Kapitel 21
"Los komm, Katie. Lass uns tanzen."
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"Nein Jason!", rief ich. "Lass mich los!" Doch Jason war unerbittlich. Er hatte mein Handgelenk in seinem Griff und ich bezweifelte, dass er mich laufen ließ.
Unbarmherzig zog er mich in die tanzende Menge und drehte sich zu mir herum. Dabei ließ er mich los. Ohne zu zögern, versuchte ich abzuhauen, doch er war schneller. Er packte mich am Oberarm und wirbelte mich zu sich herum.
"Wovor hast du Angst?", fragte er und grinste mich spöttisch an.
"Ich habe keine Angst!!", log ich. In Wahrheit wollte ich nicht, dass die anderen sahen, was für ein Bewegungslegastheniker ich war.
"Komm schon, Katie. Es ist nur ein bisschen hin und her hüpfen.", lachte er und begann zu tanzen. Und bei Gott, das konnte er verdammt gut. Er bewegte sich hin und her und er war dabei so selbstsicher, dass es mir die Sprache verschlug. Und mein Selbstbewusstsein noch mehr zusammen schrumpfte.
Jason breitete die Arme aus und kam dann langsam näher. Kurz wich ich zurück und aus einer Kurzschlussreaktion heraus, schubste ich ihn und tauchte dann unter seinem Arm hindurch.
"Dafür bin ich noch nicht betrunken genug!", murmelte ich.
"Als ob du mir einfach so davon laufen könntest.", hörte ich Jason lachen und ich drängte mich nur noch energischer durch die tanzenden Massen.
Ich kam bei der Küche raus, stoppte aber, da dies eine Sackgasse war. Okay, wohin jetzt? Denk nach, Kate!
Schnell drehte ich mich um und sah, dass Jason mich suchte. Unwillkürlich musste ich grinsen und spürte, wie sich eine irrwitzige und ziemlich ironische Idee in meinem Kopf zusammenbraute.
Schnell duckte ich mich und tauchte wieder in das Meer von Leuten ein. Ich begann, mich tanzend duch die Menge zu bewegen. Luke hatte mir diese Technik gezeigt, damit wir schnell durch die Menge kamen, wenn die Security in den Clubs, in denen wir manchmal waren, eine Ausweiskontrolle startete, um alle Minderjährigen raus zuhauen. So spielten wir mit den Beamten Katz und Maus. Luke nannte uns dann immer aus Spaß Tom und Jerry. Wir waren die kleine, clevere Maus und die Security der Kater Tom. Einmal versteckten wir uns sogar auf der Toilette.
Ich musste grinsen, als ich jetzt daran dachte. Momentan war es ähnlich, nur dass Jason Tom war und ich Jerry. Und ich war ein verdammter Chamäleon-Jerry.
Ich bewegte mich also quer durch den Gemeinschaftsraum, immer darauf bedacht, keinem der Jungs zu begegnen. Nach einer Runde mehr befand ich mich plötzlich inmitten meiner Freundinnen und Amanda und Jessy (die beide schon gut dabei waren) zogen mich zu sich und so tanzten wir einige Zeit zusammen.
"Ich muss pinkeln!", brüllte Amanda schließlich und verschwand mit Christal auf's Klo. Jessy und ich tanzten noch eine Weile, ehe sie von hinten ein Kerl antippte und sie mich entschuldigend anlächelte. Ich lächelte zurück und sie begann mit dem Typen zu tanzen. Dann drehte ich mich um und knallte prompt in Alex.
"Oh", machte ich wenig einfallsreich, als ich aufsah. Er grinste mich leicht belustigt an.
"Na, Kate? Gefällt dir die Party?", fragte er und trank einen Schluck aus seinem Getränk, den er in der einen Hand hielt.
"Ja. Ist super.", rief ich über die Musik und schaute dann unschlüssig umher.
"Das ist schön.", erwiderte er und sah mich weiter an. Ich nickte und wollte gerade an ihm vorbei rauschen, als er mich packte und zurückzog.
"Okay Schluss mit Smalltalk. Jason sucht dich.", eröffnete er mir und hielt meinen Arm weiterhin fest. Ich riss panisch meine Augen auf und starrte ihn mit großen Augen an. Sofort begann ich an meinem Arm zu zerren, doch Alex ließ mich nicht los.
"Sorry, Kate. Aber er klang ernst.", entschuldigte er sich. Aus dem Augenwinkel sah ich Amanda und Christal, die an mir vorbeilaufen wollten. Offenbar bemerkte sie uns nicht.
Blitzschnell riss ich Christal mit meinem freien Arm zu uns und sorgte dafür, dass sie gegen Alex' stieß, welcher sein Getränk auf den beiden verteilte. Da er nun abgelenkt war, riss ich mich von ihm los und machte mich aus dem Staub.
Wenn aus den beiden was wird, dann möchte ich bitte, dass vermerkt wird, dass ich diejenige war, die die beiden in diese Situation in ihrer Anfangs-/Kennenlernphase gebracht hat, dachte ich und schob mich weiter durch die drängende Masse.
