005. Hope Mikaelson (1)


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„Anna jetzt beruhige dich bitte! Dein Gelaufe durch alle Zimmer und Stockwerke dieses Hauses bringt Jaqueline auch nicht wieder zur Vernunft. Wir müssen der bitteren Wahrheit ins Gesicht blicken. Jaqueline ist von ihrer Trauer geblendet und auf ihre Vergeltung an dem berüchtigtsten Vampir der ganzen Geschichte fixiert, dass sie die Realität aus den Augen verloren hat! " sagte Jaden gerade heraus und ernte einen geschockten Blick seitens Anna.

„Ich glaube ich höre nicht Recht Jaden? Nur weil momentan alle Beweise gegen meine Schwester sprechen bedeutet dies nicht gleich, dass sie für die gesamte Entführungsaktion von Hope Mikaelson verantwortlich ist. So schlau und intelligent meine Schwester auch ist, schafft sie es bestimmt nicht eigenhändig die Tochter des brüchigsten Hybriden Klaus Mikaelson nach Mystik Falls zu schaffen. Wie sollte eine Normalsterbliche eine Entführungsaktion ohne Aufmerksamkeit einen Einbruch im Mikaelson Anwesen schaffen, Klaus Tochter zu entführen und nach Mystik Falls zu schaffen? