33. Auseinandersetzungen
Nach dem Essen dimmte Dumbledore mit einem Zauber das Licht und Musik erklang. Anschließend reichte er seiner Stellvertreterin Minerva McGonagall die Hand und forderte sie zum Tanz auf und die Schüler taten es ihm gleich. Auch Severus hielt Hermine die Hand hin: "Darf ich um diesen Tanz bitten?"
"Natürlich", sagte sie begeistert und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Ein langsamer Walzer war zu hören und er nahm die Tanzhaltung ein, führte sie mit sicheren Schritten langsam über die Tanzfläche, während er ihr tief in die Augen sah.
"Du bist ein wirklich guter Tänzer", lobte sie ihn.
"Meine Mutter hat es mir sehr früh beigebracht, sie sagte, Mädchen würden Jungs mögen, die tanzen können", scherzte er.
"Da hat sie nicht ganz unrecht", gab sie lächelnd zurück.
Eigentlich hatte Severus den Tanz nutzen wollen, um Hermine nach Pettigrew und dem Verdacht der Anderen zu fragen, aber er wollte diesem Moment nicht zerstören. Er wollte lieber weiter das Gefühl seiner Freundin in seinen Armen genießen und mit ihr durch den Saal schweben, über ihnen die pastellfarbenen Wolken und die auf sie herabrieselnden Blütenblätter. Es war viel zu romantisch, als dass er jetzt über sowas mit ihr sprechen wollte, hatte er sich den Abend und die, hoffentlich folgende, gemeinsame Nacht doch genau so ausgemalt.
Nach drei Tänzen trat Harry zu ihnen und fragte, ob er abklatschen dürfte, was Severus natürlich nicht verweigerte, auch wenn er sich noch nicht von seiner Freundin lösen wollte. Aber er tat es dann doch, deutete eine Verbeugung an, auf die sie mit einem kleinen Knicks reagierte und er übergab ihre Hand an ihren Bruder. Anschließend kehrte er an ihren, inzwischen leeren, Tisch zurück und beobachtete die beiden beim Tanzen.
"Na, hat man dir deine Begleitung auch abgeluchst", witzelte Lily und setzte sich neben ihn.
"Ja, aber das ist okay, Harry ist immerhin alleine hier", gab er schlicht zurück, "Wer hat dir deinen Göttergatten entführt?"
"Die Vetrauensschülerin von Hufflepuff", sagte sie und zuckte die Schultern, "Ich wollte dich eh um einen Tanz bitten. Das haben wir noch nie gemacht."
Jetzt, da sie es sagte, fiel auch ihm das auf. Warum eigentlich nicht? Achja, weil ich ungesellig bin, dachte er sarkastisch, erhob sich dann aber und hielt ihr die Hand hin.
"Nun denn, darf ich bitten, Miss Evans?"
"Unbedingt, Mister Snape", sagte sie und lachte.
Er führte sie auf die Tanzfläche und nahm erneut die Tanzhaltung ein, führte sie zu einer Rumba durch die Menge.
"Hermine hat mir vorhin das von Regulus und Peter erzählt", sprach er das Thema nun trotz Hermines Bitte doch an, es wurmte ihn.
"Ja, ist nicht zu glauben, oder?", fragte sie.
"Das ist es tatsächlich und ich glaube es auch nicht", informierte er sie, "Ich meine schau sie dir doch an."
"Du denkst also auch, er hätte niemals Interesse an Peter?"
"Genau das denke ich und vielleicht auch, dass es Peter um etwas Anderes gehen könnte als ihr denkt", äußerte er vorsichtig seine Bedenken.
"Was willst du damit unterstellen?", gab sie scharf zurück und wirkte plötzlich nicht mehr interessiert sondern defensiv.
"Ich will damit sagen, dass es mir einfach komisch vorkommt und es ja wohl wahrscheinlicher ist, dass sie wegen anderer Dinge zusammen rumhängen."
"Und welche sollen das bitte sein? Vor allem hätte er es uns dann ja auch sagen können", gab sie zu bedenken.
"Das hätte er ja eben nicht. Nicht, wenn er sich mit ihm umgibt, weil er ganz vorne bei den möchtegern-Todessern dabei ist", erwiderte er eindringlich, "Was bedeutet, dass er euch nach Strich und Faden verarscht und hintergeht."
