,,Du kannst es doch",meinte Kate mit leichter Genervtheit in ihrer Stimme, als sich Nelly zum zehnten Mal darüber aufregte, dass sie die eine Stelle im Buch einfach nicht realistisch genug rüberbrachte.

Nachdem ihre Mutter gestern Abend den Vertrag unterschrieben hatte, zählte Nelly nun zum Filmteam und musste nur noch selbst einmal unterschreiben, ehe sie wieder vor die Kamera springen durfte.

Das Drehbuch hatte ihre Mutter gestern Abend schon mitbekommen und seitdem Nelly es das erste Mal in den Händen gehalten hatte, laß sie jede freie Minute darin.
Wenn sie das mit der Rolle nun durchzog, dann richtig.

,,Ich will einfach nichts falsch machen",lachte Nelly, als ihre beste Freundin sie schon nachäffte. 
,,Wirst du nicht. Bentler und die anderen gestern waren begeistert"

,,Bereit?",fragte Nelly Kate, als sie bei der Wand zum Stehen kamen, hinter welcher der Drehort war.
,,Sollte nicht ich dich das fragen?"
,,Ich will nur nicht, dass du wieder so hyperventilierst wie gestern als Mr.Bentler dir geantwortet hat",meinte Nelly ironisch, wofür Kate ihr spielerisch gegen die Schulter boxte.
,,Sehr lustig"

,,Nelly, Kate",strahlend kam Shelly auf die zwei Mädchen zu, welche gerade das Set betreten hatten.
,,Harvy, sie sind da"

,,Hallo ihr beiden",kam der Regisseur nun auch zu ihnen hinzu, ein Klemmbrett im Arm, auf welchem sich der Vertrag befand, welchen Nellys Mutter gestern Abend schon unterschrieben hatte.
Er reichte Nelly einen Stift und den Vertrag.
Sie begann ihn durchzulesen, doch da es sich dabei um zwei Seiten handelte und die Schrift eine eher kleine war, unterließ sie das relativ schnell.
Sie sah die feingeschwungene Unterschrift ihrer Mutter unten auf der zweiten Seite und unterschrieb deshalb auch.
Kate jubelte auf und zog sie in eine feste Umarmung, bevor Nelly den Vertrag an Mr.Bentler zurückgab.
Dieser schüttelte ihr kurz darauf die Hand.
,,Willkommen im Team"

,,Wir werden noch ein paar Einstellungen an der Kamera und weiterem vornehmen müssen, weshalb du dich in der Zwischenzeit schonmal etwas auf die Szene heute vorbereiten kannst und vielleicht unterhälst du dich noch ein bisschen mit Dylan, um ihn besser kennenzulernen.
Izzy müsste auch bald da sein",aufmunternd lächelte er ihr zu.

Nelly und Kate nahmen auf den schwarzen Klappstühlen Platz, wobei sie mit Erstaunen feststellen mussten, dass diese viel angenehmer waren, als sie es zunächst vermutet hatten.
Während Kate also über die Komfortabilität der Sitzgelegenheiten schwärmte, fiel Nellys Blick auf einen braunen Haarschopf, welcher gerade mit Eileen zwischen zwei der großen, aufstellbaren Trennwände hervorkam.
Auch heute trug Dylan schwarz, nur die Käppi fehlte. Ohne sah er aber definitiv besser aus, denn so kamen seine perfekt frisierten Haare zur Geltung. 
Als hätte er Nellys Gedanken gehört, wandte er sich auf einmal genau zu ihr um.
Nelly erschrack etwas als sie dies wahrnahm und überlegte für einen Moment einfach schnell wegzuschauen, doch dafür war es nun schon zu spät.
Das Grinsen, welches sich daraufhin auf Dylans Gesicht ausbreitete, hätte sie ihm am liebsten weggeschlagen.
Auf eine seltsame Art und Weise provozierte sie das und würde er nicht aufhören, gäbe es keine Garantie, dass sich der Vorfall von neulich nicht wiederholte. 
Und da Nelly nichts besseres einfiel, drehte sie sich einfach demonstraiv um zu Kate, welche jedoch mit der Bewunderung der Stühle noch nicht fertig war und ihr zu Anfang keine Beachtung schenkte, was die junge Dalton ungewollt orientierungslos aussehen ließ.

