3. Kapitel - Is this the fifties?

25. Oktober 1985, Freitag 07:50 Uhr

Wegen der automatischen Apparatur, die mein Dad gebaut hatte, wachte ich auf. Ich rieb mir übers Gesicht und schälte mich aus dem Bett. Gähnend verließ ich mein Zimmer und beobachtete die ganzen Uhren.

Dieses Experiment hatte mein Dad mir auch nicht erklärt. Seufzend warf ich die zwei angekohlten Toasts in den Müll und musterte die Hundefutterschüssel. Dad musste Einstein mitgenommen haben, da sie schon leicht überging.

Die Garagentür öffnete sich und ein bekanntes Gesicht tauchte vor mir auf. „Doc? Hey Doc?"

„Er ist nicht da", lächelte ich und streckte mich leicht.

Marty betrachtete kurz meinen Aufzug und grinste dann. „Immer noch im Pyjama?"

„Gerade erst aufgewacht"

Ich musste noch einmal gähnen und winkte ihm reinzukommen. Er setzte sein Skateboard samt Rucksack ab und ließ es davon rollen. Ich linste kurz zu den Uhren rüber, entspannte mich aber. Ich hatte noch genügend Zeit.

Marty kam jetzt auf mich zu und hielt mir eine Papiertüte entgegen. „Frühstück?"

Ein Strahlen breitete sich auf meinem Gesicht aus und mir wurde etwas warm. Ich nahm ihm die Tüte ab und streifte dabei kurz seine Finger. Ich konnte nicht anders, als noch mehr zu strahlen. Er hatte mir tatsächlich Frühstück mitgebracht. Er war der beste!

„Danke. Ich mach mich fertig"

Er nickte und ich gab ihn einen Kuss auf die Wange. Danach verschwand ich wieder in meinem Zimmer und durchwühlte meinen Kleiderschrank. Nebenbei schlang ich das Schokocroissant runter.

Ich liebte Schokolade und Marty wusste das. Er war halt nicht ohne Grund mein bester Freund.

Als ich mich angezogen hatte, schlüpfte ich wieder aus meinem Zimmer und huschte ins Badezimmer. Auf dem Weg erhaschte ich einen kurzen Blick auf Marty. Er stellte gerade den Verstärker ein und hatte sich seine kleine Gitarre, die er immer bei uns ließ, umgeschnallt.

Im Badezimmer kämmte ich mir die Haare und putzte mir die Zähne. Als ich mir gerade den Mund ausspülte hörte ich ein Knallen in der Garage.

Aus dem Badezimmer stürmend fragte ich: „Marty? Ist alles ok?"

Ich fand ihn gegenüber vom Verstärker auf der Couch. Das Regal hinter der Couch war nach vorne gekippt und der gesamte Inhalt hatte sich über Marty verteilt. Im Verstärker klaffte jetzt ein großes Loch. Erst jetzt erinnerte ich mich daran, dass mein Dad gemeint hätte, es gäbe ein Problem mit der Spannung. Ups.

Ich unterdrückte ein Lächeln und ging auf Marty zu, der sich langsam aus dem Haufen über ihn befreite. Er hatte sich seine silberne Sonnenbrille aufgesetzt und starrte mit offenem Mund an mir vorbei auf den Verstärker.

Er nahm sich seine Sonnenbrille ab und hauchte: „Wow. Absoluter Wahnsinn"

Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und ich schüttelte leicht mit dem Kopf. Nur Marty konnte fünf Meter durch die Luft fliegen und das auch noch großartig finden.

Ich wollte ihm gerade aufhelfen, da klingelte das Telefon. Marty war mal wieder schneller dran und hob mit einen erschrockenen „Hallo" ab.

Schnell trat ich an Martys Seite, um beim Gespräch mitzuhören. Anscheinend war es mein Dad.

„Schön, dass ich dich erwische. Können wir uns heute Nacht um 1:15 Uhr vor der Twin Pines Mall treffen? Sag das auch Daisy"

Marty ging weiter durch die Garage, weswegen ich dem Gespräch nicht mehr folgen konnte. Aber ich wusste sowieso um was es ging. Ich hörte Marty nur mehr halbherzig zu und stellte das Regal wieder auf.