"Das kann nicht dein Ernst sein!", rief sie aus und löste sich von ihm, "Das unterstellst du ihm jetzt nicht wirklich?"
Severus seufzte. Er hatte ja erwartet, dass sie ihm nicht direkt glauben würde, aber dass sie so sauer wäre, das hatte er nicht erwartet.
"Doch, ich glaube das wirklich. Seid ihr so blind das nicht zu sehen?", fragte er verzweifelt.
"Er würde uns nie hintergehen!", stellte sie entschieden klar, "Dafür ist er zu nett."
"Ja, darauf baut er sicher, dass ihr ihm das nicht zutraut", meinte er und lachte kurz hysterisch auf, "Mach die Augen auf Lily, nicht jeder meint es immer gut und hat die Absichten die er vorgibt."
Unbemerkt von beiden hatte James sich ihnen genähert und die letzten Wortfetzen mitbekommen.
"Oh, darin Absichten vorzugeben bist du ja auch ganz groß, nicht wahr, Schniefelus?", meinte er provokant und legte Lily einen Arm um die Taille.
"Misch dich nicht ein, Potter", gab er drohend zurück.
"Worein denn?", fragte er wieder und legte den Kopf schräg, sah den Slytherin auffordernd an.
"Er glaubt Peter ist angetan von der Tatsache, dass Regulus auf der Seite von Voldemort steht und würde das wohl auch gerne", erklärte Lily, "Ich habe ihm gesagt, dass er uns niemals so hintergehen würde."
"Das würde er tatsächlich nicht", stellte James klar und funkelte Severus wütend an, "Also, was soll das?"
"Was soll was? Darf ich nicht mal eine Vermutung äußern?", fragte er eingeschnappt.
"Du darfst meinetwegen so viele Vermutungen äußern, bis du schwarz wirst, aber lass meine Freunde da raus. Hör auf Lily wieder von uns entfernen zu wollen."
"Das will ich doch gar nicht, zum Teufel nochmal. Ich will, dass sie vorsichtig ist", legte er seine Motive dar.
"Ja, klar. Weil du natürlich auch sonst keine Hintergedanken hast. Unsere Freunde würden uns niemals hintergehen. Schließ nicht von dir auf andere."
"James!", mahnte Lily ihn, als er schon einen Schritt vortreten wollte. Severus Augen verengten sich wütend. Was sollte dieser Seitenhieb jetzt schon wieder auf die Tatsache, dass er einmal etwas Falsches und Unüberlegtes aus der Wut heraus gesagt hatte? Er hatte Lily doch damit nicht hintergangen. Ja, es war verletzend für sie gewesen, aber er hatte es nicht gesagt, weil er wirklich dachte, dass sie nichts wert war. Es war einfach aus ihm herausgesprudelt, schneller als er es zurückhalten hätte können.
"Ich mag euch alle nicht gerade übermäßig gernhaben, Potter, aber stell dir vor, ich will euch tatsächlich einen Gefallen damit tun. Glaub es oder nicht, sei weiter blind und naiv, aber ich tue das hier aus keinem anderen Grund, als dem, dass ich Lily schützen möchte. Wenn ihr euch selbst belügt und verletzt werdet, ist mir das echt schnuppe, aber Lily nicht", redete er sich weiter in Rage.
"Ich finde es ja auch echt nett, Sev, dass du dir Sorgen machst, aber du bist da sicherlich auf dem Holzweg", beschwichtigte Lily ihn wieder.
"Ich glaube es einfach nicht", flüsterte er, "Aber gut, fein, wenn ihr es so wollt. Ich wette ihr werdet noch bereuen, mir nicht geglaubt zu haben."
"Darauf kannst du lange warten", zischte James.
Wie recht Severus mit diesen Worten noch behalten sollte, das hätte er sich in diesem Moment niemals vorstellen können. Aber jetzt sorgten sie nur dafür, dass Lily mit verletztem Gesichtsausdruck, mit dem leise auf sie einredenden James am Arm, die Tanzfläche verließ und ihn einfach stehen ließ.
"Was war denn hier los?", fragte Hermine, die nun mit Harry zu ihm kam. Leider hatte sie die, offensichtlich eben stattgefundene, Diskussion erst bemerkt, als sie eigentlich schon wieder vorbei war.
