12. K A P I T E L
~I could keep you safe, they're all afraid of me~
~A~
Verdammt. Ich hatte alles falsch gemacht. Warum habe ich es nicht geschafft mich von ihr fernzuhalten? Sie leidet wegen mir. Sie hat Angst wegen mir. Ich bin Schuld, an ihrem Elend.
Verbissen schlug ich immer weiter auf den Boxsack vor mir ein, der was am wenigsten an meiner Lage konnte. Im schlimmsten Fall würde ich meine Wut aber sonst an unschuldigen Menschen auslassen und das durfte ich nicht zulassen. Ich hatte mich schon einmal gehen lassen und das war in einer Katastrophe geendet. Für Lou musste ich mich endlich lernen zu kontrollieren und deshalb habe ich diese Entscheidung gefasst.
Was bleibt mir denn für eine Wahl?
Schmerz war alles was ich in ihr Leben brachte und eher sterbe ich als wieder der Grund ihres Leidens zu sein.
Und wieder ein Schlag gegen den Boxsack, bei einem ausgewachsenen Mann, wäre es ein präziser Treffer der rechten Flanke gewesen.
Lange hatte ich darüber nachgedacht, wie ich es schaffen könnte von ihr getrennt zu sein, ohne, dass meine verdammte Sehnsucht wieder die Überhand meines Verstandes nahm und mich wie ein verliebter Idiot verhalten ließ.
Das Eingestehen der einzigen Möglichkeit, die ich sah, hatte eine Ewigkeit gedauert und war umso schmerzhafter. Eines war klar. Mein Herz würde es nicht überleben, aber meine Rose wäre sicher. Sicher, vor mir.
„Was ist denn mit dir los?" Genervt fuhr ich mir verschwitzten Fingern durch die mittlerweile schon viel zu langen Haare.
„Was soll schon los sein?", versuchte ich eine ruhige Antwort zustande zu bringen und begann erneut eine Abfolge von Schlägen zu trainieren.
„Naja, wenn man sich ansieht, wie du auf den Boxsack einschlägst.", Er stoppte und sah mich mit hoch gezogener Augenbraue an „Eine Menge."
Kann ich ihn bitte töten? Ein Szenario, wie ich die Waffe am Tisch neben mir nehme und ihn damit erschieße, huschte durch meinen Kopf.
Fuck.
Kontrolliere dich endlich, für Lou. Automatisch wenn ich an sie denke beruhigt sich meine Atmung und mein Puls verlangsamt sich. Sie war selbst weit entfernt mein Ruhepol. Das einzige Licht in meinem Leben voller Dunkelheit. Ich darf es nicht löschen, ich muss es pflegen bis eine gesunde Flamme aus Leidenschaft daraus geworden ist.
Hatte ich mir zumindest vorgenommen und nun kann ich mich nicht mehr im Spiegel ansehen ohne mich zu ekeln. Was ist aus diesem kleinen Jungen geworden? Der dieser Welt so blind vertraut hatte? Wo bin ich geblieben?
Verzweifelt atmete ich aus und fuhr mir übers Gesicht. „Hast du eine Ahnung wie schwer das für mich ist?"
Die Augen meines besten Freundes blickten mich mitleidig an und er klopfte mir brüderlich auf die Schulter.
„Nein, Mann." Natürlich nicht. Er lebte ja seinen Traum, gemeinsam mit seiner Liebe.
„Kannst du dir es vorstellen, von der Liebe deines Lebens, den Mittelpunkt in deinem elendigen Dasein, fern zu bleiben, weil sie unsagbare Angst vor dir hat? Weil du ihr statt Sicherheit noch mehr Leid ins Leben gebracht hast?"
Es machte mir zu schaffen wie sehr diese Worte stimmten, als ich es noch nicht ausgesprochen hatte, dachte ich noch es würde eine andere Lösung geben. Wie leichtgläubig von mir, da war vielleicht doch noch ein Stück des naiven kleinen Jungen in mir. Verkrampft hatte ich mich an jeden noch so winzigen Hoffnungsschimmer geklammert.
Ein Klingeln meines Handys holte mich aus meiner Starre und ließ mich wieder auf den Boden der Tatsachen kommen. Zu langes Nachdenken half mir kein Stück bei meinen Problemen. Genervt gab ich meinem besten Freund zu verstehen, dass er endlich verschwinden sollte.
