18. Kapitel - Take me away

21. Oktober 2015, Dienstag 16:21 Uhr

Ich riss die Augen wieder auf, als Marty neben mir anfing zu schreien. Als ich sah was los war, schrie ich auch. Wir waren auf der falschen Straßenseite.

Ich klammerte mich fest an Marty und vergrub mein Gesicht in seinem Nacken. Als wir wieder auf der richtigen Straßenseite waren, fragte Marty, was das eben war.

Ich löste mich langsam wieder, blieb aber eng an Marty gedrückt und starrte aus dem Fenster. Wir flogen. Ich saß in einer fliegenden Zeitmaschine...

„Nur ein Taxi, Marty", antwortete mein Dad locker und grinste leicht.

„Was meinst du mit einem Taxi? Wir fliegen doch!"

„Präzise", antwortete mein Dad immer noch grinsend.

„Fliegender Verkehr"

Mir entkam nur ein Murmeln, aber mein Dad bestätigte meine Annahme dennoch. Ich wechselte einen Blick mit Marty, der mich immer noch fest an sich drückte.

„Ok, Doc. Was ist los? Wo sind wir? Wann sind wir?"

„Wir sind am Landeanflug auf Hill Valley, Kalifornien. Um 16:29 Uhr am Dienstag, den 21. Oktober 2015"

„Wir sind dreißig Jahre in der Zukunft?", fragte ich vorsichtig nach, bevor Marty neben mir ausflippen konnte.

„Ganz richtig, Daisy"

Ich schüttelte den Kopf.

„Du hast etwas von unseren Kindern erwähnt?", fragte Marty neugierig.

Bei dem Gedanken daran fing ich an zu lächeln. Auch wenn Marty und ich das zwischen uns noch nicht geklärt hatten und ich bisher definitiv nicht so weit gedacht hatte, konnte ich die Schmetterlinge in meinem Bauch nicht unterdrücken.

Mein Dad blickte stur aus dem Fenster und sagte nichts.

„Doc?"

„Keiner sollte zu viel über seine Zukunft wissen! Und ich brauche auch eigentlich nur Marty für meinen Plan. Wenn alles funktioniert, seid ihr in einer Stunde wieder zu Hause"

„Du bist der Doc, Doc", seufzte Marty und rollte leicht mit seinen Augen. Ich unterdrückte ein Lachen und fing an mit Martys Hemd zu spielen.

Mein Dad nahm die nächste Ausfahrt und steuerten auf eine Seitengasse zu. Wir flogen tiefer, bis wir schließlich landeten und mein Dad sofort die Tür öffnete.

„Steig aus! Du musst dir erstmal etwas anderes anziehen. Steig bitte auch aus, Daisy!"

„Was jetzt?"

„Es schüttet!", verweigerten Marty und ich gleichzeitig.

Mein Dad blickte grinsend auf seine Uhr und lächelte: „Wartet noch fünf Sekunden"

Exakt fünf Sekunden später stoppte der Regen abrupt und Sonnenstrahlen kämpften sich durch die Wolkendecke.

„Präzise auf die Sekunde"

Mein Mund klappte auf und schneller als Marty reagieren konnte, hatte ich die Tür geöffnet und war über ihn drüber nach draußen geklettert.

Ich starrte nach oben und fragte meinen Dad verblüfft: „Kontrollieren wir in der Zukunft das Wetter?"

Mein Dad lachte auf und schüttelte den Kopf.

„Nein. Wir können es nur besser vorhersagen"

Ich nickte leicht und blickte mich um. Meine Nase fing an zu jucken und ich fluchte leicht. Drecks Allergie!

Naserümpfend beobachtete ich Marty, der nun auch ausgestiegen war und ans Ende der Gasse blickte. Mein Dad entfernte sich etwas von uns, während wir uns umsahen.

„Entschuldigt die Maskerade, Kinder. Aber ich hatte Angst ihr würdet mich nicht erkennen..."

