40. Fortschritte
Am Abend aßen sie wieder mit Eileen, die interessiert nach ihren Tageserlebnissen fragte und sich danach wie gewohnt in ihr Labor im Keller zurückzog. Dabei erwähnte sie, vorsichtig optimistisch, dass sie schon einige vielversprechende Erfolge erzielt hätte und ließ damit Hermine zum ersten Mal so etwas wie Euphorie empfinden. Eileen berichtete, dass sie in der Lage gewesen war, Proben jedes einzelnen Gifts zu besorgen und so sicher stellen könnte, dass jeweils einzeln wirken würde - auch wenn die Kombination natürlich nach wie vor ein Risiko war. Dennoch reichte dieser kleine Erfolg, um beide Frauen zuversichtlich zu stimmen. Auch Severus entging nicht, wie erleichtert seine Mutter darüber war und freute sich, zusammen mit Hermine, über ihren Erfolg.
Während Eileen im Keller weiter arbeitete, zogen Severus und Hermine sich wieder in den Garten zurück und beobachteten, wie bereits am Vorabend, die Glühwürmchen. Aber anders als am Abend zuvor, folgte sie Severus dieses Mal, mit dem festen Vorsatz, die ganze Nacht nicht wieder aufzustehen, in sein Zimmer. Sie war an diesem Abend so müde, dass sie den Schlaf dringend brauchte, sie wäre gar nicht in der Lage gewesen wach zu bleiben. Das hinderte sie aber nicht daran, sich von Severus zu einer Wiederholung ihrer ersten gemeinsamen Nacht im Raum der Wünsche verführen zu lassen. Wobei Verführung das falsche Wort war, denn sie selbst wollte es genauso sehr wiederholen wie er. Sie hatte sich bereits danach gesehnt, ihn wieder so zu spüren und sich fallen zu lassen, in dem Gefühl von Liebe und Begehren zu treiben. Das zweite Mal war anders als das erste Mal. Beide wussten, was sie erwartete und wie es sich anfühlen würde und wurden nun viel mutiger darin, den Körper des anderen weiter zu erkunden. Es war weniger vorsichtig und zurückhaltend als beim ersten Mal, aber ebenso leidenschaftlich und intensiv. Diesmal gab es das Feuerwerk, das sie beim ersten Mal erwartet hatte, anstelle des langsam fließenden Lavastroms. Sie fühlte sich fast so berauscht, wie bei ihrem ersten Kuss. Alles war kribbelig, wie Funken die über ihre Haut wanderten. Sie fühlte sich erneut so gänzlich mit ihm verbunden, als könnte sie nicht und niemand mehr auseinanderreißen. Sie hoffte, dass dieses Gefühl für ihn die Zeit überdauern würde. Fast, nur fast, hätte sie die drei magischen Worte gesagt, war aber wieder davor zurückgeschreckt. Nicht, dass sie nicht wahr gewesen wären, aber sie kamen ihr wieder so banal vor. Ihm ging es ähnlich, auch er traute sich nicht sie auszusprechen, aber das musste er auch nicht. Sie konnten sie in dem Blick des Anderen lesen und das genügte. Worte würden nur den Moment zerstören, würden die Verbindung stören, die sie gerade hatten, als wären ihre Gedanken und Empfindungen eins. Severus meinte in diesem Moment sein ganzes Leben sehen zu können und es kam ihm vor wie ein Traum. Anders als er, wusste Hermine, dass dieses Leben, was sie sich sehnlichst wünschten, nur ein Traum bleiben würde. Alles würde anders kommen, als er jetzt dachte.
Hermine hatte die Arme auf seiner Brust verschränkt und das Kinn darauf gebettet, sah ihn verträumt von oben herab an, während er ihr einige Strähnen nach hinten strich und sie ebenfalls voller Liebe ansah.
Diese kleinen Momente der Stille und der absoluten Liebe und Einheit waren so kostbar. Sie wünschte man könnte sie einfrieren und konservieren, für die Zukunft, wenn es einem einmal nicht so gut ging. Sie wünschte sich sehnlichst, dass sie Severus vielleicht nicht nur Schmerz bereiten würden, wenn sie wieder in ihrer Zeit war, sondern dass sie ihm vielleicht auch Kraft geben konnten. Ihm helfen konnten, die Hoffnung niemals zu verlieren. Dass sie sein Licht in der Dunkelheit sein könnten. Aber sie wusste, dass man die Dunkelheit nicht unterschätzen durfte. Denn die Dunkelheit war großzügig und geduldig und sie gewann immer. So würde sie das auch in seinem Fall mit der Zeit. Aber im Herzen ihrer Stärke lag auch ihre Schwäche: eine einzige Kerze reicht aus, um die Dunkelheit zurückzuhalten. Liebe ist mehr als eine Kerze. Liebe kann die Sterne entzünden und so hoffe sie, dass ihre Liebe genug war, um den Himmel für ihn zu erleuchten und das Dunkel in ihm zurückzudrängen.
