10. Streit im Hause Gryffindor
Der Abend verlief schleppend und war genauso, wie Severus es ihr prophezeit hatte. Eine Menge von selbstgefälligen Leuten, die sich etwas auf ihre Verwandtschaft einbildeten und auch fast ausschließlich nur darüber sprachen. Nicht viel anders als zu ihrer Zeit also. Sie konnte sich noch lebhaft daran erinnern, wie häufig Cormac die Worte 'mein Vater' und 'der Minister' während nur eines Abendessens hatte fallen lassen und wie sehr sie das gestört hatte. Lily hatte sich zum Essen zu einer Ravenclawschülerin aus ihrem Jahrgang gesetzt und sich angeregt mit ihr unterhalten. Slughorn hatte reihum Fragen in die Runde gestellt, am Ende aber vorrangig mit Elias White, einem Slytherin, gefachsimpelt, der ihr nicht nur intelligent, sondern auch gleichermaßen hochnäsig vorkam. Er war der Sohn eines Spielers der Chudley Cannons, wie Severus ihr irgendwann mitteilte. Elias spielte wohl ebenfalls Quidditch für sein Haus und gab regelmäßig mit seinem Vater an, der sich trotz dessen, dass die Chudley Cannons eher fürs Verlieren bekannt waren, großer Beliebtheit erfreute - vor allem bei den weiblichen Fans. Sonst hatten sie den Abend, sehr zu ihrem Verdruss, nicht mehr viel miteinander gesprochen. Lilys Eintreffen hatte irgendwie die Stimmung verändert und sie beide waren von da an vor allem in Gedanken gewesen. Sie war erleichtert, als sie später mit Lily wieder im Gemeinschaftsraum ankam, zu dem Severus sie noch begleitet und sie mit einem Kuss auf die Wange und Lily mit einem freundlichen Lächeln verabschiedet hatte. Dieser Abend war wirklich merkwürdig gewesen.
"Also, du und Severus?", fragte Lily, als sie im Bad standen und sich bettfertig machten.
"Was soll das heißen, ich und er?", fragte sie ausweichend und zog sich die Haarnadeln aus dem Knoten.
"Naja, du magst ihn doch, oder?", bohrte sie weiter.
"Ja, wir sind befreundet."
"Nein, ich meine du magst ihn wirklich", konkretisierte sie.
"Ich mag es mit ihm zu reden und Zeit zu verbringen, wie intelligent und vielseitig interessiert er ist und dass er mich herausfordert", gab sie zu. "Aber wir sind wirklich nur Freunde."
"Weiß er das auch?", fragte sie und lächelte schief, woraufhin Hermine nur die Stirn runzelte. Was war das denn für eine Frage? Dachte sie etwa da wäre von ihm aus mehr? Das war doch lächerlich. Merkte sie nicht, dass er sie liebte? Hatte sie das nie in Betracht gezogen?
"Ja, natürlich..", meinte sie daher perplex und Lillys Mund verzog sich zu einem Grinsen.
Die beiden haben Gefühle füreinander und merkten es nicht mal, dachte sie. Egal welche Vorbehalte sie Severus betreffend auch hatte, sie wollte, dass ihre Freundin glücklich war und Severus schien sie glücklich zu machen. Auch wünschte sie Severus trotz allem jemanden, der ihn mochte und ihn vielleicht wieder ein wenig auf die Seite des Lichts führte. Vielleicht war es Schicksal, dass Hermine genau jetzt hier auftauchte.
"Mir war bis heute nicht klar, wie gut ihr befreundet seid, man sieht euch so wenig zusammen", äußerte Lily eine weitere Beobachtung.
"Das liegt wohl vor allem an James und Sirius. Ich habe keine Lust auf weitere Sticheleien und er auch nicht", gab sie erklärend zurück.
"Verständlich, aber du kannst es ihnen auch nicht wirklich verdenken, oder?", fragte sie und reichte Hermine ihre Haarbürste.
