TWO

Für gewöhnlich konnte Nelly das Einsetzen der Klingel nicht abwarten, da es signalisierte, dass die Schüler zumindest für die verbleibenden Stunden des Tages entlassen waren.
Heute jedoch wünschte sie, die Stunde würde nicht zu Ende gehen.
Selbst wenn es eines ihrer schwächsten Fächer war, welches sie jetzt gerade in der letzten Stunde hatte.

Ihre Gebete schienen jedoch nicht erhört zu werden, denn schon wenige Sekunden später sprang der Zeiger auf zehn vor drei und die allbekannte Klingel schrillte los.

Die anderen begannen hektisch ihre Sachen zusammen zu packen und machten sich daran das Klassenzimmer schnellst möglich-, ja beinahe fluchtartig, zu verlassen.

,,Du schaffst das.
Sind ja nur eineinhalb Stunden",sprach Kate ihr aufmunternd zu, während sie wieder angestrengt versuchte ihre Sachen im Rucksack unterzubringen.

,,Nur? Eineinhalb Stunden, Kate! Das sind neunzig vergeudete Minuten meines Lebens"

,,Du hast heute die Doppelstunde Geschichte bei Crawford überlebt. Die Theater AG dagegen ist nichts. Man wird dir dort schon nicht den Kopf abreißen",sie hievte ihren Rucksack vom Tisch auf ihren Rücken und die Last ließ sie kurz aufächzen.

Nelly zog ihren Rucksack ebenfalls auf und wurde im nächsten Moment von Kate in eine Umarmung gezerrt.
,,Du schaffst das",wiederholte sie ihre Wort von eben und dieses Mal verlieh sie jedem noch mehr Nachdruck, in dem sie sie einzeln betonte.

,,Danke Kate",lächelte Nelly, mit einem nun wirklich etwas bessererem Gefühl.
Ihre beste Freundin schaffte es einfach immer wieder sie zu ermuntern und motivieren. Und wenn dies mal nicht der Fall war, dann war sie nicht alleine entnervt und motivationslos sondern hatte Kate an ihrer Seite.

Gemeinsam verließen sie den Raum und am liebsten wäre Nelly ihrer Gewohnheit nachgegangen und mit Kate zu den Spinten spaziert, doch um zur großen Halle und damit der Bühne zu gelangen, musste sie die rechte Abzweigung nehmen und ihren Weg damit in die entgegengesetzte Richtung bestreiten.

,,Ach ja, Nelly",rief Kate ihr noch hinterher, als sie ungefähr schon die Hälfte des Ganges zurück gelegt hatte
,,Sollten sie dir doch den Kopf abreißen,...ruf mich an"
,,Dein Sarkasmus in allen Ehren, Kate. Er bringt mich gerade nicht weiter"
,doch trotzdem schlich sich ein leichtes Schmunzeln auf ihre Lippen.

Nelly blieb vor den Türen der großen Halle stehen und lugte durch die Fenster.
Etwa sechs Personen wuselten vor der Bühne herum und trugen entweder verschiedene Arten von Kunst Materiallien wie großen Pinseln und Leinwänden umher oder waren über einige Skripte gebeugt.
Schon jetzt wusste Nelly, dass sie nie eines dieser hochmotivierten Kinder sein könnte, dass Abends heim kam und von exzellenten eineinhalb Stunden in der Theater AG schwärmte, wie es die ganzen Teenies da drinnen bestimmt taten.
Das mit der Motivation und ihr war in letzter Zeit so eine Sache.
Man konnte sagen, es herrschte gerade eine kleine Krise zwischen ihnen.

,,Nelly!",ertönte aus dem dem Nichts eine schrille, aufgeweckte Stimme, welche die 15 Jährige zusammen zucken- und herum fahren ließ.
Ihr Puls ging gerade viel zu schnell, wie er es letztes Mal getan hatte, als sie eine Spinne in ihrem Zimmer entdeckt hatte.
Nur stand vor ihr nun keine Spinne sondern die breit grinsende Mrs.Braxton, mit ihrer kugelrunden Brille und dutzenden kleinen Heften im Arm.