"Sie sind blind vor unerschütterlichem Vertrauen, das war los", meinte er sauer und Hermine atmete einmal tief ein und aus.
"Du hast sie also doch darauf angesprochen", stellte sie das Offensichtliche fest, "Ich dachte mir schon, dass sie auf eine solche Theorie so reagieren würden. Gerade wenn sie von dir kommt."
"Also hätte ich deiner Meinung nach schweigen sollen?", fragte er aufgebracht.
"Nein, nur hättest du mich vielleicht mit ihnen reden lassen sollen", warf sie ein.
"Also glaubst du, mir kann man nicht glauben?"
"Das denke ich nicht, ich sage nur, dass sie mir aus Sympathiegründen vielleicht eher geglaubt hätten als dir", versuchte sie sich zu erklären, "Sie sind immerhin noch durchaus misstrauisch dir gegenüber." Natürlich hätte sie den Teufel getan ihnen einzureden, dass ihr blindes Vertrauen in ihren Freund falsch war, aber sie hätte es so angesprochen, dass sie genauso reagiert hätten wie jetzt, damit Severus zwar beruhigt war, aber kein weiterer Grund für weitere Anfeindungen gegen ihn entbrandete.
"Also glaubst du ich habe recht?", fragte er nun verwirrt.
"Das hat sie nicht gesagt", mischte sich Harry nun ein, "Aber es ist schon eine Theorie, wenn auch recht Abwegig."
"Dann bist du genauso naiv wie sie", warf Severus Harry vor.
"Nein, ich bin nur vorsichtig mit meinen Äußerungen, wenn sie nicht bestätigt sind", verteidigte Harry sich.
"Na wunderbar, also denken alle ich regiere über", stöhnte er, "Aber wäre ich Black oder Potter und hätte diese Theorie geäußert, wäre das natürlich völlig legitim gewesen. Das hat man ja ganz wunderbar gesehen, als sie dir das alles unterstellt haben." Bei seinen letzten Worten sah er Hermine eindringlich an, die sich schämte, ihm einzureden, dass er Gespenster sah und hoffen musste, dass Severus keinen Beweis für seine Theorie finden würde, um ihn Lily zu präsentieren. Sie hasste es, dass sie darauf hoffen musste, dass Peter schlau genug war seine Loyalität zu den Todessern zu verbergen.
"Wir sollten vielleicht einfach erstmal abwarten, wie sich alles entwickelt", sagte sie schlichtend und legte Severus eine Hand auf den Arm, "Es ist doch nur eine Theorie ohne Beweis und sie kennen Peter schon so lange, ist doch klar, dass sie es nicht einfach so glauben. Außerdem willst du dich doch sicher nicht deswegen wieder mit Lily streiten."
"Du hast wohl Recht", meinte Severus nun etwas ruhiger, "Aber ich behalte ihn im Auge."
"Guter Kompromiss", stimmte Harry zu und zuckte die Achseln. Hätten sie ihm doch einfach geglaubt, dachte er, ich hätte bei meinen Eltern aufwachsen können. Aber leider ist es nicht so gewesen und jetzt darf es nicht mehr dazu kommen, dass sie ihm glauben.
Erneut war er frustriert, dass es ihnen verboten war, so in den lauf der Ereignisse einzugreifen. Hätten sie ihm geglaubt, dann wären seine Eltern nie gestorben. Aber dafür vielleicht Alice und Frank Longbottom und Neville wäre jetzt an meiner Stelle, spann er den Gedanken weiter. So gern er Neville auch hatte, aber er wäre dem nicht gewachsen gewesen, gerade wenn er an den elfjährigen schüchternen Jungen dachte, der so wenig Begabung gezeigt hatte in den ersten Jahren. Vermutlich hätte Voldemort dann auch den Stein der Weisen ohne Probleme bekommen, denn Neville wäre sicher nicht durch die Falltür hinunter gestiegen. Vielleicht war es für das Wohl aller also besser gewesen, dass es ihn getroffen hatte und damit auch seine Eltern. Zudem wünschte er sein eigenes Schicksal niemandem.
