𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 𝒂𝒄𝒉𝒕

-Alice-

Ich wache auf. Jedoch nicht so wie sonst, wenn ich langsam merke, dass die Sonne in mein Zimmer scheint und verschlafen in die Küche trotte, wo Nalan bereits Frühstückt. Nein, mein Handy klingelt. Beziehungsweise der Wecker meines Handys. Verwirrt schaue ich auf die Uhr und frage mich, wieso ich einen Wecker gestellt habe.

Dann fällt mir ein, dass Archie gestern vorgeschlagen hat, dass er mir heute schon zeigen kann, auf welche Schule ich gehen könnte, da er dort 'jemanden kennt'. Er hat heute frei und hat angeboten, mit mir zu kommen. Ich habe sehr hinterfragt, wie er es hinkriegt, von einem Abend auf den anderen Morgen dafür zu sorgen, dass wir vorbeischauen können, aber ich vertraue ihm einfach Mal.

Ich will gerade aufstehen, als ich mich frage, wieso ich in meinem Bett liege. Entweder habe ich Gedächtnisverlust oder ich bin am Strand eingeschlafen. Da ich nicht befürchte, dass ersteres der Fall ist, ist es ziemlich weird, dass ich hier liege. Ausser Nalan und Arch haben mich hier hochgetragen - wenn ja hoffe ich, dass keiner gesehen hat, wie zwei Junge Leute ein anderes schlafendes Mädchen hochtragen, weil das wahrscheinlich aussieht als wäre ich des Todes besoffen gewesen und wäre einfach eingeschlafen - wobei mir jetzt doch noch einfällt, dass ich kurz sogar ein bisschen Wach war. Ich glaube, ich habe nebenbei mitbekommen, dass Nalan mich mit meiner Decke zugedeckt und meine - verdammt - verklebten Haare zur Seite geschoben hat, obwohl ihr letzteres relativ egal sein könnte. Aber das ist es nicht. Wie auch immer, ich zwinge mich dazu aufzustehen und latsche in die Küche.

„Guten Morgen", gähne ich und setze mich neben Nalan hin. „Morgen, Liebes." Nalan lächelt mich an, das macht sie mittlerweile fast aus Gewohnheit. Morgens, wenn ich aufstehe, kurz bevor sie zur Arbeit geht, abends, wenn sie zurückkommt und bevor wir schlafen gehen. Und ich fand's toll. Möglicherweise ist das komisch, aber letztendlich kann keiner meine Gedanken lesen.

Ich wende mich an sie und frage: „Du, Nalan, bin ich gestern eingeschlafen?" „Was denkst du, wieso deine letzte Erinnerung der Strand ist?" „Das stimmt nicht so ganz", fange ich an. Nalan zieht ihre Augenbrauen hoch. „Sag bloß, du warst wach und hast mich dich hochtragen lassen." Sagt sie entgeistert. Ich lache auf. „Quatsch, ich bin kurz aufgewacht, als ich im bett war. Hast mich wohl zu unvorsichtig darauf geschmissen." Nalan sieht mich beleidigt an. „Ich musste dich bis in den 21. Stock tragen und du beschwerst dich? Ha!"

Archie öffnet die Tür seines Neons - welcher längst nicht so nervtötend wie Arax ist - und verabschiedet sich. „Dann bis bald!" Meine ich lächelnd und winke ihm von der Tür aus zu. Archie nicht und lächelt mich an, dann schließe ich die Tür und laufe zum Fahrstuhl. Ich habe mir heute Morgen hundertfach die Zahl 21 eingeredet, um das Stockwerk nicht zu vergessen. Meine Hand gleitet zum Knopf und drücke ihn. Daraufhin fängt es rund um den Knopf herum an, in einem Blau-Violett Ton zu glühen. Es dauert nicht besonders lange, bis die Türen sich öffnen.

Nalan war so lieb und hat mir heute Morgen noch den Netzhautscan gemacht, damit ich - falls sie später als ich zurück kommt - in die Wohnung kann. Ich blicke in das kleine Gerät und mache die Tür auf.

