21. Kapitel - I'll be back in time

21. Oktober 2015, Dienstag 18:15 Uhr

Er war es. Es war Marty.

Seine Haare waren ergraut und er hatte Falten im Gesicht, aber es war immer noch Marty.

„Daisy?", fragte er wieder. Seine Stimme brach und er trat einen Schritt auf mich zu.

Eigentlich sollte ich lügen. Versuchen mich rauszureden. Aber ich wusste, dass es nichts bringen würde. Dieser Marty wusste vom DeLorean. Und egal wie alt er war, Marty kannte mich. Er wusste, dass ich es war.

„Wie... wie kann das sein?"

Seine schönen blauen Augen glänzten und er trat noch einen Schritt auf mich zu.

Ich legte meinen Kopf schräg und lächelte leicht.

„Zeitreisen"

Tränen fingen an über seine Wangen zu laufen und er schüttelte ungläubig den Kopf. Aus Reflex trat ich auf ihn zu. Ich wollte nicht das er weinte... ich verstand auch nicht, weshalb er weinte. Hatten wir keinen Kontakt mehr in der Zukunft?

„Nicht weinen. Ich bin es nur", versuchte ich ihn zu beruhigen.

Wie von selbst legte ich meine Hand auf seine Wange und strich ihm die Tränen weg. Er schloss seine Augen und lehnte sich in meine Berührung.

„Es tut mir so leid, Dais"

Ich wusste natürlich nicht, wovon er sprach, weswegen ich nur ein Nicken herausbrachte.

„Egal was passiert ist, ich bin mir sicher, wir bekommen das wieder hin. Aber ich muss jetzt los"

Marty riss seine Augen auf und schüttelte den Kopf.

„Nein! Ich muss dir noch was sagen!"

Schnell drückte ich ihn meine Hand auf den Mund und sprach streng: „Keine Details über meine Zukunft. Ich weiß jetzt schon zu viel. Und noch ist nichts fix"

Er griff nach meiner Hand und zog sie von seinem Mund weg. Danach schlang er seine Arme um mich und drückte mich fest an sich.

Gott, er roch immer noch wie mein Marty.

„Wenn Needles mich zum Autorennen herausfordert, halte mich ab! Schlag mich K.O.! Mach irgendwas! Sorg einfach dafür, dass ich nicht fahre! Wenn ich es doch tue, spring aus dem Wagen!"

Er drückte mich wieder von sich weg und blickte mir fest in die Augen. Verdattert nickte ich.

„Versprich es mir!"

„Ich verspreche es"

Erneut rannten Tränen über sein Gesicht und er zog mich noch einmal an sich.

„Hey Dad!", hörte ich Marty Jr. rufen.

Schnell lösten wir uns und Marty schob mich durch die Tür.

„Lass nicht zu, dass ich fahre!"

Danach knallte er die Tür zu und ich stand allein vor seinem Haus. Was war bitte passiert? Ich trat ein paar Schritte zurück und lief in meinen Dad rein, der gerade um das Haus herumkam.

„Da bist du ja! Geht es dir gut?"

Er fasste mich an den Schultern und musterte mich. Leicht nickte ich und starrte wieder zur Tür. Ich bekam die Interaktion einfach nicht aus meinem Kopf.

Hatten Marty und ich uns zerstritten? Was war beim Wettrennen passiert?

„Komm mit"

Erneut wurde ich gepackt und hinter jemanden hergezogen. In der Mitte der Straße trafen wir auf Marty. Meinen Marty! Der erleichtert aufatmete, als er mich sah.

„Geht es dir gut?"

Wieder nickte ich und blieb vor Marty stehen. Ich war in letzter Zeit vier verschiedenen Martys über den Weg gelaufen. Langsam zweifelte ich an meiner geistigen Gesundheit.

„Wir müssen zurück zum DeLorean. Dann kehren wir nach 1985 zurück und dann zerstöre ich die Zeitmaschine!", verkündete mein Dad.

„Zerstören? Wieso willst du sie zerstören, Dad?"

„Das Risiko ist zu groß! Stellt euch nur vor was passiert, wenn sie in die falschen Hände gerät!"

