[RG] - Apostroph
Ein Übel, das wir möglicherweise aus dem Englischen übernommen haben, ist das Verlangen zu viele Apostrophen zu setzen. In der englischen Sprache ist deren Verwendung eine ganz andere als bei uns. Wir müssen daher aufpassen, diese nicht wortwörtlich zu übernehmen. Das machen wir ja auch bei anderen Wörtern nicht – oder sollten wir zumindest nicht ;P
Um es in wenigen Worten auf den Punkt zu bringen: Nur in ein paar wenigen Fällen ist der Apostroph wirklich gerechtfertigt und um es gerade mal vorauszuschicken: Den Plural markiert er keinesfalls!
Fangen wir aber erst beim Positiven an: Wann ist es vollkommen legitim, einen Apostroph zu setzen?
- Bei Genitivkonstruktionen (zeigen Eigentum und Besitz an) mit Namen, die auf einen s-Laut enden. Dazu gehören nicht nur s, ss und ß, sondern auch tz, z, und x. -> Max' Schokoladeneis, Moritz' Bratwurst, Andreas' Bier (männlich), etc.
- Bei Verkürzungen des Pronomens 'es' (sollten nur in der gesprochenen Sprache und bei Gedanken gebraucht werden) -> „Na, wie geht's?" und „Gib's doch zu!"
- Bei Verkürzungen unbestimmter Artikel wie 'ein' und 'eine' -> „So 'ne Schweinerei!" und „Gib mir noch 'n Einhorn!"
Bei letzterem Beispiel ist die korrekte Verwendung des Falles jedoch sehr wichtig, denn da sehe ich auch sehr viele Fehler. „So 'nen Schweinerei!" wäre falsch, denn 'nen ist die Verkürzung von 'einen' und ich hoffe, du stimmst mir zu, wenn ich sage, dass „So einen Schweinerei!" nicht richtig ist.
Ich liste hier gerne die Verkürzungen mit den ausgeschriebenen Wörtern auf:
- 'n = ein -> „Gib mir noch 'n Einhorn" (sächlich – das Einhorn)
- 'ne = eine -> „Was ist denn das für 'ne Frage?" (weiblich – die Frage)
- 'nen = einen -> „Hattest du 'nen Drink zu viel?" (männlich – der Drink)
Wichtig bei diesen Verkürzungen ist, dass sie – wie die Verkürzungen des Pronomens 'es' – nur in Dialogen oder in den Gedanken einer Person gebraucht werden können. Denn hierbei handelt es sich um die gesprochene Sprache/Umgangssprache. Und dass diese eine andere ist, als die literarische (geschriebene) Sprache, das habe ich bereits oft genug erklärt, denke ich.
Wenn wir uns dem Genitiv bei Namen zuwenden, stellt sich die Frage: „In welcher Sprache bewegen wir uns?" Ist es eine komplett deutsche Phrase oder gehört sie doch ins Englische? Zum Beispiel der Name einer Bar: Ist es „Harry's Bar" (englisch ausgesprochen: Härry) oder „Harrys Bar" (deutsch ausgesprochen mit a, nicht ä)? Diese Umstände müssen mit einbezogen werden.
Handelt es sich also um eine deutsche Geschichte mit deutschen Namen, dann wird kein Apostroph geschrieben. Anders ist es bei englischen Namen und Geschichten – dort wird ein Apostroph verwendet.
Also:
- Anjas Fahrrad
- Goehtes Werke
- Angela Merkels Hausmops
ABER
- Harry's neuer Wagen
- Samantha's rote Wangen (wenn Samäntha mit 'ä', statt Samantha mit 'a' ausgesprochen wird)
Was gar nicht geht, ist der Missbrauch des Apostrophs, um die Pluralform eines Substantivs zu kennzeichnen:
- FALSCH: viele Handy's -> RICHTIG: viele Handys
- FALSCH: meine Auto's -> RICHTIG: meine Autos
- FALSCH: die CD's -> RICHTIG: die CDs
Verkürzt man einen bestimmten Artikel und fügt ihn mit einer davorstehenden Präposition zusammen, steht übrigens ebenfalls kein Apostroph (nicht zu verwechseln mit der Verkürzung des Pronomens 'es'):
- „Gehst du mit ins (in das) Kino?"
- „Trau dich und geh aufs (auf das) Ganze!"
ABER (Pronomen auf 'es')
- „Ich hab's (habe es) gehört. Wie geht's (geht es) Jennifer nach dem Autounfall?"
- „Ich kann's (kann es) nicht. Ich habe Stunden geübt, aber ich kann es einfach nicht!"
Wenn du also diese kleinen Regeln rund um den Apostroph – auch Auslassungszeichen, Hochkomma oder Oberstrich genannt – beherzigst und der Faustregel „Lieber einen Apostroph weniger als einer zu viel" folgst, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen! Zumindest in diesem Thema nicht ;)
Sollte etwas unklar sein, so darfst du wie immer gerne fragen oder sonst deine Gedanken in den Kommentaren mitteilen.
Lg
StephVi
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