,,Freut mich ja so, dass du hier bist", freudig kam sie auf Nelly zu und ignorierte dabei vollkommen, dass die Schülerin gerade einen halben Herzinfarkt erlitten hatte.
Sie verlagerte die kleinen Hefte auf die eine Hand und drückte die restlichen Nelly hin.
Als wären sie beste Freunde und als wäre es üblich, wenn eine Lehrerin das tat, hakte sie sich bei Nelly ein und lief mit ihr auf die Tür zu, schien im letzten Moment aber eine Art Eingebung zu haben, sodass sie die Richtung ruckartig wechselte und den Gang weiter lang stolzierte.
Dabei kicherte sie etwas, sodass Nelly das Gefühl hatte, eine vier und nicht vierzig Jährige hätte sich bei ihr untergehakt.

,,Was hälst du von einem Überraschungsauftritt?",sie stieß eine Türe mit der Aufschrift ,Hintereingang Bühne' auf und zog Nelly mit hinein.
Sie unterdrückte den Drang, sich loszureißen und einfach zu verschwinden.

,,Vorsicht Stufe",kicherte die Lehrerin.
Stirnrunzelnd stieg Nelly mit ihr die Treppe hinauf.
Es war nicht gerade dunkel hier und da sie noch komplett funktionsfähige Augen hatte, hätte sie die Stufen natürlich auch ohne Mrs.Braxtons unnötige Warnung gesehen.

Sie liefen einen kleinen Gang entlang und am Ende davon, erblickte Nelly schon einen Scheinwerfer, sowie einige Kabel.
Diese Kabel führten zu mehreren Lichtpulten, wie Nelly erkennen konnte, als sie dort zum Stehen kamen.
Zwei Musikboxen standen auch in einem Eck und was sich nun vor ihnen befand, wurde durch einen Vorhang versperrt.

,,Bereit Nelly?",sie wurde an der Seite vorbei am Vorhang geschoben, wie erwartet, direkt auf die Bühne.

,,Überraschung",rief Mrs.Braxton enthusiastisch.
Mehrere Augenpaare waren nun auf sie gerichtete und Nelly war das sichtlich unangenehm.
,,Oh Mrs.Braxton, jedes Jahr aufs neue so lustig dieser Auftritt",applaudierte ein Junge, welcher vermutlich gerade mal die siebte Klasse besuchte.
,,Und so unterwartet",stimmte ein wahrscheinlich gleichaltriges Mädchen zu.
Was war bitte lustig daran, wenn ein zu Tode erschrecktes Mädchen gegen ihren Willen von einer durchgeknallten Lehrerin auf eine Bühne geschleift wurde und diese dann ,Überraschung' schrie.
Wenn sich dieser Vorgang jedes Jahr wiederholte war er weder lustig, geschweige denn ,,unerwartet".

In diesem Moment wusste Nelly nicht, ob ihr zum Lachen oder zum Weinen zumute war.
Waren diese Kindern nur elende Schleimer oder meinten sie das so todesernst wie ihre Gesichter gerade waren? Nelly musterten sie aber gerade mit einem Haufen Skepsis im Blick, welcher die 15 Jährige ein wenig mulmig zumute werden ließ.

Diese durchbohrenden Blicke trugen definitiv nicht dazu bei, dass sie sich besser fühlte.
,,Das ist Nelly",als Mrs.Braxton ihren Namen aussprach änderten sich die Blicke, als hätte sie verkündet, dass eine Heilige persönlich gerade vor ihnen stand.
Viele ,,Hey" Rufe erreichten sie.

,,Hey?",Nellys Begrüßung klang eher wie eine Frage, doch niemandem schien dies aufzufallen.

,,Oh, sehr schön. Ich sehe schon, ihr habt bereits angefangen an dem Projekt vom letzten Jahr zu arbeiten",klatschte Mr.Braxton begeistert in die Hände.
,,Gut gut, weitermachen"

Nachdem alle ihrer Aufforderung gefolgt waren, schenkte sie Nelly wieder ihre Aufmerksamkeit.
,,Weißt du, die meisten aus der AG arbeiten schon seit mehreren Jahren immer hier zusammen."
Mrs.Braxton erlöste sie nun endlich von der Last der Hefte, welche wirklich schwerer waren, als sie aussahen.

