25. Eine Nebenwirkung des Lebens

Die Frühlingssonne wärmte sie, als Severus und Hermine am schwarzen See auf ihren Umhängen saßen und über das Wasser sahen. In Severus Schoß lag eine Ausgabe von Zaubertränke für Fortgeschrittene von Libatius Borage und er hatte das Zutatenverzeichnis aufgeschlagen.
"Feuersalamanderblut", verlangte er zu wissen.
"Eine hochwirksame Zutat für Heil- und Kräftigungstränke", sagte Hermine wie aus der Pistole geschossen. Severus nickte zufrieden und suchte nach der nächsten aufgeführten Zutat.
"Wird komisch sein, wenn die letzten Prüfungen erstmal geschrieben sind, oder?", fragte sie und kam sich dabei sehr scheinheilig vor, immerhin würde sie zu der Zeit gar nicht mehr hier sein.
"Was meinst du?", fragte er und sah von seinem Buch auf.
"Ich meine, bald verlassen wir Hogwarts." Auf die eine oder andere Weise, dachte sie. "Wird das nicht komisch sein?"
Severus dachte einen Moment nach, Hermine dachte ihrerseits daran, wie sie ihr letztes Jahr, was sie eigentlich hätte in Hogwarts verbringen sollen, auf der Suche nach Horkruxen und auf der Flucht vor Todessern und Greifern verbracht hatte. Daran wie seltsam es gewesen war, nicht in Hogwarts bei ihren Freunden zu sein. Etwas, was sie sich zuerst nicht hatte vorstellen können, hatte sie sich doch in den sechs Jahren so sehr daran gewöhnt dort zu sein. In all den Nächten, die sie in einem Zelt in irgendwelchen Wäldern verbracht hatte, hatte sie sich in ihr kuscheliges Himmelbett im Mädchenschlafsaal zurück gewünscht. Sie fragte sich, ob es ihm wohl auch so gehen würde, auch wenn er in vier Jahren wieder zurückkehren würde, als Lehrer für Zaubertränke. Ob es dann für ihn wie ein Heimkommen sein würde?
"Ich weiß was du meinst. Immerhin kenne ich nichts anderes und trotz aller Reibereien war Hogwarts für mich immer ein Zuhause. Ich denke es ist beides, Trauer und Vorfreude. Ich freue mich darauf, das zu studieren, was ich liebe, aber ich werde es sicher auch vermissen hier zu sein. Vor allem mit dir hier zu sein", sagte er.
Kälte umfing sie, ließ sie frösteln. Sie wollte so gerne sagen, dass sich das zwischen ihnen nicht ändern würde, dass sie immer bei ihm sein würde, aber das konnte sie nicht. Denn es würde nicht so sein, sie hatten noch etwas mehr als zwei Monate zusammen, dann würde sie verschwinden und ihn verlassen.
"Was ist mit dir? Wo wirst du sein?", fragte er, hoffte, dass sie sagen würde, dass sie auch an der Uni an seiner Seite sein würde, dass sie vielleicht Verwandlung oder Zauberkunst studieren würde, dass sie bei ihm sein würde. Sie könnten ins Ausland gehen, wo sie sicher war.
"Nun..", sie schürzte die Lippen, überlegte, was sie jetzt sagen sollte, ohne zu lügen, aber die Antwort blieb ihr erspart.