„Hey", als ich in die Wohnung komme, merke ich sofort, dass etwas nicht stimmt. Nalan antwortet nicht, aber ich denke nicht einmal daran, dass sie nicht da ist. Ein leises Geräusch dringt in mein Ohr - der Grund für meine Vermutung. Ich erkenne nicht sofort, was es ist, doch dann bemerke ich, dass jemand weint. Dass Nalan weint. Ich öffne die Tür zu ihrem Zimmer. Entweder bermerkt sie mich nicht, oder ignoriert mich einfach, denn sie liegt auf ihrem Bauch im Bett, die Arme unter ihrem Kissen verschränkt und weinend. Stumm setze ich mich neben sie und streiche über ihren Rücken. Ich will nicht fragen, ob alles okay ist, was passiert ist oder wie es ihr geht. Es ist nicht alles okay, ihr geht es nicht gut, das sieht man ihr an, auch wenn mir ihr Gesicht verborgen bleibt. Ich habe sie bisher nie traurig gesehen. Nur fröhlich, genervt, wütend oder... ängstlich. Sie dreht langsam ihren Kopf, wischt sich eine Träne mit dem Handrücken aus dem Gesicht und sagt dann leise mit geknickter Stimme: „Tut mir leid."

„Was tut dir leid?" Mir kommt nichts in den Sinn, was sie getan hat, oder getan haben könnte, wofür sie sich entschuldigt.

„Das rumheulen." Ein trockenes Lachen entringt meiner Kehle. „Du entschuldigst dich bei mir dafür, dass du weinst? Das ist das dümmste, was ich je gehört habe." Nalan sieht mich an und ich lege meine Hände ineinander auf meinen Schoß. „Ironisch, dass ich das dümmste von der Person höre, die ich am intelligentesten finde." Sage ich lächelnd. Nalandrwzr sich zu mir, nur um dann mit den Augen zu rollen und ihr Grinsen zu unterdrücken, während ihr die Tränen über die Wangen fliessen. Langsam und elegant, die Tränen glitzern hübsch im violettem Licht, bevor sie dunkle Flecken auf ihrem Kissen hinterlassen.

„Was willst du?" Fragt Nalan irgendwann. Ich habe die ganze Zeit über ihren Rücken gestrichen, so sanft, als könnte ihre Wirbelsäule bei der kleinsten Bewegung brechen. „Keine Ahnung. Dir Gesellschaft leisten. Versuchen dich zu trösten?" Meine ich unsicher und zucke mit den Schultern, auch wenn mir bewusst ist, dass sie es nicht sieht. „Die meisten trösten aber anders." Bemerkt sie. Sie hat recht. Viele würden fragen, wie es ihr geht, ob sie etwas braucht, was passiert ist, wieso sie weint oder was weiss ich. Ich kenne es, man hat mich das früher auch immer gefragt. „Ich weiss. Und ich hasse es, wie andere versuchen zu trösten." Meine Hand hebt und senkt sich im Takt mit Nalans Atemzügen. Sie lacht zustimmend auf. „Touché." „Natürlich kann ich auch alle fünf Sekunden fragen, ob du etwas benötigst und was passiert ist, oder ich kann dir einreden, dass du mir alles erzählen kannst." Ich lege mich neben Nalan hin und starre die Decke an. Ich spüre wie sie mich ansieht. „Ein Tee wäre gar nicht so schlecht." Ich muss nicht hinsehen, um ihr grinsen vor meinen Augen zu haben. „Dann gehe ich zwei Tassen Tee holen." Ich will mich gerade aufsetzen als Nalan sich zu Wort meldet.

„Wer sagt denn, dass ich zwei Tassen will?" Fragt sie überrascht. Witzig, wirklich, ich schnaufe belustigt.

„Wer sagt, dass du zwei kriegst?" Schieße ich zurück, ohne den Punkt an der Decke loszulassen, den ich über mir ansehe.

„Wer sagt, dass ich nicht zwei kriege?"

„Wer liegt neben dir?"

„Alice Strain." Ihre Stimme klingt eher, als würde sie raten.

„Genau die." Stimme ich triumphierend zu.

Ich blicke zu Nalan rüber. Sie sieht mich lächelnd an , hebt ihren Handrücken zu ihrem Auge und streicht ihrer Haut entlang. Selbst von dieser Nähe erkenne ich keine einzige Hautunreinheit. Bemerkenswert, denke ich. Ausser in Jahre 4421 ist das normal.

Nalan trinkt ein paar Schlücke aus ihrem Tee und sieht mich dann an. „Es ist...", sie seufzt und hebt ihre Tasse zu ihrem Mund, „...ich weiss nicht. Meine Eltern, mein Job, meine Schwester, die Erwartungen, ich... manchmal denke ich mir tagelange nur noch, dass ich das alles nicht mehr will."

