42. Ein seltsames Dinner

"Gott, dieser Schnauzer und der Anzug! Was hat er gedacht, was das für ein Essen wird?", fragte Lily belustigt und nahm sich ein Tablett. Hermine stellte die Schüsseln mit Soße, Rotkohl und Rouladen darauf und kam nicht umhin ihr bei dem Schnauzer zuzustimmen. "Wobei Tunia ja auch aussieht als würde sie zu einer Hochzeit gehen."
"Mir kam er überdies ganz nett vor", meinte Hermine schulterzuckend.
"Er ist sicher aalglatt", meinte Lily, "Irgendwie kam mir alles sehr aufgesetzt vor."
"Er ist sicher einfach nur so erzogen worden und will einen guten Eindruck machen", meinte Hermine, "Wolltest du das bei James' Eltern denn nicht?"
"Hey, auf wessen Seite bist du eigentlich?", beklagte Lily sich.
"Auf gar keiner", meinte Hermine, "Aber nicht jeder ist so, wie er auf den ersten Blick wirkt. Gib ihm eine Chance."
"Du hast ja recht. Vielleicht will ich auch einfach nur etwas Negatives an ihm finden, weil sie ihn immer so in den Himmel lobt", meinte Lily, "Und weil sie James und euch dagegen immer so schlecht macht."
"Aber das macht sie sicher nicht aus Bosheit", beschwichtigte sie ihre Freundin, immerhin wusste sie, dass Petunia ihre Schwester im Grunde liebte. Es kam ihr ein wenig falsch vor, Vernon in Schutz zu nehmen, wo sie doch wusste, wie er und Petunia Lilys Sohn in Zukunft behandeln würden. Aber das alles war noch nicht passiert, also versuchte sie nur das Hier und Jetzt zu sehen und hier und jetzt war er gar nicht so furchtbar, höchstens etwas zugeknöpft.

Sie trugen das Essen ins Wohnzimmer, wo Elinda Hermine half es vom Tablett auf den Tisch zu stellen, während Richard Rotwein ausschenkte.
"Ein guter Tropfen", merkte Vernon anerkennend an und nickte.
"Ein Geschenk eines guten Freundes", erklärte Richard, "Ich habe nicht viel Ahnung von Wein."
Diese Anmerkung verführte Vernon scheinbar dazu, seine Kenntnisse auszuführen und über die Qualität des servierten Weines zu sprechen. Lily verdrehte erneut die Augen. Es kam ihr so versnobt vor, wie er darüber sprach. Aber so war das wohl, wenn die Eltern reich wie Krösus waren. Wobei sie sich schon fragte, wie man mit einer Bohrmaschinenfirma so reich und angesehen werden konnte.
Als sich alle gesetzt hatten, bat Richard Petunia das Tischgebet zu sprechen. Hermine versetzte das wieder etwas in ihre Kindheit, als ihre Oma das auch immer von ihr verlangt hatte. Ihre Eltern waren da ganz anders. Sie glaubten nicht an Gott und waren auch nicht in der Kirche, so hatte auch sie nie eine Verbindung dazu gehabt. Woran sie aber glaubte, war Karma - dass jeder bekam was ihm zustand und jede Handlung Konsequenzen nach sich zog. Sie fragte sich, wie ihr Karma Konto wohl inzwischen aussehen würde und entschied schnell, nicht näher darüber nachdenken zu wollen. Sicher war es zwar löblich, dass sie alle, die in der Schlacht ihr Leben verloren hatten, retten wollte, aber die Lügerei in dieser Zeit, um dies zu erreichen, war da wohl nicht gerade gutes Karma.
Nachdem Petunia geendet hatte erhob Richard sein Weinglas.
"Ich freue mich sehr, dass wir heute Abend den Freund meiner Tochter kennenlernen", er nickte Vernon lächelnd zu, "Außerdem freue ich mich auch die Freunde meiner anderen Tochter bei diesem Essen dabeizuhaben. Ich wünsche uns einen guten Appetit und einen schönen Abend. Cheers."