Die Logik sah ich zwar ein, aber ich knirschte dennoch mit den Zähnen. Die Zeitmaschine durfte nicht zerstört werden! Ich brauchte sie noch. Wie sollte ich sonst je meine Eltern finden?

Mein Dad erklärte noch weiter, dass er dann leider nie den wilden Westen besuchen konnte, während Marty mich zu ihm drehte und mich musterte.

„Ist wirklich alles in Ordnung?"

„Ja... denke schon"

Ich wollte Marty nicht erzählen, was da drinnen passiert war. Er träumte von einer tollen Zukunft und vielleicht irrte ich mich auch und sein Leben war eigentlich fantastisch, aber da drinnen hatte Marty nicht glücklich gewirkt.

Wieso hätte er mich sonst vor etwas warnen sollen?

Marty musterte mich immer noch skeptisch, während mein Dad sprach: „Zeitreisen sind einfach viel zu gefährlich! Deswegen sollte ich lieber die anderen Rätsel und Geheimnisse des Universums erforschen...die Frauen!"

Nun blickte ich etwas belustigt zu meinen Dad rüber und befreite mich aus Martys Griff. Ich schob Einstein in die Mitte des Wagens und deutete Marty, dass er einsteigen sollte. Er gehorchte und ich machte es mir wieder auf seinem Schoß bequem.

Mein Dad stieg auch ein und gab das neue Datum ein. Wir hoben ab und ich klammerte mich wieder etwas an Marty. Meine Augen schlossen sich wieder, als wir die 88 erreichten und in die Gegenwart sprangen.

Marty, der mich an sich drückte, schaute zu meinen Dad und fragte vorsichtig: „Haben wir es geschafft?"

Mein Dad schwieg und nahm nur seine verchromte Brille ab.

„Sind wir wieder zurück?", fragte Marty erneut und beugte sich leicht nach vorne.

Wir schrien auf, als ein Flugzeug über uns hinwegflog. Und Marty beugte sich noch etwas mehr nach vorne.

Ich löste meinen Klammergriff um Marty, da ich angst hatte ihn wehzutun, so wie ich mich bei ihm festhielt. Dafür bestätigte mein Dad, dass wir wieder zurück waren.

Wir landeten vor den Lion Estates Säulen und fuhren bis zu Martys Haus. Ich war erleichtert, als ich das bekannte Haus betrachtete. Wir waren wieder zurück!

Marty und ich stiegen aus und mein Dad erklärte Marty, dass falls er uns suchen würde, wir im Labor seien und den DeLorean auseinandernehmen würden.

Marty nickte und wandte sich dann mir zu.

„Reden wir Morgen über alles?"

Lächelnd nickte ich und zog ihn in eine Umarmung.

„Irgendwie habe ich ein Déjà-vu"

Jetzt lachte Marty auf und küsste meine Stirn. Ich löste mich wieder und gab ihn einen Kuss auf die Wange.

„Die Zukunft ist noch nicht geschrieben!"

„Nein ist sie nicht! Bis Morgen", schmunzelte Marty und ging auf sein Haus zu.

„Bis Morgen"

Ich setzte mich wieder in den DeLorean und schloss die Tür. Als ich mich zu meinem Vater drehte, musterte er mich mit einem traurigen Lächeln.

„Alles ok, Dad?"

Schnell nickte er und fuhr weiter. Bei unserer Garage blieb er wieder stehen und wir stiegen aus. Einstein rannte an mir vorbei, blieb aber schnell wieder stehen.

„Was ist denn Eini?"

Ich streichelte ihn und folgte meinen Dad in die Garage.

„Grundgütiger!", rutschte es meinen Dad raus, als wie unser Zuhause betrachteten.

Das war nicht mehr unsere Garage. Es herrschte kein Strom, der ganze Boden war verdreckt und voller Zetteln, Dads Erfindungen fehlten und Bretter waren vor den Fenstern. Auch viele unserer Möbel fehlten.

„Hier stimmt was nicht", murmelte ich und stapfte wieder zum DeLorean zurück. Ich blickte auf die Anzeige und schüttelte verwirrt den Kopf. Wir waren in der richtigen Zeit angekommen. Wieso war dann die Garage so verwüstet?