Na super, also sind die alle schon ein eingeschworenes Team, dachte sich Nelly.
Mrs.Braxton schien an ihrem Gesichtsausdruck zu deuten, dass sie wohl gerade über etwas wie die Gemeinschaft hier nachdachte.
,,Keine Sorge, du wirst dich hier ganz schnell zurecht finden und neue Freunde gewinnen",startete die Lehrerin einen Aufmunterungsversuch, doch dieser führte nur dazu, dass Nelly sich nun wieder zurück in ihrer Kindergarten Zeit fühlte.
Neue Freunde gewinnen?
Das musste ein schlechter Witz sein.

,,Mrs.Braxton, bei der Stelle mit Hans und Fridolin, sollen wir da-",
schnellen Schrittes begab sich Mrs.Braxton zu den Jungs die sie gerufen hatten.
Genau genommen bewegte sie sich nicht mit Schritten sondern kleinen Hüpfern fort, welche ihre schokoladenbraunen Löckchen wild umher fliegen ließ.

,,Hey. Nelly oder?",erklang es neben ihr.
Ein Junge, von vermutlich 14 Jahren, reichte ihr eines der Heftchen, welche sie vorhin schon hier hinauf stemmen musste.
,,Ich weiß nicht welche Rolle du hast, aber ich bin der Gärtner aus dem Nachbarshaus",Stolz, welchen Nelly sich nicht erklären konnte, blitzte in seinen Augen auf, bis er sich daran machte, weiter Heftchen auszuteilen.
Der Gärtner aus dem Nachbarshaus klang nach keiner sonderlich wichtigen Rolle, aber für den Jungen war es wohl eine.

,,Okay, kommt mal alle zu uns runter",rief Mrs.Braxton nach einer Weile und alle versammelten sich um sie herum.
Sie blickten sie an, als wäre die Lehrerin ein riesiges Idol für sie.

Es waren nun doch mehr als nur die sechs Kindern, welche Nelly vorhin hatte erspähen können. Die restlichen waren vermutlich hinter den seitlichen Vorhängen der Bühne versteckt gewesen, durch welche auch Nelly und Mrs.Braxton gekommen waren.

,,In den Heftchen, welche ihr bekommen habt, stehen Tipps und Tricks wie ihr eure Rollen lebendiger werden lassen könnt und im hinteren Teil wie man die Technik auf einer Bühne in den Griff bekommt.
So, nun aber zum aktuellen Stück.
Die Rollen haben wir ja verteilt, den Text habt ihr hoffentlich geübt also legen Mara, Paul, Jessy und Zoe schonmal mit Proben los-", die ersten beiden Genannten, waren jene die Mrs.Braxtons ,Überraschungs'-Auftritt vorhin in höchsten Tönen gelobt hatten.
,,Die anderen arbeiten an den Kulissen."

,,Die Szene wo meine Rolle Pauls betrügt. Da sind wir doch oder?",fragte Mara.
Betrügt? Langsam war Nelly sich nicht sehr sicher ob das hier ein ganz jugendfreies Theaterstück war.
Paul verdrehte die Augen:,,Das hab ich dir jetzt schon zig mal gesagt, Mara"
,,Ich will es aber von Mrs.Braxton hören",schnauzte die kleine Mara ihren Theater-Kollegen mit ihrer piepsigen Stimme an.

,,Ja, da sind wir. Dann proben wir das mal. Und denkt dran, zeigt Emotionen!",forderte Mrs.Braxton und zweiflerisch beobachtete Nelly wie die vier Kinder auf die Bühne stiegen, nochmal flink in ihren Skripten laßen und diese dann an die Seiten schlittern ließen.

,,Oh Lennard, wie konntest du mir das antun",sprach Mara ihren Text und dies definitiv zu übersteigert.
Paul hingegen tat das komplette Gegenteil. Man konnte meinen, er wäre ein Roboter in menschlicher Form.
Seine Gefühle hatte er wohl auf null runtergeschalten.

