Kapitel 19: Worte sagen mehr als Taten

Wie einige vielleicht wissen, sind die Autoimunerkrankungen die ich habe allesamt unheilbare Krankheiten. Ich kann mit ihnen Leben aber auf eine Heilung brauche ich nicht zu warten. Und gerade weil sie mich mein ganzes Leben lang begleiten werden, habe ich ihnen einen Poetry Slam gewidmet. Ich habe lange überlegt, ob ich ihn überhaupt posten soll, denn das ist der bisher persönlichste und emotionalste Text den ich je geschrieben habe, so dass ich beim Lesen sogar Gänsehaut und sogar eine kleine Träne im Auge hatte. Klingt eingebildet, ich weiß, aber trotzdem möchte ich ihn mit euch teilen, vielleicht um euch einen Teil meiner Seele zu zeigen, vielleicht aber auch um denen, denen es genauso geht wie mir eine Perspektive zu schenken. 

Brief an meine Krankheiten

Du gabst mir ein Versprechen, ein für ewig, ein für immer.
Du bist pausenlos bei mir, machst manches besser aber meist alles viel schlimmer.
Du gabst mir ein Versprechen,du bist da egal was ich tu -
du verschwindest nicht, lässt mir nie meine Ruh.
Du bist da wenn ich aufwache, wenn ich weine, wenn ich lache,
wenn ich mich im Bett wälze und in Sorgen verloren kein Auge zu mache,
dann bist du da und gibst mir ein Versprechen:
du wirst da sein, mich in guten Zeiten stärken und in den Schlechten schwächen.
Während ich lebe, lache und meinen schlechten Gedanken ausweiche,
während ich wütend bin, weine und der Welt die kalte Schulter zeige,
während ich einsam bin und allein
selbst dann wirst du noch bei mir sein.
Denn du gabst mir ein Versprechen, ein für ewig, ein für immer,
fast schon romantisch doch mit bittersüßem Schimmer.
Weil das Problem mit Ewigkeiten ist,
das diese Ewigkeit dann doch ziemlich lang sein kann und auch ist.
Es gibt kein nächstes Jahr, kein bald, kein irgendwann,
es wird nicht vergehen mit der Zeit, weil es das eben nicht kann.
Und so ist das mit Ewigkeiten, es gibt keine Pausetaste,
keinen OFF Knopf wenn ich mal wieder durch mein Leben hasste
dabei wäre alles so einfach...ich brauche doch nur einen Moment Zeit zum Atmen.
Aber den gibst du mir nicht, stattdessen nur dieses Versprechen, dieses für ewig, dieses für immer.
Keine Pause, kein Stopp, keine Zeit zu verschnaufen,
wenn im Körper die Folgen in Dauerschleife laufen.
Doch ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr mit dir zusammen sein,
am Ende bist du doch nur eine schwere Last, festgeklammert an meinem Bein.
Nichts geht mehr, kein vor und kein zurück,
also renne ich im Kreis und mache nicht nur mich sondern auch alle andern verrückt-
denn ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr rennen und nicht mehr atmen,
nicht mehr auf das Ende von der Ewigkeit warten.
Und vielleicht lässt du ja los, wenn ich dich nur lang genug ignoriere.
Egal was ich tue, was bleibt ist dein Versprechen, dein für ewig, dein für immer.
und vielleicht geht das ja auch in friedlich und macht nicht alles viel schlimmer.
Was soll schon passieren wenn ich aus dem Ignorieren 
ganz einfach ein Tolerieren mache?
Mal ehrlich es fällt mir schwer mir vorzustellen,
wie es wohl ohne dich wär'.
ohne Sorge, ohne Frust, ohne Trauer, ohne Wut,
aber vor allem auch ohne Mut.
Denn obwohl du mir viel genommen hast,
habe ich eins nur durch oder nur wegen dir geschafft.
Für die eine Frage die sich im Leben stellt,
hasst du mir eine Antwort bereitgestellt.
Denn wer wäre ich ohne dich?
Ich wäre jemand, aber sicher nicht ich.

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