Das berühmte Bauchgefühl

Unterstützt wird die Regel „Never ever auf die eigenen Gefühle hören" noch durch die Tatsache, dass Gefühle streng genommen nur eine andere, intuitivere Form der Informationsverarbeitung sind. Gefühle entstehen nämlich entgegen der landläufigen Meinung nicht im Bauch, sondern ebenfalls im Gehirn. – Wie bitte schön sollte denn unser Verdauungstrakt Gefühle erzeugen können, außer vielleicht noch Hunger und Übelkeit? Die Idee ist doch dämlich.

Während Gedanken allerdings mehr im Großhirn entstehen, das ist der äußere, verschwurbelt aussehende Teil, der bei Menschen im Vergleich zur Tierwelt relativ weit entwickelt ist, entstehen Gefühle in einem evolutionär älteren Teil unseres Gehirns, mehr in der Mitte unseres Kopfes. Dieser Teil, genauer das limbische System, ist bei Mensch und Tier relativ gleich. Zumindest bei den höher entwickelten Tierarten, bei Schnecken oder Regenwürmern möchte ich mich jetzt nicht genauer festlegen. Das erklärt, weshalb auch Tiere Gefühle haben: Zumindest die Grundemotionen Überraschung, Angst, Wut, Trauer, Freude und Ekel empfinden und zeigen Tiere genau wie Menschen.

„Höhere" Emotionen wie Schadenfreude oder Eifersucht brauchen dagegen eine ganze Menge kognitive Beteiligung und sind im Tierreich daher eher selten zu finden. Wobei ich schwören könnte, dass mein Kater schadenfroh grinst, wenn ich mal wieder über sein Spielzeug gestolpert bin.

Zurück zum Menschen. Während Gedanken eine Ewigkeit brauchen, um sich in unserem Gehirn zu bilden und in unser Bewusstsein zu kommen, geschweige denn die vielen verschiedenen Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten, gegeneinander abzuwägen und am Ende zu einem Ergebnis zu kommen, sind bei Gefühlen weniger Areale unseres Gehirns beteiligt und das Endergebnis daher viel schneller verfügbar. Informationen werden hier weniger detailliert verarbeitet, sondern einfach in einen großen Topf geworfen und im Gesamten beurteilt: eine sehr schnelle, effiziente und effektive Form der Informationsverarbeitung.

Nicht umsonst empfiehlt man ständig, auf seine Intuition oder sein Bauchgefühl (schon wieder diese irrsinnige Annahme) zu hören: Der erste, intuitive, emotionale Eindruck ist erstaunlich oft der richtige. Sei es bei einem anderen Menschen, bei einer anstehenden Entscheidung oder in ganz alltäglichen Situationen. Weshalb es in der Regel eine sehr gute Strategie ist, auf seine eigenen Gefühle zu hören, wenn man langfristig mit seinem Leben zufrieden und glücklich sein möchte. Weswegen du es natürlich ab jetzt nie wieder tun wirst.


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