Nach ungefähr drei Stunden, stoppte endlich Ravin's laute Musik. Liam's Kopf schnellte in die Höhe, als er dies realisierte. Er sah seine zweite Chance mit Ravin, stürmte aus seinem Zimmer und klopfte bei dem Blonden. "Ravin, Beasty, ich bin's wieder! Bitte lass mich rei-", die Tür flog auf, weshalb Liam sich erschreckte. Ravin packte ihn unsanft am Kragen und drückte ihn in seinem Zimmer gegen die Wand. "Du wirst das niemandem jemals erzählen, hast du das verstanden?!", sprach Ravin leise und ruhig, was den Satz nur noch bedrohlicher rüberbrachte.

"Klar! Warum sollte ich es auch runerzählen?", antwortete Liam verwirrt, "nichts irgendwie gegen dich oder so, aber bei deinem Verhalten haben unsere Klassenkameraden kein wirklich großes Interesse darin gefunden, etwas über dich wissen zu wollen", fügte Liam noch hinzu. "Das ist auch genau das, was ich will, also verschwinde jetzt", Ravin ließ von Liam's Kragen ab und schob ihn dann wieder nach draußen. "Warteeeee!", protestierte Liam und lehnte sich Ravin entgegen, "ich will aber mehr Zeit mit dir verbringen!"

"Wieso denn?! Seit einem Monat hängst du mir jetzt schon am Arsch!", Ravin grollte genervt und ging einen Schritt nach hinten. Liam hatte damit nicht gerechnet und fiel beinahe vor Ravin's Füße auf den Boden. "Ja, wieso denn nicht? Du bist supercool!", antwortete Liam verwirrt und rappelte sich auf, "jeder will doch einen Freund haben und ich wäre gerne deiner."
"Ich brauche niemanden und schon gar keine Freunde, also hör auf, meine Zeit zu verschwenden", blockte Ravin weiterhin hab, doch Liam bemerkte, dass sein Tonfall sanfter geworden ist.

"Natürlich brauchst du keine Freunde! Das habe ich auch nie geglaubt. Aber viele Sachen braucht man nicht und doch machen sie das Leben schöner. Ich halte mich einfach für jemanden, mit dem deine Zeit hier angenehmer sein könnte", Liam grinste Ravin an, dieser blickte stillschweigend zurück, ehe er seufzend zur Seite trat. "Grabsch meine Sachen nicht an und bombardier mich nicht mit irgendwelchen Fragen zu. Ein falscher Schritt und du bist weg vom Fenster."

Liam's Grinsen wurde noch breiter, "yeah! Da fällt mir ein, ich hab etwas für dich!", Liam biss sich auf die Zunge, als er in seiner Hosentasche herumkramte und schließlich ein Armband herauszog. Es war hell leuchtend in den Farben des Regenbogens. "Das hab ich mir letztes Jahr gekauft! Ich will aber, dass du es behältst, als Zeichen unserer Freundschaft", überglücklich hielt Liam Ravin das Armband hin. Der Blonde bewegte sich jedoch nicht, blickte immer wieder zwischen dem Blauhaarigen und dem Armband hin und her, als würde er garnicht verstehen, was Liam von ihm wollte.

Liam's zog seine Augenbrauen nach oben und beschloss dann, selbst die Initiative zu ergreifen. Er schnappte sich Ravin's linken Arm und band das Geschenk um sein Handgelenk, "bitte sehr!", fügte er dann noch hinzu, richtete seinen Umhang, stapfte freudestrahlend in Ravin's Zimmer hinein und schmiss sich auf Ravin's Bett. Die Comics waren wieder zu einem Stapel am Bett zusammengelegt. Ob wohl auch das spezielle Heft noch da drunter war? "Alles klar! Hast du jetzt endlich einen Heldennamen? Spätestens morgen sollen wir sie bei Mr. Moore registrieren."
"Ich bin mir noch nicht ganz sicher", gab Ravin zu leise zu, er schien immer noch etwas perplex zu sein. Er schloss die Tür, setzte sich wieder an seinen Schreibtischstuhl und musterte dann das Armband, "was ist mit dir?"
Liam seufzte tief, "ich kann mich einfach nicht entscheiden! Ich hab so Angst, dass er mir dann nicht mehr gefällt!"
"Du kannst ihn doch beim Abschluss wieder ändern und wenn wir beim Sportfest eh verkacken, hat es sich sowieso erledigt, also beruhig dich", versuchte Ravin ihm anscheinend zu helfen.

"Ich weiß, aber trotzdem! Ich wollte immer einen Heldennamen haben, den ich zum ersten Mal höre und denke, der ist es! aber bisher... alle anderen haben schon ihre Namen. Ace sowieso von Anfang an, Gemma hat sich tatsächlich für Gravitygirl entschieden, mit Nava hatte ich ein interessantes Gespräch über Namen am Dienstag, Jamie und Chloe haben sich schon am Montag entschieden..."
Ravin holte tief Luft und lehnte sich auf dem Stuhl weiter nach hinten. "Na schön, das mache ich jetzt nur, weil du mir so ne beknackte Liste gemacht hast."

Ravin verschränkte seine Arme und sah nachdenklich aus dem Fenster, "du hast eine Transformationsbesonderheit, damit kannst du deinen Körper in beliebige Materie verwandeln, mit der du in Kontakt gekommen bist. Eine flexible und schichte Besonderheit die sowohl für Offensive, als auch für Defensive gut ist ", gab Ravin seine Besonderheit wieder, Liam nickte langsam. "Du hast recht viel Auswahl. Du könntest was simples, kurzes nehmen, was man sich leicht merken kann. Oder du entscheidest dich für einen eher typischeren Namen."

