Kapitel 17

Kate's POV

Es tat gut, Luke zu sehen. Von ihm gehalten zu werden und vor ihm zu weinen. Ich hasste es zu weinen, besonders vor Menschen. Aber Luke war mein bester Freund und er war für mich da. Er zog mich wieder nach oben, wenn ich gerade dabei war zu fallen. Und dafür werde ich ihm immer dankbar sein.

Ich lief durch die Dunkelheit zurück und als ich in das Schloss zurückkam, war ich doch irgendwie erleichtert. Ich mochte es nicht sonderlich allein durch die Dunkelheit zu laufen.

Ich schlenderte durch die Flure und fiel schließlich mit einem Lächeln in mein Bett.

Am nächsten Morgen war ich noch ziemlich müde, aber ich qäuelte mich trotzdem aus dem Bett.

"Heute musst du deine Übung wiederholen", erinnerte mich Amanda und sorgte dafür, dass ich am liebsten gleich wieder zurück in mein Bett fiel.

Mürrisch nickte ich und zog mich an. Der Tag zog sich schleppend voran, doch als die Schule dann vorbei war, ich meine Hausaufgaben erledigt hatte, verging sie wie im Flug. Nach dem Essen rannte ich zurück in mein Zimmer und zog mir eine schwarze Hose, einen Pulli und eine Lederjacke an. Dazu noch Schuhe und schon war ich wieder auf dem Weg Richtung Direktoriat. Dort angekommen ertwartete mich schon Jason.Ich ignorierte ihn und starrte stattdessen auf die Tür des Büros, die sich soeben öffnete.

"Ah, da seid ihr ja.", sagte Mr. Miller und lächelte uns zu. "Kommt mit, wir müssen zu den Garagen." Er ging voran und führte uns aus dem Schloss heraus und zu den Garagen, wo unzählige Fahrzeuge standen. Er lief zu einem Fahrzeug unter einer Plane und zog diese mit Schwung ab. Darunter kam ein schwarzes Motorrad zum Vorschein.
Jason pfiff anerkennend durch die Zähne.

"Eine Harley Davidson Sportster. (BILD!) Wo hast du das Prachtstück denn her?", fragte er und ging um das Bike herum.

"Aus Amerika.", grinste Mr. Miller. Dann fingen die beiden an sich über Motoren und Reifenstärke zu unterhalten und ich klinkte mich aus. Stattdessen sah ich mir die Harley etwas näher an.

Sie war schwarz und hatte breite Reifen. Ich musste schon sagen, sie sah ziemlich gut aus. Irgendwie erinnerte sie mich etwas an das Motorrad bei Batman, das Batcycle oder wie es hieß.

"Wieso zeigst du uns das?", fragte Jason schließlich und ich klinkte mich wieder ein.

"Weil das euer Weg nach Penzance ist.", erklärte Mr. Miller schlicht.

"Was?", rief ich, ehe ich mich beherrschen konnte. Mr. Miller lächelte nur amüsiert und nahm zwei Helme von der Wand ab. Er reichte sie uns und sah dann Jason an.

"Wehe ich entdecke morgen auch nur einen Kratzer an ihr.", drohte er.

"Warum haben Sie überhaupt sowas?", fragte ich und starrte auf das Bike, welches Jason gerade aus der Garage schob.

"Ich liebe die Geschwindigkeit. Und wo kann man die besser spüren, als auf einer Harley?", sagte Mr. Miller und grinste mich von oben herab an. Unwillkürlich stellte ich mir ihn in einer schwarzen Gangkluft vor mit Sonnenbrille und noch 10 anderen Bikern.

"Komm, Kate!", rief mich Jason und ich drehte mich um, um ihm zu folgen. Als ich nach draußen kam, saß er schon auf dem Fahrzeug.

"Auf Kameras und Headsets verzichte ich diesmal. Wenn wieder irgendetwas ist, dann macht das unter euch aus. Hauptsache ihr liert mir das Ergebnis. Falls einer von euch verletzt wird, dann ruft mich an.", sagte Mr. Miller.

"Was müssen wir überhaupt machen?", fragte ich, währen ich den Helm inspizierte.

"Dr. Hager ist gerade auf dem kleinen Rummel unterwegs. Findet heraus, was er als letztes getrunken hat.", erklärte Mr. Miller und verabschiedete sich.