"Cheers", antworteten alle und stießen an. Danach wurde das Essen verteilt und Elinda forderte alle auf mit dem Essen zu beginnen.
"Die Rouladen sind vorzüglich", lobte Vernon die Mutter seiner Freundin, kaum dass er den ersten Bissen heruntergeschluckt hatte und sie bedankte sich freudig.
Danach herrschte zuerst Stille am Tisch und alle konzentrierten sich auf das Essen auf ihren Tellern. Hermine kam das seltsam vor, steif und irgendwie unwohl.
"Lily, Petunia sagt du besuchst noch die Schule. Irgendeine besondere Schule, was hat es denn damit auf sich?", erkundigte Vernon sich und Petunia warf Lily, Severus und Hermine einen warnenden Blick zu.
"Ja, ich mache dieses Jahr noch meinen Abschluss", erklärte Lily, "Und es handelt sich um eine Privatschule in Schottland, die du sicherlich nicht kennst."
"Ah, aber was genau ist denn das Besondere an dieser Schule? Petunia macht ein riesen Geheimnis daraus", bohrte er weiter.
"Vermutlich weil sie neidisch ist und nicht genommen wurde", gab sie zuckersüß zurück.
"Es ist eine Schule für hochbegabte", log Severus, "Hermine und ich besuchen sie ebenfalls."
"Oh, interessant. Aber du bist doch auch sehr intelligent, mein Täubchen. Es wundert mich, dass sie dich dort nicht angenommen haben", säuselte er an Petunia gewandt. Lily lachte auf, tarnte es allerdings schnell als husten, als ihre Schwester sie warnend ansah.
"Ich mache mir nicht viel aus der Forschung und Wissenschaft. Ich wollte mich lieber auf etwas Handfestes und Praktisches besinnen", erklärte sie, "Ich habe deswegen die Wirtschafts- und Hauswirtschaftsschule besucht."
"Ja genau, das wird es gewesen sein", murmelte Lily. Wieder herrschte Schweigen. Aber sie hatte schon recht, Petunias Erwartungen an ihre Zukunft waren sehr viel konservativer als ihre eigenen.
"Und Vernon, du wirst die Firma deiner Eltern übernehmen, hat Petunia erzählt", erkundigte sich Richard bei ihm und fachte das Gespräch wieder an. Vernon nahm das Thema nur zu gerne auf und führte haarklein die Firmengeschichte aus und wie erfolgreich sie war.
"Es ist wirklich ein Schmierentheater", flüsterte Severus Hermine zu, die nickte.
Es kam ihr ebenfalls vor wie ein schlechtes Theaterstück, wie sie vorspielten nicht die zu sein, die sie waren. Aber immerhin hatte sie ja inzwischen Übung darin. Spielte sie doch seit Monaten allen etwas vor, abgesehen von Eileen und Dumbledore.
Das Essen zog sich und die Gespräche noch mehr. Als endlich alle satt waren, erhoben Lily, Elinda und Hermine sich um abzuräumen. Petunia blieb allerdings sitzen, was Vernon verwirrte.
"Willst du nicht auch mithelfen, Darling?", fragte er. Sonst gab sie ja auch vor die perfekte Hausfrau zu sein und das war auch einer der Gründe, warum er sie gewählt hatte. Sie würde nicht arbeiten müssen, sollten sie heiraten, aber er verlangte, dass sie sich um den Haushalt kümmern würde und um die Kinder, wenn sie welche bekommen würden. Außerdem brachte sein zukünftiger Job es mit sich, dass man auch mal Geschäftspartner nach Hause einlud, da müsste alles perfekt sein.
Petunia erhob sich nun auch zögernd, sie wollte Vernon eigentlich nicht alleine lassen, sie hatte Angst, dass irgendjemand etwas sagen würde, was ihn die Wahrheit erahnen ließ, dass ihre Familie nicht so normal war, wie sie ihm glauben machte. Andererseits ließ es sich vermutlich nicht vermeiden, dass er irgendwann die Wahrheit erfuhr, aber doch bitte nicht, bevor sie ihn an sich binden konnte und vor allem nicht heute. Heute sollte perfekt werden, erwartete sie doch heute noch eine wichtige Frage, vermutlich die wichtigste von allen, gestellt zu bekommen.
