[RG] - Groß- / Kleinschreibung 2.0
Die liebe MagicallyShor hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es gewisse Wörter gibt, bei denen viele immer wieder unsicher sind, ob diese nun großgeschrieben werden oder nicht. Daher mache ich ein kleines Spin-off meines ersten Kapitels über Groß- und Kleinschreibung.
Folgende Wörter sorgen immer wieder für Ratlosigkeit betreffend der Schreibweise: andere, beide, einzige, leidtun, recht haben.
Ich werde versuchen, dir hier eine verständliche Erklärung zu liefern.
andere
Im Allgemeinen wird 'andere' klein geschrieben; dies gilt auch bei Substantivierungen.
z. B.
- der, die, das andere
- eine, keine, jeder,alles andere
- der eine, derandere
- und andere, und anderes (Abk. u. a.)
- und andere mehr (Abk. u. a. m.)
- unter anderem (Abk. u. a.)
- zum einen, ... zum anderen
Aber ACHTUNG: alle anderen Wörter, die auf das Wort 'etwas' oder 'nichts' folgen, werden groß geschrieben. Hier darum mein Tipp: Sobald 'etwas' oder 'nichts' vor dem Wort steht -> groß schreiben – egal ob das Folgewort nun 'anderes' ist.
- etwas/nichts Anderes (anderes ginge auch)
- etwas/nichts Grosses
- etwas (sehr)/nichts Kaltes
- etwas (ganz)/nichts Besonderes
- etwas/nichts Leichtes
- etwas/nichts Neues
- etwas/nichts Schönes
- etwas/nichts Cooles
- etc.
beide
Man schreibt 'beide' grundsätzlich klein. Dies gilt auch, wenn 'beide' stellvertretend für ein Substantiv steht.
z. B.: Die beiden wurden am Tatort gesehen.
- dies beides, dieses beides
- beides, alles beider, alle beide
- einer von euch beiden
- für euch beide
- wir beide (seltener: wir beiden)
- ihr beiden (auch: ihr beide)
- sie beide (als Anrede: „Sie beide, treten Sie bitte vor.")
- uns, euch, ihnen beiden
- uns, euch, sie beide
Im Zuge der Orthografiereform wurde die Schreibung beide Mal (bisher: beidemal) neu eingeführt, z. B.: Sie sind beidemal zu spät gekommen.
Weiterhin Gültigkeit behält die Schreibweise beide Male.
einzige
Bei diesem Wort kommt es darauf an, in welchem Satzgefüge du es benutzen willst. Wenn 'einzige' als alleinstehendes Wort gebraucht wird, wird es groß geschrieben. Bezieht es sich aber auf ein Objekt aus dem vorhergehenden Satz, dann wird es klein geschrieben.
Ich denke, hier lässt es sich am besten mit Beispielsätzen erklären:
- Der Einzige, der mir da noch helfen kann, ist Markus.
- Wir haben fünf Uhren. Die einzige (Uhr), die funktioniert, hängt über dem Küchentisch.
leidtun
Ich zitiere hier einfach mal Wiktionary: Bei dem Ausdruck „es tut mir leid" beziehungsweise dem Infinitiv 'leidtun' handelt es sich um eine Herleitung von dem Adjektiv 'leid', nicht von einer verblassten Form des Substantivs 'Leid', wie fälschlicherweise in §34(3) des amtlichen Regelwerks zur Rechtschreibung behauptet wird.
Folgend also die nicht mehr gültigen Schreibweisen:
- leid tun
- falsche Schreibweise, die aber weiterhin vor allem in nicht professionell editierten Texten häufig vorkommt: Leid tun (selber schuldig ^-^)
Richtig wäre:
- Es tut mir leid.
- Du Ärmster tust mir so leid. / Weißt du, dass du mir leidtust?
- Das wird dir noch leidtun!
- Das braucht dir doch nicht leidzutun!
- Das arme Tier hat mir ja so leidgetan.
recht haben
Wer 'recht haben' klein schreibt, hat recht. Zwar ist seit der Rechtschreibreform auch die Großschreibung 'Recht haben' erlaubt – zwischen 1996 und 2006 galt sogar nur diese als richtig –, doch mittlerweile ist auch die Kleinschreibung wieder zugelassen, welche der Duden auch vorschlägt.
Die Wendung 'recht haben' ist sprachlich nicht leicht zu bestimmen. Einerseits wird haben häufiger mit Substantiven verbunden: Angst haben; Spaß haben; Zeit haben. Dies spräche dafür, dass wir es auch hier mit dem Substantiv Recht zu tun haben. Gestützt wird diese Ansicht dadurch, dass es ganz ähnliche Wendungen gibt, bei denen wir es explizit mit dem Substantiv Recht zu tun haben: 'Dazu hast du kein Recht!' Insbesondere im juristischen Zusammenhang ist das großgeschriebene Substantiv Recht mit einer Reihe von Wendungen verbunden: Recht finden, Recht sprechen; sein Recht suchen und bekommen; das Recht anwenden, vertreten, verletzen, beugen.
Für die Kleinschreibung spricht hingegen, dass sich 'recht haben' mit näher bestimmenden Adverbien wie 'sehr; ganz; vollkommen' erweitern lässt, was bei zum Beispiel 'Spaß haben' nicht geht: 'Da hast du ganz recht' oder 'Er hat sehr recht' – aber: 'Er hat viel (nicht: sehr) Spaß'. Auch die Möglichkeit der Satzstellung 'Wie recht du doch hast!' weist auf ein Adjektiv hin, denn 'Wie Spaß du doch hast!' wäre zweifellos ungrammatisch.
Nochmals zusammengefasst heißt das, dass du sowohl
- „Ha! Ich hatte doch recht!"
als auch
- „Ha! Ich hatte doch Recht!"
schreiben kannst. Wichtig ist einfach, dass du dich in einem Text auf eine Schreibweise beschränkst und es nicht jedes dritte Mal wieder anders schreibst.
ACHTUNG! Es heißt 'im Recht sein'. Hier kannst du das Wort nicht klein schreiben, denn es fungiert hier in diesem 'Satz' definitiv als Substantiv, was du mit dem Auseinandernehmen des Wortes 'im' überprüfen kannst. 'Hans-Peter ist in dem (im) Recht.'
Ich hoffe wirklich, dass dir das hilft. Dieses Thema war für mich nicht ganz so einfach zu erklären wie andere, da ich dabei selber sehr viel nach Gefühl gehe und meist richtig liege.
Lg
StephVi
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