Mir ist nie aufgefallen, dass ich keine Ahnung über Nalans Familie habe. Nicht, dass es mich interessieren würde. Nur war hier bisher alles so simpel, dass ich das ganze nicht hinterfragt habe. Ich kenne nur Nalan. Ich weiss nicht, ob ihre Eltern tot sind, ob sie leben, ob sie viel, wenig oder keinen Kontakt zu ihnen hat, oder wer ihre Schwester ist. Geschweige denn, dass sie überhaupt ein Geschwisterkind hat. Ich habe nie darüber nachgedacht, was ziemlich lächerlich ist.

„Weisst du, meine Eltern waren sehr erfolgreich. Sie wollten immer, dass meine Schwester und ich so werden wie sie. Wir haben es beide erreicht. Ich bin so, wie meine Eltern, mit einem langweiligen Job, der jedoch gut bezahlt wird und habe erreicht, was sie wollten... Meine Schwester..." Sie seufzt. „Sie ist so perfekt. Sie ist Perfektion. Sie hat noch mehr erreicht, als Mom und Dad wollten, und ich will, seit ich ein Kind bin, beweisen, dass ich kein Taugenichts bin, weil sie immer im Rampenlicht stand. Ich war nur das kleine dumme Mädchen, das gerne gebastelt hat." Alle Worte und Gedanken, die in meinem Kopf schwirren, verschwinden für einen Augenblick, sodass ich nicht mehr weiss, was ich ihr sagen sollte. Nalan tut mir so leid. Sie ist unglaublich gut darin, Dinge zu erschaffen, aber sie spielt sich immer runter und das nur, weil ihre Schwester den Erwartungen ihrer Eltern mehr entspricht? Das ist Bullshit, aber vielleicht wäre das nicht der angebrachteste Kommentar, da Nalan immer noch tränend neben mir sitzt und an ihrem Tee sippt.

„Es sind nicht nur Basteleien... du... du hast ein Gerät erschaffen, mit dem du die fehlende Logik in Arias Erfindungen erklärst, eine Assistentin die alles im Haus auf Knopfdruck kontrollieren konnte und hunderte andere Sachen, die ich nicht einmal verstehen kann."

„Als Kind habe ich keine Zeniya erfunden. Ausserdem ist sie durchgedreht." Wirft sie ein. „Das hat nichts mit dir zu tun. Denkst du ich habe die Person, die mein Handy von früher designed hat verflucht, wenn etwas Mal nicht funktioniert hat?" Frage ich zurück und lege meine Hand auf ihre.

„Nur weil deine Eltern wollen, dass du in einem langweiligen Büro arbeitest, heisst das nicht, dass du das tun musst. Es ist dein Leben, nicht ihres." Nalan scheint für einen kurzen Moment zu lächeln. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, es war ganz kurz da. Das Lächeln, das ich so sehr mag.

„Ich habe so oft überlegt ob ich es beenden soll..." Gibt sie leise zu.

Und dieser Satz zerschneidet mein Herz in kleine Stücke.

Ich habe nie einen Menschen so schnell ins Herz geschlossen wie ich es bei Nalan getan habe. Vielleicht war es am Anfang etwas komisch. Aber gleichzeitig, war es dieses Aufgesetzte, was sie interessant gemacht hat. Ich wollte wissen, wieso. Und jetzt habe ich die Antwort darauf, wieso sie sich Anfangs nur zwingen konnte zu lächeln. Es hat sich jedoch so schnell geändert. Sie hat gelächelt und gegrinst. Über jeden Witz, den ich gemacht habe, über jede Frage, die ich ihr gestellt habe und über jegliche Interesse an ihren Basteleien. Die Aussage, dass sie eigentlich tagtäglich etwas macht, was ihren Lebenswillen raubt, aber trotzdem noch nebenbei mit mir rausgeht, um mir Dinge zu zeigen, sich die Zeit nimmt mir Sachen zu erklären, mit mir rumzualbern und einfach zu reden lässt mich besonders fühlen. Aber da ist die Sache mit dem Lächeln. Und wow, ich hätte früher meinem jetzigen ich niemals geglaubt, wenn ich mir gesagt hätte, dass mich ein kurzes aufblitzen eines Grinsens so glücklich machen kann, wie es früher keine zehn Freunde konnten. Ich kenne das Gefühl, keine Kraft mehr zu haben und ein Lächeln aufzusetzen. Aber ein echtes Lächeln hätte ich damals niemals hingebracht.

