7. Kapitel - Take me away

05. November 1955, Samstag 20:08 Uhr

Wir bestritten schweigend unseren Weg durch Hill Valley. Es war kein unangenehmes Schweigen. Wir beide waren einfach nur komplett erschöpft und hatten nicht die Energie zu reden.

Ich stolperte nur noch vor mich hin, weswegen Marty mich irgendwann näher an sich gezogen hatte und seinen Arm um meine Schulter geschlungen hatte. Es half etwas und nach dem heutigen Tag half mir die Nähe um so mehr.

Ich war nicht allein.

Wir kamen im Riverside Drive an und erblickten ein riesiges Haus. Eigentlich schon eine Villa. Ich kannte das Gebäude nur aus Geschichten und von Fotos. Nichts wurde ihm gerecht.

„Echt Schade, dass die Hütte niedergebrannt ist, dort drinnen wohnt es sich sicher besser als in eurer Garage"

Ich bekam nur ein Grunzen heraus. Im Gegensatz zu Marty hatte ich nicht stundenlang geschlafen und war deswegen komplett K.O.

Marty führte uns bis zur Haustür, wandte sich aber erst der Tür zu, als er sicher war, dass ich auch allein stehen konnte. Danach klopfte er.

Als sich nichts tat, drehte er sich zu mir um und zuckte mit den Schultern. Auf einmal ging die Tür hinter uns auf, schloss sich aber auch sofort wieder.

Schnell drehte sich Marty wieder um und wollte erneut klopfen, da öffnete sich die Tür ganz und mein Dad tauchte darin auf. Naja, mein zukünftiger Dad.

Er sah viel jünger aus. Seine Haare waren blond und nicht weiß und er besaß weniger Falten. Am auffälligsten war aber die große Apparatur, die sich auf seinem Kopf befand.

„Doc?", fragte Marty vorsichtig, während mein zukünftiger Dad zwischen uns hin und her blickte.

„Sag kein Wort!", war das Einzige, was mein Dad von sich gab, bevor er Marty ins Haus schliff und mir deutete ihnen zu folgen.

Leicht verstört tat ich das auch und schloss die Tür hinter mir. Wusste er etwa wer wir waren? Das war eigentlich unmöglich.

Ich folgte den beiden tiefer ins Haus bis zu einer Apparatur. Ein Hund saß bei dem Gerät und hatte etwas Komisches am Kopf.

Mein Dad erklärte, dass er nichts von uns wissen wollte und nahm den Hund das Ding vom Kopf. Ich erinnerte mich an die Geschichten und ging davon aus, dass dieser Hund wohl Kopernikus sein musste. Einsteins Vorgänger.

Marty versuchte auf meinen Dad einzureden, während ich mich umblickte. Ich wagte es lieber nicht mich hinzusetzen. Mich würde nichts in der Welt mehr dazu bringen wieder aufzustehen.

Als mein Dad Marty eine Art Sensor auf die Stirn klebte musste ich ein Lächeln unterdrücken. Mein Dad hatte keine Ahnung wer wir waren. Aber er hatte wohl einfach beschlossen seine Erfindung an Marty zu testen.

Als mein Dad anfing Martys Gedanken zu lesen konnte ich erkennen, wie Marty immer frustrierter wurde. Die Erfindung funktionierte null und mein Dad ließ Marty nicht ausreden.

Nachdem mein Vater geraten hatte, dass Marty eine Spende für die Küstenwache wollte, entfernte Marty den Saugnapf von seiner Stirn und sprach: „Doc! Wir kommen aus der Zukunft. Wir sind hier mit einer Zeitmaschine, die du erfunden hast und wir brauchen deine Hilfe, um wieder ins Jahr 1985 zurückzukommen"

„Mein Gott. Kannst du dir vorstellen was das bedeutet?", wisperte mein Dad und hielt Marty an der Weste.

Überrascht musterte ich meinen Vater. War er so leicht zu überzeugen? Ich hätte das nicht so einfach geglaubt, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre.

„Das bedeutet, dass dieses verdammte Ding nicht funktioniert!"

Dachte ich es mir doch.

Mein Dad riss sich die Apparatur vom Kopf und wandte sich von Marty ab. Marty warf mir kurz einen verzweifelten Blick zu, bevor er meinen Dad hinterherrannte.

