»More than words is all I ever needed you to show«
Jim wurde von Albträumen geplagt. Unruhig warf er sich im Schlaf hin und her, trat die Decke von sich und fror, als sie fort war. Als Jim mitten in der Nacht aufwachte - völlig orientierungslos und mit schrecklichen Kopfschmerzen - saß Sebastian neben ihm.
Er hatte das Gesicht in seinen Händen vergraben und erst dachte Jim, er sei so eingeschlafen, doch als er sich ein wenig aufsetzte, blickte Sebastian auf. „Hey", murmelte er und musterte Jim eindringlich.
Jim blinzelte. „Hey", sagte er und seine Stimme war rau, als hätte er seit Tagen nichts getrunken. „Wieso schläfst du nicht?"
„Du redest im Schlaf", antwortete Sebastian und rieb sich über die blutunterlaufenen Augen.
„Das hast du schon einmal gesagt", stellte Jim fest und presste sich die Fäuste gegen die Schläfen, als sein Kopfschmerz sich intensivierte. Er wusste, dass Sebastian es schon einmal gesagt hatte - nur nicht mehr, wann. Alles in seinem Kopf war durcheinander gewirbelt worden. Als hätte ein Tornado in seinen Gedanken gewütet.
„Ja, aber diesmal stimmt es. Du hast allerdings nur ein paar Namen vor dich hingemurmelt. Chester und Carl. Wer sind die Beiden?"
„Jungen, die ich mal kannte." Jim ließ sich wieder in sein Kissen sinken, weil er das Gefühl hatte, seine Muskeln könnten ihn nicht mehr lang aufrechthalten.
„Die du kanntest?", wiederholte Sebastian skeptisch und als Jim seinen Kopf leicht zur Seite drehte, zog er die Augenbrauen hoch - seine ungestellte Frage konnte Jim ihm aus den Augen ablesen.
„Nicht wie du jetzt denkst", stöhnte er und versuchte die Augen zu verdrehen, aber er war so erschöpft, dass er es nur zur Hälfte schaffte, ehe seine Lider sich wieder schlossen. „Der eine war ein Freund. Der andere nicht."
„Was ist mit ihnen passiert?" Jim schaffte es nicht, die Augen wieder zu öffnen und er bemerkte, wie der Schlaf an den Rändern seines Bewusstseins wartete und langsam begann, die tanzenden Flecken vor seinen geschlossenen Lidern zu zerfressen und nur noch seine Schwärze zurückzulassen.
Jim erinnerte sich an das Gesicht eines Jungen, gegen die Scheibe eines Taxis gepresst. An den Cowboy-Hut, den er hielt und mit dem er dem Wagen hinterher gewunken hatte. Dann hatte er sich abgewandt. Er erinnerte sich an Wasserplatschen und unterdrückte Schreie und an geweitete Augen, die dem Schrecken des Todes entgegen blickten - etwas, das er nie wirklich gesehen hatte, aber seine Vorstellung dieses Momentes hatte sich tief in seine Erinnerung gebrannt. Er erinnerte sich an die Langeweile und an den Zorn.
„Jim, bist du noch wach?", flüsterte Sebastian. Er antwortete nicht, spürte noch, wie Sebastian vorsichtig über seinen Arm strich und dann die Decke wieder über ihn legte. Dann versank er wieder in der Dunkelheit.
Er schlief nicht. Es waren seine Gedanken, die ihn in einen Abgrund zogen. Und Jim war sich nicht sicher, ob er das heil überstehen würde.
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Als er seine Augen das nächste Mal öffnete, schlief Sebastian in dem Bett gegenüber und kühles Licht fiel in das Zimmer. Es müsste bereits Nachmittag sein und Jim ärgerte sich darüber, dass er den ganzen Sonntag verpasst hatte.
Dann fiel ihm wieder ein, woran das lag. Er knurrte genervt und verfluchte sich gleichzeitig für seine Dummheit, den Drink von Cathal entgegen genommen zu haben. Was hatte er denn erwartet? Dass er ihm eine prickelnde Brause anbot, die dafür sorgte, dass er 130 Jahre lebte?
Jim stemmte sich von seiner Matratze hoch, schauderte als seine Decke von seinen Schultern rutschte und er der Kälte ausgesetzt war, die in ihr Zimmer sickerte. Ein kurzer Blick zur Heizung zeigte, dass sie zwar angeschaltet, offensichtlich jedoch ausgefallen war. Großartig.
Langsam verließ Jim sein Bett und schlich dann zum Badezimmer, ignorierte die Kälte.
