Tag 33~Abend
„Schau, wie schön, und du wolltest nicht hierherkommen," lachte Fae und Thoran fiel erneut zurück, während sie auf das blaue Meer zulief. In der Ferne hörte er die Möwen und der Wind bog die Palmen leicht, während am Horizont die Sonne unterging und das alles in ein malerisches Licht tauchte.
Sie waren alleine am Strand, denn genau jetzt war eine Party im Hotel angesagt, bei der sie leider nicht waren, weil Thoran ja mit Fae einen Deal eingegangen war. Aber er würde sie abfüllen und wenn er es bis dahin noch nicht geschafft hatte, ihr Geheimnis zu entlocken, dann würde er es da schaffen. Er hatte einen Plan A, einen Plan B und sogar einen Plan C. Ein Schema für Plan D hatte er auch, aber auf diesen wollte er nicht näher eingehen, denn er beinhaltete viele schmutzige Sachen, Schweiß, dunkle Hotelzimmer und seinen Ludwig. Er würde Fae knacken. Es half ihm dabei Natalia zu vergessen, aber es machte ihm auch Spaß, lag es doch in seiner neugierigen Natur alles wissen zu wollen, wenn es ein Geheimnis gab, das man ihm nicht verraten wollte. In solchen Fällen war er wie ein kleines Kind, das wissen wollte, was in der großen Schachtel der Eltern ist, die es nicht öffnen darf. Total nervig.
Das Wasser umspielte leicht Faes Zehen und sie wich einen Schritt zurück, als sie die unerwartete Kälte wahrnahm. Trotzdem ging sie einen Schritt weiter, schloss genüsslich die Augen und sog tief die frische Meerluft ein. Es war so wunderschön, beinahe überwältigend. Sie konnte sich nicht vorstellen lieber irgendwo anders zu sein.
„Hab dich," flüsterte eine Stimme in ihr Ohr und zerrte sie in das tiefe Wasser. Sie schrie auf, als sie Thorans tiefes Lachen an ihrem Ohr wahrnahm und er sie, ohne auf ihr Strampeln und Kreischen zu hören ins Meer zerrte. Sie hatten beide noch ihre Klamotten an, doch das schien ihn nicht zu stören, denn er hielt sie fest umschlungen, sodass sie beinahe jeden seiner Muskeln seines Armes spürte, wie sie sich dehnten und wieder zusammenzogen. Sie unterdrückte eine Schauer, als sein warmer Atem ihr Ohr streifte und verfluchte sich innerlich.
Thoran hingegen versuchte Faes schmalen, verführerischen Körper zu ignorieren und ging eiskalt, ohne auf ihr Geschrei zu hören ins Wasser. Erst als es ihm bis zu den Oberarmen ging, ließ er sie los und sah zu, wie sie mit einem erschrocken Aufschrei unterging. Nur Millisekunden später stand sie aber schon wieder und strich sich prustend die Haare aus der Stirn und rieb sich über die Augen.
„Verdammt, Thoran," schrie sie und stemmte ihre Hände in ihre Hüfte, während er sie auslachte, da ihre Augen vom Meerwasser tränten. Ja, Thoran lachte aus tiefster Seele, denn Faes Blick war einfach nur göttlich: Ihre Haare hingen ihr ins Gesicht und ihre Wimperntusche war verwischt, sodass sie wie ein Waschbär aussah, ihre Kleidung war vollgesaugt und klebte eng an ihrem Körper. Doch Fae plante ihre Attacke und sprang ihn an, mit der Absicht ihn umzuwerfen und in die Tiefen des Meeres zu ziehen und das gelang ihr auch, da er in dem Moment vornüber gebeugt dort stand. In einem Moment sah sie noch den Himmel, die Palmen und ihm nächsten Moment war sie Unterwasser und stieß lachend Luftblasen aus, als sie Thorans erschrockenes Gesicht sah, stieß sich vom Boden ab und tauchte prustend auf.
„Fae," brüllte er spielerisch, als er hinter ihr die Wasseroberfläche durchbrach, doch sie lachte nur und schwamm weg von ihm.
„Erwisch mich doch!", schrie sie ihm nach und versuchte sich außer Reichweite in Sicherheit zu bringen, doch er war mit wenigen Zügen wieder hinter ihr, packte ihre Beine, wodurch ihr Kopf ins Wasser hing und zog sie zurück zum Strand, bis sie beide wieder festen Boden unter den Füßen hatten.