Und mir ist egal, was alles Nalan mir erzählen würde, ich bin stolz auf sie, und das werde ich immer sein, weil ich sie so sehr ins Herz geschlossen habe. Weil ich sie so sehr lieben gelernt habe.

„Ist das dumm?" Fragt sie, nimmt ein Kissen und legt sich hin. „Kein bisschen." Ich schüttle den Kopf. Nalan dreht ihren Kopf zu mir und lächelt. Ich lächle zurück. Und auch als sie ihr Gesicht wieder gegen einen Punkt an der Decke richtet, verbiete ich mir ein sanftes Grinsen nicht. Und da ich das Zimmer weder verlassen will, noch etwas besseres zu tun habe, fange ich wieder an, Nalan sanft zu streicheln.

Ich öffne leise die Tür und balanciere ein Tablett in Nalans Zimmer. Sie schläft noch. Ich drücke auf den Knopf, der sich Oben am Rand befindet und ziehe meine Hand vorsichtig weg - ich traue diesem ganzen Schwebe-Technik-Zeug nicht besonders. Aber das Tablett fliegt vielleicht etwas weniger als dreißig Zentimeter über Nalans Oberschenkel.

Auf meinem Handy sehe ich, dass ich neue Nachrichten gekriegt habe. Nalan hat einen Gruppenchat mit uns beiden, Archie und Naomi erstellt. Als ich nachschaue merke ich, dass Naomi jemanden hinzugefügt hat. Schnell scrolle ich nach oben um nachzulesen was genau passiert ist.

Naomi: Ich habe so eine Idee, wer uns nicht nur helfen, sondern uns auch Reichweite verschaffen könnte.

Arch: Wer denn?

Naomi: Kennst du 'ne Influencerin die Elodie heisst?

Arch: Ja, du kennst sie persönlich? Haben hier alle irgendwelche geheimen Beziehungen (Nalan... hast du es vor kurzem überhaupt verneint?)

Naomi: Yepp. Und das beste ist nicht nur die Reichweite, mit der sie uns helfen kann, sie kann das Zeug genauso bestätigen, da sie selbst zur Hälfte Aquadianerin ist

Naomi: Was ist mit Nalan?

Arch: Das kann sie dir gern selbst erzählen

Da ich keine Influencer - oder wie auch immer das mittlerweile heißen könnte -  von dieser Zeit kenne, habe ich keine Ahnung, wer Elodie ist, aber sie kann uns wirklich helfen. Nalan, Naomi und ich hatten nämlich die Idee, möglichst schnell ein Video zu produzieren, um die Problematik mit Aria Ashoak anzusprechen, damit sie wenigstens nicht als Internationale Vertreterin von... kein Plan, so ziemlich der ganzen Welt gewählt wird? Dazu kommt, dass wir vorgestern Abend auch mit Archie darüber geredet haben, der uns unbedingt helfen wollte. Mit Elodie sind wir dann zu fünft. Deshalb speichere ich sie sofort ein.

Elodie: Hey?

Naomi: Elle, wir hatten da so eine Idee. Würdest du uns helfen etwas gegen Aria als Gewählte zu tun?

Elodie: Bisschen zu spät, nicht?

Darunter beginnt eine kurze Unterhaltung, in der Elodie uns darum bittet, reinzuschreiben, wie wir heissen, damit sie uns einspeichern kann. Das hat dann Naomi übernommen und Nummern mit Namen aufgelistet, bis Archie dann auf Elodies ursprüngliche Frage einging.

Arch: Regional vielleicht, aber Intenational nicht, oder?

Elodie: Da sagst du was

Naomi: Wann könnten wir aufnehmen?

Elodie: Morgen, 14:00 Uhr bei mir?

Arch: Geht klar

Naomi: Yepp

Naomi: Nalan, Alice?

Arch: Die beiden werden auch erst übermorgen antworten.

Naomi: Theorien aufstellen?

Elodie: Ich kenne die beiden nicht... Aber... Theorien aufstellen

Arch: Wenn ich etwas kann, dann das

Ich fange an, ein paar der Theorien zu lesen. Jedoch höre ich schnell auf, als ich merke dass die drei Meister darin sind, sich weirde Geschichten auszudenken. Vielleicht wäre es schlauer, auf keine der Theorien einzugehen, aber weil es in beinahe jeder Theorie erwähnt wird, schreibe ich: „Euch ist schon Bewusst, dass wir kein Paar sind, ja?" Und will mein Handy gerade weglegen, als Naomi antwortet. „Oh, Darling, noch. Noch nicht." Ich stelle mein Handy neben meine Tasse von gestern Abend auf den Nachttisch.

