44. Ein Cottage und ein Plan
Hermine und Severus hatten beide auf dem Sofa im Wohnzimmer geschlafen, um auf Levana aufzupassen. Als sie am nächsten Morgen erwachten, machte sich das in ihren Muskeln bemerkbar. Hermine schmerzte der Nacken und Severus Wirbelsäule knackte, als er sich streckte. Die kleine Eule war putzmunter und schien sich bereits gut erholt zu haben, was beide für ihre schmerzenden Glieder entschädigte. Auch wenn die Eule Black gehörte und er ihn nicht leiden konnte, war es für Severus selbstverständlich gewesen für sie zu sorgen. Er hoffte fast, dass Black ihm nun künftig wohlwollender gegenüberstehen würde, wenn er erfuhr, dass sie sie gerettet hatten. Wobei er sie so oder so niemals sich selbst überlassen hätte. Eileen war bereits in der Küche und briet Eier und Speck zum Frühstück, zudem roch Severus den frisch aufgebrühten Kaffee. Sein noch leicht verschlafener Geist lechzte nach Koffein. "Gott, die Couch war wirklich unbequem", meckerte Severus und Hermine gähnte.
"Ich hab gefühlt kaum geschlafen", murmelte sie.
Dann klopfte es an der Haustür und beide sahen sich fragend an.
"Ich geh schon", rief Severus in die Küche und schlurfte zur Tür, während Hermine das Schälchen mit Wasser nahm und es in die Küche trug, um es nachzufüllen.
"Lily, was machst du so früh hier?", hörte sie Severus aus dem Flur.
"Ich wollte mal nach dem Patienten sehen und euch mitteilen, dass mit Vernon alles geklärt ist und Petunia und er heiraten werden", hörte sie Lily berichten und während dieses Berichts erschienen beide in der Küchentür. "Guten Morgen", schob sie an alle gerichtet nach.
"Guten Morgen, Lily. Das ist ja eine wunderbare Nachricht, deine Schwester muss überglücklich sein", sagte Eileen.
"Freut mich, dass es sich klären ließ", ergänzte Hermine, "Hätte nicht gedacht, dass er sich so schnell beruhigen lässt."
"Scheinbar liegt ihm doch mehr an ihr, als ich zuerst dachte", meinte sie schulterzuckend.
"Möchtest du mit uns frühstücken?", lud Eileen die Rothaarige ein und sie nahm dankend an.
Beim Frühstück erzählte sie ihnen die ganze Geschichte und Eileen klärte sie über den Gesundheitszustand der Eule auf. Am Ende wurde beschlossen, dass Lily sie noch heute zu Sirius bringen würde, zusammen mit einigen Heilsalben und Wechselverbänden. Als sie mit der Eule auf dem Arm wieder verschwunden war, machten Hermine und Severus sich einen entspannten Tag. Sie lagen auf einer Decke im Garten, genossen die Sonnenstrahlen und lasen sich gegenseitig aus einem Gedichtband von Edgar Allan Poe vor oder dösten nur glückselig in der warmen Sonne vor sich hin. Der wenige Schlaf vom Vorabend steckte ihnen noch in den Knochen.
Am Abend berichtete Eileen, dass auch das letzte Gegengift nun so gut wie fertig sei und teilte auch ihr Vorgehen mit beiden. Sie versprach zudem auch, dass sie am nächsten Tag alle zusammen daran weiterarbeiten könnten. Es wäre immerhin wichtig, dass Severus wusste, wie es hergestellt würde, um in siebzehn Jahren Mister Weasley zu retten. Außerdem hatte auch Hermine große Lust einmal mit einer ausgebildeten Tränkemeisterin zusammenzuarbeiten und zu experimentieren.
Bevor sie aber am nächsten Tag damit begannen, erreichte Hermine ein Brief von Harry, der ihr berichtete, dass Lily bei ihnen gewesen war und ihnen alles erzählt hatte. Außerdem berichtete er von den letzten Tagen bei den Potters und dass Sirius und James sich inzwischen - auch aufgrund dessen, was sie für Sirius' Eule getan hatten, - etwas beruhigt hätten. Hermine nahm das mit Freude zur Kenntnis und schrieb Harry einen Brief zurück und übermittelte ihre Grüße an James und Sirius. Zu gerne würde sie ihm bereits jetzt mitteilen, dass ihre Mission sehr gut lief, aber es wäre zu gefährlich. Nicht auszumalen, wenn Sirius oder James den Brief in die Finger bekämen. Also begnügte sie sich damit, es ihm erst in Hogwarts erzählen zu können, wenn sie allein wären.