Selbst als sich Dylan auf sie zubewegte, versuchte Nelly ihn nicht zu beachten und eine Konversation mit Kate zu beginnen.
Dabei fragte sie sich, wie zur Hölle man so lange seine Bewunderung für einen Gegenstand zum Ausdruck bringen konnte.
,,Kate...",zischte sie und hoffte mit ihrer ernsteren Tonlage so die Aufmerksamkeit der Blondhaarigen zu gewinnen, doch scheiterte kläglich.
Schon im nächsten Moment spürte sie die Präsenz einer Person genau links neben sich und da es nur noch peinlicher erschienen wäre, hätte sie weiterhin gewisser Maßen um die Aufmerksamkeit ihrer besten Freundin gebettelt, wandte sie ihren Blick nun einfach gerade aus.
Im Augenwinkel konnte sie Dylan erkennen, welcher sich nun mit verschränkten Beinen auf einen der Stühle gesetzt hatte.
Nelly begann zu überlegen, ob es nicht auffällig war wenn sie weiterhin an die völlig kahle Wand gegenüber starrte. Dass Dylan glaubte, sie seie nur sehr an Wandfarben interessiert und hielte dies wie gestern den Boden neben ihm für eines der spannendsten Dinge der Welt, bezweifelte sie stark.
,,Wir sollten die Szenen durchgehen.
...Aber natürlich darfst du auch weiterhin die äußerst interessante Wand anschauen",durchbrach Dylan schließlich die Stille zwischen ihnen.
,,Es ist eine sehr interessante Wand",bestätigte Nelly und sah dabei nicht weg. Ihr war aber bewusst, dass sie aufhören sollte so einen Schmarrn zu reden, wenn sie ihren ersten Eindruck von dem Vorfall nach der AG weiter bewahren wollte.
,,Also natürlich nicht so interessant wie der Film aber...",sie brach ab, denn sie wusste genau, dass sie es jetzt vergeigt hatte.
,,Wir sollten die Szenen durchgehen",meinte sie schließlich und als sie sich doch zu Dylan umwandte, hatte er das klitzkleine Schmunzeln, welches bis eben noch auf seinem Lippen gewesen war, schon verschwinden lassen.

Gerade als die beiden eine Szene durchgehen wollten, kam eine der Assistenten zu ihnen und sah zwischen Nelly und Dylan her, welche gerade ihre Drehbücher bei Seite legten.
,,Ich wollte euch nur darüber informieren, dass Izzy soeben eingetroffen ist"
,,Danke",meinte Dylan höflich und erhob sich von seinem Stuhl, ehe er einfach verschwand.
Ebenso machte sich der Assistent wieder ans Werk.
Nelly blieb nun alleine mit Kate zurück und sah Dylan etwas fassunglos hinterher.
,,Arschloch",murmelte sie, bevor sie sich erneut an Kate wandte, welche die Augen geschlossen hatte und im ersten Moment sah es so aus, als würde sie schlafen.
,,Was tust du da?",fragte Nelly sie verwirrt und Kate ließ ganz schön auf eine Antwort warten.
,,Filmluft atmen",war es schließlich, was sie herausbrachte und Nellys verwirrten Blick nur verstärkte.
,,Filmlu- Sag mal hast du was genommen?"
,,Man Nelly, das sollte so ein poetischer Moment sein",zickte sie ihre beste Freundin im nächsten Moment an, waoraufhin diese nur lachte.
,,Naja, ist vielleicht gar nicht so schlecht wenn du ein bisschen ,meditierst'. Diese Izzy kommt nämlich gleich und bestimmt wäre sie dir sehr dankbar, wenn du ihr nicht gleich um den Hals fällst"
,,Lustig.",meinte Kate sarkastisch.
,,Aber das hab ich garnicht mitbekommen"
Jetzt wechselte Nellys Gesichtsaudruck wieder ins Verwirrte.
,,Sag mal, kann es sein, dass dir diese Filmluft nicht bekommt? Kriegst doch sonst immer alles mit"
,,Das ist übertrieben"
,,Naja, kann auch am Genuschle des Mannes gelegen haben. War etwas undeutlich"
,,War wahrscheinlich nur nervös wegen Dylan- Apropros Dylan. Was war denn da?",jetzt grinste Kate ein wenig anzüglich.
,,Der Idiot meinte erst wir sollen proben und ist dann verschwunden, als er von der Ankunft dieser Izzy erfuhr"
,,Klingt wirklich nicht wie der nette Dylan Black, der immer in den ganzen Teenie-Heften beschrieben wird"
,,Den gibt es wahrscheinlich garnicht. Nur den idiotischen Black"
,,Aber wirklich kennen tust du ihn kaum"
,,Was ich von ihm kenne, reicht mir schon zur Genüge"