Ich räumte gerade die Zetteln zurück ins Regal, als die Uhren acht Uhr anschlugen und Marty kurz innehielt. Als Marty meinen Dad fragte, ob es eigentlich schon nach acht Uhr war, schlief mir das Gesicht ein.

„Verdammt. Wir kommen zu spät zur Schule"

Marty legte auf und wirbelte zu mir herum.

„Fahr los. Du hattest schon drei Verweise in der letzten Zeit. Ich kann mir einen leisten. Wir sehen uns in Geschichte wieder"

Marty nickte schnell, griff sich sein Skateboard und raste aus dem Labor.

Ich sprintete schnell in mein Zimmer und schnappte mir meinen Rucksack. Ich würde die ganze erste Stunde verpassen, aber das war zum Glück Chemie. In dem Fach hatte ich zurzeit eine Eins.

25. Oktober 1985, Freitag 9:29 Uhr

Ich sprintete in die Schule und konnte gerade das Klingeln hören, was die erste Schulstunde beendete. Dies war mein Glück, denn in den Schülermengen, fiel meine Ankunft nicht auf und so konnte ich Strickland perfekt aus dem Weg gehen.

Eine Stunde zu spät und nicht einmal einen Verweis. Ich hatte echt Glück. Keuchend ging ich auf mein Klassenzimmer zu und hatte mich sogar wieder halbwegs gefangen, als ich mich vor Marty in den Sessel schmiss.

Noch fünf Minuten, bis Geschichte anfing. Grinsend drehte ich mich zu Marty um und flüsterte verschwörerisch: „Strickland hat mich nicht einmal erwischt"

Ein leichtes Lächeln stahl sich auf Marty sein Gesicht und er beugte sich nach vorne.

„Mich leider schon, aber was solls"

Ich schenkte Marty einen mitleidigen Blick und drehte mich dann wieder nach vorne. Ich würde mir noch einmal meine Geschichte Notizen durchlesen vor dem Test.

25. Oktober 1985, Freitag 14:46 Uhr

Nervös wippte ich mit den Fuß auf und ab und beobachtete die Band, die gerade oben auf der Bühne spielte. Noch zwei Bands, dann waren wir dran. Ich stand direkt neben Andy und Mick, die wohl genauso nervös waren wie ich.

Mein Blick wanderte immer wieder zwischen der Eingangstür und der Bühne hin und her. Ungeduldig biss ich mir in die Wange und strich noch einmal über meine Gitarre.

„Sie kommt gleich, Romeo. Mach dir keine Sorgen", grinste Mick und boxte mich leicht.

Ich stöhnte leicht auf und sprach mit den Augen rollend: „Hör auf damit!"

Mick grinste noch breiter und schüttelte mit dem Kopf.

Seit ich Daisy kannte machten die Jungs blöde Kommentare und es nervte. Ständig deuteten sie an, dass da etwas lief oder ich komplett in Daisy verknallt wäre.

Die Tür zum Saal ging erneut auf und diesmal lächelte ich etwas. Daisy betrat die Turnhalle und blickte sich neugierig um. Hinter ihr tauchte Jennifer auf, was mich etwas verwunderte, aber ich dachte nicht allzu groß darüber nach.

Schnell ging ich auf die Mädchen zu und grinste: „Du bist ja doch gekommen"

„Ich habs dir ja versprochen", antwortete sie lächelnd und deutete dann auf Jennifer. „Jen wollte auch mitkommen"

Ich nickte Jennifer zu und führte die Mädchen dann zurück zu meinen Freunden. Ich ignorierte ihre breiten Grinser und erklärte Daisy, dass wir bald dran seien.

Die Band auf der Bühne verschwand und die nächste fing an zu spielen. Sie waren alle wirklich gut. Das angenehme war, dass niemand aufeinander neidisch war. Jeder freute sich für den anderen und wünschte sich Glück. Dennoch wollte ich unbedingt gewinnen. Das könnte der Durchbruch sein, auf den ich seit Ewigkeiten wartete.