Eine völlig abgehetzte Minerva McGonagall kam auf sie zu geeilt und rief nach ihm. "Mister Snape!"
"Du liebe Güte, was ist denn nur los?", fragte Hermine perplex und erhob sich mit Severus, der ebenso ratlos schien.
"Mister Snape, hier sind Sie", sagte die stellvertretende Schulleiterin außer Atem und sichtlich erleichtert, "Der Schulleiter schickt mich. Ich möchte Sie bitten, mich umgehend in sein Büro zu begleiten."
"Ist- Ist denn alles in Ordnung?", fragte er vorsichtig.
"Nun ja", meinte die Hauslehrerin der Löwen unschlüssig, "Ihre Mutter ist hier, sie sollte Ihnen diese Frage wohl besser selbst beantworten."
Severus wirkte über diese Information geschockt, wenn sie hier war, dann musste es wichtig sein. Gleichzeitig war er erleichtert, denn wenn sie hier war, ging es ihr gut. Unschlüssig und etwas gehetzt sah er zwischen McGonagall, Hermine und ihren Sachen zu ihren Füßen hin und her, öffnete ein paar Mal den Mund als wollte er etwas sagen, schloss ihn aber schließlich wieder. Er sah dabei ein wenig aus wie ein Fisch auf dem Trockenen. Hermine ging einen Schritt auf ihn zu, strich ihm beruhigend über den Rücken.
"Geh schon, es scheint wirklich wichtig zu sein. Ich packe unsere Sachen zusammen und warte an unserem Ort auf dich", sagte sie und er nickte, schenkte ihr ein steifes, aber dankbares Lächeln und hauchte ihr noch einen Kuss auf die Lippen, bevor er die Schultern straffte, McGonagall zunickte und ihr schnellen Schrittes zum Schloss folgte.
Einige Sekunden sah sie ihnen nach, dann bückte sie sich, sammelte die Bücher zusammen und faltete ihre Umhänge und verstaute alles in einem kleinen Jutebeutel.
Mit dem Beutel über der Schulter nahm sie den gleichen Weg, wie bereits ihre Hauslehrerin und Severus und ging direkt zum Raum der Wünsche. Vor dem Wandteppich angekommen überlegte sie fieberhaft, was wohl vorgefallen sein könnte und welche Szenerie wohl die Beste wäre, wenn er von seinem Gespräch mit seiner Mutter und dem Schulleiter zurückkam. Wie lange würde es wohl dauern?
Schließlich entschied sie sich für die kleine Bibliothek und das gemütliche Ledersofa und den Kamin, wie beim ersten Mal, als sie ihm den Raum gezeigt hatte. Eine gemütliche Umgebung, die Trost spendete und Wärme, schien ihr genau das Richtige.
Schwerfällig ließ sie sich auf das Polster sinken und stierte in die Flammen, tippelte nervös mit den Füßen, kramte in ihren Erinnerungen und allem, was sie über Severus wusste, um herauszufinden, was geschehen sein könnte. Seiner Mutter ging es schonmal gut, das konnte sie ausschließen. Ging es um seinen Vater? Oder vielleicht etwas völlig anderes?