Während Nelly dem ganzen mit großem Unglaube zusah, stellte sie fest, dass dieser ,,Betrug" von Paul sich aufs Kartenspielen bezog, worauf sie mehr als nur erleichtert war.
Dass Mrs.Braxton 13 Jährigen so etwas zumuten würde, wäre ihr auch wirklich absonderlich erschienen.

Nach weiteren zehn Minuten, in welchen Nelly den bizzaren ,,Schauspielkünsten" der kleinen Knirpse zusah, musste sie sich stark zusammennehmen um zwischenzeitig nicht belustigt aufzulachen.
Es war nur zu amüsant, wie sie manchmal Texthänger hatten, im nächsten Moment auf Grund dessen vom Skript abwichen und den anderen die Schuld in die Schuhe schoben.

,,Nelly, ich sehe gerade, du hast noch gar keine Rolle. Die sind ja auch alle bereits besetzt...",grübelte Mrs.Braxton und blätterte in ihrem Skript umher.
,,Wir hätten noch die Rolle des Hundes frei. Eigentlich wollten wir sie streichen aber wenn Interesse besteht...",mit fragendem Blick sah sie Nelly an.
,,Ich glaube nicht, dass dies so eine ideale Rolle für mich wäre",mit einem unsicheren Lachen, versuchte Nelly zu überspielen, wie bescheuert sie diese Idee fand.
,,Ich denke, du wärst ein ausgezeichneter Hund. Trau dir ruhig mal mehr zu"
Wo war sie da nur hineingeraten?
,,Oder du hilfst nur bei Kulissen.
Ein anderes Lebewesen zu spielen, ist schon recht anspruchsvoll für eine Anfängerin."
,,Ja, Kulissen wär perfekt. Ich gebe mein bestes",meinte Nelly eifrig. Sie würde fast alles tun, nur um diese Hunderolle nicht spielen zu müssen.
Bei der Aufführung des Stückes, welche zu den Weihnachtsferien stattfand, vor mehr als der Hälfte der Schule auf Knien umherzukriechen und einen Hund zu imitieren, würde definitiv als das demütigste aller ihrer bisherigen Erlebnisse gelten.

,,Jake",rief Mrs.Braxton und zu ihnen gesellte sich ein größerer Jungen, welcher so aussah als wäre er in einen Farbeimer gefallen. Sein seltsamer Haarschnitt, welcher einem als erstes auffiel, sah aus wie der Kamm eines Hahnes, weshalb Nelly sich fragte, wieso Mrs.Braxton ihn nicht schon als das geflügelte Tier mit in das Stück infiltriert hatte.

,,Zeig Nelly bitte mal die Leinwände, an denen ihr gerade arbeitet und geb ihr dann eine Aufgabe",wies Mrs.Braxton ihn an, jedoch war der strahlende Ausdruck, welchen man bis eben noch auf ihren Gesicht sehen konnte, nun einem kühlererem gewichen.
Dass sie Jake nicht leiden konnte, merkte selbst ein Blinder.
Dies schien jedoch auf Gegenseitigkeit zu beruhen, denn Jake machte nicht den Eindruck, als wäre er freiwillig hier.

Als sie sich wieder zur Bühne wandte, erschien der vorherige, strahlende Ausdruck auf ihrem Gesicht wieder und wie eine verrückt Gewordene, die sie wahrscheinlich auch war, überschüttete sie die Kinde, die gerade ihre Szene mit einem abslout unsachlichen Streit beendet hatten,
mit haufenweise Komplimenten.
,,Dafür würdet ihr einen Oskar bekommen!"

,,Komm mit", beorderterte er ihr zu den Leinwänden zu verfolgen.

,,Hier kannst du dir ne Leinwand nehmen, dann auf diese Kulissentabelle schauen, was noch nicht gemalt wurde und dich als Picasso versuchen"

,,Wow, Mrs.Braxton hat mir am Ende nicht mal richtig zu getraut einen Hund zu spielen und du vertraust mir eine der heiligen Leinwände an?",scherzte sie und erhielt als Antwort nicht mehr als ein lustloses Schulterzucken.