Mir fielen langsam die Augen zu, weswegen ich Marty und meinen Dad nicht so richtig folgen konnte. Ich konzentrierte mich eher darauf nicht im Stehen einzuschlafen. Dafür musste ich meinen Dad auch verwundert nachblicken, als der mit ein paar Bauplänen aus dem Haus rannte.

„Ach shit", zischte Marty, packte mich am Handgelenk und zog mich hinter sich her. Mein Dad verschwand in der Garage und Marty versuchte durch die Tür auf ihn einzureden.

„Doc! Die Beule! Die Beule an deinem Kopf! Ich weiß, wie das passiert ist. Du hast mir die ganze Geschichte erzählt. Du standest auf dem Klo und wolltest eine Uhr aufhängen. Da bist du vom Beckenrand abgerutscht und mit dem Kopf aufgeknallt. Als du wieder zu dir kamst hattest du die Idee vom Flux Kompensator, der Reisen in die Zeit überhaupt erst möglich macht"

Am Ende wurde Marty immer leiser und drehte sich wieder zu mir. Er musterte mich besorgt und ließ mein Handgelenk los, um mich an ihn zu drücken. Es war Marty zwar nicht fair gegenüber, aber wie von selbst stütze ich mich an ihn ab und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Sofort fielen mir die Augen zu und Marty fing an über meinen Oberarm zu streichen.

Ich hörte nur wie sich die Garagentür wieder öffnete, weswegen ich krampfhaft meine Augen wieder öffnete. Zum ersten Mal musterte mein Dad uns genauer und nickte dann mit großen Augen.

„Wir brauchen wirklich deine Hilfe, Doc. Sie hat eine Wunde die gereinigt gehört und sollte dringend schlafen", erklärte Marty bettelnd.

„Kommt ins Haus. Wir versorgen die Wunde und dann zeigst du Junge mir die Zeitmaschine", beschloss mein Dad und führte uns ins Haus zurück.

Er ging in den ersten Stock. Wir folgten ihm langsamer, da Marty mich die Stufen quasi hochtragen musste. Wir blieben in einem Gang stehen. Zwei Holztüren links und rechts befanden sich genau gegenüber.

„Ihr könnt in diesen Zimmern schlafen. Leg sie ins Bett. Ich hole Verbandszeug"

Marty nickte und brachte mich ins rechte Zimmer. Vorsichtig half er mir mich hinzulegen und meine Jeansjacke auszuziehen. Ich schaffte es tatsächlich selbst mir die Schuhe von den Füßen zu kicken und ließ mich sofort in die Kissen fallen.

„Versuch noch wach zu bleiben. Bis der Doc dich verarztet hat. Ok?"

Ich nickte leicht, schloss aber meine Augen. Ich hörte wie Marty und mein Dad sich kurz unterhielten und Marty dann erklärte, dass er draußen warten würde.

„Ok. Wie wäre es, wenn du mir erst einmal sagst, wie du heißt, bevor ich dich verarzte. Ich heiße Emmett"

Ich schaffte es meine Augen wieder zu öffnen und richtet mich leicht auf.

„Ich weiß. Ich bin Daisy"

„Daisy. Wo bist du denn verletzt?"

Seine Stimme war so sanft, es tat fast weh ihn reden zu hören. Sein Blick war nicht unbedingt besser. Er sah mich mit so einer Unschuld an. Er hatte keine Ahnung.

„An der Seite. Ist aber nicht so schlimm. Marty übertreibt nur"

„Er macht sich bestimmt nur Sorgen", verteidigte mein Dad Marty und deutete mir mein Shirt hochzuziehen.

Ich schlüpfte aus meiner Bluse und warf sie auf den Boden. Danach zog ich mein Shirt hoch und drehte mich leicht, damit er besser hinkam.

Mein Dad tunkte ein Tuch in Alkohol und fing dann vorsichtig an die Wunde zu reinigen. Ich zischte auf und biss die Zähne zusammen.

„Ist Marty dein Bruder?"

„Wir sind Freunde"

Er nickte leicht, konzentrierte sich aber weiterhin auf meine Verletzung.

„Und darf ich fragen, woher wir uns kennen? Und wie ihr hierhergekommen seid? Nichts zu Spezifisches erzählen! Wir wollen ja nicht die Zeit verändern"

Ich musste fast lachen und fing dann an zu erzählen. Bei manchen Details log ich natürlich.