*

Severus war inzwischen im Büro des Schulleiters angekommen. Seine Mutter war sofort aufgesprungen und auf ihn zu geeilt und hatte ihn in eine feste Umarmung geschlossen, so fest, dass er fürchtete zu ersticken. Ihr Gesicht hatte er so schnell nicht analysieren können, aber auf ihn hatte es maskenhaft gewirkt, als würde sie versuchen, all ihre Emotionen daraus zu verbannen.
"Mein Junge", flüsterte sie mit zitternder Stimme und er strich ihr beruhigend über den Rücken. Als sie sich schließlich von ihm löste, wirkte sie traurig, als hätte sie den Kampf um Selbstbeherrschung und das Zurückhalten ihrer Emotionen verloren.
"Mrs Snape", sagte der Schulleiter weich und mit Bedauern in der Stimme, "Ich würde vorschlagen Sie und Mister Snape setzen sich erstmal."
Als Severus sich umsah, stellte er fest, dass die stellvertretende Schulleiterin das Büro bereits wieder verlassen hatte. Den alten Mann fixierend setzte er sich auf den Sessel vor seinem Schreibtisch, direkt neben seine Mutter.
"Mum, was ist los?", fragte er zögerlich und sah seine Mutter forschend an. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie schwarze Roben trug, sie trug nie schwarz, immer nur anthrazit und helles grau. Das Schwarz ließ ihre Haut noch blasser wirken.
"Severus", sagte sie und atmete tief durch, rang um einen neutralen Gesichtsausdruck. "Es geht um deinen Vater. Er- Er ist heute Morgen auf dem Weg zu einem Kundengespräch mit dem Auto in einen Unfall verwickelt worden."
Nur langsam sickerte die Bedeutung der Worte in sein Gehirn, sein Vater hatte einen Unfall gehabt.
"Aber..", begann er, "Es geht ihm doch gut, oder?"
"Er war sehr schwer verletzt, die Ärzte haben alles versucht, aber als ich davon erfuhr, da.. Es war bereits zu spät. Er hat es nicht geschafft", ihre Stimme war nicht mehr als ein leises, gebrochenes Flüstern. Tränen sammelten sich in den Augen der sonst so beherrschten Frau.
Er hat es nicht geschafft.. Nicht geschafft.. Die Worte hallten in seinem Kopf wieder und nur langsam begriff er ihre Konsequenz. Sein Vater war tot.
Er wusste nicht, was er jetzt fühlen sollte. Alles wirbelte in seinem Kopf durcheinander, Erinnerungen und Gefühle. Sein ganzes Leben lang konnte er sich nicht erinnern, dass es zwischen ihm und seinem Vater je eine große Bindung oder eine Art liebevolles Verhältnis gegeben hätte. Dennoch war dieser Mann sein Vater gewesen und so schwierig es auch war, er hatte ihn doch irgendwie geliebt, auf seine Art, jedenfalls dachte er, dass es so gewesen sein müsste. Aber diese Taubheit, die er jetzt fühlte, verunsicherte ihn in seiner Annahme. Er wollte immer daran glauben, dass er seinem Vater etwas bedeutete, immerhin war er sein eigen Fleisch und Blut, aber ob das tatsächlich der Wahrheit entsprach, würde er nun nie herausfinden.
"Severus?", fragte seine Mutter vorsichtig und legte eine Hand auf seine. Sofort umfasste er sie fest und realisierte langsam, was das für seine Mutter bedeutete. Sie hatte den Mann verloren, den sie über alles geliebt hatte, so wenig liebenswert seine Art auch meistens war, aber sie hatte ihn geliebt. Seit kurzem verstand er, was es bedeutete, jemanden so sehr zu lieben, dass man nie wieder ohne denjenigen sein wollte und diese Erkenntnis schmerzte ihn tief. Was auch immer sein Vater und er auch füreinander waren, für sie war er, abgesehen von ihm, ihre ganze Welt gewesen.
