15. Kapitel - Lightning never strikes twice

12. November 1955, Samstag 08:25 Uhr

Noch etwas übermüdet verließ ich mit Lorraine und ihren Freundinnen die Boutique. In einer Tüte hatte ich mein Kleid und meine Schuhe und beobachtete belustigt, wie Betty erneut in die andere Richtung verschwand.

Lorraine und Babs blieben stehen und sprachen darüber, wie toll der heutige Abend werden würde. Kichernd und quietschend nahm Lorraine dann noch einmal ihr Kleid aus der Schachtel und musterte es mit Babs erneut.

Lächelnd schüttelte ich den Kopf und verabschiedete mich auch von den zwei Mädchen. Im Augenwinkel erkannte ich noch, dass Biff auf Lorraine zuging. Ich wollte mich wieder umdrehen, um Biff von ihr wegzubekommen, aber etwas anderes zog meine Aufmerksamkeit auf sich.

Ich hätte schwören können hinter Biffs Auto hätte ich mich selbst gesehen. Vorsichtig ging ich auf den Wagen zu und drum herum, aber da war niemand.

„Werde ich verrückt?"

Ich schaute auch kurz in das Auto, aber es war leer. Auf der Rückbank lagen nur eine Decke und ein paar Dosen.

Ein alter Mann kam nun auf mich und das Auto zu, weswegen ich mich wieder entfernte, und zu Biff drehte, der nun Lorraine hinterherrief, dass sie eines Tages seine Frau sein würde.

Angeekelt verzog ich mein Gesicht und umgriff meine Tüte etwas fester. Marty war vermutlich schon Zuhause somit sollte ich mich beeilen, wenn ich ihm beim Abendessen helfen wollte.

Ich hatte zwar meinen Walkman nicht, aber ich sang einfach leise, während ich die Straßen entlang ging. Zum Glück war es warm, wenn es hell war, sonst würde ich vermutlich erfrieren. Wenn ich wieder in meiner Zeit war, würde ich jahrelang kein Kleid mehr tragen.

12. November 1955, Samstag 16:40 Uhr

Ich stopfte gerade Martys und meine Klamotten in den Wagen von meinen Dad und überprüfte noch einmal, ob wir alles eingepackt hatten.

Bald war es so weit. Wir würden bald losfahren und meinen Dad mit den Kabeln helfen. Und um 18 Uhr würde mich Marty bei der Schule absetzen und seine Mum abholen. Ich war schon rausgeputzt und beobachtete meinen Dad wie er gerade den DeLorean abdeckte.

Marty und ich hatten uns darauf geeinigt, dass wir meinen Dad einen Brief schreiben würden. Einen Brief den er erst im Jahre 1985 öffnen dürfte. Der würde ihn warnen. Den Brief hatten wir gestern Nacht noch geschrieben.

Seitdem hatte ich Marty nicht mehr gesehen. Ich hatte ja mein Kleid geholt und hatte eine Kleinigkeit gegessen. Danach hatte ich mich fertig gemacht und war in die Garage gegangen, um meinen Dad zu helfen.

„Haben wir alles?", fragte ich und stemmte meine Hände in die Hüften.

Mein Dad blickte auf und nickte leicht. Danach ging die Garagentür auf und Marty kam herein. Er war auch schon rausgeputzt und blickte zu meinen Dad.

„Hey Doc, danke für den Krawattenclip, ich hatte voll auf ihn..."

Sein Blick wanderte zu mir und er hörte kurz auf zu reden.

„...vergessen"

Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich hatte ihn aus der Fassung gebracht!

„Hi! Du siehst schick aus", grinste ich und ging auf ihn zu.

Er sah süß aus. So mit aufgerissenen Augen und geöffneten Mund.

Ich betrachtete ihn kurz und legte dann meinen Kopf schief. Er trug ein weißes Hemd und eine schwarze Anzugshose. Darüber trug er eine grau gemusterte Jacke und eine rote Krawatte.

Ich trat noch einen Schritt näher und lächelte: „Dein Mund steht offen"

Wie als hätte ihn der Blitz getroffen, schloss er den Mund und trat einen Schritt zurück. Lachend ging ich um ihn herum und stellte mich zu meinem Dad, der versuchte das Grinsen hinter seiner Hand zu verstecken.