„Wir sind deine Assistenten. Denke ich. Und als wir die Zeitmaschine getestet haben ist etwas schiefgelaufen"

Ich musste schlucken, sprach aber weiter: „Marty und ich sind ausversehentlich in die Zeit gereist als wir flüchten wollten"

Er nickte wieder und schmierte eine Salbe auf die Wunde. Danach klebte er sie noch ab.

„Du solltest schlafen. Marty zeigt mir die Zeitmaschine und danach wird er sicher noch einmal nach dir sehen"

Diesmal nickte ich. Er tätschelte meine Hand und verließ mit einem sanften Lächeln das Zimmer. Sobald die Tür geschlossen war, rannte mir die erste Träne über die Wange.

05. November 1955, Samstag 22:17 Uhr

Doc und ich hielten ein paar Meter entfernt von der Werbetafel an. Auf der Herfahrt hatte Doc mir erzählt, was Daisy ihm erklärt hatte und ich füllte die Lücken so gut es ging. Ich wollte gar nicht wissen wie es ihr gerade ging. Nachher würde ich noch nach ihr sehen.

Ich hatte Doc erklärt, dass der Wagen nicht startete und stieg gerade aus seinen Wagen aus. Ich ging drei Schritte nur um erneut über dieses verfluchte Loch in der Straße zu stolpern. Ich fluchte leicht und führte den Doc dann zum DeLorean.

Als ich die Äste vom DeLorean genommen hatte, sprach der Doc: „Nachdem ich vom Klo gefallen bin, habe ich das gezeichnet"

Der Doc hielt eine Zeichnung vom Flux Kompensator hoch und ich grinste leicht. Ich öffnete die Beifahrertür des DeLoreans und schaltete den Kompensator ein. Geschockt betrachtete der Doc sein eigenes Werk.

„Er funktioniert!", feierte er und zog mich zu sich runter.

„Endlich habe ich etwas erfunden, was funktioniert!"

„Und wie das Ding funktioniert"

Der Doc ignorierte meinen kleinlauten Kommentar und sprach sofort weiter.

„Wir müssen ihn zurück in mein Labor schaffen und dich und Daisy wieder nach Hause bringen"

Ich nickte zustimmend und fing an den DeLorean auf die Straße zu schieben. Der Doc zog ein Seil aus seinem Auto und verband die beiden Wagen dann miteinander.

Sofort setzte ich mich hinters Steuer des DeLoreans und der Doc schleppte mich ab.

05. November 1955, Samstag 22:50 Uhr

Ich konnte nicht schlafen. Ich war so extrem müde und dennoch konnte ich nicht schlafen. Ich versuchte die Panik Attacke, die so unbedingt über mich hereinbrechen wollte zurückzuhalten und sang. Noch nie war ich a-ha so dankbar für Take on me gewesen wie jetzt. Ich stand auf und tigerte in meinem neuen Zimmer herum und schluchzte den Song in Dauerschleife.

Einfach cool bleiben. Zumindest bis Marty und mein Dad wieder zurückkamen.

Ein Motorengeräusch riss mich aus meinen inneren Geisteskampf. Ich sprintete zum Fenster und konnte erkennen, wie Marty und Doc den DeLorean in die Garage schoben.

Ich wischte mir noch einmal übers Gesicht und verließ dann mein Zimmer. Ich versuchte meine Atmung so gut es geht zu kontrollieren, als ich die Treppen hinunterging und auf die Tür zu wohinter ich die Garage vermutete.

„1.21 Gigawatt!", war das erste was ich hörte.

Ich blieb verwundert stehen, als mein Dad schreiend aus der Garage gestürmt kam.

„Was zum Teufel ist ein Gigawatt?", hörte ich Marty rufen kurz bevor er Doc aus der Garage folgte.

Mein Dad setzte sich auf einen Sessel und fing an mit einem Gemälde von Thomas Edison zu sprechen. Verstört musterte ich ihn genauer.

Diese Angewohnheit hatte er wohl über die Jahre abgelegt.

Marty blieb stehen als er mich im Raum stehen sah und kam dann schnell auf mich zu. Besorgt fasste er mich an den Oberarmen und legte leicht seinen Kopf schief.

„Wieso schläfst du nicht?"