"Doch, eigentlich schon. Immerhin hat er, wie ich es gefühlt schon hundertmal gesagt habe, ihnen doch nichts getan", erwiderte sie. "Ja, was er gesagt hat war nicht schön, das will ich gar nicht bestreiten, aber das betrifft doch nur dich und ihn und nicht James und Sirius."
"Sie sind halt sehr beschützend", meinte Lily schulterzuckend. Zum ersten Mal war es ihr unangenehm, dass ihr Freund und dessen bester Freund so feindselig gegenüber Severus waren. Hermine hatte schon recht, es ging sie ja eigentlich nichts an.
Hermine schwieg, auf die Diskussion über Recht und Unrecht hatte sie jetzt, zu später Stunde, einfach keine Lust mehr. Außerdem wusste sie schon, dass diese ganzen Hänseleien ja nicht erst seit seinem verbalen Ausrutscher bestanden und das wusste Lily genauso gut wie sie, hatte sich nur scheinbar entschieden, das zu ignorieren. Zudem war sie es Leid, den moralischen Kompass zu spielen. Die beiden würden es ja doch nicht verstehen. Sie wussten ja nicht, was sie damit alles verursachen würden. Also bürstete sie sich nur noch einmal durch die Haare und verschwand dann schnurstracks ins Bett.
*
Mitte Dezember kam wieder eine Einladung von Dumbledore, aber diesmal nur an Hermine, was sie etwas stutzig machte. Warum wollte der Schulleiter nur mit ihr sprechen?
Es betraf doch sie beide, warum sollte sie dann ohne Harry gehen?
Den ganzen Tag war sie unkonzentriert und das fiel nicht nur ihren Freunden auf, auch ihre Professoren fragten immer wieder, was denn passiert sei. Jedes Mal wandte sie sich mit einer Ausrede heraus, von der sie selbst wusste, dass sie nur mäßig überzeugend klang.
Severus machte das alles sehr misstrauisch, er wunderte sich über ihre Lügen. Er hatte gedacht, dass sie immer ehrlich zueinander wären. Wobei er selbst schnell feststellte, dass das für ihn ja auch nicht galt. Auch er verschwieg ihr einiges. Angefangen mit seinen Gefühlen, was allerdings dem Selbstschutz diente, denn er wollte sie nicht als Freundin verlieren, bis hin zu seiner Faszination für die dunklen Künste, aber das hatte einen ähnlichen Grund wie Ersteres. Immerhin hatte er damit unter anderem schon Lily vertrieben.
Aber was war es, was sie ihm verheimlichte?
"Miss Granger, schön, dass sie es einrichten konnten", begrüßte der Schulleiter sie, als sie nach dem Unterricht in sein Büro kam.
Schön, dass ich es einrichten konnte? Als hätte ich ablehnen können, dachte sie und schüttelte den Kopf.
"Guten Tag, Professor. Darf ich Sie direkt fragen, warum Sie nur mich und nicht auch Harry eingeladen haben?", kam sie direkt zur Sache als sie sich setzte.
"Ich wollte vermeiden, dass Sie Dinge verheimlichen, weil Sie denken, dass Ihre Antwort ihm nicht gefallen könnte", antwortete er sachlich "Außerdem habe ich das Gefühl, dass Sie einen größeren Überblick über alles haben."
"Inwiefern?", fragte sie und legte den Kopf schräg.
"Einfach generell. Auch denke ich, dass Sie eine Theorie zur Zeitlinie haben, die meiner sehr gleicht", stellte er eine Vermutung in den Raum. Er war aufgrund seiner Beobachtungen zu keinem anderen Schluss gekommen, denn sie schien ihm weniger vorsichtig als sie es ihres Wesens nach sein müsste, wäre sie sich nicht sicher, dass es keinen Unterschied machte.