„Wo gehst du hin?", murmelte Sebastian dumpf und als Jim zu ihm herüber sah, hatte er sein Gesicht in seinem Kissen vergraben.
„Ich gehe ins Badezimmer, Sebastian", antwortete er gereizt.
„Und kommst du wieder?", fragte Sebastian und da ging Jim auf, dass sein Zimmergenosse scheinbar noch nicht richtig wach war.
„Nein, ich krieche durch die Abwasserrohre nach draußen. Mal schauen, wohin mich die Kanalisation führt", erwiderte Jim zynisch und dann war Sebastian eine Weile still.
„Sagst du mir, wo du rauskommst? Das würde mich echt interessieren", nuschelte Sebastian. Jim verdrehte die Augen, trat ins Bad und schloss die Tür hinter sich.
Er vermied es, in den Spiegel zu sehen. Stattdessen wusch er sich das Gesicht mit kaltem Wasser und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Noch immer hallte der Schmerz dumpf in seinem Kopf wider.
Hoffentlich ist nichts nachhaltig geschädigt, dachte Jim und kniff die Augen zusammen. Sonst muss ich Cathal nachhaltig schädigen.
Das sollte er sowieso tun. Der Junge zerriss seine Nerven, als wären sie aus Papier. Und er hatte ihn unter Drogen gesetzt und mehrmals beleidigt und wenn das nicht ausreichte, dann müsste Jim noch einmal überdenken, was den Anderen, die mitunter weitaus weniger Schlimmes getan hatten, widerfahren war.
Jim rieb sich noch einmal über die Augen, drehte sich dann um und riss die Tür auf. Und dann beschloss er, dass er schnell wieder in sein Bett steigen und erst am nächsten Tag wieder herauskommen würde - immerhin lohnte es sich sowieso nicht mehr, irgendetwas zu tun.
Als Jim wieder in die Mitte des Zimmers schritt, war Sebastian gerade dabei, sich einen Pullover überzuwerfen. „Ich weiß, du hättest es lieber, wenn meine Kleidung weniger werden würde", sprach er, als er Jims Blick auffing, „aber es ist verdammt kalt und die Heizung funktioniert seit dem Anfang der Weltgeschichte nicht mehr."
Jim verdrehte nur die Augen und war sogar zu erschöpft, um auf Sebastians stichelnden Kommentar zu reagieren.
Er durchquerte den Raum, ließ sich in sein Bett fallen und wickelte sich innerhalb weniger Sekunden wieder in seine Decke. Sebastian schien das als Hinweis darauf zu deuten, dass Jim nicht fliehen würde, stieg aus seinem Bett und stellte sich dann unschlüssig vor Jims.
„Wir müssen reden, Jim", sagte er und vergrub die Hände in den Taschen des schwarzen Kapuzenpullis.
Jim seufzte und zog die Decke ein wenig höher, sodass sie bis an sein Kinn reichte. „Müssen wir das?"
„Weißt du noch, was passiert ist?", fragte Sebastian vorsichtig und hockte sich vor Jims Bett, sodass sie beinahe auf Augenhöhe waren.
Einen Moment schwieg Jim, dann nickte er langsam. Ja, natürlich erinnerte er sich, sehr deutlich sogar - und es war ziemlich peinlich.
„Du hast mich geküsst", stellte Sebastian überflüssigerweise fest. Jim schloss für einen Moment genervt die Augen.
„Ich war auf Drogen", verteidigte Jim sich. Musste Sebastian das ausgerechnet jetzt ansprechen? Er konnte immerhin auch nichts dafür - das war alles nur Cats Schuld.
„Würdest du mich auch küssen, wenn du nicht high wärst?" Offenbar wollte Sebastian nicht locker lassen, aber die Ernsthaftigkeit, mit der er diese Frage stellte, verwirrte Jim ein wenig.
„Falls du es vergessen hast, habe ich das schon einmal getan." Und danach war da dieser riesige Streit und Jims Wut gewesen und dann hatten sie sich irgendwie wieder vertragen und Jim hatte darauf bestanden, dass so etwas nicht noch einmal zwischen ihnen geschah. Weil er nicht der Typ für so etwas war. Gott, wie inkonsequent war er eigentlich? Selbst, wenn er auf Drogen gewesen war, hätte er es besser wissen müssen. Jetzt nahm Sebastian ihn sicher nicht mehr ernst.
„Nun, eigentlich habe ich dich geküsst", riss Sebastian ihn aus seinen Überlegungen. „Und vielleicht sollte ich die Frage anders formulieren: Würdest du mich noch einmal küssen?"