"Bleib ruhig sitzen und kümmere dich um deinen Freund, mein Kind. Ich habe doch genug Hilfe", winkte Elinda ab und Petunia setzte sich erleichtert wieder.

"Was hältst du von ihm, Mum?", fragte Lily, als sie in der Küche waren und die Tür hinter ihnen geschlossen war.
"Er wirkt sehr vernünftig und Petunia sehr zugetan", meinte sie diplomatisch.
"Er wirkt total steif und tut als wäre er etwas Besseres", sagte Lily.
"Er ist nun mal traditionell. Aber er wäre für Petunia sicher ein guter Mann. Er kann ihr finanzielle Sicherheit geben und ihr wird es sicher an nichts fehlen."
"Ein guter Mann? Hab ich irgendwas verpasst?", fragte Lily perplex.
"Deine Mutter glaubt, dass er ihr einen Antrag machen will", klärte Hermine sie auf.
"Was?", fragte sie lauter als beabsichtigt und schlug sich die Hand vor den Mund.
"Das ist nicht euer Ernst, oder?", fragte sie nun leiser.
"Petunia vermutet es und auch wenn ich es für etwas voreilig halte, scheint er mir eine gute Partie zu sein."
"Mum, das kann nicht dein Ernst sein. Wir kennen ihn gerade einmal eine dreiviertel Stunde", intervenierte Lily.
"Aber sie kennt ihn seit über einem Jahr und du kennst deine Schwester, sie ist niemand, der etwas überstürzt. Wenn sie es für richtig hält, werde ich mich nicht quer stellen und dein Vater auch nicht", stellte Elinda klar.
"Ich mache mir doch nur Sorgen um Tunia", setzte Lily wieder an, "Was wenn er nicht so toll ist wie er tut?"
"Machst du dir wirklich nur Sorgen, Spätzchen, oder willst du nur etwas Negatives an ihm finden, weil das sonst auch ihre Angewohnheit ist?", fragte Elinda und strich ihrer Tochter über die Wange, "Versuch dich für sie zu freuen. Du weißt, wie schwer sie das alles getroffen hat, als du nach Hogwarts gehen durftest und sie nicht."
"Was hat das mit dem Kerl zu tun, dass sie neidisch ist?", fragte Lily.
"Nichts und doch alles", warf Hermine ein, als Elinda gerade den Mund öffnen wollte um zu antworten, "Sie will nur einfach verzweifelt auf ihre Weise Glück finden und wenn er ihr das gibt, freu dich für sie. Sie will sich besonders fühlen, was ihr neben dir vielleicht nicht möglich scheint."
"Also ist das jetzt meine Schuld, dass sie ihn heiraten will?", fragte sie eingeschnappt.
"Nein, das ist es nicht. Aber deine Freundin hat recht, du bekommst das nicht mit, aber Richard und ich sehen das seit Jahren. Wie sie denkt, sie müsste sich beweisen und verbiegen, damit wir stolz auf sie sind", erklärte ihre Mutter, "Wir konnten ihr nie das Gefühl geben auch etwas Besonderes zu sein, so sehr wir es auch versucht haben. Wenn er es kann und wenn er sie wirklich liebt, was sollten wir dann dagegen haben?"
Lily verstummte in ihrer angesetzten Antwort. Wenn sie es aus ihrem Blickwinkel betrachtete, konnte sie es tatsächlich verstehen, auch wenn sie nie in der Position gewesen war, sich neben jemand anderem unsichtbar zu fühlen. Es tat ihr weh zu hören, dass es ihrer Schwester neben ihr so ergangen war. Die verstand nun, wie wichtig ihr diese Beziehung war und warum sie so Abwertend über alle sprach, die ihrer Welt angehörten. Sie verurteilte sich nun gleichzeitig, dass sie das selbst nicht hatte sehen können, dass es erst wieder Hermine gebracht hatte, die ihr den Spiegel vorhielt, damit sie das erkannte.