,,Nelly, Kate. Das ist Izzy Huxley",stellte Shelly ihnen ein hübsches Mädchen mit kastanienbraunen Haaren,-als auch Augen, weichen Gesichtszügen und einem freundlichen Lächeln vor.
Sie sah nicht aus wie eine dieser abgehobenen Hollywood Tussen, sondern wie ein am Boden gebliebener Mensch, welcher zudem einen guten Geschmack für Mode hatte. Die schwarze Jeansjacke und darunter das orangefarbene Bandeau Top passten perfekt zu der ebenfalls orangfarbenen Leggins und auch den schwarzen Sneakers.

,,Ich muss weiterarbeiten, aber unterhaltet euch doch gerne noch etwas und lernt euch besser kennen",damit verschwand Shelly und ließ die drei Mädchen allein.
,,Cooler Corgi",war das erste was Izzy sagte, weshalb sie zunächst etwas verwirrt waren, ehe sie auf Kates T-shirt zeigte.
Auf eben diesem war ein Corgi mit Sonnenbrille und Cocktail in der Hand am Strand in einer Liege abgebildet.
,,Ähm, danke",meinte Kate und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen.
Nelly fand es erstaunlich, dass sie nicht ausflippte. Schließlich war Izzy laut Kates Erzählungen ihre Lieblingsschauspielerin.

Izzy ließ sich in den Stuhl neben Nelly fallen, in welchem zuvor noch Dylan gesessen war. Eigentlich hatte sie auch gedacht er wäre zu ihr gegangen, doch da hatte sie sich wohl gettäuscht. Jetzt spukte ihr aber die Frage im Kopf herum, wo er dann war.

,,Also du bist die neue Besetzung für Valena?",die Frage war an Nelly gerichtet.
,,Ja, bin ich"
Izzy lächelte. ,,Die Rolle passt gut zu dir"
,,Danke",auch wenn sie Izzy erst seit ein paar Minuten kannte, war sie ihr jetzt schon sympathisch. Einfach weil Izzy ehrlich war und sich nicht einschleimte, denn das hatte sie ja auch garnicht nötig.
Sie war eine der starken Persönlichkeiten, die Hollywood richtig rockten.

,,Und du bist dann ihre beste Freundin? Kate?",jetzt war sie an die Blondhaarige gewandt.
,,Ja",war ihre kurze Antwort. Zu mehr war Kate in ihrem jetzigen Zustand wohl nicht fähig. Schließlich sprach sie gerade mit einem echten Superstar, denn sie selbst beinahe abgöttisch bewunderte.
,,Ich hatte auch mal so ein T-shirt",sie deutete auf den Corgi.
,,Wirklich?",Kate begann langsam zu strahlen.
,,Mhm, aber es ist mir beim Waschen eingegangen",sie strich sich etwas verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr.
,,Das passiert mir ständig",lachte Kate.
Währendessen begann Nelly zu grinsen und erhob sich von ihrem Stuhl, damit sich die zwei besser unterhalten konnten.
Das schienen sie nicht mal zu registrieren, so sehr waren sie in ihr Gespräch über eingegangene T-shirts und missglückte Dinge im Alltag vertieft. Izzy hatte da scheinbar fast genauso viel zu berichten, wie Kate.
Seltsamerweise beruhigte Nelly dies. Nicht die Tatsache, dass Kate nicht die einzige war, der unzählige Missgeschicke passierten, dass es schon nicht mehr normal war. Es war die Tatsache, dass Izzy ein normales Leben zu haben schien, trotz der großer Berühmtheit.
Dass es also nicht sein musste, dass sich Nellys Leben ebenfalls komplett veränderte.

,,Nelly, Dylan wir werden jetzt einige Szene proben. Ihr könnt euren Text?",fragte Harvy und setzte sich auf seinen großen Klappstuhl neben Shellys.
Dylan, welcher plötzlich wieder anwesend war, gab ein kurzes ,,Klar".
Nelly nickte nur zustimmend. Alle Szenen die für den heutigen Tag im Plan eingetragen waren, konnte sie auswenig.
Der Plan steckte hinten im Drehbuch und beeinhaltete die nächsten zwei Wochen. Danach würde es einen neuen geben.