„Ja?", sichtlich verärgert hob ich ab.
„Wir haben ihn.", war das einzige was der Mann in der anderen Leitung sagte.
Mir war sofort klar wen er meinte und ein aufgeregtes Kribbeln, wie immer wenn ich kurz davor war jemanden Bösen eine Lektion zu erteilen, machte sich in mir breit.
„Alles klar, ich komme." Schnell steckte ich das Handy in meine Hosentasche und macht mich auf den Weg zu diesem Mistkerl.
-
Ein ängstlich dreinblickender Mann mit haselnussbraunen Augen starrte mich an. „Wer sind Sie? Und was wollen Sie von mir?", seine Stimme bebte und mein Respekt vor diesem Menschen sank mit jeder Sekunde die ich ihn ansah. Er war ein Verräter. Verräter seiner Familie.
„Weißt du..." Nachdenklich sah ich diesen Elendshaufen vor mir an. „wie man Verräter in meiner Heimat bestraft?" Verängstigt schüttelte er leicht seinen Kopf.
„Je nach Größe des Vergehens werden ihnen einzeln die Fingernägel herausgezogen." Ein verklärtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen.
„Und dein Verbrechen, war eines der schlimmsten die du hättest begehen können."
Meine Stimme war vom Zorn verzerrt und meine Worte klangen wie ein Knurren.
„Aber..." Es war nur mehr ein Schluchzen, was dieser schwache Geist vor mir hervorbrachte. „Was habe ich dir überhaupt angetan?"
Ein irres Lachen entfloh meiner Kehle und erfüllte die leere Lagerhalle um uns.
Du kleiner Drecksack.
„Du hast meine Geliebte im Stich gelassen. Sie zurückgelassen, als wäre sie ein Stück Dreck." Mein Zorn stieg ins Unermessliche und blind vor Wut griff ich zur Zange, welche gereiht neben anderen Utensilien auf einem kleinen Hocker neben mir lag.
Ohne mit der Wimper zu zucken, setzte ich sie an seinem Nagel an und riss daran. Ein Schrei echote von den metallenen Wänden wieder.
Ein kleines Glücksgefühl machte sich in mir breit.
Die Kinder in meiner Nachbarschaften sagten früher ich hätte keine Gefühle. Wäre ein fleischgewordener Roboter. Selbst ich glaubte es damals, aber dieser eine Tag veränderte alles. Endlich sah ich den Sinn meines Lebens vor mir. Endlich konnte ich meine Zukunft sehen und war ausgebrochen aus dem Kreislauf der Gefühllosigkeit. Sie hatte mich gerettet und ein letztes Mal versuchte ich hier ihr zurück zugeben was sie mir vor so langer Zeit gegeben hatte.
„Bitte. Bitte. Verschone mich." Sein Flehen nährte nur meine Abscheu für diesen schwachen Mann vor mir. „Wo warst du als deine Familie dich brauchte? Hm?" Es war eine rhetorische Frage, denn uns beiden war die Antwort bereits bekannt. Eine kleine Träne zog ihre Bahn über seine rundliche rechte Wange.
„Nicht da.", brachte er wispernd hervor. „Du bist geflohen, wie ein räudiger Hund, hättest sie sterben lassen." Ein weiteres Mal setzte ich an und riss einen weiteren Nagel aus seinem Finger.
„Ich möchte dass du zu ihr gehst und dich entschuldigst, für alles was du ihr angetan hast." Drohend hielt ich ihm die Zange vors Gesicht und er begann am ganzen Leib zu zittern.
„Bei wem?" Welchen Dummkopf stand ich hier bitte gegenüber? Eine blödere Frage hätte er wirklich nicht stellen können. Vor Zorn strotzend bildeten sich meine Hände zu Fäusten und ich musste mich beherrschen um ihm nicht noch schlimmeres anzutun.
Aus zusammen gepressten Lippen zischte ich ihn an: „Bei deiner verdammten Tochter"
Sein leises Flüstern hallte in der Halle nach. Ein Gesang von unendlichen Leid.
„Lou..."
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Fuck, Fuck, Fuck. Wir haben eintausend Reads. Verdammt wow. Ich heul gleich. DANKE!!
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