Mein Dad räusperte sich und sprach dann: „Gut, dass du da bist Marty. Wir wären fertig und könnten losfahren"

Marty nickte immer noch etwas verdattert, was mein Grinsen nicht unbedingt kleiner werden ließ. Es war schön zu sehen, dass ich auch diesen Effekt auf ihn hatte. So war nicht nur ich diejenige die sich zum Affen machte.

12. November 1955, Samstag 17:45 Uhr

Es war schon dunkel und wir hatten es geschafft das Kabel von der Uhr bis zu der ersten Laterne zu leiten. Jetzt würden wir aber zum Ball fahren und mein Dad würde alles fertig stellen.

Das Autoradio lief gerade und sagte an, dass der Himmel klar war. Marty, der sich wieder gefangen hatte, befestigte gerade das Autodach, während mein Dad unsicher fragte, ob wir uns sicher waren, dass es ein Gewitter geben würde.

Ich klopfte ihn auf die Schulter und nickte bestätigend.

„Ziemlich sicher. Die Zukunft lügt nicht"

Mein Dad lächelte traurig und zog sich seine Jacke aus, um sie Marty zuzuwerfen.

„Wisst ihr beiden, es macht mich sehr traurig, dass ihr geht. Ihr habt meine Leben ganz schön verändert. Jetzt hab ich was wofür es sich zu kämpfen lohnt. Allein, dass ich weiß, dass ich einmal das Jahr 1985 erlebe. Dass ich eine Tochter habe. Dass ich hiermit erfolgreich sein werde!"

Er deutete auf den DeLorean, während Marty die Jacke auf den DeLorean schmiss.

„Dass ich die Chance habe eine Reise durch die Zeit zu unternehmen!"

Ich musste schlucken und blickte zu Marty, der auch zu mir schaute. Er deutete auf die Jacke und nickte leicht. Erleichtert atmete ich aus. Er hatte den Brief schon deponiert.

Wir gingen auf meinen Dad zu, der sich nun zu uns drehte.

„Wird mir schwer fallen dreißig Jahre zu warten, bevor ich mit euch darüber reden kann, was in letzten Tagen alles passiert ist. Ich werde euch beide wirklich vermissen"

Ich lächelte traurig und lehnte mich leicht an Marty. „Wir werden dich auch vermissen, Doc", antwortete Marty für uns beide.

„Wir sollten losfahren", murmelte ich und ging auf den Wagen meines Dads zu.

„Seit rechtzeitig wieder da!"

Ich nickte meinen Dad zu und stieg auf der Beifahrerseite ein. Marty setzte sich hinters Lenkrad und fuhr zur Schule.

„Das klappt schon, Dais"

Ich nickte und legte meine Hand auf seine.

„Ich bin einfach nur nervös"

„Ich auch"

Der Weg zur Schule war nicht sehr weit, weswegen Marty recht bald ein paar Meter von der Schule entfernt, stehen blieb und sich zu mir drehte.

„Wir treffen uns am Parkplatz", stellte er noch einmal klar.

„Ich weiß"

Ich wollte schon aussteigen, aber Marty hielt mich zurück.

„Du siehst übrigens bezaubernd aus"

Automatisch musste ich strahlen und gab Marty einen Kuss auf die Wange.

„Ich weiß"

Marty lachte, als ich ausstieg und die Tür hinter mir schloss. Er fuhr weiter und ich betrat die Schule. Der Turnsaal war voll mit Teenagern und auf der Bühne spielte schon eine Band.

Ich scannte den Raum nach George ab und fand ihn auch tatsächlich etwas weiter hinten allein tanzen. Ich musste leicht lachen und ging auf den Teenager zu.

George war süß mit seinen schrägen Ticks. Und auch wenn Marty es nicht gefiel, ein paar hatte er sehr wohl geerbt. Trotzdem war ich froh, dass Marty in den meisten Zügen seinen Vater nicht ähnlich war.

„Hallo George", begrüßte ich ihn und blieb neben ihn stehen.

Er zuckte etwas zusammen und stammelte eine Begrüßung.

„Du siehst schick aus", wiederholte ich das Kompliment von vorher und konnte erkennen, dass George leicht rot wurde.

„Da.. Danke. Du auch"

„Danke. Bist du eh vorbereitet für später?"

Er nickte schnell und drehte sich zur Bowle um.

„Magst du was trinken?"