Sie würde ihm jedenfalls keinen Zweifel daran geben, dass sie so für ihn empfand und was sie alles in ihm sah und was er sein könnte.
"Was ist?", fragte er leise, als er die Gedanken in ihrem Kopf kreisen sah.
"Weißt du eigentlich, wie viel du mir bedeutest?", fragte sie.
Er legte den Kopf leicht schräg, sah sie fragend an.
"Alles, Severus, einfach alles", flüsterte sie, richtete sich ein wenig auf und beugte sich zu ihm vor.
"Du bedeutest mir noch mehr", flüsterte er noch, bevor ihre Lippen auf seine trafen.
*
Am nächsten Morgen taten sie, was sie eigentlich schon am Vortag vor hatten und schliefen aus. Erst gegen zehn Uhr weckte Hermine der Duft von Kaffee, den Severus ihr ans Bett brachte. Sie setzte sich auf, raffte die Decke zusammen und klemmte sie unter die Arme um sich etwas zu bedecken, bevor sie ihm die dampfende Tasse abnahm.
"Oh mein Gott, du bist der beste Freund der Welt", sagte sie und nahm einen großen Schluck aus der Tasse, verbrannte sich dabei fast die Zunge.
"Na, das hört man doch gerne", sagte er lachend, setzte sich neben ihr auf das Bett und nippte an seiner eigenen Tasse.
"Ich könnte mich durchaus damit arrangieren, dir für den Rest deines Lebens jeden Morgen Kaffee ans Bett zu bringen, wenn ich mit diesem Anblick belohnt werde", verkündete er. Für ihn war sie im Moment das schönte Wesen auf Gottes grüner Erde. Verstrubbelte Haare, noch leicht schlaftrunken und ein verheißungsvolles Glänzen in den Augen. Zumal die Tatsache, dass sie bis auf ihren Slip nackt war, auch einiges zu ihrer Anziehung auf ihn beitrug.
"Sag das nicht zu laut, sonst gewöhne ich mich noch dran", warnte sie ihn und wünschte sich, dass genau das möglich wäre. "Aber ich glaube die anderen Mädels fänden es nicht so spaßig, wenn du plötzlich morgens in unserem Schlafsaal auftauchen würdest", versuchte sie ihre Gewissensbisse mit einem Witz in den Hintergrund zu drängen.
"Nein, sicher nicht", meinte er grinsend, "Ich meinte auch eher für den Rest der Ferien und dann, wenn wir unseren Abschluss haben und Hogwarts gemeinsam verlassen."
Da war der Stich ins Herz wieder und er konnte es in ihrem Gesicht sehen, dass er irgendetwas gesagt hatte, was ihr Sorgen machte.
"Severus", begann sie seufzend, "Du weißt doch, dass es sein kann, dass diese Zukunft, die du dir ausmalst und die ich mir auch so sehr wünsche.. Dass es sein kann, dass sie nicht Wirklichkeit wird."
Jetzt blitze auch in seinen Augen Trauer auf. Natürlich wusste er das, aber er wollte daran glauben, dass es so sein könnte, er wollte weiter positiv denken. Die Möglichkeit sie wieder zu verlieren, war zu schmerzhaft und er hoffte, dass sie nicht eintrat. Sie hatte, nach allem was war, doch auch ein wenig Glück verdient, es wäre unfair, wenn das Universum es ihr verweigern würde. Außerdem wollte auch eine kleine egoistische Ader in ihm, dass sie bei ihm blieb, weil sie ihm so unendlich gut tat. Nie hatte er sich so ausgeglichen, glücklich und vollkommen gefühlt wie mit ihr, dieses Gefühl wollte er nicht verlieren. Sie gab ihm das Gefühl endlich dort angekommen zu sein, wo man ihn auch haben wollte, es war ein Gefühl von Zuhause und völliger Glückseligkeit, das wonach ein jeder sein ganzes Leben lang sucht und strebt. Er hatte das Glück gehabt sie schon jetzt zu finden, niemals könnte er sie wieder gehen lassen.
"Ich weiß, du betonst es ja bei jeder möglichen Gelegenheit", gab er ein wenig angesäuert zurück und drehte das Gesicht weg. Er wollte gerade nicht zeigen, wie weh ohm die Vorstellung wirklich tat.