"Es gibt bestimmte Ereignisse, die mich dazu bewegen, ja", bestätigte sie. "Welche das sind, sollte ich Ihnen wohl lieber nicht sagen."
"Das dachte ich mir schon, aber ich möchte Sie erinnern, egal was Sie jetzt tun, es ist bereits geschehen."
"Das ist mir bewusst, Sir. Aber soll mich das jetzt dazu bewegen, deswegen alles offen zu legen?", fragte sie zweifelnd. "Ich denke es ist für niemanden gut, zu viel über sein eigenes Schicksal zu wissen. Zudem würde es ja ohnehin nichts verändern."
"Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht und mir einige unserer Gespräche nochmal durch den Kopf gehen lassen, die haben zu interessanten Erkenntnissen geführt", erklärte er. "Zum einen, ihr Schock mich zu sehen, das bringt mich zu dem Schluss, dass ich meinen hundertzwanzigsten Geburtstag wohl nicht mehr erleben werde. Zum anderen, brachte mich eine Aussage von Mister Potter zu dem Schluss, dass James Potter und seine Frau ebenfalls in ihrer Zeit nicht mehr unter den Lebenden weilen. Zu guter Letzt, seine Bedenken wegen Mister Snape, er wird also in Zukunft mit Ihnen beiden zu tun haben."
Hermine war beeindruckt, Dumbledore war wirklich ein aufmerksamer Mensch, nicht nur in ihrer Zeit.
"Sie müssen mir nichts davon bestätigen oder verneinen, wenn Sie nicht wollen, aber ich bin mir meiner Schlussfolgerungen recht sicher."
"Zurecht", erwiderte sie, obwohl sie ursprünglich, was die Zukunft betraf, hatte schweigen wollen, dann schließlich doch.
"Das erklärt dann wohl auch, warum Sie und Mister Potter auf Ihrer Zeitreise hier gelandet sind", erklärte er zufrieden.
"Sie wissen was der Grund war?", fragte Hermine aufgeregt und völlig überrascht.
"Mein Freund, Mister Nicolas Flamel, und ich sind uns da inzwischen recht sicher", bestätigte er. "Aber mich würde dann doch durchaus interessieren, aus welchem Grund heraus sie entschieden haben zurückzureisen und wie weit?"
"Es war nicht das erste Mal, dass wir das taten, die genaueren Umstände möchte ich dabei lieber nicht erläutern, aber es war uns möglich, innerhalb der konsistenten Zeitlinie, die Geschehnisse ein wenig anzupassen. So dass sie sich ohne Widersprüche in das Gesamtgeschehen eingliederten."
"Erstaunlich", bemerkte er anerkennend. "Und ich vermute, Sie wollten das auch diesmal?"
"Ja, Sir."
"An was dachten Sie, als Sie den Zeitumkehrer benutzten, was war Ihr Wunsch oder Ihre Hoffnung?", fragte er und sah sie über den Rand seiner Halbmondbrille an.
Diese Frage verwirrte Hermine. Was hatten ihre Gedanken und Wünsche damit zu tun? Was hatte sie überhaupt gedacht? Dass die Idee wahnsinnig war, aber was noch, was hatte sie sich gewünscht? Alle zu retten, da war sie sich sicher, aber was war es im Detail gewesen?
"Was sich Mister Potter gewünscht hat, kann ich mir gut vorstellen, aber bei Ihnen tappe ich ein wenig im Dunkeln."
"Sir, was haben meine Wünsche damit zu tun?", stellte sie nun die Frage, die sich selbst nicht beantworten konnte.
"Der Zeitumkehrer, den Sie mir gaben, ist manipuliert worden. Ein wirklich ausgefuchster und komplexer Zauber, muss ich zugeben. Sie sagten Sie hätten ihn einmal von mir bekommen?"
"Ja, Sir, aber ich gab ihn zurück. Wir fanden ihn Jahre später in ihrem Büro."
