Tag 68 ~Morgen
Ein, aus, aus. Ein, aus, aus.
In Faes Kopf hallte das Echo ihrer Schritte und ihr Herzschlag vermischte sich im selben Tempo.
Seit genau drei Tagen trainierte Fae wieder und genoss seitdem die kühle Herbstluft, die sich in ihre Lungen stahl.
Ein Lächeln glitt auf ihr Gesicht, als sie an Thoran dachte, der noch in ihrer Wohnung schlief und ungewollt kam sie aus dem Rhythmus und blieb schwer atmend stehen.
Verdammt. Sie hätte nie mit dem Joggen aufhören sollen, sie hatte keinerlei Kondition mehr. Etwas, was sie sich die letzten Jahre aufgebaut hatte.
Fae biss sich auf die Lippen und ging zu einem Coffeshop und bestellte sich einen Kaffee. Sie hoffte, dass Thoran noch schlafen würde, wenn sie wieder zurückkam. Immerhin war Samstag und sie waren erst spät eingeschlafen. Sie in seinen Armen. Bei dem Gedanken begann sie wieder zu lächeln und dachte an das Frühstück, dass in der Küche auf ihn wartete. Sie hoffte, dass er ihre Nachricht finden würde und kein Dejavú erleben würde, so wie sie, als sie sie geschrieben hatte.
Immerhin hatte sie nur geschrieben, dass sie Joggen war und er sich keine Sorgen machen sollte.
Langsam ging sie durch den Park und genoss die Stille, die sie noch umgab. Später würden hier Kinder und Eltern, Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern spielen, jetzt aber waren nur Frühaufstehen und Obdachlose hier zu finden.
Jemand griff nach ihrer Schulter und erschrocken drehte sie sich um und starrte in die Augen, die sie am wenigsten erwartet hatte.
Joaquin trug einen braunen Kapuzenpullover und ein schwarzes Cappi, sodass ihn niemand erkennen konnte.
„Verdammt," zischte Fae. „Stalkst du mich?!"
„Nein, Fae, hör mir zu. Ich will nur mit dir reden."
Sie holte tief Luft und betrachtete ihn einmal mehr. Sie konnte in seinen braunen Augen nichts ausmachen außer der Wahrheit und deswegen nickte sie. „Dann los." Er hielt sie noch immer an der Schulter fest und lächelte, doch Fae machte sich los.
Sie setzte sich neben ihn auf die Parkbank und nippte an ihrem Kaffee.
„Ich weiß, dass du die Fotos nicht machen willst." Er nahm die Kapuze an und lächelte sie an. „Und ich verstehe das, ich wollte mich nur entschuldigen, für so alles." Er deutete herum und Fae nickte langsam.
„Es ist zwar schön, dass du dich entschuldigst und ich akzeptiere die Entschuldigung auch, aber... für mich ist die Zeit gekommen, an der ich nach vorne blicken will und es auch endlich kann."
„Ich versuche es, und der erste Schritt war praktisch, mich zu entschuldigen, also, danke für deine Zeit, hada. Aber das einzige, um das ich dich bitte ist... ich weiß es selber nicht, wie ich es ausdrücken soll, Akzeptanz, Normalität, so eine Mischung aus allem, bitte."
„Natürlich, das schulde ich dir," erwiderte sie und Joaquin sah sie zwar verwirrt an, erwiderte aber nichts, ehe er sich wieder fing und ihr über den Arm strich, woraufhin Fae sich versteifte. Sie war zwar selber überrascht von ihrer Antwort gewesen, aber die plötzliche Nähe empfand sie als unangenehm.
„Danke, Fae," sagte Joaquin, als sie aufstand und gehen wollte, anscheinend fand er sonst keine Worte, nichts von dem er noch gesprochen hatte. Es war, als wären die paar Minuten nie gewesen. Sie wusste, ohne dass er es richtig in Worte fassen konnte, was er meinte. Das ganze endlich loslassen, war zu einem ewigen Spiel geworden, eines, das keiner gewinnen konnte und doch befanden sie sich auf der Zielgeraden. So kam es Fae zumindest vor. „Bekomme ich eine Umarmung?"
Fae überlegte hin und her und gab schließlich nach und ließ sich in seine Arme gleiten. „Es war schön dich zu sehen, Joaquin," erwiderte Fae, steckte wieder ihre Kopfhörer in ihre Ohren und joggte los, als wäre nichts gewesen.
Und doch, etwas war anders. Es fühlte sich gut an, ja, so wie sie es gesagt hatte. Wie ein Schritt nach vorne.
Sie fühlte sich so beschwingt, als sie zurücklief und erst später erkannte sie das Gefühl und musste unwillkürlich zu lächeln beginnen. Es war ein Gefühl der Befreiung, des Loslassen und Fae realisierte, dass sie es endlich akzeptiert hatte.