"Ich will nur nicht, dass du dir zu viele Hoffnungen machst", verteidigte sie sich.
"Und ich hasse es, dass du so schwarz siehst. Wer sagt denn, dass es so kommt?", gab er scharf zurück. Die härte seiner Worte machte ihr klar, wie sehr ihn diese Vorstellung wirklich ängstigte und sie hasste es ja selbst, ihm das immer wieder zu sagen, weil sie dachte, ihn vorbereiten zu müssen.
"Niemand sagt das, aber du ließt doch selbst jeden Tag in der Zeitung, wie es momentan aussieht", sagte sie beschwichtigend, legte eine Hand auf seinen Arm, betete er möge sie wieder ansehen. Es machte sie nervös, wenn sie seine Gefühle nicht in seinem Gesicht ablesen konnte.
"Versetz dich einmal in meine Lage", bat er, "Was würdest du dann denken und fühlen?"
"Glaubst du denn für mich ist das leicht?", fragte sie nun etwas gekränkt, "Meinst du wirklich ich könnte dich einfach so verlassen?" Dachte er wirklich, sie könnte das alles so einfach? Konnte er sich nicht denken, dass es sie ebenso ängstigte?
Endlich wandte er ihr das Gesicht wieder zu, sie sah pure Verzweiflung darin, die Verzweiflung, die sie innerlich ebenfalls fühlte, wenn sie an ihre Rückreise dachte.
"Kannst du?", fragte er.
"Könnte ich nicht", sagte sie und schüttelte den Kopf, "Ich könnte es nur, wenn ich wüsste, dass ich dich nur auf diese Art beschützen könnte. Dich und meine anderen Freunde. Wann geht das endlich in deinen Kopf?"
"Es ist nur.. Ich fühle mich bei all dem so hilflos. Ich könnte dich weder aufhalten, noch könnte ich dir helfen, weil du es nicht zulassen würdest. Es macht mir eine verdammte Angst, dass ich eines Morgens wach werden könnte und du wärst verschwunden. Ich brauche dich.. so sehr", gestand er ihr und sie legte tröstend eine Hand an seine Wange.
"Und ich brauche dich, Severus. Aus keinem anderen Grund würde ich gehen - weil ich dich brauche und nicht zulassen kann, dass dir etwas passiert."
"Aber wer wird dafür sorgen, dass dir nichts passiert?", brachte er verzweifelt hervor, legte seine Hand auf ihre, die nach wie vor an seiner Wange ruhte.
"Ich. Ich werde das tun. Ich verspreche dir, dass ich alles dafür tun werde, dass es für uns diese Zukunft gibt, eine gemeinsame und glückliche, so wie wir es uns wünschen. Vertrau darauf."
"Was bleibt mir anderes übrig?", stellte er eine rhetorische Frage, nahm ihre Hand von seiner Wange und hauchte einen Kuss darauf.
Ein Klopfen unterbrach ihre Zweisamkeit.
"Moment noch", rief Severus, nahm ihr den Kaffee ab und reichte ihr ein T-Shirt von sich, das vor dem Bett lag. Schnell schlüpfte sie hinein und rief ein Ja in Richtung der Tür. Eileen öffnete und streckte den Kopf herein.
"Alles okay? Klang, als würdet ihr euch streiten", fragte sie etwas besorgt.
"Nein, alles gut", wiegelte Severus ab, "Was gibt's denn?"
"Das Frühstück ist fertig und ich habe wunderbare Neuigkeiten", informierte sie die beiden, zog den Kopf zurück und schloss die Tür wieder. Hermines Herzschlag beschleunigte sich und am liebsten wäre sie direkt aus dem Bett gesprungen, Eileen hinterherlaufen und hätte sie gefragt, ob es sich um die Neuigkeiten handelte, auf die sie so dringend hoffte: dass sie ihr Versprechen an Severus wahr machen könnte. Hatte sie etwa tatsächlich so schnell so große Fortschritte gemacht?
"Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich bin neugierig", sagte Severus, erhob sich und Hermine lachte auf.
"Ich auch", sagte sie und schlug die Decke beiseite, stand ebenfalls auf und trat vor ihn.
"Ist wirklich alles wieder gut?", fragte sie.
"Ja, es ist alles gut. Ich versuche nur einfach nicht daran zu denken, dass es so kommen könnte", meinte er, "Ich kann dich einfach nicht verlieren."
"Das wirst du auch nicht, selbst wenn ich irgendwann gehen müsste, du wirst mich niemals wirklich verlieren, hörst du? Niemals."