Ich nickte und schwang mich hinter Jason auf das schwarze Gefährt.

"Kannst du sowas überhaupt fahren?", fragte ich skeptisch und zog mir den Helm über. Jason hatte ihn schon auf.

"Theoretisch schon."

"Und praktisch?"

"Es gibt für alles ein erstes Mal." Ich schluckte. Er wird mich schon nicht umbringen, oder? So sehr hasst er mich nun auch nicht. Hoffte ich. Zögernd schlang ich meine Arme um seinen Bauch. Dann erwachte das Motorrad zum Leben und wir preschten vorwärts. Ich schlang meine Arme fester um Jason und vergrub das Gesicht in seinem Rücken. Ich würde sterben, so viel stand fest!

„Heb den Kopf!", sagte er, als wir eine Weile fuhren. Ich tat wie gehießen und schnappte nach Luft, als mir der Wind ins Gesicht peitschte. Tränen brannten in meinen Augen, also schloss ich sie. Es war ein tolles Gefühl, welches meine Lebensgeister weckte. Ich fing an zu lachen.

Schon bald hielten wir an einem Seitenrand am Ortseingang von Penzance. Ich stief ab und taumelte einige Schritte, noch berauscht von der Fahrt. Jason rollte die Harley hinter einen Baum und kehrte zu mir zurück.

"Und? Wie fandest du es?", fragte er mich und grinste. Ich spürte wie sich meine Mundwinkel wie von selbst hoben.

"Es war genial!", lachte ich und strahlte ihn an.

"Los komm, wir haben was zu erledigen.", sagte er und so liefen wir durch die Gassen in das Zentrum Penzance's. Auf dem Marktplatz waren einige Stände aufgebaut, es gab Essen und Musik und hier und da wurde getanzt.

"Teilen wir uns auf?", fragte ich und sah ihn an. Er nickte und dann trennten wir uns. Einige Zeit lief ich ziellos über den kleinen Rummel, bis ich ihn sah. Dr. Hager. Er stand gerade an einem Stand und unterhielt sich mit einer Frau. Schnell lief ich an ihm vorbei und drehte noch eine Runde. Wir würden warten müssen, bis er ging, damit wir das Letzte, das er trank, sahen.

Ich lief wieder eine Weile über das Fest, bis ich Jason traf. Als er an mir vorbei lief, packte ich ihn und zog ihn zur Seite.

"Hängen wir jetzt hier die ganze Zeit rum, bis Hager geht?", zischte ich in sein Ohr.

"Kate! Ich hab dich gar nicht gesehen!", entgegnete er stattdessen. Ich spürte förmlich, wie mir mein Gesicht entgleiste.

"Wow, Danke.", meinte ich trocken und ließ ihn los.

"Zieh nicht so ein Gesicht, Kate. Das ist gut", sagte er und drückte mich ein Stück zur Seite. Jetzt standen wir an einem kleinen Springbrunnen, der von einer kleinen Grünfläche mit Büschen und Hecken umgeben war. "Und ich fürchte schon, dass wir warten müssen."

"Okay", sagte ich.

"Penhallow? Dachte ich's mir doch, dass Sie es waren, den ich gesehen habe!", herrschte uns da eine Stimme an. Jasons Augen weiteten sich und ich sprang ohne zu zögern in die Büsche neben uns.

"Was in aller Welts Namen tun Sie hier?", fragte er und baute sich vor Jason auf.

"Ich wollte das Fest besuchen.", erwiderte er und sah dem Lehrer ohne Scheu ins Gesicht.

"Sie werden jetzt auf der Stelle zurück zur Schule gehen, klar? Wenn ich dann ankomme und sehe, dass Sie noch nicht zurück sind, dann können Sie was erleben. Und ich denke ich brauche nicht zu erwähnen, dass ich das Ihrem Onkel melde?"

"Ja, Sir.", sagte Jason, drehte sich um und ging. Hager seufzte und stapfte murrend davon. Schnell stürzte ich aus meinem Versteck hervor und lief ihm nach. Er kaufte sich noch eine Dose Cola, trank sie auf dem Weg zu einem Mülleimer aus und ließ sie dann in den Papierkorb fallen. Er drehte sich um und stapfte durch die Straßen davon, vermutlich zu seinem Wagen. Schnell holte ich die Dose hervor und steckte sie in meine kleine Tasche.
Dann ging ich zurück auf denn Marktplatz. Als ich Jason entdeckte, lief ich auf ihn zu und lächelte.