"Es tut mir so Leid, Mum", flüsterte er und sah die schwarzhaarige Hexe traurig und mitleidig an.
"Mein Beileid für Sie beide", fügte Dumbledore hinzu, "Natürlich steht es Ihnen frei Ihre Mutter zu begleiten, sich zu verabschieden und an der Beerdigung Ihres Vaters teilzunehmen. Ich werde Sie dafür vom Unterricht freistellen."
"Vielen Dank, Professor", sagte Severus, "Ich möchte gerne für meine Mutter da sein." Wieder drückte er sanft ihre Hand und sah sie mitleidig lächelnd an.
Auch sie rang sich ein Lächeln ab und war dankbar für den Beistand ihres Sohnes. Natürlich war sie sich der schwierigen Beziehung ihres Mannes und ihres Sohnes bewusst. Sie hatte es immer bedauert, dass Tobias' Abneigung gegen die Zauberei ihn daran ghindert hatte eine wirkliche Beziehung zu ihm aufzubauen und ihm zu zeigen, wie sehr er seinen Sohn wirklich liebte. Denn das tat er, da war sich Eileen Snape sicher. Sie konnte ihn noch genau vor sich sehen, die Liebe und die kleinen Freudentränen in den Augen, als sie ihm seinen gerade einmal wenige Minuten alten Sohn reichte und er ihn zum ersten Mal im Arm hielt. Die ganzen Probleme waren erst einige Jahre später gekommen, als Severus schon als Kleinkind Anzeichen von unkontrollierter Magie zeigte und von Zeit zu Zeit etwas zu Bruch ging oder Dinge sich auf einmal einfach veränderten. Sie selbst hatte bis zu diesem Tag nur wenig Magie in ihrem Alltag behalten und viel davon hatte ihr Mann nicht einmal mitbekommen, da er den ganzen Tag im Büro verbrachte. Aber als er diese ganzen unerklärlichen Dinge sah, die sein Sohn unbewusst verursachte, hatte er zuerst Angst gehabt, die später in Zorn und Wut umgeschwungen waren. Er hatte sich seit dem sehr von seinem Sohn distanziert und im Endeffekt auch von ihr. Er sagte eines Tages, dass es abartig wäre, dass er das alles nur so lange ertragen hatte, weil sie selbst die Magie kontrollieren konnte und einfach nicht in seiner Gegenwart benutzte, aber das Kleinkind, das einfach ohne Grund Dinge schweben ließ, war ihm nicht geheuer. Ihm ging es gegen den Strich, dass sowas immer passieren könnte und die Möglichkeit, dass es jemand herausfinden könnte und sie für Abartig erklären würde.
"Dann gehen Sie und packen Sie ihre Sachen, Mister Snape. Sie können dann mit Ihrer Mutter das Flohnetzwerk benutzen", wies Dumbledore seinen Schüler an und dieser nickte.
Auf dem Weg zu seinem Gemeinschaftsraum, den er rennend zurücklegte, hielt er dann ganz abrupt inne, machte kehrt und lief den Gang wieder zurück, er musste erst mit Hermine sprechen. Sicher machte sie sich Sorgen. Auf dem Weg kam ihm allerdings Professor McGonagall entgegen, fragte ihn, wo er gedachte hinzugehen und wies ihn schließlich an seine Sachen zu packen und sagte, dass sie seine Freundin informieren würde und dass er sich jetzt beeilen sollte. Er wollte protestieren, aber sie schnitt ihm das Wort ab und scheuchte ihn zurück in Richtung Kerker. Severus ärgerte sich den ganzen Weg, bis zurück zum Schulleiterbüro darüber, dass er Hermine nicht einmal selbst sagen könnte, was vorgefallen war und fluchte innerlich wie ein Rohrspatz. Er schwor sich, ihr sofort zu schreiben, wenn er mit seiner Mutter Zuhause angekommen wäre. Sie sollte das alles von ihm erfahren und sollte nicht denken, dass er einfach so abgehauen wäre und nicht an sie gedacht hätte.

