33. Kapitel💙Liam💙


Liam's Kopf war wie leer gefegt und doch schien er sich nicht auf das Geschehen konzentrieren zu können. Greg schlug ihn mit seiner Eis-Besonderheit haushoch, was man dem Blonden auch freudig ansehen konnte.

Aber es spielte keine Rolle. Jasmin's Blick, die Enttäuschung in ihren Augen. Als hätte sie ihn aufgegeben, fallen gelassen. Vielleicht hatte er es auch einfach nie ernst genug genommen, wenn er nichtmal ihre simple Frage beantworten konnte. Es gab bestimmt hunderte andere Schüler, die besser an seiner Stelle gewesen wären.

Die Kälte brach immer mehr in seinen Körper ein, seine Glieder zitterten wie Espenlaub, es schmerzte ihm bereits, doch in diesem Moment schien es ihm gerade zu verdient, dass es weh tat.

Er hatte Jasmin enttäuscht, all seine Freunde haben sich heldenhaft geopfert, damit er gemogelte Punkte zugeschoben bekam. Und Ravin, oh Ravin. Wie oft er ihn jetzt schon belästigt und genervt hat, wie die reinste Plage.

Hatte er es bei all seinen Fehlern überhaupt verdient, in den Top 16 zu sein? Geschweige denn an dieser Schule sein zu dürfen?

Natürlich wollte er ein Held werden, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er einer sein sollte. Seine Künste mit seiner Besonderheit hielten sich immer noch stark in Grenzen, das wusste er, das hatten sowohl Mr. Moore als auch Jasmin ihm bereits oft erzählt, aber was sollte er auch dagegen tun können?

"Ihr könnt euch von der hübschen Trophäe verabschieden", spuckte Greg ihm entgegen und riss den Blauhaarigen somit aus den Gedanken, "ich werde jeden von euch Schwächlingen zertreten, wenn ihr mir in die Quere meines Ruhmes kommt", knurrte der Blonde, seine Hände legten sich um Liam's Hals und übten einen leichten Druck aus. Liam riss vor Schock die Augen auf und versuchte seine Hände wegzuziehen, was natürlich nicht klappte. 

Für einen kurzen Moment, hörte er Jasmin nach ihm rufen, war sich jedoch unsicher, ob es real oder einfach Wunschdenken war.

"Wie süß, da hat wohl wer eines persönliches Cheerleader", triezte Greg ihn, was wohl der Beweis war, dass Liam es sich nicht einbildete.

"LIAM, GIB BITTE NICHT AUF! GIB UNS NICHT AUF!"

Der Countdown startete, wenn dieser in Dreißig Sekunden abgelaufen war, würde Greg als Sieger hervorgehen.

Es war nicht fair, schoss es Liam durch den Kopf. All die Steine, die man ihm bisher in den Weg gelegt hatte, obwohl er der Welt nur gutes wollte und die er mühevoll umwunden hatte, nur um Unmenschen wie Greg gegenüber zu stehen, die mit ihrer reuelosen Art die neue Generation der Helden einschlagen würden.

Nicht fair.

"Die Welt gehört nunmal den Starken", erklärte Greg siegreich, als hätte er Liam's Gedanken lesen können, "und wenn ich erst einmal ein Held bin, werde ich alles dafür geben, dass so Schwächlinge wie du zurück in die Gossen geschmissen werden."

Liam versuchte nach Worten zu ringen, während er sein Bestes gab, sich heraus zu winden, was Greg sichtlich amüsierte. "Gib's auf, welche wie du haben halt einfach keine Chance", gab Greg großkotzig von sich, der Countdown lief auf Zehn herunter.

Doch Liam sah das erst garnicht ein. Es war einfach nicht fair. Mit den Händen versuchte er, nach irgendwas nützlichem zu greifen, er musste sich nämlich schnell etwas einfallen lassen. Als die Panik an ihm hochkletterte und seinen Brustkorb zum Schmerzen brachte, versank er seine Finger in der festen Erde neben ihm. Seine Fingerspitzen schürften auf, doch Liam vergrub sie immer tiefer, bis er eine Hand voll Staub ergriffen hatte und es Greg ins Gesicht warf.

