4. K A P I T E L
~And in my dreams I will always find my way back to you~
Weiche Lippen auf meinen rissen mich aus meinem tiefen Schlaf. Keine einzige Sorge quälte mich, alles was ich spürte war eine wohltuende Innere Ruhe. Seit langem fühlte ich mich wieder sicher und geborgen. Diese Ausgewogenheit hätte für immer anhalten können, aber selbst die schönsten Träume haben ein Ende und meiner fand seines als ich meine Augen öffnete. Dunkelheit empfing mich, ich konnte nichts sehen und hören.
Schmerz war alles was ich spürte, alles tat mir weh, mein Bauch, mein Kopf, was aber am meisten schmerzte war mein Inneres. Diese Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit.
Ich durfte mich jetzt nicht in meinem Kummer verlieren, ich musste stark sein. Für mich.
Meine Augen hatten sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt und die Umrisse kamen zu Vorschein, es kam mir bekannt vor. Alles fühlte sich bekannt an, selbst das Bett auf dem ich lag. Ich musste in meinem Zimmer sein, anders konnte ich mir das alles nicht erklären. Aber wie...?!
Wie zum Teufel bin ich hierher gekommen?!
Angestrengt versuchte ich mich an das zuletzt Geschehene zu erinnern und plötzlich kam die Erinnerung und riss mich mit sich.
Garry der mich verfolgte und niederschlug, der Mann der mich rettete, diese märchenhaften blauen Augen. Ein leichtes Kribbeln begann in meiner Bauchgegend ihr Unwesen zu treiben. Schmetterlinge? Nein das kann nicht sein.
Er hat getötet, GETÖTET, erst jetzt wurde mir wirklich bewusst was passiert war. Garry war tot. Ermordet von meinem Retter.
Ich war nicht Schuld daran, warum fühlte ich mich dann so schuldig? Als hätte ich ihn selbst erschlagen und nicht dieser fremde Mann.
Langsam versuchte ich aufzustehen, denn Schmerz ignorierend, welcher sich durch meinen ganzen Körper zog. Wenn das mein Zimmer war, dann musste direkt neben meinem Bett ein Lichtschalter sein und wirklich, als ich die Wand entlang tastete fühlte ich das kühle Plastik unter meinen Fingerspitzen und drückte einmal fest. Sofort ging das Licht an und ich sah mich ängstlich im Raum um. Wer auch immer mich nach Hause brachte, könnte noch hier sein, aber alles was ich sah, war mein leeres Zimmer.
Erleichtert entließ ich die sich aufgestaute Luft und ging in mein Bad um meinen zugerichteten Körper anzusehen. Als ich mich im Spiegel erblickte überraschte mich mein Aussehen nicht wirklich, Kratzer waren überall auf meinem Körper verteilt, ein Veilchen zierte mein rechtes Auge und blaue Flecken bedeckten meinen Bauch.
Was mich aber die Stirn runzeln ließ war die Salbe die deutlich sichtbar auf all meinen Wunden sorgfältig aufgetragen wurde. Wer auch immer mich nach Hause brachte musste mich verarztet haben.
Meine Wangen wurden automatisch heiß und peinliches Unbehagen machte sich in mir breit. Diese Person, höchstwahrscheinlich mein Beschützer, muss mich ausgezogen haben und dabei einige private Stellen berührt haben.
Verdammt. Das ist nicht richtig, meine Komfortzone wurde deutlich überschritten.
Voller Unbehagen ging ich wieder zurück in mein Zimmer, als ich mich wieder in mein Bett fallen lassen wollte, fand ich einen kleinen Zettel auf meinem Schreibtisch. Neue Angst machte sich in mir breit und bildete Angstschweiß auf meinem Rücken.
Ich streckte meine Hand danach aus, konnte den Text aber nicht entziffern, da sie zu sehr zitterte. In meinen Augen bildeten sich immer mehr Tränen und begannen über meine Wangen zu tropfen. Unkontrollierbar begann ich zu schluchzen. Ich wusste nicht woher diese plötzliche Panik kam, aber im Moment war mir einfach alles zu viel und meine Nerven waren einfach gerissen.
Aber trotzdem musste ich stark bleiben und durfte mich nicht von der Panik mitreißen lassen.
Fest entschlossen wischte ich mir die Tränen von der Wange und brachte meine Atmung wieder unter Kontrolle, als ich mich bereit fühlte, mich mit dieser Nachricht zu konfrontieren, sah ich auf diesen unscheinbaren kleinen Zettel. Die Schrift war wunderschön, geschwungen und altertümlich, viel zu schön für diese Botschaft, die sich hinter den Zeilen verbarg.
-
Liebste Lou,
treffe mich an der geheimen Bucht am See. 00:00 Uhr. Ich habe ein Geschenk für dich.
~A
Ps.:
Kein Tod ist zu viel für dich, meine Rose. Jeder der deine Perfektion stört, wird unter mein Messer geraten. Vergiss das nicht.