"Ich hab unser Ergebnis", teilte ich ihm mit und klopfte auf meine Tasche.

"Gut.", sagte er und nickte anerkennend. Plötzlich tönte aus den Lautsprechern ein rhytmisches Lied und ich fing an mit meinen Füßen zu wippen. Jason tat es mir nach und wir grinsten uns an.

"Das ist das Tanzlied von Penzance.", erklärte mir Jason. "Jeder Einheimische hier in der Gegend kann dazu tanzen."

"Du auch?", fragte ich und wackelte provozierend mit meinen Augenbrauen.

"Ja.", sagte er und lachte. "Mein Onkel und ich waren mal hier. Man hat es uns beigebracht." Daraufhin fingen sogar wirkliche einige an, auf dem Marktplatz zu tanzen an. Alte, als auch Junge fingen an zu der Musik zu hüpfen. Es war kein Hüftenkreisen sondern eine Abfolge von Sprüngen und Schritten, ähnlich wie beim River Dance.

"Hey, dieses Mädchen kann den Tanz nicht!", rief Jason und sofort kam eine junge Frau zu mir, zog mich auf den Platz und zeigte mir die Abfolge. Es war eine Wiederholung und Variation von sechs Schritten und Sprüngen und nach kurzer Zeit hatte ich es drauf und tanzte mit.

Die Leute klatschten in die Hände und einige zogen auch Jason mit in die Menge. So hüpfte die Bevölkerung von Penzance auf dem Marktplatz hin und her, bildeten Ketten und Kreise, die sich drehten. Die Menschen tanzten ab und zu zu zweit zusammen.

Als wir wieder Partner wechselten, packte ich Jason und wir tanzten kurz zusammen, ehe das Lied endete.

"Das hat Spaß gemacht.", lachte ich und strich mir meine Haare aus dem Gesicht.

"Ja", bestätigte Jason und wir schlendertem zurück zu seinem Motorrad.

"Kate, warum bist du diesem Armband hinterher gesprungen?", fragte er schließlich.

"Weil es mir wichtig ist.", antwortete ich einfach.

"Ja, aber es ist nur ein Stück Leder und naja, ich habe Bedenken, dass du nicht mit diesem Verhalten eine Mission zerstörst.", sagte er und blieb schließlich stehen.

"Du verstehst das nicht", erwiderte ich und blockte ab. Warum machte er jetzt alles kaputt?

"Es ist doch nur ein beschissenens Armband!"

"Nein, Jason. Es ist mehr als nur ein Armband. Es ist meine Verbindung zu meinem früheren Leben! Man hat mich einfach hierher geschickt, in ein völlig anderes Umfeld. Ein Umfeld was mir so fremd ist, dass ich sogar in früheres Leben und jetziges Leben unterscheide!"

"Wieso hälst du an der Vergangenheit so fest?", rief er und warf die Arme in die Luft.

"Weil sie mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin!", schrie ich ihn an. "Dieses Armband ist meine Verbindung zu Luke, meiner Famile, ja sogar meiner Schule! Hast du denn nichts aus der Vergangenheit, was du festhälst?" Als ich das fragte, verdunkelte sich sein Blick.

"Nein. Nein, habe ich nicht. Weil die Vergangenheit schädlich für die Entwicklung ist. Ich schaue nicht zurück und das solltest du auch nicht tun." Jason drehte sich um, holte das Bike und schwang sich darauf.

"Es war nur eine dumme Übung!", rief ich ihm hinterher.

"Nein, Kate. Das war eine Vorbereitung auf unsere Zukunft."

"Meine Güte! Warum bist du so gefühlskalt? Warum kannst du nicht verstehen, dass die Erinnerungen und persönliche Bedeutung etwas wertvoller machen als nur seinen Geldbetrag?"

"Wenn du so denkst dann bist du als Agentin nicht geeigntet."

"Oder vielleicht bist du als Mensch nicht geeignet!", schrie ich. Jason kniff seine Augen zusammen, setzte sich den Helm auf und gab Gas.

Und ließ mich somit alleine in der Dunkelheit zurück.

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