01

Die Brücke die ein anderes Universum mit dem Unseren verknüpft...

„Das Tor."

Und die Residenz der Monster...

„Der Dungeon."

•••
28.06.2005
Südkorea, Ulsan
12 Jahre vor dem Doppeldungeon.

'Richtig guter Kaffee'

„Viel Glück bei der heutigen Jagt."
Lächelnd gab der blaugekleidete Mann den Kaffee aus.
Auf seinem Cap war das Logo, welches auch den viel zu kleinen Wagen -mit dem sehr direkten Slogan- schmückte und ihn als einen Mitarbeiter kennzeichnete.

„Danke."
Freundlich nickte Suji ihm zu, während sie den heißen Pappbecher entgegen nahm.
Ein kurzes Zucken der Bernsteinfarbenen Augen hinter den Mitarbeiter, ließ sie einen Blick auf die Uhr erhaschen.

7:30 Uhr.

Die Jagt würde um 8:00 Uhr beginnen.

Leicht fröstelnd zog sich die Zwanzigjährige mit der freien Hand ihren Schal etwas enger um den Hals und wagte es einen Schluck von dem heißen Getränk zu nehmen.

Sowohl der Heiler, als auch der zweite Tank der Party waren noch nicht anwesend.
Insgeheim hoffte Suji, dass beide nicht allzu lange auf sich warten ließen, sodass die Jagt etwas früher beginnen könnte.

»Hoffentlich ist es im Dungeon wärmer als hier draußen, ... «
Die Sonne hinter den großen Kränen, ließ diese rot aussehen und jegliche Details der Oberfläche verlieren.
Im Schatten gelegene Metallstäbe ragten wie Schilf aus einem hohen Betonklotz heraus und verschmolzen aufgrund der Belichtung mit den Gebäuden des Hintergrundes.
Der Boden war matschig und von breiten Reifenspuren durchzogen.
»...mitten auf einer Baustelle.«

Ungeniert präsentierte sie den Umstehenden ihre Zähne, als sie gähnte.
Wieso genau musste die heutige Jagt so früh beginnen?

Müde blickte Suji sich nach einer Beschäftigung um, doch bis auf unfertige Hauswände und das blau leuchtende Tor, welches wie rotierender Rauch wirkte, war nichts interessantes in Sicht.
Seufzend schlürfte sie ihren Kaffee weiter.
Wann kamen denn endlich die anderen?

Es war nicht so, dass sie selbst ein sehr pünktlicher Mensch war. Nein, das war sie gewiss nicht.
Normalerweise war sie es, die beinahe zu spät kam und sich die genervten Blicke der anderen Partymitglieder einfing.
Doch nicht heute. Heute war sie pünktlich und konnte gewissermaßen sogar nachvollziehen, warum die anderen immer so genervt schauten.

„Alle Mann! Hier spielt die Musik!"

Mit einem gezielten Wurf beförderte Suji den leeren Pappbecher in einen nahestehenden Mülleimer und wandte sich daraufhin dem Hunter zu, der die heutige Jagt leiten würde.

Er hatte glänzend gegelt, rote Haare und trug eine türkiese Rüstung, die in einer Art ledernem Rock endete.
Er hatte ein gewissen Charisma, das die Blicke anderer sofort auf sich zog.

Es schien so, als würde er die Anwesenden zählen als sein Blick durch die Reihen wanderte.
„Okay, wenn niemand fehlt, dann kann die Jagt ja beginnen! Lasst uns den Dungeon betreten!"

Das leuchtende Blau des Tores schlug leichte Wellen als die ersten Personen hindurch gingen.

»Ein D-Rang Dungeon. Das wird schon.«
Ein Schmunzeln legte sich auf die Züge der Zwanzigjährigen.
Es war nicht ihre erste Jagt und obwohl sie nicht die stärkste der D Kategorie und auf der Stärkeskala der Party sehr weit unten positioniert war, so würde sie sich nicht gerade als schlechter Tank bezeichnen.

Das kühle Metall ihres Schwertes berührte kurz ihre Kopfhaut, als sie sich in Bewegung setzte.
Sie straffte die Schultern. Die kleine Berührung ihrer Waffe erfüllte sie mit Zuversicht. Sie würde lebend wieder heraus kommen.
Es war nur ein D-Rang Dungeon und sie war ein Hunter.