„Oh", meint Nalan als sie aufwacht. Ich drehe mich zu ihr. „Das ist ja lieb." Bemerkt sie und zieht das Tablett zu sich. Ich lächle sie nur an. „Rekord, du warst früher wach als ich." Sagt sie. „Halt die Klappe und Antworte Archie." Nalan greift zu ihrem Handy und überfliegt die Nachrichten. Sie rümpft die Nase und tippt etwas ein. Ich schaue auf meinen Bildschrim.

Nalan: Arch ist ein missliches Geschöpf und als wir über die Wahlen geredet haben und ich nur mit 'Vinc' auf die Frage, wen ich gewählt habe meinte er, es klingt als würde ich ihn kennen. (Stimmt zwar) Er hat dann gefragt ob's eine Geheime Beziehung ist. That's it.

Ich kichere, als ich die Nachricht lese. Nalan setzt sich nur wieder gerade hin und beisst in ihren Croissant. „Was denn, Liebes?" Fragt sie interessiert. Mit Interesse meine ich, dass sie diese Stimme aufsetzt, die sehr eitel und ein bisschen eingebildet klingt. Sie redet immer in diese Stimme, wenn sie etwas ironisch meint. Ich finde es witzig. Wieso auch immer. „Sie nehmen auch jeglichen Kontakt als geheime Beziehung war, oder?"  Bemerke ich. Nalan streift ihrem Ring entlang. „Mhm." Stimmt sie mir monoton zu. „Wann haben sie geschrieben, dass wir uns treffen sollen." „Morgen?" Ich nehme mein Handy in die Hand. „Ich meine, ob sie die Nachricht gestern geschickt haben." Korrigiert Nalan sich. Ich nicke. „Gestern, 22:21 Uhr." Lese ich vor und tue das Gerät wieder auf den Nachttisch.

Eine halbe Stunde vor zwei, hat Archie gefragt, wo Elodie eigentlich wohnt. Bemerkenswert (dumm), weil es Stunden dauern könnte, durch Lumin zu kommen. Wobei Nalan und ich das ganze auch total verpasst hätten, wenn ihr Benachrichtigungston nicht laut gewesen wäre.  Nun wuseln Naomi und Elodie umeinander, Nalan hilft auch mehr oder weniger mit, während Arch und ich keinen blassen Schimmer haben, was wir tun sollen. Ich glaube, wir haben im Stummen beide beschlossen, dass wir das Aufstellen der Kamera und sowas den Technikfreaks überlassen. Okay, sie haben gerade erst mit der Kamera angefangen, um fair zu sein, weil Elle meinte, sie hat eine Neue, die wir benutzen können.

„Okay, ich glaube, wir haben's. Ton wird aufgezeichnet, die Kamera ist scharf..." Elodie verschiebt die Position der Kamera leicht. Naomi schiebt einen Sitzsack nach dem anderen zu uns. Elle schnippt mit den Fingern und eilt mit großen Schritten durch ihr Zimmer. „Skript!" Ruft sie suchend, wenn auch eher zu sich selbst, als zu den anderen.

„Gut." Elodie startet die Aufnahme und lässt sich zu uns fallen. „Hi." Sagt sie, worauf wir kurz kichern müssen. „Ich nehme an, die reizenden Leute neben mir fallen auf. Nun, da dieses Video sehr wichtig ist und ich mich alleine nicht wirklich getraut habe, es zu drehen, habe ich glücklicherweise ein paar Freunde gefunden." Steigt sie ins Video ein und stellt uns danach kurz vor.

„Das Thema, um welches es sich handelt, sind nämlich die Wahlen. Wir hätten das Video eigentlich schon vor den regionalen Wahlen drehen müssen, besonders weil es hauptsächlich um die Favoritin geht: Aria." Erklärt Naomi. „Wir kennen sie alle, sie ist schlau, verspricht uns nur das beste und ist dazu noch hübsch. Alles Dinge, die dazu verleiten sie zu wählen, oder?" Das war Naomis Part. „Nun, wie können wir das formulieren? Es stimmt nicht ganz alles, was sie sagt. Außerdem sind wir diejenigen, die von ihren Versprechen profitieren. Aber bei den anderen Lebewesen sieht das anders aus."

