Drei

Jeongin. Was für ein süßer Name. Ich schluckte schwer, ehe ich wieder in seine dunklen Augen schaute. Die Jeans hatte er wieder nach unten gezogen. Gut so. „Danke", sagte er leise. Lächelnd stand ich wieder auf und setzte mich neben ihm hin. Er rückte sofort ein paar Meter weg vor mir. Hat Jeongin etwa Angst vor mir? Bestimmt denkt er noch, dass ich böse Absichten hab und ihn jede Sekunde brutal an mich reiße und irgendwas mit ihm mache. „Wieso hat man dich eigentlich verprügelt?" Jeongin zog die Ärmel seines etwas zu großen Strickpullovers nach unten, sodass ich nicht mehr seine Hände sehen kann. Oh man, er hat wirklich Angst. Nervös ist er auch. Das spüre ich. Er will nicht hier sein. „Schon gut. Ich muss es nicht wissen", sagte ich, bevor er antworten konnte. Es sah auch nicht so aus, als würde er mir eine Antwort geben wollen. „Hey, ist es nicht besser, wenn du langsam nach Hause gehst?". Nicht, dass ich Jeongin loswerden wollte, aber sicher vermisste seine Eltern ihn oder so. Er schüttelte den Kopf und schaute mich angsterfüllt an. „Nein...ich will da nicht zurück...". Der Junge saß schon wie ein Häufchen neben mir aber jetzt noch mehr. Man könnte ihn jetzt sogar in ein Paket reinlegen und dann verschicken, so klein machte er sich.

„Wieso? Warten Chan und seine Freunde dort auf dich, damit sie dich verprügeln können?" Dieses Mal nickte er. Also ist Mister Salatkopf immer noch da draußen und will kleine Kinder verprügeln. Ob er sich geil danach fühlt? Möglich. „Soll ich dich begleiten?", bot ich ihm an. Ich hab keine Angst vor Mister Salatkopf. Übrigens ich nenne Chan jetzt so. Passt irgendwie zu ihm.  Jeongin sagte ein kurzes 'Nein'. Wird wohl schwer werden, ihm zu helfen, wenn er es nicht mal will. Gut, wenn er noch mal Bock hat sich zu verprügeln, dann bitte, aber ich lasse ihn da jetzt nicht alleine nach Hause laufen. Vor allem ist es draußen schon Nachts. Wer weiß, wo Mister Salatkopf sich rum treiben wird? „Nein, ich geh mit. Es ist dunkel und für kleine Jungs wie dich, ist es gefährlich." Jeongin warf mir einen bösen Blick zu. „Ich bin nicht klein! Ich bin 17!" 

„Süß, ich bin nämlich 18 und deswegen älter als du." 

Ich würde jetzt zu gerne durch seine verwuschelten Haare fahren, aber dann würde er sich bestimmt erschrecken. „Also, komm. Es wird schon spät und deine Eltern vermissen dich schon." Jeongin wollte etwas erwidern tat es aber nicht, sondern stand stumm auf, worauf ich ebenfalls aufstand und ihn zur Haustür begleite. In mein Blickfeld tauchte das Telefon an. Oh Shit. Ich hab vergessen, meine Eltern anzurufen...Und Kkami muss ich auch noch füttern. Meine Eltern können warten aber Kkami nicht. „Warte schnell. Ich muss den Hund noch schnell füttern." Schnell ging ich in die Küche und schüttelte Trockenfutter in Kkamis schwarzen Hundenapf. Er konnte das Geräusch hören. Deswegen dauert es nicht lange und er war da. „Bis gleich", sagte ich kurz zu ihm, während er sich sein Fressen widmete. Dann war ich wieder bei Jeongin. Ich holte schnell meinen Hausschlüssel aus der Kommode, die im Flur steht, und machte die Tür auf. Jeongin ging nach draußen. Wie spät war es eigentlich? Ich wollte mein Handy checken, doch ich hatte kein Akku mehr. Ach ja, das wollte ich noch machen, aber Jeongin ist passiert. Dann muss es auch ohne Handy gehen. Mal schauen, wie lange ich es durchhalten kann. „Bereit?", fragte ich Jeongin neben mir, der immer noch ziemlich verängstigt drein blickte. Er nickte kurz und dann lief ich mit ihm los. 

Wir schwiegen den ganzen Weg. Ich wollte ihn gerne mehr fragen. In welcher Schule er geht zum Beispiel. Keine Ahnung, ob ich ihn mal im Schulflur gesehen hab. Wenn ja, dann hab ich ihn nie bemerkt. „Übrigens danke", sagte er dann. Endlich. Ein Satz. Ich wollte nichts sagen, weil die Stimmung irgendwie im Eimer ist. „Für was denn?", fragte ich. „Dass du mich begleitest." Ach, auf einmal ist er dankbar. „Kein Problem. Dauert es noch lange bis wir bei dir sind?" Den ganzen Weg lief Jeongin etwas vorne, weil ich ja kein Plan hab, wo genau er wohnte. „Gleich, nur die Straße nach links und dann sind wir auch schon da." Gut, meine Füße tun langsam weh. Wir bogen die Straße nach links ab und rechts war ein großes Gebäude. Bestimmt waren da Wohnungen. „Da wohne ich. Also, danke nochmal." Er deutete mit dem Finger auf seine zerkratzte Wange. Aber wir waren doch nicht mal an der Haustür! Salatkopf könnte überall sein. „Nein, ich begleite dich bis zur Haustür." 

„Okay......."

Wir liefen über die Straße und dann ab zum Wohngebäude. Je näher wir darauf zu liefen, deswegen nervöser wurde Jeongin. „Hey, ist alles okay?", fragte ich. „Jaja..passt schon", sagte er. Etwas zu schnell meiner Meinung. Dann standen wir an der Tür und ich schaute rüber zu Jeongin. „Naja, dann....Auf Wiedersehen."

„Bye Jeongin. Wenn du dich wieder vor Chan verstecken musst, dann kannst du dich gerne wieder in meinem Busch verirren." Ich lächelte. Er sagte nichts mehr, sondern ging einfach durch die Tür. Jetzt erst fällt mir auf, dass an der Tür ein Plakat stand: „District Waisenhaus."

Jeongin war ein Waise. 

Höre ich seit 9:30 durchgehend APT? Ja?

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