Der Tag im Labor verging danach schneller als gedacht und leider hatten sie bezüglich der Kombination der Gegengifte keine großen Fortschritte gemacht, was ihre Euphorie wieder etwas dämpfte, aber es war noch nicht aller Tage Abend. Noch hatten sie Zeit eine Lösung zu finden. Die leichteste wäre gewesen, die Tränke so zu belassen und nacheinander zu verabreichen, aber es war wie mit Medikamenten, sie wechselwirkten miteinander und hätten Lady Wellington, eine kleine schwarz weiße Maus, fast umgebracht. Dies war also keine zufriedenstellende Lösung, sie müssten zusammengefasst und abgewandelt werden und alle Wechselwirkungen verhindert.
Natürlich war Hermine bewusst gewesen, dass dies keine leichte Aufgabe werden würde, aber dass selbst Eileen Snape, eine der besten Tränkemeisterinnen dieser Zeit, solche Schwierigkeiten damit hatte, das hatte sie nicht erwartet. Nachdem alle Gegenmittel entwickelt waren, hatte sie gehofft, dass die Kombination ihre kleinste Sorge wäre, aber da hatte sie falsch gedacht.
Als sie schließlich Abends an Severus gekuschelt im Bett lag und er beruhigend über ihren Rücken strich, konnte sie deswegen nicht schlafen. Hatte sie sich vielleicht doch zu früh Hoffnungen gemacht?
"Kannst du auch nicht schlafen?", fragte Severus in die Stille hinein.
"Nein, ich denke die ganze Zeit an den Trank deiner Mutter", sagte sie.
Severus lachte leise.
"Da sind wir schon zu zweit", sagte er, "Mich lässt es auch nicht los."
Das war für Hermine keine Überraschung, sie wusste wie sehr ihr Freund sich in ein ungelöstes Problem verbeißen konnte. So richtete sie sich etwas auf, ebenso wie er. Auf der Seite und einander zugewandt lagen sie nun im Bett und diskutierten über ihre Gedanken bezüglich des Gegengiftes und was man versuchen könnte und verwarfen viele Ideen nach einiger Zeit wieder. Stundenlang fachsimpelten sie, bis Hermine schließlich doch vor Erschöpfung einschlief.
Als Severus am nächsten Morgen nicht neben ihr im Bett lag, wunderte sie sich. Er musste doch ebenso müde gewesen sein wie sie. Sie blickte zum Nachttisch auf die Uhr und fand daneben eine heiße Tasse Kaffee vor. Sie setzte sich auf und nahm einen großen Schluck davon und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie fand es schade, dass er nicht mehr neben ihr lag. Sie wollte diese knapp bemessene Zeit, die ihnen jetzt noch blieb, nutzen. Wären sie erst wieder in Hogwarts, wäre es nicht mehr möglich neben ihm einzuschlafen oder aufzuwachen. Und wenn alles doch schief lief, würde sie diese Chance niemals wieder haben. Aber sie wollte eigentlich nicht daran denken, sie wollte weiter optimistisch sein. Sie lenkte sich damit ab, sich zu fragen, wie es Harry wohl ging.
Sie fragte sich, wie es für ihn sein würde, wenn sie gingen. Sie hatte immerhin die Möglichkeit Severus wiederzusehen, aber er würde sich für immer von seinen Eltern und Sirius verabschieden müssen. Auch wenn er immer beteuerte, dass jeder Tag in dieser Zeit ein Geschenk war, es musste schwer für ihn sein. Vermutlich schob er seine Gefühle diesbezüglich, ebenso wie sie auch, weit von sich. Vermutlich fokussierte er sich nur auf das Gute, was ihre Abreise mit sich brachte, nämlich dass sie ihre Freunde retten würden und dass er endlich Ron und Ginny wieder in die Arme schließen könnte. Darauf, dass Teddy seine Eltern zurück bekam und George seinen Bruder. Aber nicht nur Harry ließ hier Menschen zurück, die er nie wieder sehen würde. Auch sie ließ Eileen und Lily hier, die ihr sehr ans Herz gewachsen waren und die sie sehr vermissen würde. Sie fragte sich, welche ihrer anderen Freunde aus dieser Zeit sie wiedersehen könnte. Alice und Frank würde sie im Sankt Mungos besuchen können, wenn sie sich vielleicht auch nicht mehr an sie erinnerten, aber was war mit Mary und Emma?
Es klopfte an der Tür und Eileen betrat das Zimmer.
"Wo ist Severus?", fragte Hermine sogleich.
"Zum Bäcker gegangen und holt Brötchen", sagte sie, "Er war ganz aufgeregt heute Morgen. Er sagte ihr habt gestern noch lange über das Trankproblem gesprochen und eine deiner Aussagen hätte ihn auf eine Idee gebracht."