"Das erklärt einiges. Ich dachte schon, dass die Idee mir ähnlich sähe und nachdem ich das weiß, werden Sie ihn wieder auf diese Art vorfinden, dafür werde ich sorgen", meinte er milde lächelnd. "Sie kennen den Spiegel Nerhegeb schätze ich, oder haben schon einmal davon gehört?"
"Natürlich, er zeigt einem, was der betrachtende sich am meisten wünscht. Aber was hat das damit zu tun?"
"Nach eingehender Untersuchung fanden wir einen ähnlichen Zauber auf dem Zeitumkehrer. Dafür gedacht, den Zeitreisenden genau dahin zu bringen, wohin er sich wünscht, um zu ändern was geschehen ist."
Hermine runzelte die Stirn, wie sollte das möglich sein? Zugegeben es war ein interessanter Gedanke, die Zeit so zu manipulieren, aber hatten sie nicht inzwischen zweifelsfrei bestätigt bekommen, dass sich die Vergangenheit nicht in dieser gravierenden Weise ändern ließ? Oder stimmte ihre Theorie vielleicht doch nicht?
"Ich sehe Ihre Verwirrung, lassen Sie mich an Ihren Gedanken teilhaben?", fragte er väterlich.
"Ich dachte nur gerade, dass ein solcher Gedanke unserer Theorie widersprechen würde", sagte sie. "Es würde bedeuten, dass die Vergangenheit durchaus in gravierender Weise veränderbar ist und das auch über die Konsistenz hinaus."
"Das war auch mein Gedanke", pflichtete er ihr bei. "Aber vielleicht auch nicht."
"Das wird echt immer komplizierter", seufzte sie. "Wir können uns bei nichts mehr sicher sein. Aber was bedeutet das für Harry und mich, jetzt und hier, in dieser Zeit?"
"Nun, Zeitumkehrer sind unglaublich fragil. Nicolas vermutet, dass dieser nur noch eine einzige weitere Reise zulässt, bevor er unbrauchbar sein wird."
Hermine nickte, eine einzige Reise würde reichen.
"Was bedeutet das für unser Alter? Hat der Zauber Einfluss darauf?", stellte sie die nächste Frage.
"Ich denke nicht, wenn der Zielort oder vielmehr die Zielzeit wirklich präzise herbeigewünscht wird und auch an den Wunsch der Jugendlichkeit geknüpft ist. Ich vermute, dass das meine Intention hinter dem Zauber sein wird. Aber sicher können wir uns nicht sein."
"Das sind viele Vielleichts", stellte Hermine fest. "Aber wir werden wohl darauf vertrauen müssen."
"Wann wünschen Sie überhaupt zu gehen?", fragte der Schulleiter sanft.
Automatisch wollte Hermine 'sofort' antworten, hielt sich aber im letzten Moment noch davon ab. So sehr sie auch Ron, Ginny und ihre anderen Freunde wiedersehen wollte, sie war noch nicht bereit zu gehen. Harry sicher auch nicht, sie wollte ihm mehr Zeit geben. Außerdem dürften sie nicht ohne einen konkreten Plan und die entsprechenden Vorbereitungen für dessen Umsetzung gehen. Hier gelandet zu sein, gab ihnen die Möglichkeit, wirklich vorbereitet an den Tag zurückzukehren, an dem vieles so dramatisch schief gelaufen war. Sie müssten nicht mehr auf den Zufall oder das Glück bauen. Aber wie lange durften sie ihren Aufenthalt hier noch ausdehnen? Noch einen Monat? Ein Jahr? Vielleicht doch lieber nur ein halbes Jahr?
Ein halbes Jahr mit seinen Eltern für ein ganzes Leben, das klang furchtbar, war aber mehr, als er jemals hätte bekommen sollen.