Sie war so gut wie es ging über Joaquin und die Geschehnisse hinweg.
-
„Thoran?", rief sie zehn Minuten später, nachdem sie die Tür aufgesperrt hatte und die Schlüssel auf den Tresen gelegt hatte. Ja, sie hatte Thoran ohne einen Schlüssel zurückgelassen.
Als er nicht antwortete, ging sie in die Küche und fand das Frühstück unangetastet, weshalb sie die Nachricht in den Mistkübel warf und die Stufen ins Schlafzimmer hinaufging, wobei sie die ganze Zeit lächelte.
Es fühlte sich so normal an, etwas, an das sie sich gewöhnen könnte. So, als wären sie nur ein normaler Mann und eine normale Frau und sie genoss es. Denn, auch wenn es sich selbst für sie unmöglich anhörte. So war es. So wollte es Thoran und nachdem sich Joaquin jetzt endlich aus ihrem Leben verabschiedet hatte und sie ihn endlich loslassen konnte, war sie das auch. Kein Stress mehr mit Promis, keine Fotografen, keine Erpressung. Normalität. Nach zwei Jahren.
Thoran lag nackt auf dem Bauch schlafend und Fae hielt einen Moment inne, genoss den Anblick und zog dann ihr verschwitztes Top und ihre Hose aus, ehe sie Thoran mit einem Fuß anstupste und er sich stöhnend auf die Seite, weg von ihr, drehte.
„Thoran, wach auf, es gibt Frühstück," sagte sie und ließ sich neben ihn fallen. „Oder sollen wir das verschieben und wir gehen noch Duschen?", fragte sie und malte Muster auf seinen muskulösen Rücken.
Bei dem Wort Duschen verspannte sich sein Körper und er drehte sich halb um. „Duschen? Wo warst du?" Er küsste sie sanft und sie lächelte wieder. Wenn sie weiterhin so viel lächeln würde, dann würden ihr irgendwann das Gesicht abfallen, aber wenn es unter dem Ansturm des Glückes war, dann würde sie ihm nicht nachweinen.
„So etwas nennt sich Morgensport. Und ja, ich stehe dafür sogar am Wochenende früher auf. Auch wenn es mich halb umbringt. Du wirst mir übrigens nicht glauben, was geschehen ist. Im Park hat mich Joaquin überrascht und wir haben etwas geredet. Ich schätze es war gut so, wir haben nur darüber gesprochen wie es ist Schritte nach vorne zu machen." Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, verdrehte sie die Augen. „Ich weiß auch nicht, was ich davon halte soll, aber der Gedanke von all dem endlich weg zu sein und wieder mein Leben in meine Hand zu nehmen, das hört sich richtig gut an, aber egal. Ich bin verschwitzt und brauche mehr als nur dringend eine Dusche."
Thoran wusste nicht ganz, was er davon halten sollte, beschloss aber sich dem nachher zu widmen. Schweiß, Fae und Dusche hörten sich im Moment verführerischer an.
„Ich habe als eine verschwitzte Fae ganz für mich alleine?", fragte er verschmitzt mehr zu sich selbst. „Hört sich gut an."
„Also kommst du?", fragte sie und warf ihr Shirt zur Seite, woraufhin Thoran ihren Oberkörper musterte und obwohl sie nicht viel machen durften, war es einfach nur schön Fae in den Armen zu halten.
„Verdammt, das wird ein guter Tag."
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Gerade eben haben sich Abgründe aus Möglichkeiten aufgetan, muhahaha.
Was glaubt ihr? Ist Joaquins Auftauchen reine Höflichkeit gewesen um sich zu entschuldigen, oder doch etwas mehr?
Vor einer oder zwei Wochen gab es einen Wirbelsturm/Hurrican/Whatever in Amerika/Küste Florida, der Joaquin hieß und für alle non-Spanish-Speaker habe ich (im Internet) eine ziemliche einfach Pronunciation gefunden, die glaube ich verständlich ist. Also für alle, die nicht wissen, wie man Joaquin ausspricht: Cho-ah-keen, there you got it. Ja, ich kann spanisch aber genau die Pronunciation zu finden ist schwer.
Außerdem würde es mich freuen, wenn ihr bei meiner creepy story "P.S.: Your Fan" vorbei, würde mich echt freuen und vielleicht mögt ihr sie.
Er beobachtet sie. Er will sie besitzen. Er schreibt ihr Briefe. Er ist ihr Fan.
#supermegaunschlagbaredetailreicheinhaltsangabe
Ich hoffe euch hat der Schnupfen nicht so erwischt wie mich und euch gefällt das Kapitel.
Love,
harmlesspain
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