Kapitel 12

Jason's POV

Ich konnte es nicht glauben. Ich konnte es einfach nicht glauben. Dieses Mädchen war einfach .... Wütend ballte ich meine Fäuste und sprang auf. Sofort setzte ich ihr nach. Sie hatte mich überrascht und ich fühlte mich wie ein Dummkopf, weil ich mich zuvor noch über sie lustig gemacht hatte. Überraschen konnte sie einen definitiv und jetzt verstand ich langsam, warum Onkel Cal wollte, dass wir trainierten. Ich hätte nie erwartet, dass sie sich auf die Trainingspuppen wirft und mich damit umhaut, als würde ich nichts wiegen. Natürlich hätte ich sie auch einfach laufen lassen können, aber ich war viel zu stolz um sie derart gewinnen zu lassen. Also bin ich jetzt hier. In den Schulgärten, um sie zu fangen. Das Mädchen, was es geschafft hatte, mich zu überraschen.

Ich rannte durch die von Hecken und Bäumen gesäumten Wege, auf der Suche nach Kate. Die Außenanlage des Schlosses ist wirklich riesig. Man lief einen Abhang hinunter (da das Schloss auf einer Erhöhung stand), um zu den Nahkampfplätzen und zur Turnhalle zu kommen. Lief man jedoch am Fuße des Hügels weiter, durch eine Art Heckenlabyrinth (in lockerer Form), dann kam man zu den Bogen- und Waffenschießstanden. Des Weiteren gelangte man zu den Plätzen für die Unterstufe.

Als ich um eine Ecke bog, traf ich auf eine Gruppe von kleinen Mädchen. Sofort lief ich zu ihnen platzte mitten in ihr Gespräch.

"Hey! Habt ihr ein Mädchen gesehen? Ungefähr so groß, braune Locken, Sportklamotten?", fragte ich und zeigte mit meiner Hand ihre Größe an.

"Sie ist da lang gerannt.", sagte ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen. Ich bedankte mich und hastete weiter, während mir die kleinen 6.- Klässler mit großen Augen hinterher sahen.

Als ich aus dem Gartenwirrwarr wieder raus gelangte sah ich sie. Sie rannte den Hügel zu End's Abbey hinauf. Unwillkürlich musste ich grinsen und gönnte mir einen Moment um bewundert den Kopf zu schütteln, ehe ich die Verfolgung aufnahm.

Im Schloss hatte ich ihren Vorsprung schon deutlich verringert. So gerissen sie auch war, besonders schnell war sie nicht. Wie auch? Ich wurde von klein auf darauf trainiert, schnell zu laufen.

Kate schlug Haken und bog unzählige Male ab, aber abschütteln konnte sie mich nicht. Ich sah sie in einen Gang einbiegen und erhöhte mein Tempo. Doch als ich ebenfalls um die Ecke rannte, knallte sie mir einen Spazierstock gegen den Kopf. Stöhnend kippte ich um und merkte wie mir schwarz vor Augen wurde. Das Letzte, was ich sah, war Kate, die sich zu mir herunter beugte.

"Ich schätze, das wäre dann 1:0 für mich.", sagte sie und stieg über mich hinweg, während ich bewusstlos wurde.

Einige Zeit später kam ich wieder zu mir. Ich setzte mich auf und hielt mir die Stirn. Ich konnte es nicht verhindern einen kurzen Moment froh darüber zu sein, dass sie mir nicht gegen das Auge geschlagen und mir so ein Veilchen verpasst hat. Im nächsten Moment jedoch, war ich schon recht angepisst. Was erlaubte die sich eigentlich? Ich sollte eigentlich derjenige sein, der in der Lage ist, sie bewusstlos zu schlagen und nicht umgekehrt!

Mühsam stand ich auf und entdeckte die Tatwaffe. Einen Spazierstock. Kurz sah ich mich um und stellte fest, dass wir uns bei den Klassenzimmern für Schauspielkunst befanden. Manchmal nutzten wir solche Requisiten, um Situationen darzustellen. Schließlich lief ich zu unserem Zimmer. Als ich dort eintraf, saßen meine Freunde schon da und unterhielten sich.

"Hey Jase. Wie war das Training?", fragte Sam, während er einen kleinen Basketball immer wieder gegen die Wand schleuderte.

"Sie hat mich bewusstlos geschlagen", sagte ich und ließ mich auf mein Bett fallen. Plötzlich war es still. Ich hob meinen Kopf und sah, dass meine drei Freunde mich geschockt ansahen. Und dann ging es los..

"Was?!", prustete Jasper los und fing an mich auszulachen.

"Wie hat sie das denn geschafft?", fragte auch Alex nach. Kurz erzählte ich ihnen die Geschichte und lies mich dann wieder zurück auf das Bett fallen.

"Die Kleine hat Feuer, gefällt mir.", meinte Jasper und lehnte sich in unserem Schreibtischstuhl zurück, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.

"Sie hat vieles, aber was sie nicht hat, ist Respekt.", widersprach ich, schnappte mir Sam's Basketball und feuerte ihn auf Jasper. Dieser jedoch fing ihn ab und schoss ihn zurück. Was danach folgte war ein reines Abschießen von fünf Kerlen, die plötzlich wieder 7 waren.

