34. Kapitel - Change a hawk to a little white dove

30. Juli 1885, Donnerstag 08:47 Uhr

Ich pustete mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und umfasste den Korbgriff etwas fester. Ich musste nur den heutigen Tag überstehen, dann wäre ein weiterer Meilenstein in meinem Leben im Wilden Westen verschwendet worden.

Früher einmal hatte ich meinen Geburtstag geliebt. Heute konnte ich keine Begeisterung dafür aufbringen. Früher einmal hatte ich auch Marty gehabt. Mit dem hatte ich Eis essen gehen können und er hatte mir immer Schokolade geschenkt. Zusätzlich zu einem viel zu großem Geschenk.

Ich schüttelte leicht den Kopf und musterte den reparierten Zapfhahn in meinem Korb. Der Weg zum Saloon war eigentlich nicht weit, aber ich fühlte mich, als würde ich einen Felsen mit mir schleifen.

Ich sah schon den Saloon, da hörte ich jemand meinen Namen rufen. Ich drehte mich zum Geräusch um und legte den Kopf schief, als ich Luke winken sah. Er stand bei seinen Freunden, rannte aber nun auf mich zu.

Seine smaragdgrünen Augen strahlten, als er schließlich vor mir stehen blieb und mir ein sanftes Lächeln schenkte. „Hey. Gut, dass ich dich sehe. Alles Gute zum Geburtstag!"

Mir wurde warm ums Herz und ich lächelte leicht zurück. „Danke Luke. Du hast dir wirklich meinen Geburtstag gemerkt?"

Er nickte stolz und überreichte mir ein kleines Paket. „Für dich. Tut mir leid, dass ich dich in letzter Zeit etwas ignoriert habe."

Schnell winkte ich ab und fing an das Geschenk auszupacken. „Das wäre doch nicht notwendig gewesen, Luke. Ich habe nicht vor meinen Geburtstag zu feiern.", erklärte ich und riss die Augen auf, als ich das Geschenk betrachtete.

Es waren Zettel voller Noten.

Luke bemerkte meinen Blick und erklärte leise: „Ich dachte mir, du würdest dich am meisten über Musik freuen."

„Ich... Ja, danke." Vorsichtig packte ich die Noten in meinen Korb und wandte mich dann wieder Luke zu. „Es wäre wirklich nicht notwendig gewesen."

Luke trat einen Schritt auf mich zu und strich sich schnell eine seiner braunen Locken aus dem Gesicht. „Wie schon gesagt, ist es eine kleine Entschuldigung. Und möchte ich dir zeigen, dass ich wirklich Interesse an dir habe, Daisy. Du bist schlau, wunderschön und einfach nur bezaubernd und—"

„Und verlobt, Luke.", unterbrach ich ihn schnell und schluckte einmal.

„Hmm." Luke griff vorsichtig nach meiner Hand und musterte den Ring eindringlich, bevor er mir wieder in die Augen blickte. Danach legte er seinen Kopf schief und lächelte wieder. „Dein Verlobter ist aber nicht hier. Und wenn jemand eine so bezaubernde Lady schon so lange allein lässt, hat er sie auch nicht verdient." Er strich langsam mit seinem Daumen über meinen Handrücken und ließ meine Hand dann wieder los. „Ich kann auf dich warten, Daisy.", war das Letzte, was er noch sagte, bevor er zu seinen Freunden zurückkehrte.

Ich blickte Luke fassungslos hinterher und starrte dann wieder auf meinen Ring. Warum musste Luke bloß Interesse an ihr haben? Er war so unfassbar süß und verdiente jemanden, der ihn wertschätzen konnte. Nicht jemanden, der einfach nur von hier wegwollte.

Ich brachte schweigend den Zapfhahn in den Saloon und kehrte dann in die Scheune zurück.

Ich hatte eigentlich gedacht, dass der Tag nicht schlimmer werden konnte, aber als ich den Blick meines Vaters sah, wusste ich, dass ich falschgelegen hatte.

Vorsichtig stellte ich den Korb in meinem Zimmer ab und kehrte dann zu meinem wartenden Vater zurück.

„Was ist los?", fragte ich sofort und brachte so meinen Vater zum Seufzen.

Er deutete auf den verdeckten DeLorean und fing an zu erklären: „Ich kenne nun das Problem. Ein Chip ist kaputt und den können wir hier nicht ersetzen."

Ich ließ mich auf einen Sessel fallen und schluckte den Kloß in meinem Hals runter. „Und was machen wir dann?" Mir entkam nur ein Wispern, aber mein Vater hatte mich dennoch gehört.

„Wir verstecken die Zeitmaschine mit einer genauen Reparatur-Anleitung. Wir können einen Brief schreiben, den Marty bekommen sollte kurz nachdem wir verschwunden sind. Und dann sollten Marty und mein jüngeres Ich in der Lage sein den DeLorean zu reparieren."

Pure Freude breitete sich wie ein Feuer in mir aus und ich sprang begeistert auf. „Natürlich! Marty repariert die Zeitmaschine und kommt dann hier her, um uns abzuholen! Das wir nicht schon früher auf diese Idee gekommen sind. Du bist genial!"

Doch meine gute Laune verpuffte wieder, als ich sah, dass mein Vater nicht lächelte. Wieso lächelte er nicht? Ich setzte mich wieder und wartete auf die Bombe, die jeden Moment hochgehen würde.

„Das Risiko, dass etwas schief geht, ist unfassbar hoch. Wir sollten Marty die Wahl lassen, ob er zurückkehrt. Eigentlich sollten wir ihn sogar ausdrücklich raten nicht hier her zu kommen. Hier kannst du wenigstens Leben, Daisy."

Ich zuckte bei seinen letzten Worten zusammen und blickte zu Boden. Schweigend stand ich auf und ging zurück in mein Zimmer. Ich griff nach meinem Rucksack, den ich irgendwann unter meinem Bett versteckt hatte und zog ihn hervor.

In kürzester Zeit hielt ich das Musikmagazin in meinen Händen und schlug die Pinheads Seite auf. Immer noch unverändert brannten sich die schmerzenden Wörter in mein Herz und ich stopfte das Magazin zurück in den Beutel.

Ich unterdrückte einen verzweifelten Schrei und kickte den Beutel wieder unter mein Bett.

Langsam schlurfte ich zurück zu meinem Dad und brachte gerade noch ein „okay" hervor, bevor mir eine stumme Träne die Wange runterrann.

Mein Dad nickte traurig, als ich ihn bat den DeLorean alleine fertig für den Transport zu machen. Ich wollte noch einen letzten Tagebucheintrag schreiben.

Lange saß ich an meinem Schreibtisch und betrachtete einfach nur die leere Seite. Das Buch war schon ziemlich voll. Jeder Tag hatte seine eigene Seite bekommen. Die meisten Einträge waren belanglos, doch manche sagten mehr als die Worte zuerst vermuten ließen.

Irgendwann hatte ich es dann doch geschafft einen Eintrag zu verfassen. Ich hatte über den heutigen Tag geschrieben. Über Luke. Über den DeLorean. Über meinen Dad.

Ich habe Marty von unserem Plan erzählt und habe geschrieben, dass er nicht sein Leben für uns riskieren sollte.

Und dann habe ich ihm die Worte geschrieben, die ich mir eigentlich aufgespart hatte. Die ich ihm eigentlich persönlich sagen wollte.

Ich liebe dich.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top