Ich nickte und legte lächelnd meinen Kopf schräg. Ich folgte ihm zum Tisch und nahm mir ein Glas. Sicherheitshalber roch im am Glas und verzog etwas mein Gesicht. Jemand hatte wohl Alkohol reingeschmuggelt. Kurz überlegte ich, ob ich George vorwarnen sollte, beschloss es dann aber sein zu lassen. Ihm würde es bestimmt nicht schaden etwas lockerer zu werden.

Die Band kündigte an, dass sie eine Pause machen würden, und ich schaute auf die Uhr.

„Du solltest langsam los", lächelte ich und stupste George bei der Schulter an. Der starrte nun auch zu Uhr und nickte dann schnell.

„Ja. Ja du hast recht. Bis später!"

„Bis später!"

Kurz beobachtete ich George wie er den Saal verließ und stellte dann mein Glas beiseite. Ich wartete kurz und folgte George dann aus der Halle.

Als ich die Schule verließ und den Parkplatz absuchte, entdeckte ich den Wagen meines Dads. Aber bei George stand nicht Marty, sondern Biff.

„Shit!"

Ich wurde schneller und drängte mich an den Leuten vorbei. Überrascht blieb ich aber wieder stehen, als George Biff eine reinschlug und Biff zu Boden ging. George hatte Biff K.O. geschlagen.

Ich zuckte zusammen, als Marty neben mir eine Vollbremsung hinlegte.

„Wo warst du?", fragte ich erschrocken und musterte seinen Aufzug. Sein Jackett war zerknittert und seine Krawatte hing schief.

„Biffs Freunde haben mich in einen Kofferraum gesperrt"

Mein Mund klappte auf und öffnete sich sogar noch weiter, als ich zurück zu George und Lorraine blickte.

Biff lag jetzt von einer Meute umgeben am Boden und George und Lorraine gingen verträumt zurück zur Schule.

„Es hat geklappt!", lachte ich und ignorierte die Leute, die um Marty und mich herumstanden.

Grinsend holte Marty sein Foto aus der Jackentasche. Sein Lächeln gefror, weswegen ich auch draufblickte. Sein Bruder war ganz verschwunden und von seiner Schwester war nur noch die Hälfte übrig.

„Wieso hat es nicht geklappt?"

Marty kniff die Augenbrauen zusammen und griff nach meiner Hand.

„Die Band! Die Band muss spielen!"

Ich verstand nur Bahnhof, aber Marty rannte schon wieder los und zog mich hinter sich her. Wir rannten um die Schule, bis wir bei einem Auto stehenblieben. Dort stand die Band von vorher und Marty rannte direkt auf sie zu.

Marty ließ meine Hand wieder los und fragte die Band: „Hey Jungs, was ist los? Ihr müsst wieder reingehen. Die Leute wollen tanzen!"

„Eh Mann. Sieh dir Marvin's Hand an. Der kann unmöglich mit der Hand spielen und wir bringen es nicht ohne ihn!"

Als ich die Hand betrachtete verzog ich mitleidig das Gesicht.

„Versteh ich. Hör zu Marvin. Ihr müsst spielen! Hier beim Tanzen küssen sie sich zum ersten Mal. Und wenn es keine Musik gibt, können sie nicht tanzen und wenn sie nicht tanzen können, können sie sich nicht küssen und wenn sie sich nicht küssen können, können sie sich nicht verlieben und ich bin dann angeschmiert!"

Marty keuchte nach seinem Satz, da er dazwischen nicht einmal Luft geholt hatte.

„Vergiss es Mann. Der Abend ist zu Ende!", erklärte Marvin.

„Gibt es nicht irgendwas was man machen könnte?", bettelte ich und stellte mich an Martys Seite.

Es musste etwas geben. Ich konnte Marty jetzt nicht verlieren. Nicht nach diesem ganzen Höllentrip. Nicht nach der Lichtung! Nicht, nachdem wir es fast geschafft hatten.

„Nur wenn ihr jemanden kennt der Gitarre spielen kann!"

Mit aufgerissenen Augen nickte ich und deutete auf Marty.

„Du kannst Gitarre spielen?", fragte Marvin skeptisch.

„Ja! Ja kann ich"

Die Band blickte sich an und zuckte dann mit den Schultern.

„Ein Versuch ist es wert", warf ein anderer ein und ich nickte wieder.