Hermine hatte unterdessen bereits alle möglichen Horrorszenarien in ihrem Kopf durchgespielt und war sich sicher, dass Mrs Snape nur dann herkommen würde, wenn etwas mit ihrem Mann, Severus' Vater, wäre. Und es musste schlimm sein. War er womöglich verletzt worden?
Mit den Stunden die vergingen, waren ihre Augenlider immer schwerer geworden und sie hatte fieberhaft dagegen angekämpft, bis sie schließlich, spät Nachts, doch eingeschlafen war. In ihren Träumen war sie bei Severus und ihr letzter Gedanke war Sorge gewesen, darüber, dass er so lange weg war.

Geweckt wurde sie am nächsten Morgen von einem erleichterten Harry, der extra Zauberkunst geschwänzt hatte um nach seiner 'Schwester' zu suchen. Ihr Verschwinden war ihm erst am Morgen aufgefallen, als Professor McGonagall ihn gefragt hatte, wo sie wäre, da sie sie bereits seit dem Vorabend suche. Harry hatte erwartet, dass sie am Vorabend noch bei Severus wäre und sich deswegen nichts dabei gedacht, aber nun stellte er fest, dass auch er nicht beim Frühstück war. Sorge war in ihm aufgekeimt. Es sah weder Hermine noch Snape ähnlich einfach wortlos zu verschwinden. Schließlich hatte er über McGonagall erfahren, dass Severus mit seiner Mutter am Vortag das Schloss verlassen hatte und diese ihr das hatte mitteilen sollen, weil er selbst dazu nicht mehr die Zeit gehabt hatte. Von da an hatte er überlegt, wo Hermine sich wohl aufhalten könnte. Lily sagte, Hermines Bett sei unangetastet gewesen, sie war also die ganze Nacht nicht zurückgekehrt. Zuerst war ihm die Bibliothek eingefallen, abef er hatte diese Idee schnell wieder verworfen, sie hätte dort nicht die ganze Nacht bleiben können, die Bibliothekarin oder ein Lehrer auf Patrouille hätte sie sicher gefunden und in ihren Schlafsaal geschickt. Was blieb dann noch übrig? Der Raum der Wünsche, schoss es ihm durch den Kopf. Also war er sofort in den siebten Stock geeilt, zu der Wand mit dem grottenhässlichen Wandteppich, ging drei Mal vor der Wand auf und ab und dachte an Hermine. Eine alte Holztür mit Verschnörkelungen und Eisenklinke erschien, er atmete erleichtert auf und betrat leise den Raum.
An drei der vier Wände standen vollgestopfte, deckenhohe Bücherregale, an der anderen ein Kamin, der nur noch etwas glühte. Der Kamin war neben einer kleinen Öllampe die einzige Lichtquelle im Raum. In der Mitte, auf einem riesigen braunen Ledersofa mit einem flauschigen Teppich und Couchtisch davor, lag Hermine und schlief, zugedeckt mit ihrem Umhang.
Leise näherte er sich ihr und setzte sich auf die Kante des Polstermöbelstücks, strich leicht über ihren Arm, um sie zu wecken. "Hermine, aufwachen", flüsterte er. Sie schreckte, trotz der sanften Stimme und Berührung, jäh hoch und sah sich nervös im Raum um, als müsse sie überlegen wo sie eigentlich war und was sie dort machte.
"Wie-", sie rieb sich die vom Schlaf leicht verkleben Augen, "Wie spät ist es?"
"Gleich halb zehn", teilte Harry ihr mit und sie erschrak erneut. Wie hatte sie so verschlafen können? Sie hatte Zauberkunst verpasst. Wie hatte sie überhaupt einfach einschlafen können und warum war Severus nicht bei ihr?
"Mine, warum warst du denn die ganze Nacht hier?", fragte er, wobei er den Grund schon erahnte.
"Ich habe auf Severus gewartet", sagte sie und entledigte sich ihres Umhangs, der nur noch halb um ihre Schultern hing, faltete ihn zusammen und setzte sich ganz auf, stellte die Füße wieder auf den Boden.
"Oh, McGonagall sollte dir das noch mitteilen, sie sucht dich seit gestern Abend. Severus hat gestern mit seiner Mutter wohl recht überstürzt die Schule verlassen und hatte keine Zeit mehr dir Bescheid zu geben", informierte er sie.
"Er hat die Schule verlassen?", fragte sie und ihre Stimme schnellte dabei einige Oktaven in die Höhe, "Hat sie dir gesagt warum?"
"Nein, hat sie nicht, aber es muss ja irgendwas Ernstes sein, wenn Dumbledore ihn vom Unterricht freistellt." Hermine nickte, so etwas hatten sie in ihrer Zeit nur einmal erlebt, als Arthur Weasley von Nagini, Voldemorts Schlange, angegriffen und lebensgefährlich verletzt wurde.
"Glaubst du es geht um seinen Vater?", fragte Harry.
"Ich weiß es nicht, aber das war ehrlich gesagt auch meine erste Vermutung", sagte sie und biss sich auf die Lippe. So schwer es auch zwischen ihm und seinem Vater gewesen sein mochte, so wenig er sich auch von ihm geliebt gefühlt haben musste, es war immerhin sein Vater. Sollte ihm etwas passiert sein, so dachte sie, würde es Severus wohl dennoch sehr nahe gehen und verletzen.
"Aber ich schätze mal, dass du die Antwort in seinem Brief finden wirst", sagte Harry.
"Welcher Brief?"
"Eine pechschwarze Eule sitzt wohl laut Lily mit einem Brief in eurem Schlafsaal. Schätze mal der Raum der Wünsche ist auch für Eulen nicht auffindbar, jedenfalls meinte Lily der Vogel hätte ihr fast die Hand abgehackt, weil er den Brief nicht rausrücken wollte, sonst hätte ich ihn dir mitgebracht."
Augenblicklich fühlte Hermine sich um einiges wacher. Sie musste jetzt nur schnell in ihren Schlafsaal, dann würde sie Antworten bekommen und anschließend sollte sie sich frisch machen und Professor McGonagall erklären, wo sie die ganze Nacht gesteckt hatte. Hoffentlich zog sie ihr nicht zu viele Hauspunkte ab.
"Dann lass uns mal los", sagte sie, strich ihre Haare etwas glatt und erhob sich vom Sofa.