Es dauerte nicht lange, bis Marty und seine Freunde auf die Bühne gerufen wurden. Ich stand direkt neben Steve, weswegen ich ihn noch schnell viel Glück wünschte und mich dann etwas entfernte.

Marty war der letzte auf der Bühne und schloss seine Gitarre an.

Jennifer neben mir seufzte verträumt und sprach dann an mich gewandt: „Er ist einfach der beste. Ich werde ihn heute nach einem Date fragen"

Mein Kopf schoss zu Jennifer und ich riss meine Augen auf. Ich hätte nie gedacht, dass sie sich wirklich trauen würde. Ich musste schlucken, bevor ich sprechen konnte: „Super. Er wird sicher ja sagen"

Jennifer strahlte und blickte wieder zur Bühne. Ich brauchte etwas, um meine verkrampfte Hand wieder zu lösen und ich bereute es gerade nichts zum Trinken mitgenommen zu haben. Mein Mund war auf einmal so trocken und bitter.

Martys Stimme brachte mich wieder in die Gegenwart. Er stellte die Band vor und gemeinsam fingen sie an zu spielen.

Ein Grinsen breitete sich wieder auf meinem Gesicht aus und ich konnte nicht anders als Marty anzustarren. Er war wirklich süß, wenn er spielte.

Die Jury ließ dafür mein Grinsen wieder gefrieren. Einer der Männer stoppte die Band und sagte ihnen, dass sie zu laut seien. Martys enttäuschter Blick ließ die Wut in mir hochkochen. Sie waren eindeutig die besten gewesen!

Die Jungs kamen wieder von der Bühne. Alle vier waren geknickt und trennten sich direkt. Marty kam auf Jennifer und mich zu.

Ich versuchte Marty zu trösten und führte ihn aus der Turnhalle. Jennifer trennte sich von uns mit ein paar aufmunternden Worten und Marty verstaute seine Gitarre in seinem Spind.

„Komm wir gehen zum Hauptplatz und ich spendiere dir ein Eis", versuchte ich Marty aufzumuntern und zupfte etwas an meiner Jeansjacke herum.

„Ok"

Ich hasste es ihn so geknickt zu sehen. Ich hakte mich bei ihm unter und führte ihn aus der Schule. Als wir den Hauptplatz entlang gingen fing Marty an zu sprechen: „So ein Ärger. Ich fasse es nicht. Damit habe ich die Chance verpasst jemals irgendwo aufzutreten"

„Ach komm, Marty. Das ist nicht das Ende der Welt. Die sind solche Spießer, die sehen Talent doch nicht einmal, wenn man es ihnen auf die Stirn tätowiert. Du wirst schon noch deinen Durchbruch bekommen"

„Ach nein. Ich denke Musik machen ist nichts für mich"

„Blödsinn!"

Ich baute mich vor Marty auf und pikste ihn mit meinen Zeigefinger.

„Du spielst großartig. Egal ob heute auf der Bühne, oder den Song den du mir letztens vorgespielt hast. Schick doch endlich ein Tape an eine Plattenfirma"

Marty blickte zwischen mir und meinen Finger hin und her bevor er seufzend sprach: „Und was ist, wenn sie mir sagen ich bin nicht gut? Wenn sie sagen: Raus hier Kleiner. Du hast hier keine Zukunft. Ich weiß nicht, ob ich so eine Abfuhr ohne weiteres wegstecke"

Wir gingen weiter und ich lehnte mich gegen eine Parkbank.

„Jetzt hör ich mich schon an wie mein Alter", jammerte Marty und stellte sich zu mir.

„So schlimm ist er nicht. Ihn mag ich aus deiner Familie noch am meisten. Und leiht er dir für Morgen nicht den Wagen?"

Marty wollte morgen unbedingt mit seinen Freunden Zelten fahren und borgte sich dafür den Wagen von George.

Eigentlich hatte ich mit einer Antwort gerechnet, aber Marty hatte seinen Fokus auf den neuen Toyota gerichtet, der soeben ins Autohaus gefahren wurde.

Er fing an verträumt vor sich hinzubrabbeln, was zwar süß war, aber meistens schwer zu verstehen. Die Kernaussage war, dass er gerne den Wagen hätte.

