Vierunddreißig

Jeongin POV

Hyunjin war nie von mir gegangen. Ich vermisse ihn immer noch so stark, wie an dem Tag, als ich weinend aus seinem Zimmer gerannt war. Chan versuchte sein bestes, mich aufzuheitern und allgemein war er komischerweise immer richtig nett zu mir. Sobald ich an Hyunjin denken musste, war er an meiner Seite und versuchte mich zu trösten. Auch wenn er große Probleme hatte, sein sadistische Ader in den Griff zu bekommen, wenn ich bei ihm bin. Einmal sah ich sogar, dass er sich das Handgelenk blutig gekratzt hatte. Er tat sich mehr weh, als nur mit dem Gummiband. Er entschuldigte sich jeden Tag bei mir wegen der Vergangenheit und versprach, dass er alles versuchen wird, mein Freund werden zu können. Manchmal gesteht er seine Liebe zu mir, was ich aber kalt lasse, weil mir diese Worte nur von Hyunjin etwas bedeuten.

Falls mich Chan wirklich liebte, dann tut es mir Leid für ihn. Ich weiß nicht, wie lange er auf mich steht, aber es muss lang sein, weil er immer irgendwas von Jahren reden, wenn ich mich bei ihm wegen Hyunjin ausheulte. Ich fing an Chan langsam zu mögen. Er war so nett zu mir und ich sollte ihm eine letzte Chance geben. Jeder Mensch verdient eine zweite Chance. Auch Chan.

Es war am Abend. Ich war bei Chan und weinte wieder wegen Hyunjin, Ich kann nicht glauben, dass ich einen Menschen so sehr liebe wie ihn. Chan nahm mich in den Arm und streichelte mir sanft durch die Haare. „Keine Sorge, irgendwann wirst du von ihm weg kommen. Solange bin ich bei dir." Chan küsste mir aufs Haar und wollte, dass ich mit ihm in sein Bett kuschele. Das machten wir zurzeit immer. Mein Kopf an Chans Brust, er die Hände um mich und immer wieder sah ich, dass er sich an seinem Handgelenk verletzt hatte. Ich fuhr drüber. „Bitte hör damit auf...ich bin dir nicht länger böse", sagte ich. Chans Augen leuchteten. „Danke Jeongin", er beugte sich zu mir runter und suchte meinen Mund mit seinem Lippen. Ich erwiderte. Sanft fuhr er mir über den Körper, dann unter mein Shirt. Kurz musste ich an früher denken, aber das schluckte ich runter. Ich hab ihm einen zweite Chance gegeben und er lenkte mich von Hyunjin ab.

Chan ging immer weiter, bis wir nackt in seinem Bett lagen und er mich entjungferte. Ich nahm es nur halbwegs mit, denn ich war in den Gedanken bei Hyunjin und stellte mir vor, dass er es wäre, der mich küsste, anstatt Chan. Ich stöhnte auch seinen Namen, worauf Chan mich nur traurig anschaute. Nachdem wir beide gekommen war, zog Chan mich zu ihm und kuschelte sich an mich. Eigentlich war es süß, wie er versuchte meine Gefühle für sich zu gewinnen, aber er konnte gegen Hyunjin nicht ankommen. „Ich hab dich lieb, Chan", flüsterte ich sanft und kuschelte mich an ihm. Wenigstens das konnte ich Chan geben.

Die nächsten Tage verhielt sich Chan komisch. Er war irgendwie immer abwesend zu mir. Redete nicht mehr so viel. Er sagt, dass es vom Schulstress kam, was ich sogar nachvollziehen kann, weil er echt schwieriges Zeugs in der Schule lernte. Er sagt mir auch nicht mehr, dass er mich liebte, aber ich liebe ihn ja eh nicht. Ich kann nur Hyunjin lieben. Außerdem ist sein Handgelenke nicht mehr mit Kratzspuren bedeckt. Scheint so auszusehen, dass er sich endlich in den Griff bekam. Auch wenn wir nicht mehr so viel zu tun habe, wie zuvor, schenkt er mir immer ein Lächeln und für einen kurzen Moment war mir warm. Ich brauchte das. Jetzt wo ich das nicht mehr von Hyunjin bekam, war mir sowas recht. Ich tat viel zu wenig für Chan. Er hat mir mit der Sache mit Hyunjin geholfen. Irgendwann werde ich ihn vergessen können.

Es war Dienstagabend und ich lag wieder mal in meinem Bett. Ich gab einen Scheiß auf das was sie Leiterin von mir will. Ich komme gut alleine klar. Außerdem war ich ja nicht mehr alleine. Ich hatte Chan. Jinhong und Minho behandelten mich auch besser. Zwar redeten wir nicht miteinander, aber sie mobben mich nicht mehr. Langsam kann ich mich heilen. Mich von der Liebe zu Hyunjin befreien.

Doch er machte mir eine Schlussstrich unter meine Rechnung.

Einen Monat nachdem ich nichts mehr von ihm gehört hatte, stand er heute an meiner Zimmertür. „Jeongin?", kam es von der anderen Seite der Tür. Ich fiel wieder in Trauer. „Lass mich in Ruhe, Hyunjin...." Er machte die Tür auf und trat rein. Ich stand vom Bett auf. Sah er schrecklich aus. Er hatte die dunkelsten Augenringe, die ich je gesehen hab. Sein schwarzes Haar hing kraftlos runter. Er sah blass aus. So kraftlos. „Ich will dich nicht Ruhe lassen, Jeongin. Ich habe Mist gebaut....indem ich dich abgestoßen hab. Ich liebe dich immer noch und das wird nicht so schnell aufhören." Ich zweifelte. Wenn er mich lieben würde, dann hätte er nicht so lang gewartet, zu mir zurück zu kommen. „Tust du das wirklich? Ich habe nämlich nicht das Gefühl....", sagte ich leise und spürte zwei Arme um mich, die mich von hinten umarmten. „Ich kann nicht mehr schlafen, weil ich dich so sehr vermisse." Ich auch nicht. „Und es hat mich so glücklich gemach, als du mir gesagt hast, dass du mich liebst... ich war so glücklich." Sein Kopf legte er an meine Halsbeuge. „Und ich bin so dumm, weil ich dich verletzt hab...nur weil ich mich wegen dir nicht in den Griff bekommen habe und weißt du was? Es ist okay. Es ist okay, dass ich immer hart von dir werde. Ich werde um dich kämpfen, Jeongin."

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