„Ich hab auf dich gewartet"

Nicht ganz die Wahrheit aber auch nicht gelogen. Marty nickte leicht und legte eine Hand auf meinen Rücken, um mich sanft zum Doc zu führen.

„Doc! Alles was wir brauchen ist ein bisschen Plutonium", versuchte Marty meinen Dad zu überzeugen.

Mein Dad lachte trocken und stand auf, um das Gemälde auf den Kaminsims zu stellen.

„Ich bin sicher 1985 kann man Plutonium in jeder Apotheke kaufen, aber 1955 kommt man da nur sehr viel schwerer dran. Marty, Daisy. Ich fürchte ihr seid hier gestrandet"

Marty entfernte sich etwas von mir und setzte sich gegenüber von meinen Dad, der sich wieder in seinen Sessel gesetzt hatte. Ich schlang mir meine Arme um mich und versuchte mich nur auf eine Sache gleichzeitig zu konzentrieren.

Ich war kurz vorm Überschnappen. Ich starrte ins Feuer, aber ich spürte schon das Brennen in meinen Augen. Blinzelnd drehte ich mich zu Marty, der anfing mit den Armen zu fuchteln. Der Knoten in meiner Kehle löste sich etwas und ich konnte hören was Marty eigentlich sagte.

„Hier gestrandet? Ich kann hier nicht stranden! Ich habe ein Leben in 1985. Ich habe ein Date!"

Jennifer. Ich hatte komplett auf Jennifer vergessen. Nach der ganzen Sache hatte ich bisher noch keinen Gedanken an irgendeinen meiner Freunde verschwendet.

„Ist sie hübsch?", fragte mein Dad neugierig.

Ich schüttelte leicht mit dem Kopf. Nicht zum Verneinen, denn Jennifer war eindeutig bezaubernd, aber ich fasste es nicht in welche Richtung sich das Gespräch entwickelte.

„Doc sie ist fantastisch. Sie ist anscheinend ganz verrückt nach mir"

Marty brabbelte noch weiter und zeigte meinen Dad die Telefonnummer die Jennifer auf den Flyer geschrieben hatte.

„Kannst du dir nicht einfach ein Mädchen in dieser Zeit suchen?", fragte mein Dad und musterte Marty entschuldigend.

Marty seufzte und blickte geknickt zu Boden.

Mein Dad blickte nun zu mir und fragte leise: „Was ist mit dir?"

Ich schluckte hielt aber seinen Blick stand.

„Niemand. Mein Dad ist... er ist nicht mehr da. Nur ein Hund", wisperte ich.

Mein Dad tätschelte meinen Arm und sprach dann: „Es tut mir wirklich leid. Aber die einzige Energiequelle, die im Stande ist, 1.21 Gigawatt Leistung zu produzieren ist ein Blitz!"

Als mein Dad noch erklärte, dass man leider nie sagen konnte, wann und wo ein Blitz einschlug, kam mir eine Idee. Marty hatte anscheinend die gleiche denn er starrte schon auf den Flyer in seiner Hand.

„Wir wissen es"

Marty reichte Doc den Flyer, der die Informationen darauf mit großen Augen las. Während mein Dad aufsprang und die Informationen laut wiedergab, stellte Marty sich zu mir und schlang einen Arm um meine Schultern.

„Nächsten Samstag schicken wir euch zurück in die Zukunft!", rief mein Dad erfreut aus und Marty brabbelte zufrieden vor sich hin.

Als Marty erklärte, dass mein Dad uns herumführen konnte unterbrach mein Dad Marty und zog ihn etwas von mir weg. Obwohl ich direkt neben dem Kamin stand, wurde mir sofort kalt.

„Marty! Das kommt überhaupt nicht in Frage. Keiner von euch darf dieses Haus verlassen. Ihr dürft niemanden sehen und mit keinen Menschen sprechen. Wenn ihr es trotzdem tut, hat das schwerwiegende Folgen auf zukünftige Ereignisse. Versteht ihr?"

Als Marty kleinlaut zustimmte fragte mein Dad, ob wir schon mit jemanden gesprochen hatten. Ich überließ es Marty zu antworten.

„Es könnte möglich sein, dass ich in meine Eltern reingelaufen bin", gestand Marty und wandte sich vom Doc ab.