"Welche?", fragte sie aufgeregt und Eileen zuckte die Schultern.
"Das will er uns nach dem Frühstück sagen", meinte sie.
"Wenn sie funktioniert, das wäre großartig", sagte Hermine hoffnungsvoll.
"Es wäre die Erfüllung all unserer Hoffnungen", bestätigte Eileen.
*
Am Abend hatte Severus' Idee dazu geführt, dass sie wenigstens zwei der Gegengifte zusammenfassen konnten und neue Hoffnung keimte in Hermine auf. Sie verbat sich aber, sich zu sehr zu freuen, es konnte immer noch etwas schief gehen. Selbst wenn sie es schafften das Gegengift am Ende fertig zu stellen, es gab so viele Faktoren, die sie dennoch scheitern lassen konnten. Die ganze Zeit hatten Harry und sie euphorisch davon gesprochen, wie ausgefeilt ihr Plan war und dass nichts schief gehen könnte, aber das war nicht ganz richtig. Es gab immer Dinge die schief gehen konnten und wenn sie nur eine Minute zu spät, nur eine Sekunde unkonzentriert oder zu unpräzise wären, würden all ihre Bemühungen vergebens sein.
Dieser Tag war der vorletzte gemeinsame Ferientag gewesen und so sehr Severus und Hermine auch an dem letzten Problem weiterarbeiten wollten, versprachen sie sich, den letzten Tag nur zu zweit und außerhalb des Labors zu verbringen. Dafür hatte Severus sich bereits etwas überlegt, schon bevor sie vor sechs Tagen überhaupt in den Hogwarts Express gestiegen waren.
Eine gute Freundin seiner Mutter hatte ein kleines Ferienhaus in den schottischen Highlands, das direkt an einem See lag, einige Kilometer abseits von jeglichen anderen Anwohnern. Sie wären dort ganz allein und ungestört, nur sie beide und die Natur. Als er sie anwies, einige Sachen für die Nacht zu packen, war sie aufgeregt, wohin er sie entführen würde. Aber vor allem hatte sie ein vorfreudiges Kribbeln im Bauch.
Sie verabschiedeten sich von Eileen und Severus nahm ihre Hand, lächelte sie glücklich an.
"Bereit?", fragte er.
"Mit dir? Immer", sagte sie und drückte seine Hand. Dann spürte sie das altbekannte Ziehen im Bauch und als ob sie zusammengequetscht würde. Sie schloss die Augen und als sie sie Sekunden später wieder öffnete, blieb ihr der Atem weg. Es war ein wirklich atemberaubender Anblick, der sich ihr bot.
Vor ihr sah sie die spiegelglatte Oberfläche eines kleinen Sees und hinter ihr erhoben sich die Berge und dichte Tannen, davon eingerahmt ein kleines gemütlich aussehendes Cottage.
"Es ist wunderschön hier", flüsterte sie überwältigt.
Severus trat hinter sie, schlang die Arme um ihre Mitte und legte das Kinn auf ihre Schulter. Sie ließ sich leicht gegen ihn sinken, atmete tief ein und aus, nahm den Geruch der klaren Luft in sich auf, fühlte den leichten Wind in ihrem Haar, seine warme Umarmung und die Liebe in ihrem Herzen.
"Schön, dass es dir gefällt. Für unseren letzten Tag und die Nacht wollte ich etwas ganz Besonderes", raunte er in ihr Ohr, bescherte ihr damit eine Gänsehaut. War ihm eigentlich klar, welche Wirkung er und seine tiefe samtene Stimme auf sie hatten, auf ihren Körper und ganz besonders ihr Herz? Es hüpfte in ihrer Brust und machte ihre Knie weich. Niemals hätte sie sich träumen lassen einmal mit ihm an einem solch wunderbaren Ort zu sein.
"Komm, ich zeige dir alles", sagte er, löste sich von ihr und griff nach ihrer Hand. In der anderen hielt er die kleine Reisetasche mit ihren Sachen.
Das Innere des Cottages war hell und in gedeckten Farben gehalten, vor allem beige und weiß. Wenn man hineintrat stand man sofort im Wohnzimmer, das an die Küche grenzte und als Highlight einen riesigen Kamin hatte, daneben zwei Türen - eine für das Badezimmer, die er nur kurz öffnete und hinter der Zweiten verbarg sich das Schlafzimmer.
Hier wurde der Raum von einem riesigen Doppelbett aus hellem Holz und kunstvollen Schnitzereien am Kopfteil dominiert. Severus stellte die Reisetasche neben der Tür ab und trat langsam zu Hermine, die sich bewundernd umsah.