Darauf wusste Jim keine Antwort.
Denn das war ja das Komplizierte an der Sache. Es gefiel ihm. Sebastian war der Zunder, der das Feuer in ihm brennen ließ - ein Antrieb, den Jim unerwartet gefunden hatte und jetzt nicht mehr aufgeben wollte. Nur eigentlich sollte er ihn aufgeben. Für den Moment wirkte es vielleicht, als bräuchte er Sebastian. Aber früher oder später würde er ihm zur Last fallen und Jim war sich nicht mehr sicher, ob er es übers Herz bringen würde, ihn wieder loszuwerden.
Und wenn das nun bedeutete, dass er ihn zurückweisen musste, dann würde er das eben tun. Immer und immer wieder. Jedenfalls war das die richtige Entscheidung. Obwohl er feststellte, dass der Teil seines Gehirns, der immer mehr wollte - das schwarze Loch seiner Gedanken - diese Entscheidung nicht begrüßte. Er spürte erneut dieses Ziehen im Magen, welches so heftig war, dass ihm übel wurde und gleichzeitig fühlte es sich irgendwie gut an. Weil er es fühlte. Es war schwer zu beschreiben. Aber der Schmerz tat ihm gut. Weil es eine andere Art von Schmerz war.
„Jim?", fragte Sebastian vorsichtig nach. Jim blinzelte langsam und blickte dann wieder in Sebastians blaue Augen. „Komm schon. Das ist eine einfache Frage. Du musst nur ja oder nein sagen."
Jim knirschte mit den Zähnen. „Das ist überhaupt keine einfache Frage. Und du verstehst, glaube ich, den Ausmaß meiner Antwort nicht."
Sebastian legte den Kopf leicht schief. Das tat er in letzter Zeit häufiger, wie Jim auffiel. Die Strähnen seiner halblangen Haare fielen dabei in seine Augen. „Das verstehe ich wirklich nicht. Welche Antwort nimmst du denn?"
Jim zog sich die Decke über den Kopf und hoffte, dass das eine ausreichende Antwort war. Um sicher zu gehen, sagte er noch: „Lass mich in Ruhe. Ich will meine Gedanken nicht an solche Dinge verschwenden."
„Das ist doch keine Verschwendung!", protestierte Sebastian und riss ihm tatsächlich die Decke vom Kopf. „Komm schon, Jim. Du kannst das nicht immer machen. Erst küsst du mich und dann stößt du mich wieder von dir. Das will ich nicht mitmachen."
Jim stöhnte genervt. „Ich war auf Drogen", betonte er nachdrücklich.
Sebastian schlug mit der flachen Hand auf die Bettdecke und Jim zuckte leicht zusammen. „Ich weiß! Aber beim ersten Mal warst du nicht auf Drogen. Und du kannst mir sagen, was du willst - aber dass du mich nur wegen der Drogen geküsst hast, kann auch nicht ganz stimmen."
„Tut es aber", beharrte Jim. Ich habe dich nur geküsst, weil ich wissen wollte, ob deine Lippen nach Blaubeeren schmecken. Und das tun sie und jetzt weiß ich es und muss es nicht noch einmal ausprobieren.
Seine Gedanken waren noch immer ein wenig wirr - es würde wohl noch eine ganze Weile dauern, bis er sich von dem unfreiwilligen Drogenkonsum erholt hatte. Ganz toll.
Sebastian legte die Arme auf seine Knie und schaukelte leicht vor und zurück, als wäre er traumatisiert. „Das ist nicht fair, Jim. Du sagtest, du hättest das Gefühl gehabt, ich würde dich ausnutzen. Aber jetzt tust du das auch. Du ignorierst, was ich dir gesagt habe, was ich dir gestanden habe und nutzt es nur, wenn es dir gerade passt. Und ich will nicht, dass du das tust."
Jim setzte sich ruckartig auf, woraufhin Sebastian sich ebenfalls aus seiner Hocke erhob. „Was willst du denn von mir, Sebastian?!", fuhr er den Blonden an, der nicht einmal mit der Wimper zuckte. „Soll ich dir etwa ein... ein Liebesgeständnis ablegen?! Dir schwören, dass wir auf ewig verbunden sind oder so einen Schwachsinn?! So ist das eben nicht und du wirst so etwas auch niemals hören! Nicht von mir. Was erwartest du, dass ich tue? Sag es mir, Sebastian, weil ich nämlich keine Lust mehr habe, mit dir darüber zu diskutieren!"