Im Schlafsaal wartete tatsächlich eine vergleichsweise große und prächtig aussehende, schwarze Eule auf ihrem Bettpfosten auf sie. Am Bein einen kleinen Briefumschlag, der ihren Namen trug. Sie hielt ihr den Arm hin und der Vogel flatterte zu ihr herunter, ließ sich ohne Probleme den Brief abnehmen. Sie kramte noch einige Eulenkekse hervor, die die Eule mit leisem Schuhuen annahm.
Aufgeregt brach sie das Siegel und entfaltete das im Umschlag steckende Pergament. Hastig begann sie zu lesen.

Liebste Hermine,

es tut mir Leid, dass du es, gesetzt dem Fall Professor McGonagall war nicht schneller, aus diesem Brief erfahren musst, statt persönlich, aber ich werde diese Woche nicht mehr nach Hogwarts zurückkehren.
Meine Mutter kam, wie du weißt, gestern nach Hogwarts um mir mitzuteilen, dass mein Vater einen Autounfall hatte und leider auf dem Weg zum Krankenhaus verstorben ist.
Ich werde diese Woche bei ihr bleiben um ihr bei der Vorbereitung der Beerdigung zu helfen und auch dabei Abschied zu nehmen.
Ich habe das Gefühl, als wäre die Tatsache, dass er fort ist und nie wiederkommt, noch nicht ganz in meinem Kopf angekommen. Ich weiß nicht, was ich fühlen soll, weiß nicht, ob ich überhaupt etwas fühle und ich wünschte du könntest jetzt bei mir sein und mir helfen diese Gefühle zu verstehen.

Bitte schreib mir wenn du das ließt und mach dir bitte keine Sorgen. Anubis wird bei dir bleiben, bis du mir eine Antwort schicken kannst.

In Liebe, Severus

"Hmm, du bist also Anubis?", fragte Hermine die pechschwarze Eule neben sich und strich ihr über den Kopf, "Der ägyptische Gott der Totenriten. Der Name passt irgendwie zu dir. Tut mir Leid, aber ich werde dich erst später wieder losschicken können, also ruh dich noch ein bisschen aus."
So gerne sie auch sofort Feder und Pergament zur Hand genommen hätte um Severus zu antworten, sollte sie wohl zuerst Professor McGonagall Rede und Antwort stehen. Sie atmete tief durch, legte den Brief auf ihren Nachttisch, fuhr sich seufzend durch die zerzausten Haare und erhob sich um sich etwas frisch zu machen, in Gedanken die ganze Zeit bei ihrem Freund und seinem Verlust.

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