"Ich denke, ich kann es jetzt ein wenig verstehen. Danke", sagte sie zu Hermine und ihrer Mutter, "Ich kenne dieses Gefühl nicht, deswegen habe ich es nicht gesehen."
"Und ich bin sehr froh, dass du es nicht kennst. Selbstzweifel und Neid sind nicht schön und sie können einen sehr unglücklich machen", sagte Elinda und Hermine nickte zustimmend.
"Kennst du dieses Gefühl denn?", fragte Lily Hermine, als ihre Mutter wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte und sich erkundigte, ob jemand einen Espresso oder einen Absacker wollte.
"Ja, ich kenne es. Das letzte Mal, dass ich mich so gefühlt habe, ohne es dir vorwerfen zu wollen oder es böse zu meinen, war am Anfang in Hogwarts, als ich dachte, dass ich bei Severus deinetwegen nie eine Chance hätte. Ich dachte, dass er dich liebt und er mich deswegen nie auf diese Weise sehen könnte", gestand sie ihr.
"Das tut mir leid, dass du dich meinetwegen so gefühlt hast", sagte Lily und legte ihr eine Hand auf die Schulter, "Aber du weißt jetzt hoffentlich, dass ich euch nie derart im Weg stand. Selbst wenn ich es gewollte hätte, Severus liebt dich, das sieht ein Blinder."
"Das weiß ich. Und es war doch auch nicht deine Schuld, dass ich sowas dachte. Es war meine, ich hatte einfach Angst", sagte sie, "Und es ist auch nicht deine Schuld, dass sie sich so fühlt. Das gehört zum Leben dazu, dass man mal Neid oder Unzulänglichkeit empfindet. Wichtig ist, dass jeder einen Weg findet damit auszukommen und das beste für sich selbst zu tun, um das Gefühl zu ersticken und glücklich zu sein."
"Du glaubst also auch, dass er ihr gut tut? Dass er ihr hilft glücklich zu sein?", fragte sie.
"Sie wollte jemanden der sie sieht, der sie wirklich sieht und schätzt - und das hat sie", meinte Hermine schulterzuckend, "wenn es ausgerechnet er ist, der ihr das nötige Selbstvertrauen geben kann.. ich kann mir schlimmeres vorstellen."
"Also ist er auch nicht dein Fall?", fragte Lily nun belustigt.
"Nein, nicht wirklich, aber Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden", sagte sie, "Ich könnte ja auch nie mit James zusammen sein, oder du mit Severus."
"Nein, das stimmt", meinte Lily lachend.

*

Nachdem Lily ihre erste Abscheu gegen Vernon verloren hatte, die Intentionen ihrer Schwester nun etwas besser verstand und versuchte eine gute Basis mit ihm zu finden, wurde der Abend etwas lockerer. Mister Evans hatte auf der mit Glas überdachten Terrasse einen Feuerkorb aufgestellt und alle saßen um das Feuer herum, das inzwischen nur noch leicht brannte, tranken Wein und unterhielten sich leise. Hermine kuschelte sich an Severus als es kühler wurde und die Flammen sie nicht mehr genug wärmten und Mrs Evans reichte allen Decken. Auch Petunia schien sich nun langsam etwas zu entspannen und aufzutauen, alles war jetzt viel harmonischer. Jedenfalls bis auf einmal ein Rascheln und dann ein leises dumpfes Aufschlagen zu hören war. Vor ihnen fiel ein dunkler Schatten vom Himmel und landete direkt in dem Feuerkorb.
Alle schrien überrascht und erschrocken auf und suchten nach der Quelle der Aufregung.
Eine Eule lag in den Flammen und schrie vor Qual, flatterte mit den Flügeln, schaffte es aber nicht der Glut zu entkommen und wirbelte stattdessen nur Funken auf. Der Brief, den sie getragen hatte, wurde bereits von den Flammen verschluckt.