Während Harry so nachdachte, waren sie wieder zu ihrem Tisch zurückgekehrt. Natürlich hatte James seinen Freunden gleich alles von Severus' Theorie erzählt und so erntete er böse Blicke von allen Seiten.
"Da habe ich jetzt wohl wieder was losgetreten", bemerkte Severus, "Hätte ich einfach auf dich gehört."
"Ignoriere sie einfach", riet Hermine ihm, "Ich werde mir jedenfalls von ihnen nicht diesen wunderbaren Abend mit dir vermiesen lassen. Das Chaos ist morgen auch noch da und wir können es dann aufräumen." Severus lächelte sie dankbar an. Auch er wollte sich diesen Abend nicht verderben lassen, er wollte nach wie vor, dass er besonders wurde.
Aus dem Augenwinkel beobachtete Hermine, wie James auf Peter einredete, der sich sofort vehement zu verteidigen schien, woraufhin James bestätigend nickte. Er glaubte ihm also. Sie kannte Harrys Vater inzwischen auch gut genug, um zu wissen, dass es für ihn eine Schande wäre, seinen besten Freunden Illoyalität vorzuwerfen. So sehr wie er sich geschämt hatte, als er es ihr vorgeworfen hatte, war sie sich sicher, dass er einen solchen Fehler nicht nochmal machen wollte. Dass er hier aber jemandem zu unrecht glaubte, konnte er ja nicht ahnen.
"Willst du noch etwas trinken?", lenkte Severus sie von ihren Gedanken ab und sie nickte. "Bin gleich wieder da", verkündete er und machte sich auf den Weg zum Buffett Tisch, auf dem jetzt eine große Schale Bowle und Häppchen standen.
"Ist doch recht glimpflich ausgegangen", bemerkte Harry, als er außer Hörweite war und atmete erleichtert auf, "War vielleicht doch gar nicht so schlecht, dass er es ausgesprochen hat."
"Hast du gesehen, dass James mit Peter gesprochen hat?", gab Hermine nickend zurück, "Er ist jetzt gewarnt, was heißt, dass Severus sicher keine Beweise für seine Theorie finden wird. Nicht, wenn Peter schlau ist."
"Hoffen wir es", meinte Harry niedergeschlagen, "Obwohl ich mir wünschte, dass er das hätte."
"Oh, Harry! Entschuldige bitte. Ich vergesse ab und an, wie schwer das alles für dich sein muss", meinte sie beschämt, legte ihm eine Hand auf den Arm.
"Ist schon gut, Mine", beruhigte er sie, "Ich wusste von Anfang an, dass wir hier nichts derart verändern würden und können."
"Aber trotzdem..", setzte sie an und er schüttelte den Kopf.
"Nein, es ist wirklich okay. Auch wenn es schwer ist, ich habe es akzeptiert und bin dankbar für jede Minute, die ich mit ihnen habe", stellte er klar, "Apropos ich gehe mal zu ihnen und höre, was sie so sagen." Hermine nickte und er ließ sie wieder alleine, keine zehn Sekunden, bevor Severus wieder zu ihr stieß und ihr ein Glas Bowle reichte.
"Dann-", sagte sie und erhob ihr Glas ein wenig, "-auf einen schönen restlichen Abend."
"Auf uns", sagte er und stieß sein Glas leicht an ihres und nippte anschließend daran.
"Möchtest du vielleicht nochmal tanzen?", fragte er und sie nickte, stellte ihr Glas zur Seite. Er tat es ihr gleich, ergriff wieder ihre Hand und führte sie zurück zu den tanzenden Paaren. Es lief ein sehr langsames Lied und Hermine schlang die Arme um seinen Hals, schmiegte sich an ihn und ließ zu, dass er die Hände an ihre Hüfte legte und sie im Takt der Musik langsam hin und her wiegte. Der Himmel der großen Halle hatte sich inzwischen etwas verdunkelt und die Wolken waren verschwunden. Über ihnen leuchteten nun Millionen von Sternen und nach wie vor regnete es Blütenblätter. In der Atmosphäre war es nicht schwer, in die romantische Stimmung von vorher zurückzufinden. Und der restliche Abend war genau das, romantisch, harmonisch und voller leidenschaftlicher Küsse unterm Sternenhimmel, während sie alles andere um sich herum ausblendeten und nur die Person vor sich sahen. Nicht anderes war von Belang.
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