Ravin's Blick wanderte zu dem Jungen auf seinem Bett, "du hast eine gute Möglichkeit, dank deiner blauen Haare, auch deinen Heldennamen damit in Verbindung zu bringen. Die Farbe blau wirkt im allgemeinen entspannend und steht für Treue, Hoffnung, Fantasie und so einen unnötigen Scheiß, was wohl nur allzu gut zu dir als Nervensäge passt."
"Danke, Ravin!", freute Liam sich aufrichtig und grinste ihn an, Ravin verdrehte die Augen.

"So wie ich dich in den Trainingsstunden gesehen habe, finde ich, du solltest Saviour noch dazu nehmen. Du willst nämlich immer jedem dahergelaufenen Idioten helfen. Unabhängig davon, ob man deine Hilfe überhaupt braucht oder nicht. Blue Saviour."

"Blue Saviour", ließ Liam den Namen über seine Zunge rollen, "der Heldenname klingt wirklich extrem cool! Ich glaube, den werde ich nehmen", nickte Liam nachdenklich und sah zu dem Blonden, "danke", lächelte er ihn an und setzte sich dann auf, "jetzt müssen wir dann noch einen für dich finden!", Liam stand auf und lief zum Schreibtisch rüber, wollte sich seine Liste nehmen, doch Ravin nahm sie schnell an sich. "Ich kümmere mich darum."
"Warum darf ich meine Liste nicht sehen?", fragte Liam mit einem Schmollmund. "Darum. Stell keine beknackten Fragen."

"Das ist keine beknackte Frage."
"Doch sie ist beknackt."
"Du bist beknackt."

Liam lachte und machte einen Ausweichschritt nach hinten, als Ravin nach dem Jungen greifen wollte. Ravin schnaubte laut, ein klitzekleines Schmunzeln auf den Lippen, als er von dem Stuhl aufstand. "Du bist nicht beknackt, du bist nicht beknackt!", wiederholte Liam und flüchtete auf's Bett, Ravin kam auf ihn mit knacksenden Fingern zu, "du darfst mir nichts antun, ich bin dein einziger Freund hier! Und ich bin süß!"
"Wir sind keine Freunde", korrigierte Ravin ihn, schnipste dann gegen Liam's Stirn.

"Aber ich bin süß!"
"Wir sind trotzdem keine Freunde."
"Du hast mir nicht widersprochen!"
"Soll ich dich rausschmeissen?"
"Schon wieder?"

Ravin packte Liam am Kragen, "okay nein, nein, bitte schmeiß mich nicht raus!", gab Liam nach und umfasste Ravin's Hände mit seinen eigenen, um sich zu befreien. Ravin's Hände waren warm und rau, ein wenig aufgeschürft vermutlich vom Training. Mit seiner Besonderheit mussten seine Hände vermutlich immer als erstes hinhalten, das vermutete zumindest Liam. Sein Herz setzte kurz aus, als er nach oben in Ravin's braune Augen sah. "Was glotzt du so?", fragte Ravin verwirrt von Liam's Blick.

"Hab ich schon erwähnt, dass ich Bi bin?", fragte Liam aus heiterem Himmel, deine Wangen glühten direkt auf, als er realisierte, was er gerade gesagt hatte. Ravin blinzelte mehrmals perplex, seine Hände immer noch an Liam's Oberteil. "Nein."
"Ich bin Bi."
"Das konnte ich mir jetzt denken."

Liam lächelte zögerlich, immer noch mit rotem Kopf und wurde von Ravin kopfschüttelnd in die Matratze gedrückt. "Typisch Schlumpfhaar, ey", kommentierte er dazu und setzte sich ans andere Bettende. "Hey, äh kann ich mir eigentlich ein paar Comics ausleihen?", wechselte Liam schnell das Thema, räusperte sich kurz, um das warme Gefühl aus seiner Brust zu bekommen. "Solange du sie nicht schrottest und du sie mir wieder zurückbringst, von mir aus aus", stimmte Ravin überraschenderweise zu.

Liam setzte sich schnell auf, "hey, ist ja super! Weißt du was? Ich lass dich mal lieber weiter an deinem Heldennamen feilen!", peinlich berührt schnappte Liam sich ein paar der obersten Comics vom Stapel. "Also... gute Nacht, Schlaf schön und fest, schlaf schnell ein vor allem! Viel Glück bei der Namensfindung noch, du findest bestimmt schon was! Bis Morgen!", Liam wartete garnicht erst auf eine Antwort, eilte mit den Comics an seine Brust gedrückt aus dem Zimmer heraus und in sein eigenes.

Er legte die Comics auf seinen Nachttisch ab und schmiss sich mit dem Bauch auf sein Bett. Mit dem Gesicht und Kopfkissen gedrückt verweilte er dort für ein paar Minuten und zappelte aufgeregt mit den Beinen, während er darüber nachdachte, was für ein Idiot er doch manchmal war.

Ich wollte mich nur mal kurz für alle bedanken, die immer noch dabei sind und fleißig lesen! <3

Morgen wird's ernst, das erste Kapitel des Sportfestes steht dann nämlich an, seid ihr aufgeregt? ;)

Vik xx