Er zog sie zu sich, küsste sie verlangend und schlang die Arme um ihre Taille.
*
Über eine halbe Stunde später, frisch geduscht, mit geputzten Zähnen und frischer Kleidung betraten sie die Küche und Eileen grinste wissend.
"Ich wollte vorhin nicht stören", verkündete sie. Sie konnte sich denken, über was sie gesprochen hatten, was in der Nacht und vermutlich auch unter der Dusche passiert war. Aber sie würde den Teufel tun auch nur irgendwas davon anzudeuten, die beiden waren alt genug und sicher wäre es ihnen unangenehm. Zudem ging es sie ja auch nichts an. Die Röte auf beiden Gesichtern war ihr überdies Antwort genug.
"Ist schon gut, du hast nicht gestört", winkte Hermine ab, setze sich neben Severus und Eileen gegenüber an den Tisch.
"Was hast du für wunderbare Neuigkeiten?", lenkte Severus die Aufmerksamkeit von sich und Hermine zurück auf seine Mutter.
"Ich habe gestern Nacht das erste der drei Gegengifte hergestellt und heute morgen, als ihr noch geschlafen habt, das erste Mal an Sir Malcolm getestet. Es wirkt", verkündete sie begeistert. "Zugegeben, es war das am leichtesten herzustellende Gegengift von den dreien, aber immerhin."
"Sir Malcolm?", fragte Hermine verwirrt.
"Sir Malcolm ist eine von drei Ratten, die mich bei meinen Forschungen unterstützen", erklärte Eileen, "Severus hat ihnen vor einigen Jahren jeweils Namen gegeben. Sie helfen mir auch wirklich nur dann, wenn es nicht anders geht. Ich könnte ihnen niemals unbegründet schaden."
"Was vermutlich damit zusammenhängt, dass ich ihnen Namen gegeben habe", erwiderte Severus. Natürlich war beiden klar, dass es fast nicht möglich war, Fortschritte im Bereich neuartiger Heiltränke zu erzielen, ohne sie an einem lebenden Organismus zu testen. Wobei Tiere dabei schon die letzte Stufe waren, vorher führte man allgemein toxikologische Tests durch und danach testete man an Bakterien. Wenn all diese Tests gut gegangen waren, dann waren das wirklich phantastische Neuigkeiten.
"Ich bin zuversichtlich, die anderen beiden Gegengifte vielleicht schon am Dienstag fertig zu haben. Dann muss ich sie nur noch aufeinander abstimmen", erläuterte sie und erntete Glückwünsche von Hermine und Severus. Wobei Severus sich sicher vor Freude überschlüge, wüsste er, dass sie in Wirklichkeit dazu da waren sein eigenes Leben zu retten und nicht irgendwelche namenlosen Patienten des Sankt Mungos.
Hermine wirkte so erleichtert auf Eileens Neuigkeiten hin, dass diese nicht umhin kam doppelt stolz auf sich zu sein. Wobei es keinen besseren Anreiz für sie gegeben hätte, als das Leben des eigenen Sohnes.
Nach dem Frühstück zog sich Eileen wieder in den Keller zurück, beschwingt von ihren jüngsten Erfolgen und Severus und Hermine gingen in den Garten. Sie pflegten das Gemüse- und das Kräuterbeet seiner Mutter und ernteten Salat, Rhabarber und einige Kräuter, wie Rosmarin und Thymian, für das Osteressen, was sie im Anschluss zubereiteten.
Zuerst widmeten sie sich den Rhabarber-Joghurt Schnitten. Severus schnippelte, während Hermine den Teig anrührte, was wie immer eine riesige Schweinerei war. Backen endete bei ihr immer damit, dass sie am Ende überall Mehl und Teig kleben hatte, so auch diesmal, was für Severus einen wirklich niedlichen Anblick abgab.
Als die Teiglinge mit Füllung im Ofen waren, nahm Hermine die in Papier eingeschlagenen Fische aus dem Kühlschrank und sah Severus ein wenig unschlüssig an.
"Was ist?", fragte er.
"Naja, der Fisch ist noch nicht ausgenommen, weil er sich dann länger hält."
"Was bedeutet?", stellte er die nächste Frage.
"Das wir das machen müssen. Ich schätze du weißt nicht wie das geht?"
"Nein, beim besten Willen nicht", bestätigte er, "Ich weiß nicht mal was das heißen soll."
