immer spärlichere Verwendung des Genitivs. Zu diesem 'Phänomen' gibt es einen lustigen Satz (ich finde ihn zumindest lustig ^-^): Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Nehmen wir doch direkt diesen Satz, um zu zeigen, wie denn der Satz im Genitiv heißen müsste – und dadurch, in meinen Ohren, ziemlich viel besser klingen würde:
- BESSER: Der Dativ ist des Genitivs Tod. oder: Der Dativ ist der Tod des Genitivs. Wobei ich die erste Variante sehr viel schöner finde.

Ich hoffe, du weißt, was ich meine.


Rechtschreibung/Grammatik
Was natürlich auch sehr mühsam sein kann, sind generell zu viele Fehler in der Rechtschreibung und Grammatik. Ob das nun mit den Fällen oder Kommas oder Zeitfehlern etc. zu tun hat.
Ich werde ganz viele verschiedene Themen der Rechtschreibung und Grammatik in diesem Ratgeber angehen (was du vielleicht bereits weißt, wenn du das Vorwort gelesen hast). Wenn du also irgendwo Unsicherheiten hast, dann darfst du gerne bei diesen Kapiteln vorbeischauen – vielleicht gelingt es mir ja, dir die Regeln verständlich zu erklären. Wenn nicht, dann darfst du sehr gerne nachfragen :)

Aber, und das ist mir wichtig, die Rechtschreibung und Grammatik gehören genauso zum Schreiben, wie die Idee und der Schreibstil selber.


Grundsätzlich empfehle ich dir, dein Kapitel vor dem Hochladen auf jeden Fall nochmals durchzulesen und auf diese Dinge zu achten. Mir selber sind dabei schon etliche Fehler und Ausrutscher aufgefallen, die ich dadurch noch korrigieren und viel schöner schreiben konnte.

Wenn du merkst, dass dir sowas eher schwerfällt, dann rate ich dir, dass du es jemandem zum Gegenlesen gibst. Das hilft ungemein. Wenn immer wieder ähnliche Korrekturen zurückkommen, dann weißt du irgendwann, worauf du achten und wo du genauer hinschauen musst. Auch bei den Fallformen greift das, wenngleich das etwas ist, was du dir wirklich selber beibringen kannst, indem du im Internet nachschauen gehst oder so.


Noch ein Letztes zum Thema "Lesefluss":

Layout
Was mich beim Lesen ebenfalls stört, sind zu viele oder zu wenige Absätze. Direkte Reden, die direkt aneinander folgen, statt jeden neuen Sprecher auf eine neue Linie zu setzen. Aber auch zusammengeschriebene Wörter machen das Lesen auf Dauer ziemlich mühsam, wobei ich gerade beim letzten Beispiel sagen muss, dass da Wattpad eine große Rolle spielt. Denn wenn man den Text vom Word in ein neues Kapitel auf Wattpad hochlädt, dann kann es sein, dass es einige der Leerschläge löscht. Warum das so ist, weiß ich nicht, aber es passiert. Deswegen rate ich bei einem solchen Vorgehen (Word zu Wattpad), dass du den Text nochmals durchliest, ehe du ihn postest und danach vielleicht nochmals, da es die Leerschläge zum Teil auch erst beim Hochladen löscht und du sie bei deiner ersten Korrekturlese gar nicht sehen konntest.
Damit du aber weißt, was ich mit den anderen genannten Dingen meine, werde ich das jetzt veranschaulichen:

Zu viele Absätze
Der nächste Tag war warm und wirklich schön.

Ich schnappte mir Coco, unseren einjährigen Dalmatiner, und spazierte mit ihm über die saftig grünen Felder.

Der Frühling ließ die Bäume und die Blumen in ihrer vollen Pracht blühen und das Gras sprießen.

Als wir weit genug von der Straße entfernt waren, ließ ich Coco von der Leine.

Er sprintete sofort los und tollte im hochgewachsenen Gras herum.

...

Siest du, was ich meine?

Zu wenige Absätze
Ich ließ ihn eine Weile spielen und beschäftigte mich in dieser Zeit mit meiner Kamera, die ich immer mit mir trug. Es verging kaum eine Woche, in der ich nicht mindestens 300 Fotos schoss. Es war genauso wie das Rausgehen mit Coco zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden. Ich liebte es, Momente aufzunehmen, an die man sich später anhand der Fotos immer wieder erinnern konnte. Landschaften zu fotografieren, die man nach einer leichten Bearbeitung als Bild mit Rahmen im Haus aufhängen konnte. Es war wirklich ein schönes Hobby. (Hier hätte ich mindestens einen Absatz gemacht - wohl eher einen Absatz mit Leerzeile, sodass ein gewisser Abstand dazwischen ist, da eine völlig neue Szene kommt. Absatz mit Leerzeile machst du am Computer/Laptop mit einmal Enter drücken, auf dem Handy musst du zweimal drauf drücken) Plötzlich berührte mich etwas am Bein und als ich runtersah, erkannte ich, dass mich Coco mit seiner Schnauze angestupst hatte. Er hatte einen Stock zwischen den Zähnen, den er mir jetzt, wo er meine Aufmerksamkeit hatte, vor die Füße fallen ließ. Lachend hob ich ihn auf und holte aus. Der Zweig landete einige Meter weiter weg im Feld, woraufhin Coco aufgeregt in diese Richtung losdüste, um ihn zurückzuholen. Ich entschied mich, zur Bank unter dem großen Apfelbaum zu gehen. Ehe ich mich jedoch hinsetzen konnte, hörte ich Coco durch das Gras zurückzurennen. Wieder lag der Stock vor mir und wieder flog er einige Meter, was meinen Hund freudig bellend mitverfolgte und dann wieder hinterherrannte. (Hier würde ich ebenfalls einen Absatz machen. Nur einen. Den macht man am Computer/Laptop mit 'Shift + Enter" und am Handy einfach einmal einen Absatz einfügen) Ich wusste nicht, wie Menschen ohne ein Haustier leben konnten. Sie gaben einem so viel und waren da, wenn man jemanden brauchte ...

Klar, was ich meine, oder?

Direkte Rede aneinander
- „Peter, kannst du mir bitte mit dem Abwasch helfen?" „Muss das sein?" „Ja, sonst bin ich hier noch Stunden dran."
- „Ich will aber nicht mehr in den Klavierunterricht, Mama." - „Jetzt hast du das neue Jahr schon angefangen. Das beendest du auch noch!" - „Aber Mama ..."
BESSER:
„Hast du gehört, dass sich Michaels Eltern trennen?", fragte Mirjam ihre beste Freundin. (hier Absatz mit Leerzeile)

„Nein, hab ich nicht. Das ist ja schrecklich! Die beiden waren doch immer so glücklich. Jedes Mal, wenn wir bei Michael zu Hause waren, sah ich sie als Vorbilder", erwiderte Chloe.

Ein weiterer Punkt zum Thema "Layout" ist die visuelle Abgrenzung zwischen Fließtext und Gedanken. Es macht es ungemein angenehm zu lesen, wenn die Gedanken kursiv oder auf eine andere Weise anders geschrieben sind als der Erzähltext.


So, dann wären wir mehr oder weniger am Ende. Vielen Dank, dass du bis hierhin gelesen hast – es war ein langes Kapitel, das weiß ich, aber es ist eben auch wichtig.
Wie immer hoffe ich, dass ich dir mit diesen Punkten helfen konnte und freue mich auf jegliche Rückmeldung.

Liebe Grüße
StephVi

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