"Um Gottes Willen, es ist eine Eule!", rief Elinda aus, "Schnell, wir müssen etwas tun, das arme Tier verbrennt!" Panisch sahen sie und Richard sich um, suchten etwas, um der Eule zu helfen.
Aber schneller als irgendjemand nachdenken konnte, reagierten Lily, Hermine und Severus instinktiv. Sie dachten nur an den armen Vogel und zogen die Zauberstäbe, richteten sie auf den Feuerkorb. Lily ließ die kleine Eule aus dem Feuer schweben, während Severus einen Schutzschild zauberte, der die Eule vor weiteren Verbrennungen schützte und Hermine sprach schließlich ein Aguamenti um den armen Vogel abzukühlen und das angesengte Gefieder zu löschen. Severus griff nach der Decke und nahm den angekokelten Vogel schließlich in die Arme.
"Er lebt, aber er hat sich sehr verbrannt", sagte er besorgt.
"Das ist Levana, die Eule von Sirius", flüsterte Lily aufgeregt, "Sie ist noch sehr jung und häufig sehr tollpatschig."
"Wir können sie zu meiner Mutter bringen, sicher hat sie etwas da um ihr zu helfen", schlug Severus vor und Lily nickte zustimmend. Hermine hatte unterdessen einen Lumos gesprochen und nach lebensbedrohlichen Verletzungen gesucht, aber bis auf einige verkohlte Federn und leichte Verbrennungen, hatte die kleine Eule Glück gehabt. Dennoch sollten diese behandelt werden.
Erst jetzt fiel Severus auf, was sie da gerade in der Anwesenheit von Muggeln, auch wenn alle, bis auf Vernon, von ihrer Welt wussten, für einen Auftritt hingelegt hatten.
"Verdammt", flüsterte Lily, als es ihr ebenfalls klar wurde. Hermine murmelte ein Nox und sie drehten sich zu Lilys Eltern, Petunia und ihrem Freund um, die alle nach wie vor geschockt wirkten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Lilys Mutter und Vater waren erleichtert, dass der Vogel gerettet war und ihnen steckte der Schock noch in den Knochen. Petunia war schockiert, dass Vernon das gesehen hatte und jetzt ahnen würde, dass hier etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zuging und letzterer wirkte völlig überfordert und perplex. Er fragte sich, ob er gerade halluziniert hatte, ober ob es wirklich passiert war, was er da gerade zu Gesicht bekommen hatte: Hexerei.
Hermine dachte noch, dass es ein Glück war, dass sie alle volljährig waren und somit das Ministerium von einer Magiebenutzung in Anwesenheit von Muggeln nichts erfahren würde, aber die Situation rettete das nicht. Die junge Eule krächzte immer noch erschöpft und vor Schmerzen in Severus Armen und das Feuer knackte und zischte, sonst war es totenstill.
"Was.. Was ist hier gerade passiert?", hörten sie nun Vernons verwirrte Stimme.
Er sah Petunia fragend und auch irgendwie anklagend an. Diese sah sich in Erklärungsnot und wusste nicht, was sie sagen sollte. "Petunia, erklär mir bitte, was ich da eben gesehen habe", forderte er nun etwas aufgebrachter.
"Bitte, reg dich nicht auf", meinte Lily an den Freund ihrer Schwester gewandt.
"Vielleicht sollten wir sein Gedächtnis verändern", flüsterte Severus Lily zu.
"Kannst du das denn?", fragte sie kritisch.
"Ich kann es", meinte Hermine schulterzuckend, "Aber es war doch eigentlich eh klar, dass er es irgendwann erfährt. Wir sollten ihm lieber alles erklären"
Vernon starrte immer noch von einem zum Anderen, hatte ihre geflüsterten Worte aber glücklicherweise nicht verstanden.
"Wir sind..", setzte Lily gerade zu einer Erklärung an, denn sie fand auch, dass es besser wäre ihm alles in Ruhe zu erklären.