Fae prustete und lachte, sodass sie kaum noch Luft und langsam aber sicher Seitenstechen bekam, doch Thoran ignorierte sie, zog sie eng an seinen Körper heran und ließ sich dann nach vorne fallen, wodurch sie wieder ins Wasser zurückgeworfen wurde, er aber nicht.
Er hielt sie fest umschlungen und starrte in ihre dunkle Augen. „Pornosternchen?"
„Hmmm?"
„Es wird schon dunkel, wir sollten zurück ins Hotel gehen." Mit einem breiten Grinsen ließ er sie los und sie fiel, ohne Gegenwehr, zurück ins Wasser. Thoran rannte weg, damit sie ihn nicht erwischte, doch sie verfolgte ihn nicht.
„Komm schon du Spielverderber," rief sie im hinterher, versuchte ihn mit dem Wasser abzuspritzen, doch er reagierte nicht.
„Nein, dafür haben wir Morgen noch genug Zeit, ich werde jetzt einmal die nassen Klamotten loswerden, sonst bin ich Morgen krank und du solltest dasselbe machen, Fae," erwiderte er nur und zog sich dann ohne zu zögern das T-Shirt aus, ließ aber die Shorts an. Er breitete zwei Handtücher aus und deutete ihr, sich sinken zu lassen, während er die Klamotten nahm und anschließend auf einen Stein zum Trocknen legte. Auch wenn er wusste, dass das nicht mehr viel bringen würde. Jetzt hatte er die Chance Plan A offiziell zu starten, auch wenn es länger dauern würde, bis sie bereit war seine Fragen zu beantworten.
„Also Fae," fragte er und ließ sich seufzend auf sein Handtuch fallen, als er zurückkam. „Wo lebst du eigentlich?" Sie hatte sich ebenfalls ausgezogen und saß nur mit nassem Bikini und in ein Handtuch eingewickelt neben ihm. Die Mascaraspuren auf ihren Wangen waren verschwunden.
„Ach, jetzt ist der Prinz an meiner Persönlichkeit interessiert? Möchtest du etwa das Frage-Antwort-Spiel spielen?"
„Ja, besser spät als nie. Du musst noch meine Frage beantworten."
„Meine Eltern leben in Boston, aber ich wohne in einer kleinen Stadt in Massachusetts. Was arbeitest du eigentlich Thoran? Ich meine, arbeitest du eigentlich?"
„Ja, stell dir vor, ich verdiene mir mein eigenes Geld, nicht wie," er zögerte kurz. "Egal. Das Unternehmen meiner Eltern hat mehrere Sitze und sie pendeln immer zwischen dem in Phoenix und Los Angeles hin und her, aber wir haben auch einen in Washington D.C. und eben in New York. Ich bin der Geschäftsführer für letztere. Wie alt bist du, Fae?"
„Ich bin 28 Jahre alt. Was machst du gerne in deiner Freizeit?"
„Gelegentlich gehe ich klettern, manchmal spiele ich auch Football, bin oft im Fitnessstudio, das übliche halt, schätze ich. Oh, ich habe eine Schwäche für Tischtennis, aber das weißt du ja schon und es gibt ja mehrere Arten sich fit zu halten." Er wackelte mit den Augenbrauen um seine Andeutung noch zu unterstreichen, doch Fae ging gar nicht darauf ein. „Egal. Was kann ich dich noch fragen. Lass mal sehen... Ah ja." Thoran wusste, dass er sich auf dünnem Eis bewegte, doch er konnte nicht widerstehen. „Du hast eine Verlobung erwähnt, ganz am Anfang. Wer war er? Du sprichst kaum über ihn."
„Ich habe Joaquin vor drei Jahren in einem Café in Mexiko kennengelernt. Ein Jahr später waren wir verlobt. Einen Tag vor der Hochzeit... haben wir uns getrennt." Er hörte die Kälte in ihrer Stimme. „Wie alt bist du?"
„29. Was ist geschehen?" Er wollte Antworten. Jetzt, doch Fae wendete nur den Blick ab. „Vieles. Ich habe viele Fehler gemacht, die dann zum Bruch unserer Beziehung geführt haben. Es war nicht, so wie du glaubst, so wie bei Natalia und dir. Es ist viel zu kompliziert." Sie ließ den Sand zwischen ihren Fingern durchlaufen. „Egal, das wird mir hier zu düster. Lass uns zurück zum Hotel gehen." Mühsam rappelte sie auf. Fae wusste nicht, wo auf einmal das Interesse herkam, doch wahrscheinlich hatte es mit der Situation zu tun. Thoran kannte sie nicht und wusste eben nur, dass sie ebenso eine Fast-Hochzeit-verbunden-mit-Trennung hinter sich hatte. War logisch, dass er mehr über die Frau erfahren wollte, mit der er spontan nach Hawaii geflogen war. Er war bereits aufgestanden und hatte seine Kleidung geholt.