Ich ging wieder zurück zu meinen Dad und wisperte: „Die Zeit stimmt"

Vorsichtig zog mein Dad mich in eine Umarmung und streichelte mir über den Kopf.

„Wir finden raus, was los ist! Wir sollten in die Bibliothek gehen! Zeitungsartikel raussuchen"

Zustimmend nickte ich und atmete tief durch. Ruhig bleiben. Für alles gab es eine Erklärung.

„Es wird schon nicht so schlimm sein. Nicht schlimmer als das was anscheinend in der Zukunft passiert", versuchte ich zuversichtlich zu klingen.

Mein Dad zuckte jedoch zusammen und musterte mich mit großen Augen.

„Wovon redest du?"

Ich fing an mit einer meiner Haarsträhnen zu spielen und nuschelte: „Marty hat mich vor einem Wettrennen mit Needles gewarnt"

„Der zukünftige Marty?"

Ich nickte, was meinen Dad zum Fluchen brachte.

„Du solltest sowas gar nicht erfahren! Dieser Junge hat ja gute Absichten, aber das bringt nichts! Der Unfall wird immer passieren, egal wie sehr man versucht, dich zu warnen! Ich habs ja versucht..."

Überrascht schritt ich von meinen Dad zurück, der nun wild mit den Armen rumfuchtelte und einen Satz nach den anderen wiedergab.

„Es bringt einfach nichts. Du sollst deine letzten Jahre in Ruhe Leben, ohne dich zu sorgen! Aber dieser Junge..."

Letzten Jahre?

„Was meinst du damit, Dad? Sterbe ich etwa?", unterbrach ich ihn.

Er erstarrte. Anscheinend hatte er nicht realisiert, was er alles von sich gab. Als er wieder zu mir sah und ich die Tränen in seinen Augen sah wurde mir schlecht.

Ich fing an zu zittern und atmete hastig ein und aus.

„Oh Gott, ich sterbe"

Mir entwich ein Wimmern und ich setzte mich auf die zerfetzte Couch. Mein Dad wollte auf mich zugehen, aber ich hob die Hand, um ihn abzustoppen.

„Als ich es erfahren habe, hab ich es versucht zu verhindern. Es hat sich einfach nur etwas nach hinten verschoben. Ich habe es Acht mal versucht, bevor ich es mir eingestehen musste..."

„Mein Tod ist ein Fixpunkt in der Zeit"

Er nickte leicht und wischte sich seine Tränen weg.

„Egal was ich versucht hatte. Ich habe den Wagen zerstört. Ich habe dich und Marty gewarnt. Einmal haben Marty und du euch getrennt, nur damit du eine Woche später..."

Er atmete einmal ein und aus und sprach dann weiter: „Dieses Rennen mit Needles. Egal wann es stattfindet. Egal wie es stattfindet. Es wird stattfinden. Und du wirst dabei sterben. Ich konnte für dich und Marty vier Jahre rauszögern. Das war alles was ich geschafft habe"

Ich schluckte und blickte dann auf.

„Und wenn ich wegziehe?"

„Auf dem Weg zum Flughafen"

Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und schluchzte. Ich würde sterben. Es erklärte zwar vieles in der Zukunft, aber ich wollte nicht sterben! Niemand wollte das!

Und es war anscheinend nicht änderbar.

„Ich... ich brauch etwas. Hol die Zeitungen ohne mich"

Mein Dad nickte und verschwand aus der Garage. Ich zog die Jacke aus und warf sie auf den Boden. Einstein kam dafür zu mir und legte seinen Kopf auf meinen Schoß. Ich beruhigte mich langsam wieder, während ich ihn kraulte.

Vorsichtig, damit ich Einstein nicht störte, löste ich meinen Beutel und legte ihn neben mir ab. Mir fiel das Magazin wieder ein, weswegen ich es schnell herauszog und den Artikel über die Pinheads aufschlug.

Zitternd schloss ich das Magazin wieder und stopfte es zurück in den Beutel. Vier Jahre. Ich hatte in etwa noch vier Jahre vor mir.

„Dann mach ich was draus!"

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