"Wir müssen die Innereien des Fisches noch herausholen. Ich weiß wie das geht, mein Dad hat mich früher oft zum angeln mitgenommen. Ich kann dir zeigen wie es gemacht wird", bot sie an, schälte die Fische aus dem Papier. Sie hatte sie bereits am Vortag gesalzen und griff nun nach dem Messer, hielt es Severus hin. Unschlüssig sah er vom Fisch auf das Messer und zu Hermine. Wenn er ehrlich war, konnte er gut darauf verzichten das zu machen, aber er wollte auch nicht kneifen, zudem war das nach seinen Neckereien über den Teig in ihrem Haar vielleicht auch ihre Rache. Zögerlich nahm er das Messer und ließ sich nach und nach von Hermine anleiten, wie er den Bauch entlang zu schneiden hatte und wie er schließlich am Kopf verfahren sollte. Als sie allerdings verlangte in das Maul des Fisches zu fassen um dann fest nach unten die Innereien herauszureißen, sträubte er sich dann doch und ließ das seine Freundin machen.
"Du bist also ein kleines Naturmädchen, ja?", fragte er und verzog beim Anblick der Innereien etwas das Gesicht.
"Du benutzt Fledermausmilz für Zaubertränke, zierst dich aber davor den Fisch auszunehmen?", neckte sie ihn, anstatt zu antworten.
"Du musst mir zugestehen, dass ich die Milz nicht erst selbst aus der Fledermaus heraus holen muss", meinte er ausweichend und brachte sie leise zum Lachen.
"Touché. Und ja, ich war ein absolutes Papa-Kind. Er hat mir so viel beigebracht. Er ist ja, wie du weißt, bei Muggeln aufgewachsen, also waren wir fischen, haben Pfeil und Bogen selbst gebastelt und ein Baumhaus im Garten gebaut."
"Klingt wirklich schön, mein Vater wollte mir nur das Fußballspielen beibringen, was nicht wirklich von Erfolg gekrönt war. Ich war immer lieber mit Mum im Keller und habe ihr beim Brauen geholfen", sagte er und zuckte die Schultern.
"Dann bringe ich dir das alles irgendwann mal bei", sagte sie lächelnd.
"Und unseren Kindern, solltest du es dafür lange genug mit mir aushalten", warf er scherzhaft ein.
"Auch das, wenn es soweit ist", sagte sie ebenso leichthin und versuchte ganz normal zu klingen, sie wollte an diesem Tag nicht noch eine Diskussion über das Thema anzetteln. Wenn du mich nach allem, was noch kommt, überhaupt noch willst, dachte sie zusätzlich wehmütig. Aber wenn dem so wäre, könnte sie sich das sehr gut vorstellen. Ein kleines Häuschen am Rande eines kleinen Dorfes, ein großer Garten, heiraten, Kinder, es wäre wirklich perfekt. So schnell sie angefangen hatte darauf zu hoffen, verbat sie es sich wieder. Sie sollte nicht zu sehr in Träumereien versinken, immerhin könnte alles anders kommen.
Nachdem sie den Fisch ausgewaschen hatte, wies sie Severus an die Kräuter und etwas Zitrone in den Bauch des Fisches zu stopfen, bevor sie sich dem nächsten widmete und sie alle draußen auf dem Grill landeten.
Zuletzt bereiteten sie noch die Beilagen vor und säuberten die Küche.
"Wollen wir mal nach meiner Mum sehen?", fragte Severus und wirkte dabei wie ein neugieriges Kind.
"Warum nicht", bestätigte sie, "Hauptsache wir stören sie nicht."
Das Essen war ein voller Erfolg und schmeckte allen sehr gut. Eileen versuchte vergebens sich das Lachen zu verkneifen, als Hermine ihr Severus' Blick beschrieb, als er den Fisch ausnehmen sollte, der das gar nicht witzig fand und eher etwas beleidigt dreinschaute.
"Nun ja, Tobias war nicht so wirklich der Naturmensch und bei uns wurden solche Dinge von Hauselfen gemacht, wer hätte es ihm beibringen sollen", sagte sie schließlich, "Wie gut, dass meine Schwiegertochter in Spe das alles kann."
Eileen konnte nicht anders, als Hermine als genau das zu bezeichnen. Sie erkannte wahre Liebe, wenn sie vor ihr stand. Sie war sich sicher, dass für ihren Sohn auch eine lange Trennung nichts daran ändern würde, sie war und würde immer seine große Liebe sein. Nur ihn würde die Zeit womöglich verändern, nur ganz sicher nicht seine Gefühle für das Mädchen vor ihr. Ein wenig bedauerte sie es, dass sie die meiste Zeit, die sie bei ihr verbrachten, im Labor stand, aber es war nötig, denn sonst würde es die Zukunft, die sie sich für ihren Sohn wünschte, nicht geben.
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