Schnell drehte ich mich wieder zu meinen Dad und stellte mich dann verstört etwas hinter Marty. Mein Dad fing an sich etwas von der Haut zu ziehen. Es sah widerlich aus.

„Ich war in einer Verjüngungsklinik und habe mich generalüberholen lassen"

Mein Dad brabbelte noch etwas weiter während Marty und ich einen verdatterten Blick wechselten. Als mein Dad fertig war, sah er tatsächlich etwas jünger aus. Seine Hautfarbe war gesünder und er hatte weniger Falten. Aber wenn man nicht darauf aufmerksam gemacht wurde, bemerkte man den Unterschied kaum. Es war niedlich, dass mein Dad tatsächlich gedacht hatte, dass wir ihn nicht erkennen würden.

„Wie sehe ich aus?", fragte er uns grinsend und posierte leicht.

„Echt Klasse", sprachen Marty und ich gleichzeitig.

Während mein Dad sich zufrieden zum DeLorean drehte, strahlte mich Marty an und gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich zur Hauptstraße drehte.

„Daisy!"

Ich drehte mich zu meinen Dad um und legte fragend meinen Kopf schief. Meine Nase juckte immer noch und ich bereute es gerade extrem meine Allergietabletten nicht immer bei mir zu tragen. Im Oktober rechnete ich aber auch nicht damit, dass ich ein Problem mit Gräsern haben würde.

„Ja, Dad?"

„Ich muss dir was zeigen"

Strahlend baute ich mich vor meinen Dad auf, der ein kleines Gerät aus dem DeLorean zog. Es erinnerte mich an einen Kugelschreiber.

Mein Dad drehte sich zu mir und hielt mir das Ding vors Gesicht. Ich wollte es gerade inspizieren, da wurde das Jucken in meiner Nase zu groß. Schnell hob ich meinen Arm, um in meinen Ellenbogen zu niesen.

Automatisch kniff ich die Augen zu und konnte so nur ein Blitz Geräusch, wie bei einer Kamera hören. Schnell öffnete ich wieder meine Augen und lächelte meinen Dad entschuldigend an.

„Sorry. Meine Allergie rebelliert gerade. Was ist denn das?"

Neugierig musterte ich das Gerät, welches mein Dad nun düster musterte.

„Nicht so wichtig"

Verwirrt musterte ich meinen Dad, der sich nun frustriert die Haare raufte und eine Tasche aus dem DeLorean zog.

Hilfesuchend drehte ich mich zu Marty, der langsam auf die Hauptstraße zuging.

„Hier muss ich mich umsehen, Doc!", verkündete Marty, worauf mein Dad sofort auf ihn zustürmte.

Während mein Dad Marty um Geduld bat, stellte Marty fragen über seine Zukunft.

„Werde ich ein reicher Rockstar?"

Lächelnd beobachtete ich meinen Freund, der darauf bestand, reich zu werden. Ich war natürlich auch neugierig. Ich wollte wissen, ob ich ein tolles Leben hatte. Ob ich Wissenschaftlerin war? Wie viele Kinder Marty und ich hatten?

Es war surreal überhaupt diese Informationen über mein Leben zu wissen. Wenn man daran zurückdachte, dass ich überhaupt erst vor ein paar Tagen meine Gefühle für meinen besten Freund akzeptiert hatte.

„Marty bitte. Zieh dein Hemd aus! Schlüpf in die Jacke und in die Schuhe!", wies mein Dad Marty an und legte die Tasche auf den DeLorean ab. Während Marty sein Hemd auszog, ging mein Dad auf die andere Seite der Gasse.

Ich blickte ihm kurz hinterher und beobachtete dann Marty, wie er sich die neuen Schuhe anzog. Grinsend musterte ich ihn und bewunderte die Schuhe. Sie hatten sich selbst geschlossen!

Schnell reichte ich ihm die Jacke, als er wieder aufstand.

„Danke, Dais"

Ich winkte ab und lachte auf, als ich die Ärmel betrachtete. Sie waren viel zu lang.