Es gab ihnen zudem genug Zeit, um genau über ihre Rückkehr nachzudenken, zu planen, wie sie alle retten konnten, zu lernen, den Wunsch zu fokussieren, denn sie kannte Harry, er hatte mit solchen Dingen häufig Probleme, die Okklumentik und nonverbale Zauber waren da nur zwei Beispiele.
"Ich werde darüber nachdenken müssen", meinte sie diplomatisch. "Wir sollten das alles nicht unüberlegt machen. Aber bitte, sagen Sie Harry nichts von ihren Erkenntnissen."
"Das verspreche ich Ihnen", der Schulleiter nickte.
"Dennoch würde ich doch gerne noch erfahren, was Ihr Wunsch war, als sie zurück reisten."
Hermine dachte angestrengt nach, ließ die Szene noch einmal vor ihrem geistigen Auge ablaufen. Sie hatte als letztes an Snape gedacht, hatte bedauert, was er für ein Leben gehabt hatte, dass sie ihn retten wollte, weil er mehr verdient hatte; eine zweite Chance auf Glück.
"Severus Snape, ich habe an ihn gedacht", gestand sie und errötete.
Ein wissendes Lächeln zeigte sich auf den Zügen des Schulleiters. Da hatte ihn seine Beobachtungsgabe erneut nicht betrogen. Jetzt fügte sich so einiges in seinem Kopf zusammen. Sie waren aus dem Wunsch heraus zurück gereist, weil sie jemanden retten wollten, wahrscheinlich lag dieser Verlust in der näheren Vergangenheit, von ihrem Ausgangspunkt aus gesehen, sonst hätte die junge Miss Granger sicherlich nicht zugestimmt. Mit dem Wunsch, denjenigen zu retten, haben sie zwangsläufig weiter gedacht. Sie mussten überlegt haben, wen sie ebenfalls am liebsten vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt hätten. Bei Mister Potter waren das zwangsläufig seine Eltern, warum Miss Grangers Wunsch allerdings auf Mister Snape gefallen war, konnte er nicht mit letzter Gewissheit sagen, aber er freute sich bereits darauf, das in Zukunft herauszufinden. Was er aber wusste, war, dass sie sich hier sehr nah standen. Würde das in Zukunft auch so sein? Aber wenn ja, dann hätte Mister Potter nicht ein so großes Problem damit gehabt, dass sie mit ihm Zeit verbrachte. Oder vielleicht doch, weil die Chance demnach höher war, dass er sie wiedererkannte. Glaubten sie allerdings weiterhin an die Konsistenz, dann musste er sie in ihrer Zeit bereits erkannt haben und hätte damit doch sicherlich nicht hinterm Berg gehalten. Alles höchst interessant. Er würde sicher noch einige Male darüber nachdenken.
"Nun gut, dann reden Sie mit Mister Potter, wenn sie soweit sind und informieren Sie mich dahingehend", trug der Schulleiter ihr auf und sie nickte.
Wieder im Gemeinschaftsraum angekommen, wurde sie von einem riesen Tumult begrüßt.
"Was ist denn hier los?", fragte Hermine an Remus gewandt, der außerhalb stand und das Geschehen still beobachtete.
"Frag mich nicht, ich habe auch nichts mitbekommen, ich war bis vor fünf Minuten noch in der Bibliothek", meinte er schulterzuckend.
Hermine reckte sich, dachte sie könnte so über die lautstark redende Traube von Schülern hinwegsehen, aber Fehlanzeige.
"Wir sollten vielleicht Professor McGonagall Bescheid geben", regte Peter an, der sich durch die Menge an Schülern zu ihnen hindurch gedrängelt hatte.
"Wieso? Was ist da los?", fragte Hermine besorgt.
"James und Lily hatten eine Meinungsverschiedenheit, dann ist Harry dazwischen gegangen und hat für Lily Stellung bezogen und dann, als Sirius kam, ist das irgendwie eskaliert", berichtete er.