Das waren ihre letzten Gedanken, als das blaue Licht sie vollständig umgab und sie den Dungeon endgültig betrat.

•••

Die tanzenden Flammen der Magier wurden von den goldenen Säulen reflektiert.
Schwerter blitzten und die Erde zersprang an vereinzelten Stellen. Der Kampf war in vollem Gange.

Mit einem lauten Ausatmen der angehaltenen Luft ließ Suji ihren eigenen Zweihänder ebenfalls auf das Monster vor ihr zu sausen.
Der Klang als das Schwert auf den Schild des echsenähnlichen Wesens traf, hallte in ihren Ohren wieder, als sie mit einem kurzen Kampfschrei vorsprang und ihren Gegner mit einem Seitenhieb in die Luft beförderte.
Tod war er zwar nicht, aber dafür hatte er dieses nervige Schild durch die Aktion verloren, wodurch Suji endlich richtig angreifen konnte.

„Stirb!"
Ihre schwarzen Haare flatterten, als sie vor sprang und ihr gesamten Gewicht auf das Schwert lehnte, welches nun ungebremst von oben auf die am Boden liegende  Echse zuschoss.
Ein Schmatzen und ein gequält quietschender Laut waren das Signal, dass ihr Gegner besiegt war.
Die zuvor noch glänzenden Schuppen wurden matt, erinnerten nun mehr an leblosen Stein und die gelb glühenden Augen verloren ihr leuchten.

Erleichtert ging Suji neben der übergroßen Echse in die Hocke und sammelte den E-Rang Kristall ein, der durch das besiegen des Monsters auf dessen Körper erschienen war.
Zumindest etwas Geld mit dem sie ihre Miete bezahlen könnte.

„Hey! Hier ist eine Tür!"
Ein Jugendlicher, vielleicht nicht älter als sechzehn Jahre, wank dem Rest der Party zu.
Seine Haarspitzen hatte er in einem hellen Blau gefärbt und eine runde Brille mit schmaler Fassung lag auf seiner Nase und wurde durch eine dünne Kette um seinen Nacken herum daran gehindert verloren zu gehen.

Überrascht hob sie den Kopf. Sie hatten gerade erst eine der Hallen gesäubert, das konnte noch unmöglich der Boss-Raum sein.

Mit einer schnellen Handbewegung zog sie ihr Schwert aus der Leiche und schritt gemächlich auf den Heiler der Party zu, welcher die Tür wohl als erster bemerkt hatte.

Überlegend sah der Partyleader nun ebenfalls auf die große Tür.
Sie bestand aus dunklem Holz und stand somit in ziemlichem Kontrast zu den Marmorwänden der Halle. Verzierungen aus Metall waren bewusst so platziert worden, dass man schnell auf die Klinke aufmerksam wurde.

„Wir gehen rein."
Sagte der rothaarige C-Rang Hunter schließlich  nach einiger Zeit des überlegens und ging als Leader auch als erster auf die Tür zu, ehe er die Klinke herab drückte.
„Huh?"

Verwirrte Blicke betrachteten die kleine Plattform die sich hinter der Tür befand.
Lediglich ein schwebender Stein, der von seiner Form her an einen Würfel erinnerte und dessen eine Ecke auf die runde Fläche unter ihm deutete, befand sich auf eben jener.
Drum herum war nichts weiter als ein Abgrund, dessen Boden zu weit entfernt war, als dass man ihn hätte sehen können.

»Ist das alles?«
Überlegend ließ Suji ihren Blick durch die Gegend schweifen.
In der Ferne befanden sich einige schwebende Inseln, doch technisch gesehen war es unmöglich zu ihnen zu gelangen... außer...
Sie blickte genauer hin und begann leicht zu grinsen, als sie bemerkte, dass sie einen ähnlichen Mechanismus bereits woanders gesehen hatte.
»Vielleicht...«

„Oi Suji, warte."

Ohne weiter darüber nach zu denken betrat sie die Plattform und ignorierte dabei ihre verwirrten Mitstreiter.

An dem Stein angekommen drückte sie sich mit ihrem gesamten Gewicht dagegen.
Kleine Runen auf der Oberfläche der Scheibe begannen gelblich zu leuchten, als sie begann den Stein auf der Fläche zu drehen.