„Und wir dachten die Klamotten aus den Fünfzigern sahen an uns blöd aus", scherzte ich.

Marty hob drohend seine Hand und wackelte dann mit dem Ärmel herum. Wir fingen an zu Lachen, stoppten aber wieder als mein Dad zu uns kam.

„Das Ding passt mir nicht", stellte Marty klar. Mein Dad drückte nur einen Knopf an der Jacke unten und die Ärmel zogen sich zusammen.

„Das ist stark", murmelte ich leise.

Marty der bemerkt hatte, dass ich seinen Spruch verwendet hatte, grinste leicht.

„Und wo sind meine Klamotten?", fragte ich neugierig, während mein Dad Marty aufforderte seine Hosentaschen nach außen zu stülpen.

„Eigentlich hatte ich dich nicht eingeplant. Ich habe nur Ersatzklamotten"

Immer noch etwas beleidigt über die Tatsache, dass mein Dad mich nicht mitnehmen hatte wollen, verschränkte ich trotzig meine Arme.

Erneut seufzte mein Dad und reichte mir dann die gleichen Schuhe und die gleiche Jacke wie Marty sie trug.

„Partnerlook", grinste Marty und boxte mich leicht am Arm.

Schnell schlüpfte ich in die Klamotten und zog auch meine Hosentaschen nach außen. Danach setzte mein Dad Marty noch eine Mütze auf und beäugte ihn.

„Perfekt! Du bist deinem zukünftigen Sohn wie aus dem Gesicht geschnitten"

Während mein Dad uns erklärte, was wir, oder besser gesagt Marty, zu tun hatten, blickte ich in den DeLorean. Dort lag eine Zeitung.

Ich bekam mit, dass Marty sich für unseren Sohn ausgeben sollte. Lächelnd griff ich nach der Zeitung und betrachtete das Titelbild.

Martin McFly Junior verhaftet wegen Diebstahl!

Ich riss meine Augen auf. Er sah Marty wirklich sehr ähnlich. Schnell las ich weiter.

Bereits zwei Stunden nach seiner Festnahme wurde Martin McFly Junior, Sohn von Martin McFly Senior und Jennifer McFly...

Ich erstarrte und las die Zeile noch einmal. Ich las sie immer wieder und hoffte irgendwie, dass ich mich verlesen hatte.

Aber da stand es. Jetzt verstand ich auch weshalb mein Dad mich nicht hier haben wollte. Ich war dämlich gewesen anzunehmen ich hätte eine Zukunft mit Marty. Mein Dad hatte ja auch immer nur erwähnt, dass es um Martys Kinder ging. Und ich war so naiv gewesen zu glauben, dass das wohl auch bedeutete, dass es meine Kinder wären.

Langsam blickte ich auf und musterte Marty und meinen Dad, die immer noch in ihr Gespräch vertieft waren. Ich starrte wieder auf die Zeitung.

Jennifer war nicht die richtige Begleitung, huh?

Ich war niedergeschmettert. Am liebsten würde ich ihn anschreien, aber was würde es ändern? Die Zukunft war nun mal die Zukunft. Wenigstens konnte ich mir den Herzschmerz ersparen, den ich irgendwann erleiden würde.

„Etwas schreckliches wird mit deinem Sohn passieren! Wo hab ich die Zeitung hingegeben?", hörte ich meinen Dad fragen.

Ich blickte wieder auf und konnte den Terror im Gesicht meines Dads erkennen, als er sah, dass ich die Zeitung hatte. Er hätte mich angelogen. Er hätte Marty hierhergebracht und dann wieder zurück, wo ich mir dann eine Zukunft erträumte, obwohl er wusste, dass ich sie nie haben würde.

„Daisy hat sie", grinste Marty ahnungslos.

Erst als er zwischen uns hin und her blickte verschwand sein Grinsen.

„Was ist los?"