Er umfasste wieder ihre Taille, drehte sie zu sich, eine Hand ruhte an ihrer Hüfte, die andere legte sich an ihre Wange, er strich mit dem Daumen darüber und näherte sich mit seinem Gesicht ihrem. Was darauf folgte, war ein so unschuldiger und süßer Kuss, voller Liebe und Versprechen, aber dennoch mit der Kraft ihr sämtliche Sinne zu rauben, ebenso wie das Gefühl für Raum und Zeit. Da war nur noch er und das Kribbeln in ihrem Bauch. Langsam löste sie sich von ihm, sah ihn liebevoll an, die Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt, beide Herzen wild schlagend.
Als wäre ein Schalter in ihnen umgelegt worden, drängte sich ein Verlangen in den Vordergrund, das sie nicht im Stande waren zu ignorieren und ließ ihren Atem sich beschleunigen.
Mit einem Ruck zog er sie wieder an sich und versiegelte ihre Lippen mit seinen, drängte sie langsam rückwärts gegen die Wand, während ihre Hände sich in seinen Haaren verkrallten. Sie zog seine Unterlippe zwischen ihre, biss leicht hinein. Leise seufzte er in den Kuss hinein, ließ die Hände verlangend über ihren Körper wandern und gab ihr das Gefühl, als wären sie überall zugleich. Ungeduldig nestelte sie an dem Saum seines Shirts und zog es ihm über den Kopf, ließ die Hände über seine Brust und den Bauch gleiten und von dort an seinen Rücken. Sie beugte sich wieder vor, um ihn zu küssen, bohrte die Fingernägel leicht in seine Haut, zog ihn damit noch näher zu sich. Dieses Gefühl, so von ihm begehrt zu werden, war, als hätte sie zu viel Felix Felicis intus - es war berauschend und sie schwebte auf einer Wolke aus Glückseligkeit. Sie begehrte ihn so sehr, sie konnte sich nicht vorstellen, dasss dieses Gefühl je nachlassen könnte.
Immer mehr Kleidungsstücke landeten auf dem Boden, machten Platz für das Gefühl ihrer Haut an seiner und er drängte sie nun Richtung Bett, ließ sich mit ihr in die kühlen Laken sinken und eroberte Stück für Stück ihren Körper mit Händen und Lippen.
Und von Lust und Liebe getragen, verloren sie sich ineinander.
*
Während Severus und Hermine sich in den Laken wälzten, hatte Eileen einen Patronus mit der Bitte um eine Unterredung an Dumbledore geschickt und prompt eine Antwort erhalten. Also hüllte sie sich nun in ihren Reiseumhang und trat an den Kamin. Dort griff sie sich eine Hand voll Flohpulver und warf sie in die Flammen.
"Albus Dumbledores Büro in Hogwarts", sagte sie mit fester Stimme und trat in die grünen Flammen.
Als Eileen in Dumbledores Büro aus dem Kamin trat, wartete dieser schon gespannt davor. Er war in höchstem Maße neugierig, was Eileen Snape mit ihm zu besprechen hatte. Wobei es sich natürlich nur um die Bitte von Miss Granger handeln konnte. Aber worum genau? Wie viel hatte die junge Hexe ihr erzählt? Gab es womöglich Probleme mit dem Gegenmittel?
"Albus, es ist schön Sie wiederzusehen", begrüßte Eileen den bärtigen Mann vor sich, "Und vielen Dank, dass Sie mich so spontan empfangen."
"Die Freude ist ganz meinerseits, Eileen", gab er höflich zurück, deutete eine leichte Verbeugung an. "Bitte", er deutete auf eine Sitzgruppe zu seiner linken, "Setzen Sie sich doch. Tee?"
"Gerne", sagte sie und setzte sich, während der Schulleiter einen Hauselfen rief und zwei Tassen Tee bestellte. Der Elf verbeugte sich tief und disapparierte, woraufhin auch er sich setzte, die Hände unter dem Kinn faltete und seine Besucherin interessiert musterte.
"Was führt Sie zu mir?", verlange er zu wissen und lehnte sich etwas in dem grünen Samtsessel zurück.
"Nun, ich schätze, dass Sie diesbezüglich sicher eine Vermutung haben", sagte sie und lächelte.
"Die habe ich tatsächlich", antwortete der Schulleiter ebenfalls vergnügt lächelnd, "Es geht um Miss Granger und das, was Sie ihnen vermutlich erzählt hat."
"Das ist richtig", bestätigte sie, "Und ich möchte Sie dabei um Ihre Hilfe bitten."
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