Kate's POV

Als ich Jason KO geschlagen habe, lief ich mit einem triumphierenden Grinsen zurück zu unserem Zimmer. Aber wieder traf ich auf keine Menschenseele. Seufzend drehte ich mich um und ging zu den Dienstbotenkammern. Diesmal jedoch hörte ich sie nicht schon von Weitem. Ich trat ein und lies mich in ihrem Kreis nieder.

"Was hab ich verpasst?", fragte ich und sah fragend in die Runde.

"Wir haben alles, was wir brauchen besorgt. Anschlüsse, Wanzen, Klebeband.", informierte mich Jessy.

"Haben wir aus dem Unterricht mitgehen lassen", grinste Amanda.

"Okay. Und wann bringen wir es an?", fragte ich nun aufgeregt.

"Heute beim Abendessen."

Als wir Richtung Speisesaal liefen, sahen wir die Jungs.

"Was hat Jason da an der Stirn?", fragte Christal.

"Sieht aus wie 'ne Beule. Als wäre er gegen etwas gelaufen. Einen Pfosten oder so.", mutmaßte Amanda.

"Er ist gegen nichts gelaufen. Ich hab ihn mit einem Spazierstock eins drüber gezogen.", sagte ich und musste im nächsten Moment schon anfangen los zuprusten.

"Du hast was?!", rief Jessy und hielt mich am Arm zurück.

"Ich habe ihn bewusstlos geschlagen.", wiederholte ich. Diesmal grinste ich ganz offen und siegessicher.

"Oh mein Gott. Kate, ich bin ja so froh, dass du hier gelandet bist.", sagte sie und legte einen Arm um mich. Lachen liefen wir weiter.

Vor dem Speisesaal liefen wir einfach weiter und verschwanden hinter der nächsten Ecke. Sofort begannen wir zu rennen.

"Okay, folgender Plan: Kate und ich kümmern uns um die Wanzen und Anschlüsse in den Kammern. Am und Chrissy stehen Schmiere.", dirigierte Jessy.

"Ich finde sie sollten wieder zurück zum Speisesaal gehen. Damit es nicht auffällt.", schlug ich vor.

"Aber was ist, wenn jemand kommt?", fragte Jessy. Mittlerweile standen wir vor dem Zimmer der Jungen. Die Kabel und Wanzen hatten wir schon bereit.

"Sie sind beim Essen, Jessy. Wenn sie aufstehen, stehen wir auch auf und hindern sie daran euch zu nahe zu kommen.", sagte Amanda. Wir nickten kurz und begannen mit der Arbeit. Jessy und ich klebten ihnen Wanzen unter die Bettgestelle und auf die Schränke. Ein Funkadapter, der die Signale zu uns ein Stockwerk höher weiter leitete, brachten wir auf dem Türrahmen an. Er blinkte, deshalb zückte Jessy ihren schwarzen Nagellack und wir strichen einige Male über die kleine Kapsel.

"Bin ich froh, dass wir mittlerweile kabellose Wanzen haben.", sagte Jessy irgendwann und wir alle stimmten ihr zu. Nachdem die Arbeit hier unten erledigt war, traten wir aus dem Zimmer (nach Entfernen aller Hinweise) und nickten Amanda und Christal kurz stumm zu. Die beiden machten sich auf den Weg Richtung Caféteria und Jessy und ich liefen die Treppen hoch. Im Botenzimmer angekommen, klappten wir unsere Technik auf und begannen mit der Installation.

"Du weißt, wenn die das raus finden, sind wir am Arsch.", durchbrach plötzlich Jessy die Stille. Ich unterbrach meine Arbeit und sah auf.

"Wenn du in 50 Jahren auf dein Leben zurück blickst, würdest du es bereuen, diese Wanzen nicht angebracht zu haben.", sagte ich und Jessy nickte lächelnd. Nachdem wir fertig waren, gingen wir in den Speisesaal.Es herrschte noch reges Treiben, weil alle gerade ihre Teller wegschafften und deshalb schafften Jessy und ich uns unbemerkt unter die Menge zu mischen und noch schnell einen Happen zu essen.

"Ist unser Fehlen aufgefallen?", flüsterte ich kurze Zeit später Christal an unserem Tisch ins Ohr.

"Uns haben alle angestarrt, als wir zu spät kamen und die Jungs haben etwas verwirrt geguckt, da wir nur zu zweit waren, aber ich glaube nicht, dass sie etwas ahnen.", murmelte sie.

Ich nickte und aß weiter. Dann schaute ich über meine Schulter zu Jason, wie er da lachend da saß und mit Alex scherzte. Das wäre dann ein weiterer Punkt für mich, dachte ich. Dein Glück, dass es nicht offiziell ist.

Nach dem Essen schlenderten wir gemütlich zurück zu unserer Abhörstation. Amanda und Christal staunten nicht schlecht und wir liesen uns nieder und begannen mit der Recherche.

Wir setzten unsere Headsets auf und Jessy drückte auf Aufnehmen und sofort hörten wir alle die Stimmen der Jungs. Anfangs fühlte ich mich noch schlecht, so in ihre Privatsphäre einzudringen, aber nach und nach wurde es langweilig. Die sprachen über allen möglichen Mist nur nicht über das für uns Relevante. Nach einiger Zeit legten wir die Headsets wieder hin.

"Die lassen das doch nicht wirklich auf sich beruhen, oder?", fragte ich kritisch.

Jessy schüttelte den Kopf. "Nein, die warten nur auf eine gute Gelegenheit und einen genialen Plan."

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