Marty sprang auf die Parkbank und zog mich hoch, nur um mich dann auf die Lehne der Bank zu setzen. Er setzte sich neben mich und seufzte: „Willst du nicht vielleicht mitkommen. Manchmal halte ich die Jungs nicht aus"

Grinsend boxte ich ihm in die Seite und scherzte: „Natürlich. Ich sag nur deiner Mum noch Bescheid. Ich bin mir sicher sie wäre begeistert"

Marty stöhnte und jammerte: „Ich weiß wirklich nicht was mit ihr los ist. Ihre Predigten sind so anstrengend. Manchmal habe ich das Gefühl sie kam als Nonne zur Welt"

Ich kicherte leicht und stellte noch klar, dass ich nicht mitkommen würde. Als Marty antworten wollte, tauchte eine ältere Frau vor uns auf und schwenkte eine Spardose vor uns herum.

„Rettet die Rathausuhr. Die Rathausuhr muss gerettet werden!"

Sie fing an uns zu erklären, dass der Bürgermeister die Uhr erneuern wollte und Marty und ich drehten uns gleichzeitig zur besagten Uhr um, um sie kurz zu betrachten.

Jeder in Hill Valley kannte die Geschichte der Uhr. Ich hatte mich nur nie wirklich dafür interessiert.

Ich lächelte die Frau an und versuchte interessiert dreinzublicken. Marty gab der Frau zum Glück etwas Geld und nachdem sie ihm noch einen Flyer in die Hand gedrückt hatte, ließ sie uns in Ruhe.

Ich wollte gerade etwas sagen, da tauchte schon wieder jemand vor uns auf. Dieses Mal war es aber Jennifer.

Sofort begrüßte ich sie, aber sie hatte nur Augen für Marty.

„Hey Marty. Tut mir wirklich leid wegen der Absage"

„Danke, Jen"

Leider wusste ich was jetzt kam und schluckte den Kloß in meinen Hals hinunter.

„Ich dachte mir, da du ja jetzt leider nicht beim Tanz in zwei Wochen spielst, könntest du vielleicht mit mir hingehen? So als Date?"

Martys Augen wurden genauso groß, wie meine vorhin, aber im Gegensatz zu mir breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

„Ich würde wirklich gerne mit dir hingehen"

„Klasse. Ich schreib dir meine Nummer auf"

Ich beobachtete, wie Jennifer den Flyer nahm und in sauberer Handschrift ihre Nummer draufschrieb. Darunter schrieb sie noch „Ruf mich an" und ein kleines Herz zierte das i.

Als sie wieder davon ging hatte Marty ein dämliches Grinsen aufgesetzt und steckte sich den Flyer in die Jackentasche.

„Doch kein so schlechter Tag", grinste Marty und blickte nun endlich wieder zu mir.

Mein Lächeln erreichte vermutlich nicht ganz meine Augen. Ich wusste nicht, wieso ich mich für die beiden nicht richtig freuen konnte. Aber das würde ich Marty sicher nicht verraten.

„Na bitte. Ich muss aber jetzt nach Hause. Wir sehen uns dann später bei der Mall"

Marty nickte, als ich aufstand und davonging. Ich drehte mich nicht mehr um, da mein Lächeln sofort gefror. Ich schluckte und dachte nach. Ich war eifersüchtig auf Jennifer! Wegen Marty?

Seufzend strich ich mir meine blonden Strähnen aus dem Gesicht und bog auf eine Seitenstraße ab. Natürlich war ich eifersüchtig! Marty war mein bester Freund. Wenn er tatsächlich mit Jennifer zusammenkam, würde er weniger Zeit mit mir verbringen und ich war noch nicht bereit meinen besten Freund herzugeben.

Aber wenn es ihn glücklich machte, würde ich ihn wohl teilen müssen. Schließlich gehörte Jennifer auch zu meinen Freunden. Und sie mochte ihn wirklich gerne. Ich würde mich schon daran gewöhnen. Ich würde ihn nicht verlieren. Er hatte mir schon öfters versprochen, dass er immer mein bester Freund bleiben würde. Und mehr wollte ich ja gar nicht. 

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