"Hexen!", rief Vernon aus, sprang auf und deutete mit dem Finger auf sie, "Ihr seid Hexen! Sowas wie euch sollte es gar nicht geben!"
"Tut mir leid, dass wir dich enttäuschen müssen", meinte Severus trocken und Hermine stieß ihm leicht den Ellenbogen in die Rippen. Das würde jetzt wirklich nicht helfen.
"Ich glaube das einfach nicht, das ist doch völlig verrückt!", rief Vernon nun wieder und wandte sich an Petunia, "Ist es das, was du mir nicht sagen wolltest? Dass diese ach-so-besondere Schule für Leute wie sie ist? Oder bist du auch eine von denen?"
Jetzt kam wieder Leben in Petunia und sie setzte einen beleidigten Gesichtsausdruck auf, erhob sich ebenfalls. "Natürlich bin ich nicht so!", rief sie aus.
"Was verschweigst du mir wohl noch alles", erwiderte er wütend, lief Richtung Haustür, Petunia nur wenige Schritte hinter ihm. "Vernon, bitte, ich kann dir das erklären", bettelte sie.
"Verdammt", fluchte Lily erneut.
"Das war jetzt mehr als ungünstig", meinte Richard und Elinda nickte.
"So sollte er das auf keinen Fall erfahren", meinte Lily, "Er muss jetzt wirklich geschockt sein. Sie wird mich dafür hassen."
"Sie ist deine Schwester, sie wird dich nicht hassen", meinte Elinda sofort, "Ich schau mal nach ihnen."
Sie ging ihrer Tochter und ihrem Freund hinterher ins Haus, blieb aber mitten im Wohnzimmer stehen, als sie die lauten Stimmen hörte, die bis zu ihnen auf die Terrasse hallten.
"Das ist doch nicht normal! Wie ist das überhaupt möglich? Ist das irgendein satanischer Kult?", brüllte Vernon, "Wie konntest du mir das verschweigen?"
"Nein, ist es nicht und das sind doch nur sie, die so sind und nicht ich oder meine Eltern", hörten sie Petunia verzweifelt antworten.
"Aber wann zum Teufel wolltest du mir das sagen?"
"Bald", wimmerte Petunia kleinlaut.
"Wie sieht das denn aus, wenn das irgendjemand erfährt?", fragte er aufgebracht, "Ich kann in meiner Position nicht mit solchen Freaks in Verbindung gebracht werden!"
An dieser Stelle reichte es Lily und sie stürmte an ihrer Mutter vorbei ins Haus, wo eine Tür zugeschlagen wurde bevor sie Vernon hätte ihre Meinung sagen können und eine aufgebrachte Petunia sie stattdessen tränenüberströmt anschrie: "Bist du nun zufrieden?"
"Vielleicht solltet ihr die Eule zu deiner Mutter bringen", schlug Richard seufzend vor, "Sie braucht Hilfe. Wir klären das hier schon irgendwie."
"Es tut uns wirklich leid, dass es so passiert ist", meinte Hermine entschuldigend.
"Schon gut, Hauptsache die Eule ist gerettet, alles andere wird sich schon klären", meinte er beschwichtigend.
"Trotzdem vielen Dank für den Abend", meinte Severus, griff nach Hermines Hand und apparierte sie anschließend vor sein Elternhaus.

Zurück blieben zwei völlig überforderte Eltern, die nun alle Hände voll damit zu tun hätten, für ihre Töchter da zu sein. Die eine war todtraurig und mit gebrochenem Herzen, die andere gab sich die Schuld an allem. Lily hatte nie gewollt, dass Vernon sich gegen Petunia stellte, nur weil sie anders war. Sie wollte, dass ihre Schwester glücklich war, auch wenn es mit ihm war. So fasste sie einen Entschluss, schnappte sich ihre Jacke vom Haken im Flur und verschwand in die Nacht. Sie musste Vernon finden und sie musste ihn überzeugen, dass das alles nicht Petunias Schuld war. Außerdem könnte sie es nicht ertragen, ihre Schwester durch ihr Verschulden weinen zu sehen.

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