,,Mrs.Braxton meinte ich soll dir ne Aufgabe geben, hier hast du sie.",Jake schien noch motivationsloser als Nelly, was wirklich recht erstaunlich war.

Mit Leinwand und Malsachen setzte Nelly sich schließlich in die Ecke und sah sich die Kulissentabelle an.
Die Bilder, hinter welchen krakelige Kreuze gesetzt waren, waren bereits in Arbeit.
Nelly stöhnte enttäuscht auf, als sie registrierte, dass sich alle schon die leichten ausgesucht hatten und für sie nur noch der Bauernhof, mit viel zu vielen (teilsweise unnötigen) Details übrig blieb oder ein galaktischer Hintergrund mit aufgemalten Raumschiffen.
Bei diesem Hintergrund, war es definitiv kein normales Theaterstück mehr.

,,Hab mich am Anfang auch gewundert",ertönte es hinter ihr von Jake, welcher lässig an der Wand gelehnt war und  mitverfolgte wie Nelly das Raumschiff-Bild genaustens inspizierte.

,,Kannst du Gedanken lesen?",zwar hatte sich ein leichtes Grinsen auf Nellys Lippen gelegt, doch war sie auch etwas beunruhigt davon, dass Jake genau das angesprochen hatte, was sie dachte.

,,Leider nicht. Aber der Alien, der die Rollen unserer Nachwuchs Sternchen in sein Raumschiff entführt und dann versucht in grünen Schleim zu verwandeln",auch auf seinen Lippen meinte Nelly kurz den Ansatz eines Grinsens zu sehen.

,,Was ist das denn für eine verrückte Story?",fragte sie, ihre Stirn in Falten gelegt.
Und wieder bekam sie Jakes Lieblingsantwort. Ein Schulterzucken.

,,Dann nehm ich wohl das Raumschiff...",murmelte Nelly, mehr zu sich selbst und begann mit der Skizze.

,,Geb dir nicht so viel Mühe. Das Raumschiff in das sie in echt einsteigen ist auch nur zusammengeworfene Pappe, die sie mit ganz viel Klebstoff dazu bekommen haben, an der richtigen Stelle zu bleiben.
Würd sich nichts gleich sehen, wenn der Hintergrund aussieht wie von Da Vinci"

,,Also selbst malen tust du nicht, kennst dafür aber jeden einzelnen Maler, der je exsistierte?"

,,So in etwa",ein leichtes Schmunzeln konnte er sich nicht verkneifen, als Nelly tatasächlich begann nicht jeden Bleichstiftstrich langsam und mit viel Sorgfalt über die Leinwand zu ziehen sondern ihr Tempo etwas beschleunigte.

,,Das wars für heute. Bis am Mittwoch",klaschte Mrs.Braxton am Ende der eineinhalb Stunden in die Hände.

Erleichtert strich sich Nelly mit der Hand über die Stirn, als sie das vollendete Werk vor sich sah.
Genau auf die Sekunde, hatte sie die letzte weiße Fläche mit dem galagtischen Lila bestrichen.
Sie war vollends zufrieden mit dieser ersten Leinwand.

,,Doch'ne kleine van Gogh",schmunzelte Jake, als Nelly ihm die riesige Leinwand reichte, damit er sie verstauen konnte.
,,Wer weiß",zwinkerte sie, ehe sie sich umwand.

Um Haaresbreite wäre sie mit Mrs.Braxton kollidiert, als diese unerwartet ihren Weg kreuzte.
Nach dem Murmeln einer kurzen Entschuldigung, wollte sie sich wieder in Bewegung setzen, doch Mrs.Braxton hielt sie davon ab.
,,Na? Wie fandest du es?",das Strahlen von vorhin noch immer in den Augen.
,,Es war echt toll..."
,,Guck! Du passt perfekt dazu. Willkommen im Team",begrüßte Mrs.Braxton sie, bevor sie sich daran machte, den anderen beim Aufräumen zu helfen.
,,Jake, nein, nicht dahin. Das- okay, komm ich mach es selbst"