Sie sieht Nalan an, die daraufhin mit ihrem Teil anfängt: „Das erste Thema, das wir ansprechen, ist teleportation. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, die meisten wissen nicht, wie sie das - höchstwahrscheinlich - getan hat." Meint sie. „Und um es euch zu veranschaulichen, habe ich ein paar Dinge mitgebracht. Ich werde euch also vorführen, wie das ganze geht. Ich gehe zumindest sehr stark davon aus, dass Aria dieselbe Methode benutzt und das... na ja. Ihr könnt selber entscheiden, was ihr davon haltet." Erklärt sie.

„Wahrscheinlich erkennt ihr selber, dass es nicht möglich ist, irgendwo hinzugelangen, ohne die Strecke zu überqueren." Nalan knetet ihre Hände, während sie sich ihre Wortwahl ausdenkt. „Du kannst nicht", sie überlegt kurz, „vom einen Ort zum anderen... spawnen. Du musst diese Strecke in irgendeiner weise überqueren. Du kannst nicht hochspringen, ein paar Zentimeter weiter drüben landen und sagen, du hast dich teleportiert." Dieser Satz, zusammen mit ihrem Gesichtsausdruck bringt uns alle zum Lachen. Zumindest einen Moment lang.

„Und auch wie man in Arias Video sah - das wird dann noch eingeblendet -, löst sich der junge Mann für einen Augenblick auf und erscheint fast zeitgleich auf der anderen Plattform. Nun, ich habe eine etwas ungenauere Version davon. Ich hoffe zumindest Arias Geräte sind präziser."

Sie präsentiert mit den beiden Geräten das kopieren der Atome und scannt, wie viel übertragen wurde. (Immernoch 91,067%, also würde im gesamten der Kopf fehlen. Das habe ich mir gemerkt.) Und erklärt, dasselbe, wie sie mir erklärt hat: Wenn Erinnerungen fehlen, merkt man es nicht.

Das Video ist mittlerweile ziemlich lang und wir sind beim Thema Aquadianer. „Ich muss auch jedes Mal, wenn ich zum Arzt gehe, erklären, dass ich keinen Notarzt brauche, wenn mein Blutdruck viel zu niedrig ist, weil ich einen aquadianischen Blutdruck habe." Erklärt Elodie grinsend. „Und ja, Funfact, Aquadianer können sogar ertrinken. Besonders halbaquadianer wie ich. Generell wird bei uns zuerst der Blutdruck gemessen, weil es sehr wahrscheinlich wäre, zu ertrinken, wenn er nicht so langsam ist." Fügt sie hinzu. Auch hier erklären sie das ganze Zeug, was Nalan mir schon im Privaten erzählt hat. Zudem spricht Elodie an, dass Tiere und Aquadianer 'wahrscheinlich nicht super viel Lust darauf haben, mit hunderten mutierten Menschen zu schwimmen' - dabei finde ich ihre Wortwahl toll - und wir sie lieber in Ruhe lassen sollten.

„Mach doch", jammert Elodie ihren Codec an, als sie das Video gerade hochlädt, da wir endlich mit dem schneiden fertig geworden sind und das Video bereit ist, öffentlich zu werden. „Damn, endlich!" Freut sie sich und kopiert den Link, den sie dann bei einer Social Media Plattform - die ich ebenfalls Besitze - als eine Art Story hochlädt, wo sie 'Neues Video mit nalan_bunn, arch.oldn, alice_straiin und naomii.w' dazuschreibt. (Danach geht sie kurz auf unsere Accounts und folgt uns allen, was ich sehr witzig finde - wieso auch immer.)

Schon nach ein paar Minuten hat das Video recht viele Views und etwas später, als wir kurz vorbeischauen, sind die Kommentare voller Feedback, positiv als auch negativ, Leute, die uns glauben, als auch Leute, die uns nicht glauben. „Na Mal sehen, ob es etwas gebracht hat." Meint Archie. Naomi stimmt ihm mit einem „Mhm" zu.

3500 Wörter

(Gesamt: 30.856 Wörter = Novelle -> ≈3/4 eines Romans)

Hab diesmal nicht die 4000 erreichen können haha sOwWyY (an die zwei Leser oderso lol)

𝐌𝐚𝐫𝐢𝐧𝐚 𝐀𝐫𝐚𝐜𝐞

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