Marvin seufzte und deutete uns mitzukommen. Wir folgten ihnen zur Bühne und in den Backstagebereich. Marvin drückte Marty eine Gitarre in die Hand und die Band nahm sich wieder ihre eigenen Instrumente.

Ich stellte mich vor Marty und strich ihm sein Jackett glatt. Als ich ihm auch noch die Krawatte richtete lächelte ich ihn aufmunternd an.

„Du schaffst das"

Etwas gehetzt nickte Marty und hängte sich die Gitarre um. Ich wünschte ihm noch viel Glück und gab ihn einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich wegdrehte.

Mir entfuhr ein Quietschen, als ich am Handgelenkt gepackt wurde und Marty mich zurück zu ihm wirbelte. Sofort lagen seine Lippen auf meinen und ich konnte nicht anders als in seinen Kuss zu schmelzen.

„Komm Romeo, du wolltest doch spielen", forderte Marvin Marty auf und wir lösten uns. Ich lächelte leicht und entfernte mich mit rotem Kopf von der Band. Schnell stellte ich mich vor die Bühne und beobachtete, wie die Band und auch Marty anfingen Earth Angel zu spielen.

Zuerst spielte Marty richtig gut, aber plötzlich kamen komische Laute von der Gitarre und Marty stolperte ein paar Schritte zurück. Er brach zusammen und hörte ganz auf zu spielen.

Verzweifelt drehte ich mich zur Tanzfläche und suchte nach George und Lorraine. Ich fand Lorraine sich in den Armen eines anderen windend und George von ihr weggehend vor. Wütend stampfte ich auf den Rotschopf zu.

Wegen irgendeines Idioten würde ich sicher nicht den ich... Marty verlieren!

Ich war schon fast bei ihnen angekommen, da tauchte George wieder vor den beiden auf, stieß den Jungen zu Boden und küsste Lorraine.

Sofort wirbelte ich zur Bühne zurück und konnte sehen, wie Marty wieder aufsprang und weiterspielte. Erleichtert atmete ich aus und beobachtete, wie Marty und George sich zuwinkten. Danach wanderte Martys Blick zu mir und er strahlte mich an.

Wir hatten es geschafft! Er würde weiter existieren! Jetzt mussten wir nur noch zum DeLorean und wir waren bald wieder Zuhause.

Ich ging wieder zur Bühne und das Lied endete. Marty wollte schon die Gitarre wegstellen, da fragte Marvin ihn, ob er nicht noch einen Song spielen wollte.

Ich blickte auf die Uhr und schüttelte meinen Kopf, als Marty zu mir blickte. Ich deutete zur Uhr und schüttelte erneut den Kopf.

Wir hatten nicht mehr so viel Zeit und das war unsere einzige Chance zurückzukommen. Marty blickte wieder zu Marvin und verneinte, aber Marvin sprach weiter auf ihn ein. Ich schüttelte weiter mit dem Kopf, aber als die Leute hinter mir klatschten und Marty auf die Menge schaute wusste ich, dass ich verloren hatte.

Ich stöhnte genervt auf, als Marty zum Mikrofon ging und den Leuten erklärte, dass er einen Oldie spielen würde. Marty erkannte seinen Fehler, schaffte es aber nicht so richtig, ihn auszubügeln. Er winkte einfach ab und erklärte dann der Band, wie sie spielen sollte.

Schon nach den ersten Sekunden erkannte ich, dass er Johnny B. Goode spielte und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Dieser Song wurde noch nicht einmal geschrieben.

Ich blickte wieder auf und konnte bei Martys Anblick dann doch Lächeln. Wenigstens hatte er Spaß.

Er warf mich ein Grinsen zu und konzentrierte sich dann wieder auf die Gitarre. Wieso musste dieser Junge gut Gitarre spielen können, gut singen können und nebenbei auch noch gut aussehen?

Ich wippte lächelnd zur Musik und sang leise mit.

Marty steigerte sich immer mehr in die Musik rein, was die Band zwar etwas verwirrte, mich aber noch mehr zum Lächeln brachte.

Irgendwann stoppte die Band und der ganze Saal starrte Marty nur mehr perplex an. Ich drückte mir schnell eine Hand auf den Mund, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.

Marty stoppte und räusperte sich verlegen. Er reichte Marvin die Gitarre und richtete sich dann die Krawatte.

„Tja ich schätze ihr seid noch nicht so weit", sprach er ins Mikrofon. „Aber eure Kinder fahren da voll drauf ab"

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