"Und warum stehen die Schüler hier alle?"
"Ach, irgendwann haben sich einfach alle um sie herum versammelt und ich hab das Gefühl, sie wollen nur sehen, wie die drei Jungs aufeinander losgehen, denn das wird vermutlich passieren, wenn niemand was tut."
Während Peter sprach fiel Hermine erst auf, dass sie ihn, seit sie hier waren, noch nie so viel hatte reden hören, wie in diesem Moment. Ihr fiel auf, dass er sich zumeist im Hintergrund hielt, nicht auffiel und sich sogar häufig von ihnen entfernte. Sie dachte an Snapes Worte in der heulenden Hütte, dass Peter während ihrer Schulzeit ständig an James' und Sirius' Rockzipfel gehangen haben soll, aber die Beobachtung konnte sie bisher nicht wirklich unterschreiben. Aber weiter kam sie in ihren Gedanken nicht, denn die Stimmen wurden wieder lauter und lenkten sie ab.
"Jetzt hört auf, verdammt!", konnte Hermine nun ganz deutlich Lilys Stimme vernehmen und gleichzeitig öffnete sich hinter ihnen das Portrait und Professor McGonagall betrat den Raum, gefolgt von einer Zweitklässlerin.
"Da ist uns jemand zuvorgekommen", meinte Remus und sah der Lehrerin zu, wie sie die Schüler weg scheuchte und sich den Weg zu den vier Streithähnen bahnte.
Schneller als sie die Situation erfassen komnte, hatte die Hauslehrerin alle Schüler für die nächsten zehn Minuten in ihre Schlafsäle geschickt und jetzt standen nur noch die Rumtreiber, Lily, Harry und sie selbst im Raum. McGonagall hatte auch Hermine, Remus und Peter im Raum belassen, denn sie wusste, wie gut sie befreundet waren und war demnach nicht sicher, ob sie nicht auch etwas damit zu tun hatten, was Peter aber sofort verneinte und erklärte sie wären alle nur Beobachter gewesen.
"Kann mir dann jemand erklären, was hier passiert ist?", wollte sie streng von den vier Gryffindors wissen.
Die drei Jungen sahen betreten zu Boden, einzig Lily straffte die Schultern und antwortete ihrer Professorin.
"James und ich hatten einen Streit", erklärte sie. "Irgendwie sind Sirius und Harry da mit dazwischen geraten und alles hat sich hochgeschaukelt."
"Worum ging es bei Ihrer Meinungsverschiedenheit?", fragte sie und sah einen nach dem anderen auffordernd an.
"James war ein wenig ungehalten über mein Gespräch mit Severus", erklärte sie. "Es gefiel ihm nicht, weil wir eigentlich seit einiger Zeit zerstritten sind und ich seit dem nicht mehr mit ihm gesprochen habe."
Lily hatte mit Severus gesprochen? Hermine war sowohl geschockt, als auch froh, dass sie sich ihm wieder annäherte. Aber natürlich gefiel James das ganz und gar nicht.
"Und diese Meinungsverschiedenheit ließ sich nicht zivilisiert und in Ruhe ausdiskutieren? Sie mussten dafür alle Schüler ihres Hauses in Aufruhr versetzen?"
"So wie Sie das sagen..", begann Sirius, schwieg aber, als Lily ihm den Ellenbogen in die Rippen stieß. Ein blöder Spruch würde die Situation nicht besser machen.
"Es war nicht unsere Absicht so eine Unruhe zu verbreiten", mischte sich Harry nun auch in das Gespräch ein.
"Das möchte ich hoffen, dennoch werden Sie mir bis nächste Woche drei Seiten Pergament zu dem Thema 'Wie löse ich einen Konflikt angemessen' schreiben", bestimmte sie. "Und für jeden von Ihnen drei Punkte Abzug. Bemühen Sie sich bitte, die wieder reinzuholen, ich will den Hauspokal nicht erneut an Ravenclaw verlieren."