Nelly hiefte ihren Rucksack auf, welchen sie vorhin in der Ecke abgelagert hatte und beobachtete das Treiben noch ein wenig.
Sie war noch nicht wirklich begeistert hiervon, aber war nun sozusagen verplichtete in dieser AG zu sein.
Natürlich bestand die Möglichkeit für sie, sich durch mehrere, wohl nicht sehr angenehme Gespräche, hinaus zu kämpfen.
Aber es gab zwei Punkte, weshalb sie aufgrund ihres Gewissens freiwillig blieb.
Zum einen, damit Mrs.Braxton nie so mit ihr sprach wie mit Jake. Denn wer konnte schon wissen, ob sie die Lehrerin nicht im nächsten Schuljahr in einem Fach bekam?
Dann wollte sie es sich nicht gleich mit ihr verscherzt haben.
Und zum anderen, damit Jake nicht mehr so allein war.
Trotz seiner wirklich bescheuert aussehenden Frisur, waren sein Humor und seine Art wohl nicht ganz so bescheuert wie anfangs gedacht.
Gut, wirklich kennen tat sie ihn noch nicht. Die meisten Sympathie Punkte von allen Teilnehmern der Theater AG hatte er von ihr jedoch bekommen.

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,,Bin da, Mum",schrie Nelly förmlich, als sie das kleine Haus betrat und die Türe hinter sich schloss.
,,Musst nicht so laut sein",kam es aus dem Wohnzimmer, welches gleich an der Küche angrenzte.
Augenrollend legte sie ihren Rucksack auf der Treppe ab.
,,Sonst hörst mich ja nicht"
Ein empörter Ruf folgte auf Nellys Aussage.
,,Ich hör dich sehr gut, Fräuleinchen"
,,Ich mein nur, sonst bist du ja immer mit Kopfhörern auf'm Balkon
,,Das nur wegen dem Typen, der meint er müsse seine Musik draußen immer auf volle Lautstärke aufdrehen.",meinte ihre Mutter, während Nelly das Wohnzimmer betrat.

In der Küche schepperten schon Töpfe.
,,Spaghetti oder Farfalle?"
,,Wie es gibt schon Abendessen?"
,,Dachte in der Schulkantine gibts nichts gescheites und nach eineinhalb Stunden AG, über die du dich gestern Abend die ganze Zeit beschwert hast-"
,,Farfalle",rief Nelly dazwischen, worauf ein ,,Alles klar'' ertönte.
,,Bist die beste, Mum"

Nelly ließ ihren Blick über den Esstisch schweifen, welcher voll von sämtlichen Büchern war.
,,Sind das deine?",fragte sie in die Küche, als sie eines in die Hand nahm und die Beschreibung las.
,,Ja. Denn im Gegensatz zu dir lese ich"
,,Ich lese auch",empörte sich Nelly.
,,WhatsApps und sonstige Nachrichten die du so erhälst",kritisierte ihre Mutter.
,,Stimmt nicht. Ich hab Maria Stuart gelesen"
,,Das war Pflichtlektüre in der Schule, Nelly",wurde sie erinnert.

,,Und wieso liegen die auf'm Tisch rum?"
,,Weil ich sie dort hingelegt habe"
,,Ach, darauf wär ich jetzt nie gekommen",meinte Nelly und ihr Satz triefte nur so von Ironie.
,,Hab aussortiert",kam nun die richtige Antwort, worauf Nelly nur kurz nickte, was sie sich auch hätte sparen können, da ihre Mutter es in der Küche sowieso nicht mitbekam.

,,Wie war die Theater AG?"
,,Nicht so wie ich erwartet hatte"
,,Im positiven oder negativen Sinne?",fragte ihre Mutter, als sie gerade die Teller fürs Essen auf den Tisch stellte.
,,Beides irgendwie..."

,,Wer weiß, vielleicht wirst du ja mal ne richtig tolle Theater Spielerin?"
Nelly musste grinsen.
,,Genau"
,,Drama machen kannst ja",man hörte heraus, dass ihre Mutter bei diesem Satz grinste.
,,Haha, sehr lustig",verdrehte Nelly die Augen.

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