Ich brachte kein Wort heraus. Ich stampfte einfach an ihnen vorbei und drückte Marty nebenbei die Zeitung in die Hand. Ich ging immer weiter und blieb etwas vor der Hauptstraße stehen. Ich brauchte Abstand. Ich musste atmen.

„Hatschi!"

Und niesen.

21. Oktober 2015, Dienstag 16:30 Uhr

„Das ist ja stark"

Ich wusste nicht was ich sonst sagen sollte. Ich musterte das Bild und den Text daneben. Danach drehte ich mich zu Doc.

„Da ist ein Druckfehler"

Es musste ein Druckfehler sein. Wieso sollte ich eine Zukunft mit Jennifer haben? Jennifer war nett keine Frage, aber warum sollte ich mich jemals für sie entscheiden. Ich linste rüber zu der bezaubernden Blondine, die wütend am anderen Ende der Gasse auf und ab tigerte.

„Es ist kein Druckfehler, Marty", sprach der Doc sanft und legte mir eine Hand auf die Schulter.

Schnell schüttelte ich den Kopf. Das war nicht wahr!

„Es tut mir leid Marty. So ist es nun einmal. Es wird sich mit der Zeit alles erklären. Jetzt sollten wir deinen Kindern helfen"

Ich war nicht bereit, dass einfach so hinzunehmen.

„Nein! Ist mir doch scheiß egal, was diese Zeitung sagt. Jennifer ist sicher nicht die Mutter meiner Kinder! D..."

Ich stoppte. Auch wenn Doc in der Vergangenheit mitbekommen hatte, was zwischen Daisy und mir entstanden war, wollte ich dennoch nicht mit ihm so über sie sprechen. Sie war immer noch seine Tochter.

Der Doc hatte aber sehr wohl verstanden was ich sagen wollte und seufzte einfach nur.

„Wir haben nicht mehr viel Zeit! Ich fange den echten Marty Junior ab und du und Daisy gehen in das Café und sagt nein zu Griff. Und pass auf... Seine Implantate sind etwas falsch gepolt"

Ich verstand zwar nicht was er mit Implantaten meinte, reichte dem Doc aber die Zeitung wieder und ging auf Daisy zu.

21. Oktober 2015, Dienstag 16:32 Uhr

Er war nicht meine Zukunft. Aber das musste nicht heißen, dass meine Zukunft schlecht war. Vielleicht waren wir immer noch beste Freunde. Vielleicht waren die letzten Tage einfach nur ein Versuch gewesen. Etwas was einfach nicht sein sollte.

Ich musste mich beruhigen. Ich konnte es nicht ändern, also sollte ich aufhören darüber nachzudenken. Dann waren Marty und ich halt nur Freunde. Ich würde schon darüber hinwegkommen. Ich hatte schließlich eine Zukunft vor mir. Das bedeutete nicht das Ende der Welt.

Auch wenn es sich gerade so anfühlte.

Krampfhaft versuchte ich meinen Herzschlag zu beruhigen und löste meine Fäuste.

Mein Dad hatte zwar gelogen, aber er sorgte sich dennoch um unsere Zukunft. Und wenn wir Martys Zukunft retten mussten, dann würde ich das irgendwie überstehen.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekam, dass Marty auf mich zu kam.

„Daisy?"

Ich zuckte zusammen und blickte zu Marty. Er hielt Abstand. Anscheinend erwartete er, dass ich auf ihn losgehen würde.

„Dein...dein Dad. Er... er sagt wir sollen uns... uns beeilen"

In diesem Moment sah ich nicht Marty McFly, meinen besten Freund, vor mir... ich sah George McFly. Stotternd und hilflos.

Ergeben nickte ich und wisperte: „Dann sollten wir gehen"

Er riss seine Augen auf und musterte mich besorgt.

„Die Zeitung..."

„Tun wir einfach so wie als wäre das zwischen uns nie passiert. Ok?"

Ich wagte es nicht seine Antwort abzuwarten, sondern ging auf die Hauptstraße zu. Auf die Zukunft. 

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