-
Ich wusste es war der Mann vom Wald, es war mein Retter. Er hatte mir mein Leben gerettet und tröstete mich in seinen Armen, trotzdem schrieb er solch grausamen Worte.
Er mordete und das für mich.
Ich fand keinen Schlaf, zu aufgewühlt war ich von der Botschaft, meine Gedanken drehten sich immer nur um ihn. Diesen Fremden.
Es war klar, dass ich seiner Aufforderung nicht folge leisten würde, aber warum stieg ich dann aus dem Bett und schlich mich den Flur entlang zur Haustür. Und warum schlüpfte ich in meine Jacke und Schuhe, schloss die Haustür hinter mir und machte mich mitten in der Nacht auf den Weg Richtung See.
Warum? Diese Frage stellte ich mir den gesamten Weg lang. War es pure Neugier? Oder die Konsequenzen, wenn ich nicht kommen sollte? Ich wusste es nicht.
Es fühlte sich einfach richtig an, mein Bauch sagte mir das es richtig war. So stand ich nun hier in der geheimen Bucht an diesem verlassenen See. Der Mond schien hell und spendete mir etwas Gesellschaft. Das Rauschen der brechenden Wellen umhüllte mich und gab mir etwas Ruhe. Verträumt sah ich auf das glitzernde Wasser, welches das Licht des Mondes widerspiegelte. Wunderschön. Es ließ mich vergessen warum ich überhaupt hier war und brachte mich in ein Stadium inneren Friedens.
„Wunderschön, nicht wahr?", seine tiefe rauchige Stimme brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen und ich erinnerte mich wieder warum ich überhaupt hier bin.
Erschrocken drehte ich mich zu ihm um und merkte das er nicht den See betrachtet hatte, als er diese Worte aussprach. Seine Augen funkelten in ihrem wunderschönen blau, sie strahlten Traurigkeit aus. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
Durch die Dunkelheit konnte ich sein Gesicht nicht sehen, nur diese funkelnden Saphire sahen mir entgegen. Lange sahen wir uns in die Augen, keiner sagte ein Wort um diesen Moment zu stören.
Bis ich den Blickkontakt abriss und auf den Boden sah. Ich brauchte Antworten, warum sonst war ich hierher gekommen. Nicht um ihn wieder zu sehen, oder? Oder?
„Warum bin ich hier?", ich sprach leise und zweifelte bereits daran, dass er mich gehört hatte, bis er mir antwortete.
„Ich musste dich sehen." Sein Aufseufzen sprach von purer Verzweiflung und er verdeckte für kurze Zeit seine Augen.
„Jede Sekunde die ich von dir getrennt bin, fühlt sich wie ein Dolch an, der immer wieder in mein Herz gerammt wird." Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut und ein leichter Schauder durchzog meinen Körper.
„Aber du kennst mich doch garnicht." Was sprach er da? In meinen Augen ergab das alles keinen Sinn.
„Ich kenne dich besser als du dich selbst, Lou."
Er streckte seine Hand nach mir aus, und strich über meiner Wange um die unbemerkt hervorquellenden Tränen zu entfernen.
Sanft flüsterte er mir zu: „Nimm dir Zeit alles zu verdauen. Ich bin da und beschütze dich. Immer." Mit diesen Worten küsste er mich auf die Stirn, legte mir ein kleines Packet in die Hand und ging.
Voller Verwirrung blieb ich zurück. Warum ist er so nett zu mir? Wieso lässt er mir gegenüber seine eiskalte Maske fallen? Es sollte mich nicht interessieren, trotzdem konnte ich nicht aufhören mich das zu fragen.
Schließlich ging ich nach Hause, konnte aber immer noch nicht schlafen. Inzwischen konnte man schon das schwache Leuchten einzelner Sonnenstrahlen ausmachen und meine Eltern würden mich sowieso bald wecken, also beschloss ich den Fernseher einzuschalten.
„Die ganze Stadt ist in Aufruhr, immer mehr Jugendliche verschwinden und werden tot aufgefunden. Als drittes hat es eine junge Schülerin erwischt Mara Jens wurde im Park tot aufgefunden. Experten raten Eltern besondere Vorsicht und ein Auge auf ihre Kinder zu behalten." Erschrocken atmete ich scharf aus. Das darf doch alles nicht wahr sein.
Mara? Warum nimmst du mir, Mara?
„Der Täter, die Täterin sind noch unbekannt." Die Nachrichtensprecherin sprach mit sichtlich besorgter Stimme. „Passen Sie auf sich auf."
Wieso? Sie hat nichts falsches getan.
Ich erinnerte mich wieder an die kleine Schachtel die er mir in die Hand gedrückt hatte. Vielleicht war darin eine Antwort. Als ich hinein sah funkelte mir eine von roten Edelstein besetzte Kette entgegen. Sie hatte die Form einer Rose.
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