Plötzlich stand ich vor Jason, der gerade mit einer Brünette herumknutschte und ich konnte mir ein ordentliches Grinsen nicht verkneifen. Da stand ich nun hier hinter dem Jungen, vor dem ich mich verstecken wollte. Jason checkte aber auch gar nichts. Ich war der geborene Jerry. Und mein Tom bemerkte nicht einmal, dass ich hinter ihm stand. Das ganze war so lustig, dass mir unwillkürlich ein kleiner Lacher herausrutschte. Das war wie mit einem Buch, dass man ins Bücherregal steckte, um es zu verstecken. So offensichtlich aber auch so clever.
Im nächsten Moment drehte sich der vermeintliche Jason herum und ich erstarrte. Vor mir stand nicht Jason sondern Jasper. Nur in Jason's Klamotten. Ich schnappte erschrocken nach Luft und wollte mich gerade davon stehlen, als mir jemand eine große Hand auf die Augen legte. Die andere Hand legte mir dieser jemand um die Taille und hob mich so wie ein Leichtgewicht hoch.
"Tja Katie. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.", hauchte mir Jason ins Ohr und ich könnte mich selbst dafür ohrfeigen, dass ich so dumm gewesen war. Ein Klamottentausch! Der älteste Trick der Welt und ich fiel drauf herein.
Verzweifelt stranpelte ich und zappelte ich, doch er ließ mich nicht los.
"Lass mich los, du verdammte Miskerl!", fauchte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien.
"Ich denk gar nicht daran.", lachte er und trug bzw. schleifte mich weg von der Party, da die Musik allmählich leiser wurde. Ich hörte, wie er eine Tür öffnete und mich schließlich da hinein zog, ehe er diese wieder schloss.
"Okay Kate. Wo sind wir?", fragte er, ohne mich loszulassen. Es war nun stockdunkel. Das wenige Licht, dass durch die Zwischenfugen (?) seiner Finger durchschien und mir damit klar machte, dass wir uns noch an einem beleuchteten Ort befanden, war verschwunden.
"In deinem Zimmer?", riet ich und wartete auf eine Antwort.
"Richtig.", sagte er. "Woher weißt du das?", fügte er in seiner Lehrerstimme hinzu.
"Wohin würdest du mich denn sonst hinbringen?", stellte ich die Gegenfrage. Jason lachte leise und nahm schließlich seine Hand von meinen Augen. Seine andere jedoch blieb wo sie war.
Er platzierte seine nun freie Hand ebenfalls an meiner Hüfte und beugte sich von hinten zu mir herunter.
"So dumm bist du ja gar nicht.", stichelete er.
"Ich bin Jerry, du nur Tom.", entgegnete ich und presste die Lippen zusammen.
"Wie bitte?", fragte er nun und klang zum ersten Mal aus dem Konzept gebracht.
"Ich bin Jerry, du nur Tom.", wiederholte ich. "Kennst du die beiden etwa nicht?", fragte ich ungläubig hinterher.
"Doch..ich glaube dunkel erinnere ich mich an sie.", meinte er und klang plötzlich ziemlich abwesend. Ich nutzte die Gelegenheit und versuchte mich sachte aus seinem Griff zu winden, doch sobal ich nur ein Stück nach vorne ging, riss er mich wieder zurück und presste mich gegen seine Brust.
"Du bist clever, Kate. Es hat gedauert, bis ich dich in der Masse wieder entdeckt habe.", erklärte er mir, nun wieder voll da."Und ehe ich dich wieder ganz genau fokusieren konnte, warst du wieder unsichtbar. Diese Fähigkeit ist wirklich bemerkenswert. Nur leider musst du sie hier in End's Abbey noch etwas perfektionieren. Wir sind keine Amateure."
"Du hast es auch nur mit Hilfe geschafft.", erinnerte ich ihn. Jason lachte.
"Ja, und du bist uns gnadenlos auf den Leim gegangen." Nun wurde ich wieder wütend und wehrte mich nun wieder stärker gegen ihn.
"Was soll das alles überhaupt?", zischte ich und zappelte weiter. Mit einem Ruck wirbelte Jason mich herum und ich musste mich durch den Schwung an seinen Armen abstützen. Doch sobald ich seine Muskeln (die wirklich beachtlich waren!) fühlte, zuckte ich zurück, als hätte ich mich verbrannt. Zu allem Übel wurde ich auch noch rot und war froh, dass er das in der Dunkelheit nicht erkennen konnte.
"Wir hatten so wenig Training in letzter Zeit und ich wollte sehen, was du auch außerhalb der Turnhalle so drauf hast.", sagte er.
"Und?", fragte ich provokant.Ich glaubte zu sehen, wie er auf meine Lippen starrte doch ehe ich genau hinsehen konnte, wurde die Tür aufgerissen und Jessy stolperte herein. Durch das Licht, was aus dem Flur in das Zimmer strömte, sah ich Jason besser und wir fuhren beide gleichzeitig auseinander.
"Sorry!", presste sie hervor, ehe sie auf die Toilette sprintete und sich geräuschvoll übergab.
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