Sie probten insgesamt zwei Stunden. Um 16:30 Uhr hatte Nelly etwas in sich hinein gegrinst, da sie jetzt die Theater AG verpasst hatte und höchst wahrscheinlich müsste sie diese auch nicht mehr besuchen. Wegen Jake tat es ihr etwas leid, denn dieser musste sich nun wieder alleine langweilen.

Mit ein wenig Unbehagen musste Nelly nach dem ersten Probedurchlauf einer neuen Szene feststellen, dass zwischen ihrem Charakter und Dylans wohl eine gewisse Stimmung herrschte, welche nach und nach in die Richtung Romantik gehen musste. Im Drehbuch war zwar etwas in der Art vermerkt, doch sie war sich dessen nicht bewusst gewesen, dass es wohl so ernst war und die beiden Rollen das Thema ,,Romantik" wohl als einzige Charaktere richtig miteinbringen und sozusagen durch die Bindung der beiden wiederspiegeln würden.
Sie hatte sich noch nicht das komplette Drehbuch durchgelesen. Dafür hätte der Abend gestern nicht gereicht, denn es war zu dick.
Nur die nötigen Szenen und die ersten paar Seiten.

,,Erneuter Durchlauf, dann können wir die letzte Szene für heute proben",rief Harvy und die beiden stellten sich wieder in Position.
Nelly am einen Ende des Ganges, Dylan am anderen.
Auf das ,,Action" ihres Regisseurs liefen sie den breiten Gang entlang, bis zur Hälfte wo Dylan Nelly am Handgelenk festhalten musste.
Das leichte Kribbeln, welches Nelly an der Stelle spürte, an der er sie berührte, ignorierte sie gekonnt und glücklicherweise musste sie sich laut des Drehbuchs auch losreißen. Bevor sie dies jedoch machen konnte und die unerwartet weiche Hand sich von ihrem Handgelenk löste, rief Harvy dazwischen.
,,Näher. Dylan, zieh sie näher zu dir. Es muss knistern"

Izzy und Kate, welche mit ihren Stühlen weiter nach vorne gerückt waren um bessere Sicht auf das Geschehen zu erlangen, grinsten sich an.
,,Oh, das knistert schon",erwiderte Kate, jedoch so, dass nur Izzy es hören konnte.
,,Wie lange kennen sie sich jetzt?"
,,Ein, zwei Tage?"
,,Es erscheint einem viel länger",grinste Izzy und steckte Kate damit an.

Während Harvy den beiden seine Anweisungen gab, ließ Dylan ihr Handgelenk noch immer nicht los. Nelly war sich nicht sicher, ob er es tat weil er einfach vergessen hatte, dass er noch ihre Hand umschlossen hielt oder aus einem der viele weiteren unerklärlichem Gründe.

Als sie sich bereit machten den Vorgang schließlich nochmal zu wiederholen, vermisste Nelly die Wärme um ihr Handgelenk fast ein wenig, nachdem Dylan seine Hand lösen musste 

,,Action",erneutes aufeinander zulaufen nur dieses Mal zog er sie etwas näher zu sich, was Harvy jedoch immer noch nicht reichte.
,,Kleines Stückchen mehr, dann ist es perfekt"
Nelly war dieses ,,kleine Stückchen mehr" jedoch schon genug. Mittlerweile konnte sie sogar sein Parfüm wahrnehmen und das signalisierte ihr deutlich, dass es zu nah war. Auch wenn es garnicht schlecht,-ja sogar irgendwie gut roch, hatte sie nicht den Bedarf nach dieser Nähe.

Erneut gingen sie zurück auf die Ausgangspositionen, ehe sie den Gang entlang schritten.
Die Anspannung in sich, welche Nelly erstaunlich gut zu unterdrücken wusste, wurde größer je näher sie ihm kam. Es waren nur noch wenige Schritte, bis er ihr Handgelenk umgriff. Nelly konnte ihre Überraschung über seine Sanftheit nicht leugnen. Von außen sah es grober aus, als Nelly es wirklich verspürrte. Sie wusste nicht, ob es Einbildung war oder er sich wirklich extra vorsichtig verhielt.
Als Dylan sie jedoch dieses Mal zu sich zog, war der Schwung etwas zu viel und sie prallte genau gegen seine starke Brust.
Es war als würde die Zeit stehen bleiben und Nellys Herz schlug so laut, dass sie befürchtete, er würde es hören können.
In dem Moment nahm sie nur Dylan wahr, welcher mit seinen dunklen Augen tief in ihre blickte und damit Nellys Puls unbeabsichtigt in die Höhe trieb.