24. Kapitel - Get me back in time
27. Oktober 1985, Sonntag 00:45 Uhr
„Was würde ich nur ohne dich tun?"
Bevor ich antworten konnte, schrie jemand hinter uns: „Du auch noch? Warum überrascht mich das nicht?"
Wir wirbelten zu Biff herum, der die Pistole auf uns gerichtet hatte. Marty und ich wichen zum Rand des Daches zurück und ich konnte nicht anders, als mich etwas vor Marty zu stellen.
Ich würde sowieso sterben, da könnte ich wenigstens seinen Tod verhindern!
Biff fing an zu lachen und umgriff seine Pistole etwas fester.
„Die Schlampe beschützt dich auch noch. Ich sag dir eines, Junge. Spring! Und ich verschone sie!"
Ich schluckte und wisperte „Wehe", doch Marty beachtete mich kaum.
„Und wenn ich nicht springe?"
„Bleivergiftung", grollte Biff und umfasste die Pistole etwas fester.
Mir wurde schlecht. Mir wurde so unfassbar schlecht. Und es wurde noch schlimmer, als ich spürte, dass Marty näher zum Rand ging.
„Und was ist mit der Polizei? Die werden die passende Waffe zu der Kugel finden!", versuchte Marty sich irgendwie rauszureden.
Biff lachte dreckig und schwenkte die Pistole zwischen uns hin und her.
„Sieh es ein! Die Polizei gehört mir, Junge! Außerdem! Haben sie die Waffe auch nicht gefunden mit der dein Vater getötet wurde"
Ich riss meine Augen auf. Biff hatte George ermordet! Und jetzt wollte er Marty ermorden.
Marty beleidigte Biff, stoppte aber, als Biff die Waffe entsicherte. Ich stellte mich leicht seitlich, um besser zwischen Marty und Biff hin und her sehen zu können. Marty stand nun direkt auf dem Geländer des Daches und war somit zu weit weg, damit ich auch nur irgendetwas ausrichten konnte.
„Spring! Und ich verschone sie vielleicht", zischte Biff und fixierte die Pistole nun auf mich.
Marty schaute einmal vom Dach runter und dann zu mir. Heftig schüttelte ich den Kopf, doch sein Blick schwenkte schon weiter zu Biff. Und dann trat er zurück und war einfach weg.
„Nein!"
Ich streckte meine Hand aus, doch er war weg. Mir entkam ein Klagelaut und ich stürzte auf meine Knie. Heiße Tränen liefen mir über die Wangen und ich krallte mich in den Beton. Ich realisierte nicht, dass meine Fingernägel splitterten. Ich realisierte nicht, dass Biff immer noch die Pistole auf mich gerichtet hatte.
Ich starrte nur schluchzend auf den Fleck, wo Marty eben noch gewesen war. Biff ging nun zum Rand des Daches, blieb aber erschrocken stehen, als Marty wieder auftauchte.
Geschockt riss ich meine Augen auf, aber ich konnte die Tränen dennoch nicht stoppen.
Marty tauchte vollends wieder auf. Die Arme verschränkt und einen bösen Blick aufgesetzt. Erst jetzt hörte ich den DeLorean, der kurz darauf auftauchte. Marty posierte richtig auf dem Wagen, der anscheinend seinen Fall gebremst hatte.
„Was zum Teufel?!", schrie Biff noch, bevor die Fahrertür aufging und Biff K.O. schlug.
„Das hat gesessen, Doc!", jubelte Marty und sprang vom DeLorean zurück aufs Dach, während mein Dad den DeLorean drehte.
Immer noch weinend, aber mit offenem Mund betrachtete ich Marty, der nun besorgt auf mich zu kam. Es war wie als würde ich einen Geist sehen. Ich dachte ich hätte ihn verloren. Wenn mein Dad nicht dagewesen wäre... Ich hätte mich vermutlich freiwillig von Biff erschießen lassen!
„Daisy? Hey... es ist alles gut"
Marty kniete sich vor mich hin und wischte mir die Tränen weg.
„Ich dachte du wärst tot!"