„Zeig mir noch einmal das Foto von deinen Geschwistern", bestand mein Dad.

Marty griff sofort in seine Jackentasche und reichte meinen Dad das Foto. Er hielt es ins Licht und deutete auf Dave.

„Siehst du deinen Bruder?"

„Ja sein Kopf ist verschwunden"

Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete ich das Foto und wisperte: „Sieht aus wie als ob er ausradiert wurde"

Die beiden Jungs hörten mich dennoch und mein Dad nickte leicht.

„Ausradiert aus dem Leben"

Ich musste schlucken und klammerte mich an Martys Jackenärmel. Wenn das mit Dave passierte... was würde dann mit Marty passieren?

Mein Dad drehte sich zu mir und fragte sofort: „Hast du ein Bild von dir? Oder von Geschwistern?"

Ich schüttelte den Kopf. Das ich keine Geschwister hatte fügte ich auch noch schnell hinzu.

„Ich hab eins!", warf Marty ein und zog ein weiteres Foto aus seiner Jackentasche. Es war mein Schulfoto. Ich wusste nicht, wieso er mein Schulfoto besaß, aber ich hinterfragte es nicht.

Mein Dad musterte es und nickte dann erleichtert.

„Das heißt wir müssen uns nur um dich kümmern, Marty. Gleich Morgen schauen wir was du angerichtet hast. Für heute... geht ihr beide ins Bett. Ihr müsst schlafen"

Wir nickten und mein Dad reichte Marty beide Fotos. Marty schob sie sich sofort in die Jacke und führte mich danach zum zweiten Mal heute die Treppen hinauf.

„Gute Nacht, Marty", flüsterte ich und wollte schon in mein Zimmer verschwinden, da hielt Marty mich am Handgelenk fest und drehte mich langsam zu ihm um.

Marty musterte mich eindringlich, bevor er mich in eine feste Umarmung zog. Ich wollte es verhindern. Ich wollte wirklich. Aber sobald ich mein Gesicht in Martys Schulter vergrub flossen die Tränen von selbst. Ich musste Schluchzen und klammerte mich so fest an ihn, ich hatte Angst er könnte ersticken.

Marty erhob aber keinen Einspruch, sondern streichelte mir einfach sanft über den Rücken.

„Alles gut, Dais. Alles wird wieder gut. Wir bekommen das hin"

Ich glaubte ihm. So verrückt diese Situation auch war... ich glaubte ihm. Wir würden nach Hause kommen und wir würden irgendwie meinen Dad retten.

„Kannst du heute bei mir schlafen?", schluchzte ich und drückte mich leicht von ihm weg.

Marty nickte sofort und schob mich leicht in mein Zimmer. Er schloss hinter sich die Tür und zog sich dann schnell die Schuhe und die Jacke aus.

Ich kroch schon ins Bett und musste nicht lange warten, bis Marty sich mit einem kleinen Abstand neben mich legte. Meine Augen flogen, wie von selbst zu als ich den Abstand überbrückte und meine Hand auf seinen Oberarm legte.

Ich war sofort eingeschlafen.

05. November 1955, Samstag 23:15 Uhr

Ich wollte den Kids eigentlich noch sagen, dass ich ihnen Morgen passende Klamotten geben würde, blieb aber stehen, als ich Daisy schluchzen hörte. Ein Kloß bildete sich in meinen Hals und ich linste in den Gang.

Marty und Daisy standen vor ihren Zimmern, verschlungen in einer Umarmung. Sie hatte ihr Gesicht in Martys Schulter vergraben, während Marty ihr tröstend über den Rücken strich.

„Alles gut, Dais. Alles wird wieder gut. Wir bekommen das hin"

Ich hatte noch nie einen Jungen so sanft mit einem Mädchen reden hören. Zumindest nicht in deren Alter. Mich verwunderte es, dass Marty anscheinend ein anderes Mädchen hatte. Da die beiden nicht verwandt waren, würde man sofort darauf schließen, dass sie zusammen waren.

Daisy beruhigte sich etwas und bat Marty die Nacht bei ihr zu verbringen. Als die beiden Teenager in Daisys Zimmer verschwunden waren schüttelte ich leicht den Kopf.

Was diese Kids durchmachen mussten... und dennoch vertrauten sie mir blind. Ich würde dieses Vertrauen nicht enttäuschen!

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