Einundzwanzig
Jeongins POV
Wieso habe ich ihn vertraut? Wieso hab ich ihm das alles nur erzählt? Wieso hab ich nicht nachgedacht? Wieso fange ich wieder an zu weinen? Weil ich wieder zugelassen hab, dass man mich verletzt. Ich renne so schnell ich kann weg von dem Lügner, der mich so hintergangen hatte. Wenn das stimmt, was dieses Mädchen gesagt hatte, war er genau wie Chan. Ich fuhr mit über das Gesicht, um die Tränen wegzuwischen, die ununterbrochen aus meinen Augen liefen. Wenn sie Recht hat , dann ist er vielleicht schlimmer als Chan. Er hat mich benutzt. Anders als Chan hat er seine Nettigkeit gefakt. Chan war wenigstens ehrlich. Er lies mich spüren, dass er mich hasste und nur mein Körper wollte. Hyunjin dagegen hatte versucht mein Vertrauen zu erschleichen, um es dann mit voller Wucht auf den Boden zu schmeißen, sodass es schön kaputt ging.
Ich rannte und rannte, bis ich zum Waisenhaus kam. Außer Atem stolperte ich ihn mein Zimmer und lies mich auf mein Bett nieder. Ich weinte immer noch, konnte auch nicht damit aufhören. Hyunin wollte genau das gleiche mit mir machen, was Chan immer versucht zu machen. In mir ein Mädchen zu sehen. Verdammt, ich hasse diesen Körper noch mehr. Ich halte es keine Sekunde mehr Jeongin zu sein.
Ich fing an durch mein Zimmer zu tigern. Gehetzt und unruhig. Mit Tränen in den Augen. Dieser verdammte Körper. Nur der ist an allem Schuld. Meine Faust krachte gegen meine Rippen. Schmerz verteilte sich aber das ist mir recht. Solange ich diesen hässlichen Körper Schaden hinzufüge, ist mir alles recht. Sogar die ganzen Flecken von Chan. Mein Rippenbereich tat langsam von den ganzen Schlägen weh. Dann hatte ich keine Kraft mehr. Keine Kraft noch weitere zu atmen. Was bringt alles, wenn man nur benutzt wird? Ich will zu Eomma und Appa. Jetzt mehr denn je. Vielleicht sollte ich ihnen in den Tod folgen.
Mein Handy klingelte und es war natürlich Hyunjin. Er ist für mich Geschichte. Ich ging nicht ran, sondern löschte seine Nummer. Danach schaltete ich mein Handy aus. Langsam beruhigte ich mich, auch wenn es wahrscheinlich nur die Müdigkeit der letzten Nacht war. Ich könnte eine Weile schlafen, aber ich hab Angst, dass mich Chan wieder dorthin verfolgt. Heute hab ich ihn noch nicht gesehen und ich wünschte mir, dass es so bleibt. Irgendwann ist es zu viel für mich. Ich ging spazieren. Nur bloß weg von hier, bevor ich Chan begegnete.
Leise machte ich meine Tür auf und begab mich nach draußen. Zuerst schauen, ob er hier irgendwo ist. Nein, ist er nicht. Ich atmete auf und wollte zur Haupthalle, als Jisung und Minho meinen Weg kreuzten. Sofort erstarrte ich, als ich Minho sah. Er wird Chan bestimmt sagen, dass ich da bin und dann wird er kommen und mit mir Sachen machen, die mich wieder zum Weinen bringen. Ich weiß nicht, wie lange ich diese Tränen noch aushalten konnte. Wieso kann es nicht aufhören? Ich glaube weil ich am Leben bin. Dabei hält mich nichts am Leben. Ich habe niemanden. Alles was ich habe, sind die unzähligen Momente, an denen ich mir wünsche, dass alles vorbei ist.
„Hey Jeongin", begrüßte mich Jisung höflich. Jisung ist Minhos Freund und ich verstehe nicht, wie sie zusammen sein können. Im Gegensatz zu Minho ist Jisung nämlich immer nett zu mir, wenn wir uns sehen. Wie kann er dann so einen Kotzbrocken als Freund haben? Ich verstehe es nicht. „Hey Jisung", sagte ich leise und hoffe, dass man mir nicht ansieht, dass ich mir die Seele aus dem Leib geweint habe. Minho würde es kalt lassen, aber Jisung fragt mich immer, wie es mir geht. Und wie Chan ein Arschkriecher ist, ist Minho feige. Zu feige seinem Freund zu erzählen, dass er mich mobbt. Jisung kennt mich, wie soll es anders sein, von Chan und er denkt ernsthaft, dass wir zwei Freunde wären. „Alles okay?", fragte mich Jisung. „Ja, alles okay." Er schenkte mir ein Lächeln. „Bis dann". Er ging mit Minho weiter. Wow, das war mal was ganz neues. Minho hat kein Wort gesagt. Sonst hat er auch so eine große Klappe. Nur gut, dass Jisung da ist. Da verhält er sich anders und lässt mich in Ruhe.
Ich ging meinen Weg weiter und lief dann wieder nach draußen, wo es immer noch heiß war. Falls ich später zurückkehrte, würde es eh niemanden interessieren. Während ich lief, musste ich an Busan denken, meiner Heimatstadt. Wie gerne würde ich lieber dort sein als in Seoul. Doch wenn ich da hingehen würde, finde ich ebenfalls keine Ruhe weil mich die Erinnerungen an meine verstorbenen Eltern verfolgen. Der Hanfluss tauchte neben mir auf und setzte mich auf eine Bank. Der Fluss war heute sehr ruhig. Sanft wiegten sich kleine Wellen auf dessen Oberfläche und für einen kurzen Moment, stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn ich mich in den Tiefen des Flusses ersaufen lassen würde.
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