Run into Death!

Ich sitze in der Ecke eines dunklen Raumes. Der Mond, der durch ein Fenster über mir hereinscheint, spendet genug Licht, um etwas sehen zu können. Um sehen zu können, dass in der anderen Ecke eine Frau steht, die mich anstarrt. Sie trägt helle Kleidung, die zerfetzt ist und begonnen hat sich aufzulösen. 

An den Armen und im Gesicht hat sie Narben, ihr ganzer Körper ist mit Schmutz übersät. Ihre Haare sind fettig und nass und hängen ihr strähnig ins Gesicht. Ich weiß nicht wie lange sie schon dort steht. Ich weiß auch nicht, wie ich hier reingekommen bin. Ich habe keine Erinnerungen. Meine Vergangenheit ist wie ausradiert. Ich weiß nicht wie ich heiße, wie ich aussehe, wo ich bin, oder wie spät es ist. Rein Garnichts. Ich starre sie noch einige Augenblicke an, bis mir auffällt, dass sich einige Meter neben ihr eine geöffnete Tür befindet.

Als ich wieder zu der Frau zurücksehen, ist sie weg. Einfach verschwunden. Ich drücke mich gegen die Wand und stehe mühsam auf. Ich wage einige Schritte, mein Blick in die Ecke gerichtet, wo die Frau noch vor einigen Minuten stand. Dann bleibe ich stehen und lausche. Da war doch eine Frauenstimme, die leise flüstert. Mit anhaltendem Atem versuche ich zu verstehen was sie sagt. 

,,Run into Death!" Mir stockt der Atem. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen, als ich verstehe, was sie sagt. Noch einmal höre ich das mysteriöse Flüstern. Dann verstummt sie. Stille. Nur mein eigener Atem. Mein Herzschlag.
,,Run into Death!" Die Stimme direkt neben meinem Ohr. Schreiend laufe ich los. Direkt auf die offene Tür zu. Mit einem lauten Knall fällt diese ins Schloss. Ich pralle gegen die Tür und falle zu Boden. Eine große Wunde klafft auf meinem linken Arm auf. Vor Schmerz keuchend richte ich mich auf und erblicke die Frau. Mir kommen die Tränen. Sie starrt mir direkt in die Augen
,,Run into Death!", flüstert sie wieder. 

Diesmal verliere ich die Fassung. Laut atmend laufe ich zur Tür und drehe am Knauf, um sie aufzubekommen. Mit einem Knarren öffnet sie sich und ich stolpere hinaus. Ich laufe nach rechts. Ich blicke hinter mich. Die Frau, sie läuft mir nach. ,,Run into Death!", ruft sie immer wieder. Die Stimme wird immer lauter. Es werden immer mehr Stimmen, die gleichzeitig rufen. Sie bereiten mir Kopfschmerzen. Laut schluchzend laufe ich weiter. Plötzlich stolpere ich. Sie kommt immer näher. 

Ich rappel mich wieder hoch und laufe weiter. Immer weiter den Gang entlang.  Plötzlich endet der Gang. Ich rüttle am Knauf, der Tür am Ende des Ganges,  doch nichts bewegt sich. Ich drehe mich um, sie steht vor mir. Sie ruft wieder diese Worte. Dann hebt sie ihre rechte Hand. Ganz langsam führt sie sie zu meiner linken Wange. Ich zucke zusammen. Schmerz. Kälte. Sie nimmt ihre Hand wieder weg, grinst und geht einige Schritte weg. Ich presse meine schweißnassen Hände gegen die kalte und raue Mauer hinter mir und warte darauf, was nun passiert. Die Decke über mir beginnt zu knacken. Mit einem lautem Knall fällt sie herunter und begräbt mich unter Schutt und Dreck.

Schwer hustend schiebe ich den Balken über mir weg. Ich richte mich auf und betrachte meine Kleidung. Mein einst weißes Kleid ist zerrissen und schmutzig.
Ein Kichern reißt mich aus meinen Gedanken. Die Frau. Sie steht noch immer dort uns starrt mich an. Ich drehe mich herum, um die Quelle des Kicherns zu finden. Ich beginne zu schreien. Zu weinen. Ich lehne mich gegen die Wand. ,,Was willst du?", schreie ich in die Dunkelheit hinaus. Mein Echo hallt zurück. Doch dann höre ich die Stimme. Die Stimme der Frau. Wie sie leise flüstert: ,,Run into Death", und immer lauter wird. Panisch versuche ich wieder die Tür zu öffnen. Sie geht nicht auf. Ich schmeisse mich gegen sie. Nach einigen Versuchen, geht sie auf. Ich stolpere hinein und lande auf dem Boden. Ich stehe wieder auf und blicke mich im Raum um. Es ist ein Halllenbad. Es gibt keinen Ausweg. Außer der Tür, in der sie nun wieder steht und mich anstarrt. Verzweifelt gehe ich voran. Der Geruch von Clor widert mich an. Ich irre einige Minuten im Raum herum. Dann setze ich mich niedergeschlagen und erschöpft in eine Ecke, vergrabe mein Gesicht in meinen Armen und beginne zu weinen.

Nach einigen Minuten höre ich sie wieder. Die Stimmen. Diesmal sind es ganz viele. Sie hämmern auf mich ein und ich halte mir die Ohren zu. Immer wieder rufen sie das selbe. ,,Run into Death!"
Ich fange an zu schreien. Dass sie aufhören und mich in Ruhe lassen soll. Doch es bringt nichts. Die Stimmen nagen sich immer weiter in mein Gehirn und bringen mich um den Verstand. Mit meiner letzten Kraft, stehe ich auf und gehe auf das Becken voll mit Wasser zu. Ich stelle mich vor die Stufen. Einzelnd klettere ich sie hinunter. Das Wasser reicht bis zum Ende meines Kleides, dass sich immer mehr vollsaugt und mich nach unten zieht.

Ein letzter Schluchzer. Eine letzte Träne, dann verschwinde ich endgültig von der Oberfläche. Meine Lungen füllen sich langsam mit Wasser und mein Kleid zieht mich in die Tiefe. Am Grund bleibe ich liegen. Gemeinsam mit vielen anderen Mädchen, deren weiße Kleider auch schmutzig sind.

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