„Wo bleibst du?", fragte er und ging ein letztes Mal Richtung Meer und ließ das kühle Wasser seine Füße umspielen. Hinter sich hörte er ein Knipsen.
„Wenn du noch ein Autogramm unter das Foto willst, musst du es nur sagen," erwiderte er spöttisch, als er den Ton als Auslöser einer Kamera identifizieren konnte.
„Tut mir leid, ich konnte nicht widerstehen," entgegnete sie und zeigte auf den kleinen Bildschirm. Es war ein tolles Foto. Man sah nur die Silhouette seines Körpers, das Meer und den Sonnenuntergang. Thoran lächelte leicht. „Nein, es macht nichts. Es ist wunderschön."
Entgegen seiner Erwartungen einer spöttischen Bemerkung lächelte Fae leicht, sodass sich ihre Grübchen zeigten und sah zu ihm auf. „Danke."
Kurz schwiegen sie, doch das Schweigen wurde unangenehm und so brach Fae die Stille. „Na dann los. Lass uns zurückgehen. Ich habe Hunger."
„Wie kann man eigentlich so viel Essen wie du und aussehen wie du aussiehst?", fragte er leicht und folgte ihr dann aber ohne ein weiteres Wort. Und ja, er konnte der Versuchung nicht widerstehen und starrte ihr auf den Arsch. Aber zu seiner Verteidigung, es war ein schöner Arsch.
„Was, nur weil ich gerne viel esse, muss ich fett sein? Schon mal was von Sport gehört?", fragte Fae, doch Thoran lachte nur. „Außerdem gibt es ja mehrere Arten um sich fit zu halten," zitierte sie ihn von vorher.
„Dann musst du wirklich viel... Sport machen. Ich meine du hast vor dem Flug eine halbe Pizza gegessen, nach dem Start Chips, im Hotel ein Kalbsfilet, zum Frühstück einen Obstsalat und Müsli und..."
„... zu Mittag Spaghetti Bolognese. Na und? Nur weil du es gewöhnt bist, dass sich Natalia von Salat und Luft ernährt, heißt das nicht, dass ich das auch tue, Thoran. Ich bin nicht sie. Und außerdem, wieso achtest du so spezifisch auf das, was ich esse?"
„Du bist auf keinem Fall wie Natalia, das weiß ich auch, Fae." Sie hörte die Abscheu in seiner Stimme, als er Natalias Namen aussprach. „Und ich habe nicht so spezifisch darauf geachtet, nur ich war immer dabei, wann du es gegessen hast und ich merke mir das halt," erklärte er und zuckte mit den Schultern. „Außerdem hast du zu jedem Essen ein Kommentar abgegeben. Bei der Pizza am Flughafen: Die schmeckt wie Pappe. Bei den Chips: Wieso fehlt in einer vollen Packung die Hälfte? Kalbsfilet: Das ist so gut, dass es auf der Zunge zergeht. Ohne Scheiß, ich brauche den Kack nicht mal zu beißen. Beim Frühstück hab ich dir zugesehen, wie du den Obstsalat und das Müsli zusammengemischt hast und bei den Spaghetti hattest du diesen süßen roten Rand um den Mund." Er lachte bei der Erinnerung und hielt aber dann inne. Moment. Hatte er gerade süß und Fae in einem Satz gesagt? Laut?
„Hast du mich gerade süß genannt?", wollte auch Fae wissen und blieb stehen, drehte sich zu ihm um.
„Ich habe den Rand um deinen Mund süß genannt, Pornosternchen. Nicht dich," erwiderte er nur spöttisch und redete sich so geschickt aus der Affäre, auch wenn ihm die Erinnerung vom Flugzeug nur zu deutlich in Erinnerung blieb. Er hatte sich nicht zurückhalten können und hatte ihr die Haare aus der Stirn gestrichen. Einfach so.
Fae Gilbert verbarg etwas. Thoran wollte es herausfinden. Er schüttelte den Kopf und folgte Fae, die bereits vor dem Eingang am Hotel war, stirnrunzelnd. Das Geheimnis reizte ihn. Nur das. Er lächelte leicht in sich hinein und beruhigte so seine Nerven. Das Frage-Antwort-Spiel hatte nicht dazu geführt, was er wollte. Er wollte ihr Geheimnis wissen.
Das musste es sein.
Nicht Fae reizte ihn, sondern ihr Geheimnis.
Das wars.
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