Ein lautes rütteln erfüllte die Luft, als eine der schwebenden Inseln sich ebenfalls zu drehen begann.
»Noch ein kleines Stück.«
Gerade als der Stein einrastete, erschien eine Brücke. Sie erinnerte ein wenig an getöntes Glas mit ihrer weißlich-durchsichtigen Erscheinung; aber es war eine Brücke.

„Also? Worauf wartet ihr?"
Triumphierend grinsend drehte sich die Schwarzhaarige zu ihren Partymitgliedern, die noch immer auf der anderen Seite der Tür warteten.

„Das sieht nicht wirklich sicher aus, wir sollten..."

Mit einem vorsichtigen Schritt auf die Brücke, demonstrierte Suji deren Sicherheit und unterbrach somit den Partyleader.
»Nichts anderes, als in einem Spiel.«
„Also?"

Schmunzelnd schüttelte er den Kopf.
„Kommt, gehen wir weiter."

Es war keine große Sache, hatte man einmal das Prinzip der Brücken verstanden.
Zwischendurch musste man zwar noch weitere Rätsel lösen (wie zum Beispiel eine Art Uhrwerk zum Laufen bringen, ehe sich eine Tür zu dem Drehmechanismus öffnete) oder sie mussten einige Monster aus dem Weg räumen, um an den Stein heran zu kommen, doch alles in allem ging es schnell voran.

„Na Rätselkönigin, was müssen wir diesmal machen?", neckte sie der Heiler der Gruppe, sich an ihrer Schulter abstützend, als sie vor einer weiteren Steinwand standen. Sein sonst vielleicht sogar angenehmer Geruch war von einem Hauch des Schweißes überzogen, was die Pose nicht unbedingt angenehm machte, aber was beschwerte sie sich, sie selbst roch nach betreten des Dungeons bestimmt auch nicht besser.
Ranken und Moos ließen einige Linien nur noch erahnen, doch alles in allem wirkte es wie ein Labyrinth. Ein Labyrinth, das kein Ende hatte.

„Die Wände müssen so verschoben werden, dass es einen Anfang und ein Ende gibt.", erklärte Suji ihre Theorie zu dieser Aufgabe.
Irgendwie machte es ihr Spaß nicht durchgehend kämpfen zu müssen, sobald sie einen Dungeon betrat. Diese kleinen Rätsel waren eine nette Abwechslung und erinnerten sie an die Minispiele, die sie des öfteren aus Langeweile auf ihrem Handy spielte.

Kaum hatte sie das gesagt, begannen einige andere Partymitglieder an den verschiedenen Wänden zu schieben und zu rütteln, bis sich eine Tür offenbarte.

Doch kaum wurde diese geöffnet, stockte der Partyleader.
„Und was ist das?"

Überrascht von seinem ernsten Tonfall, schmuggelte Suji sich an einigen Leuten vorbei, um den Raum hinter der Tür zu betreten.

Fackeln an den Wänden brachten etwas Licht ins Dunkel.
Alles in diesem Raum schien aus Stein zu bestehen. Die Wände, der Boden, die Decke... und der Altar in der Mitte.

Vorsichtig bewegte sich Suji auf den Altar zu und betrachtete die Inschrift auf dessen abgeschliffenen Ecken.

»Du scheinst recht Ungeschick im Leben,
Deine Träume der Zukunft ab hier Vergangenheit für immer,
So wird der Weg nur noch schlimmer.

Ihr wollt betreten des Herrschers Haus, nachdem er euch schon kommen sah?
So macht euch nichts draus,
bringt ihm lediglich ein Opfer dar.

Du fragst wie sie alle könn am Leben bleiben?
So seid bloß nicht bescheiden!

Legt es an des Sensenmanns Füße,
Als das das Blut des Opfers fließe.«

Ihr Blick wanderte nach rechts auf die steinerne Statur des Sensenmannes und ihre Augen verengten sich beim Anblick der Ketten, die zu dessen Füßen bereit lagen.

„Und?"
Der Heiler, nervös an seinem Gandalf Replikation eines Hutes herumfummelnd, streckte seinen Kopf herein.

„Es scheint so, als müssten wir ein Opfer darbringen...", murmelte sie, „...um den späteren Weg beschreiten und überleben zu können."

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