Noch während ich zu ende sprach warf ich mich in seine Arme und drückte ihn so fest es ging an mich. Gott hätte ich ihn wirklich verloren...
Ich wollte diesen Gedanken gar nicht weiter ausführen.
Marty schob mich etwas von sich weg und sprach: „Hey... hey! Sieh mich an! Ich lebe, ok? Mir geht es gut! Und dir geht es gut! Das ist alles was zählt, ok?"
Langsam ebbten meine Tränen ab und ich hörte auf zu schluchzen. Marty erhob sich und zog mich mit auf die Beine. Er zog mich zum DeLorean, dessen Beifahrertür schon offen war.
Erleichtert musterte mein Dad uns und fragte dann: „Habt ihr das mit dem Almanach rausgefunden?"
Marty kletterte zuerst in den Wagen und half mir dann hinein. Ich setzte mich wieder auf seinen Schoß und presste mich an ihn. Erst nachdem ich seinen Geruch tief eingesogen hatte, beruhigte sich mein rasendes Herz wieder.
„Du wirst es nicht für möglich halten, Doc! Wir müssen ins Jahr 1955 zurück!", erklärte Marty und presste dann einen Kuss auf meine Stirn.
„Jetzt werd ich verrückt!"
Marty schloss die Tür und meine Dad flog über das Dach davon. Marty tippte derweil das Datum ein und erklärte: „Ganz recht Doc. 12. November 1955"
Mein Dad fing an leicht auszuflippen. Er vermutete, dass dieser Tag eine kosmische Signifikanz beinhalten musste, wenn es um das Raum-Zeit-Kontinuum ging. Ich hatte mich noch nicht ganz gefangen, weswegen ich mich nicht am Gespräch beteiligte.
Etwas anderes spukte in meinen Kopf herum. Wie hatte mein Dad gewusst, dass wir am Dach waren? Ich schaute zu meinem Vater und dann wieder zu Marty, der an mir vorbei auch zu meinen Dad blickte. Vielleicht wollte ich es gar nicht wissen...
Die Zeitanzeige machte ein Geräusch und all unsere Blicke wanderten zum Datum, wo wir hinreisen wollten. Es hatte sich geändert. Ich zog die Augenbrauen zusammen und mein Dad klopfte etwas dagegen.
„Verdammt! Ich muss das Ding reparieren!"
Die Zeit sprang wieder auf das eigentlich eingestellte Datum und mein Dad schaltete die Zeitleitung an.
„Und was wird aus Einstein?", fragte ich wispernd.
„Keine Sorge, Daisy. Wenn wir Erfolg haben, wird dieses 1985 wieder zum realen 1985 und Einstein wird es fabelhaft gehen. Ohne Erinnerung an diesen schrecklichen Ort"
Ich nickte leicht und Marty sprach das aus, was ich mich nicht traute zu fragen.
„Und was ist, wenn wir nicht Erfolg haben?"
„Wir müssen Erfolg haben!", sprach mein Dad bestimmt und drückte aufs Gas.
Mein Blick wanderte automatisch zu der Geschwindigkeitsanzeige. Wir wurden schneller und als wir die 88 Meilen erreichten kniff ich erneut die Augen zu.
So schnell wie das Leuchten aufgetaucht war, so schnell war es auch wieder verschwunden und ich öffnete wieder meine Augen.
Ich starrte aus dem Fenster und wisperte leicht: „Wir sind wieder da"
Martys Griff um mich wurde fester und er drückte einen Kuss gegen meine Schläfe. Nebenbei brummte er eine Bestätigung.
Die Lion Estates Säulen tauchten wieder in meinem Blickfeld auf und erneut parkte die Zeitmaschine hinter der Werbetafel. Dieses mal aber etwas freiwilliger.
Marty öffnete die Tür und gleichzeitig mit meinen Dad stiegen wir aus. Wir gingen um die Werbetafel herum und Marty sprach grinsend, dass er das Gefühl hatte, dass wir gestern erst hier gewesen waren. Ich konnte dieses Gefühl auch nicht abschütteln.