Jim atmete schwer ein und aus. Sebastian sah stumm und ohne eine Regung auf ihn hinunter. „Es ist eine einfache Frage", sprach er schließlich langsam, tonlos. „Und es gibt genau zwei Antworten - ja oder nein."
Jim fuhr sich gestresst durch die Haare. „Verdammt, Sebastian, du bist so-" Jim suchte nach dem richtigen Wort: anstrengend, nervtötend, kompliziert, verwirrend.
Sebastian blickte ihn wartend an, schien bereit zu sein, sich von Jim beleidigen zu lassen, wenn er dafür eine Antwort bekam. Und Jim wollte ihm eine Antwort geben. Wollte ihm sagen, dass er aufgeben sollte, dass Jim nicht dazu gemacht war, dass er das nicht wollte.
Aber dieser eine Teil seines Gehirns wehrte sich. Er wollte mehr. Erinnerte sich an Tobys Vorhersage, dass es irgendwann nicht mehr ausreichte, wenn man jemanden nur beobachtete.
Das Ziehen in Jims Magen verstärkte sich - es fühlte sich an, als würde jemand an seinem Nabel ziehen und dabei ebenso an seinen Organen und es machte Jim wahnsinnig, weil er wusste, dass die Kraft, die an ihm zog, aus Sebastians Richtung kam.
Er schüttelte kurz den Kopf, wie um sich selbst von Dummheiten abzuhalten.
Aber da war er schon aufgesprungen, zog Sebastian unsanft zu sich hinunter und legte seine Lippen einmal mehr auf seine. Diesmal drückte sein Freund ihn nicht weg, sondern legte die Arme um ihn. Der Heizungsaufall war egal, weil Jim unglaublich heiß wurde. Gerade, als Sebastian beginnen wollte, den Kuss zu erwidern, löste Jim sich schon wieder ruckartig von ihm.
Als er einen Schritt zurücktrat, fielen Sebastians Arme nutzlos an seine Seiten hinab, dafür zupfte ein zufriedenes Lächeln an seinen Mundwinkeln. Irgendwie konnte Jim diesen Anblick nicht ertragen und wandte sich ab.
„Das sollte wohl als Antwort genügen", sagte er und seine Stimme klang hohl. Das Ziehen in seinem Magen hatte aufgehört. Es war beinahe wie eine Sucht. Jim hatte vor nicht allzu langer Zeit Drogen zu sich genommen, aber er spürte keine Nachwirkungen (außer seine Kopfschmerzen und seiner offensichtlichen Intelligenzverminderung). Doch bei Sebastian war es, als litt er unter Entzugserscheinungen. Und es machte ihn wütend, auf Sebastian, aber vor allem auf sich selbst, dass er so empfand.
Vielleicht sollte er lieber sich selbst als Sebastian Ansprachen halten. Denn offenbar hatte er nicht recht verstanden, dass er nicht der Mensch für so etwas war.
„Also eine solche Antwort wird für mich wohl niemals genügen - sie könnte ruhig ausführlicher sein - aber ich verstehe, was du mir sagen willst", sprach Sebastian ein wenig verspätet.
Jim verdrehte die Augen. Sebastian war wirklich ein Dummkopf. Ein anstrengender, nervtötender, komplizierter und verwirrender Dummkopf.
Was hatte er sich nur dabei gedacht, gerade ihn auszuwählen?
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Huuuuiiii! Fluffy fluff.
Meine Intelligenz ist auch vermindert xD
Das liegt an den Ferien.
Eine Woche rum und was habe ich so gemacht? Richtig! Gar nichts. Dabei muss ich eigentlich noch so einiges für die Schule machen... Naja, nächste Woche habe ich auch noch Zeit.
Und immerhin sind jetzt Feiertage und da gehen die Erwachsenen ja auch nicht arbeiten und... Ja, ich suche nach Ausreden.
Ich hoffe, euch nerven Jims Stimmungsschwankungen nicht zu sehr. Ehrlich, er ist schlimmer als eine Schwangere... Vielleicht ist er ja auch schwanger xD
Aber keine Angst, ich würde mich lieber selbst töten als so eine FanFiction zu schreiben. Also, wo plötzlich irgendwer schwanger wird, dem das biologisch nicht möglich ist. Obwohl es lustig wäre. Naja, für mich. Nicht für Seb.
Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema... Ich habe vergessen, was ich schreiben wollte.
Egal.
Ich hoffe, wie immer, dass euch mein Geschreibsel gefallen hat und wünsche euch schöne Feiertage.
Eure
TatzeTintenklecks.
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