Hermine konnte ein leichtes Grinsen auf Sirius' und James' Gesicht ausmachen, als sich die Lehrerin mit diesen Worten umdrehte und den Raum verließ.
"Und holen Sie ihre Hauskameraden wieder aus ihren Schlafsälen!", rief sie noch bevor das Portrait endgültig hinter ihr zu schwang.
Wie nicht anders zu erwarten war, hatten alle an den Türen gelauscht und kamen von selbst wieder die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter.
"Was habt ihr euch dabei gedacht?", tadelte Remus seine Freunde sogleich, als diese zu ihnen stießen. "Dieser Streit hat uns gerade zwölf Punkte gekostet."
"Wie konnte es überhaupt dazu kommen?", warf Hermine ein.
"Ich habe Lily nur gesagt, dass ich es nicht gut finde, dass sie wieder mit Schniefelus redet und es mir auch noch verheimlicht", sagte James.
"Nein, so hast du das nicht gesagt! Und ich habe es dir deswegen verheimlicht, weil ich wusste, dass du genauso reagieren würdest, wie du es eben getan hast", schimpfte Lily. "Außerdem hast du mir nicht vorzuschreiben, mit wem ich reden darf und mit wem nicht."
"Meinetwegen mit jedem, abgesehen von Schniefelus", wetterte er.
"Hey, jetzt streitet euch nicht schon wieder", fuhr Harry dazwischen.
"Was heißt schon wieder? Ich würde eher immer noch sagen ", kommentierte Sirius. "Und ich bin da ganz bei Krone."
"War ja klar", meinte Lily sauer.
"Du scheinst vergessen zu haben, wie sehr dich seine Beleidigung verletzt hat", erinnerte Sirius sie.
"Nein, das habe ich nicht!", beharrte sie. "Aber wenn es ihm leid tut, sollte ich ihm doch die Chance geben, mir das zu sagen."
"Und dann seid ihr, mir nichts dir nichts, wieder ganz dicke Freunde?", fragte Sirius ironisch. "Ach komm, Lily. Ich hätte dir ein besseres Urteilsvermögen zugetraut. Wir reden hier immerhin von Schniefelus. Reicht schon, dass Mine, was ihn betrifft, beratungsresistent ist."
"Schluss jetzt!", forderte Hermine. "Ihr benehmt euch wie Kleinkinder."
"Ich denke auch, ihr solltet euch erst mal beruhigen", pflichtete Remus ihr bei.
"Ist das dein Ernst, Moony, dass du uns in den Rücken fällst?", schoss Sirius nun gegen Remus, der die Augen verdrehte.
"Keiner fällt hier irgendwem in den Rücken", versuchte Harry zu schlichten.
"Doch, sie mir!", meinte James sauer, zeigte dabei auf seine Freundin und funkelte sie böse an. War ja klar, dass er sich direkt wieder von dem Slytherin in seiner Stellung bei Lily bedroht fühlen würde.
Hermine seufzte und verdrehte, wie eben schon Remus, theatralisch die Augen.
Peter war von dieser Situation scheinbar völlig überfordert, er sah nur abwechselnd von einem zum anderen und schien am liebsten im Erdboden versinken zu wollen.
"Jetzt atmen wir mal alle tief durch und gehen uns vielleicht alle mal für eine halbe Stunde aus dem Weg und dann reden wir nochmal vernünftig darüber", schlug Hermine sachlich vor und Lily nickte zustimmend.
"Ja, ich muss hier wirklich dringend mal raus!"
"Das halte ich auch für die beste Idee", gab Remus zu und nahm James am Arm und führte ihn von der Gruppe weg in Richtung Kamin.
"Gut, dann gehen Lily, Mine und ich jetzt mal eine Runde spazieren und ihr beruhigt euch", meinte Harry und nahm seinen Umhang vom Sessel.
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