Ich ging auf die Straße und blickte mich um.
„Also gut! In 22 Minuten geht die Sonne auf. Ihr marschiert in die Stadt, sucht den Jungen Biff und beschattet ihn!"
Wir folgten meinen Dad wieder zum DeLorean, der uns erklärte was wir zu tun hatten. Er stellte klar, dass wir warten mussten bis Biff den Almanach bekam, damit der alte Biff dachte er hätte Erfolg gehabt. Danach mussten wir uns den Almanach besorgen.
Mein Dad zog eine Tüte aus dem DeLorean und sprach wieder: „Ihr dürft nicht versagen! Unser aller Zukunft hängt davon ab!"
Marty und ich wechselten einen Blick und er sprach etwas unsicher: „Das musst du uns nicht zweimal sagen, Doc"
Mein Dad nickte und wandte sich dann mir zu. Er drückte mir ein Fernglas und ein Walkie-Talkie in die Hand.
„So können wir in Verbindung bleiben, während ich versuche den Kurzen in der Zeitleitung zu reparieren und die Zeitmaschine bewache!"
Ich steckte das Walkie-Talkie ein und reichte Marty das Fernglas, damit er auch ein Spielzeug hatte. Zufrieden grinste er und probierte es gleich aus.
Danach erklärte mein Dad, dass wir noch aufpassen mussten, um nicht in uns selbst reinzulaufen. Währenddessen rannte er wie verrückt auf der Straße herum. Marty versuchte meinen Dad zu folgen, ich jedoch stand am Rand und schaute den beiden zu.
„Ich gebe euch noch etwas Geld mit", erklärte nun mein Vater und öffnete den Koffer, den er auch aus dem DeLorean gezogen hatte.
Im Koffer befand sich jede Menge Geld aus den unterschiedlichsten Jahren. Marty pfiff anerkennend, während mein Dad uns das Geld entgegenstreckte.
„Kauft euch ein paar Fünfziger Jahre Klamotten"
„Geht klar, Dad", lächelte ich und steckte die Scheine ein.
Marty griff nach meiner Hand und zog mich schon die Hauptstraße von Hill Valley entlang.
„Irgendwas womit ihr nicht so auffällt!", schrie mein Dad uns noch hinterher.
Wir gingen ein paar Schritte, als Marty auf einmal stehen blieb und zu Boden blickte. Er hatte seine Augen zusammengekniffen und musterte vorwurfsvoll ein Loch im Boden.
„Alles gut?"
Sein Kopf schoss zu mir und er nickte schnell.
„Ja. Ich stolpere nur ständig über dieses Loch"
Ich schaute wieder auf den Boden und zuckte mit den Schultern.
„Diesmal nicht"
Marty lächelte leicht und stieg über das Loch.
„Nein. Diesmal nicht"
Ich ging wieder neben ihn und sprach dann leise: „Ich dachte ich hätte dich verloren, weißt du?"
Sofort spürte ich Martys Arm, der sich um meine Taille schlang und mich an ihn drückte.
„Denk nicht darüber nach. Es ist alles gut gegangen. Du wirst mich nicht verlieren, ok?"
Ich murmelte ein Ja, wurde aber von Marty gestoppt und zu ihm gedreht. Er fasste mein Gesicht mit seinen Händen und zwang mich ihn in die Augen zu sehen.
„Mir geht es gut, ok? Dir geht es gut! Das am Dach war schlimm, aber wir können es uns nicht leisten zu lange darüber nachzudenken. Das Einzige was jetzt zählt ist das es uns gut geht und dass wir diesen Mist wieder hinbekommen"
Ich schluckte den Kloß in meinen Hals hinunter und schüttelte seine Hände weg. Danach schlang ich meine Arme um ihn und drückte mich fest gegen ihn.
„Du hast recht"
Ich wusste nicht, wie lange wir so dastanden, aber irgendwann lösten wir uns wieder und Marty hauchte einen Kuss auf meine Lippen. Danach verschränkten wir unsere Hände und gingen Richtung Hill Valley.
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