Greg schrie überrascht auf und ließ Liam los, der fing an zu husten und rollte sich von ihm weg. Er sprang auf, sein Körper noch unterkühlt, doch darum konnte er sich jetzt nicht drum kümmern. Der Countdown stoppte und verschwand gänzlich.

Eigentlich sollte er sich jetzt eine gute Taktik überlegen, Greg war größer und kräftiger als er selbst, zudem schien er mit seiner Besonderheit gut zurecht zu kommen, doch Liam durchlebte eine Achterbahn der Gefühle. In blinder Wut stürzte er sich auf Greg, duckte sich vor seinem Schlag und haute ihm sein Knie in den Magen. Greg schrie auf und strauchelte mit verkrümmter Körperhaltung nach hinten.

"Glückstreffer, Sonderling", spuckte er Blut heraus, doch Liam ließ es kalt. Der Blauhaarige ballte seine steinernen Hände und startete einen weiteren Angriff, er täuschte mit seiner linken Hand an, Greg hielt seine Arme schützend vor sein Gesicht, weshalb Liam die Chance nutzte, seine Hände entsteinerte und stattdessen alles auf sein rechtes Bein umleitete, was umgehend gegen Greg's Rippen prallte.

Ein weiterer Jaulen, Greg fiel auf die Knie, Liam schlug ihn ins Gesicht, der Größere fiel nach hinten. Die Schreie des Publikums wurden lauter. Er hörte die Anfeuerungen von sowohl seiner eigenen Klasse als auch von Greg's.

Liam war tobsüchtig, unbeherrscht, ja gerade zu wild, selten hatte er sowas auch nur annäherndes gefühlt. Doch es fühlte sich so unbeschreiblich gut an. Diese ewige Ungerechtigkeit in seinem Leben schien zu guter Letzt ein Ende zu nehmen.

Endlich war er besser als die Anderen. Er fühlte sich, als könnte er die ganze Welt erobern. Liam wusste von sich selber nichtmal, dass so dunkle Gefühle in ihn schlummerten, die nun seinen Kopf vernebelten und ihn antrieben.

Ungehemmt schrie er alles hinaus, den Frust und diese grenzenlose Wut, von der er nichtmal wusste, woher sie überhaupt kam. Doch alles stürzte wie ein Kartenhaus über ihm zusammen, zu viel, um sie zu kontrollieren, um sich zu kontrollieren.

Es war alles wegen Leuten wie ihn. Die ihn missachteten und verspotteten. Wie Dreck behandeln. Die ihm etwas nehmen wollten, obwohl sie kein Recht dazu hatten. Die ihm Gedanken und Zweifel und Selbsthass wie ein Schlaflied in den Kopf setzten.

Dass er nicht gut genug war.

Dass er nichts konnte.

Dass seine eigene Besonderheit ihn abstieß.

"Na los!", forderte Liam ihn auf, als er weiterhin die Schläge wie Hagel auf den Größeren hinabfielen ließ, "Immer noch ein Glückstreffer?! Immer noch ein schweiß Sonderling?! Mh?!"

Ein stechender Schmerz durchfuhr sein Herz, den er wohlwollend ignorierte und lieber weiter auf Greg Einschlug. "NA LOS!", brüllte Liam, die Tränen strömten aus seinen Augen und die Wangen hinunter, "WEHR DICH!"

Seine Schläge wurden schlampiger, ungenauer, seine Schluchzer nahmen die Überhand. Greg war bereits so sehr zugerichtet, dass er sich schon garnicht mehr wehren konnte.

Es war nicht fair, dass er nicht gut genug war.

Der Gong beendete den Kampf, kündigte an, dass Liam gewonnen hatte. Liam schrie und schluchzte, als stände er unter schlimmsten Scherzen, fiel von Greg hinunter und in den Dreck neben ihn.

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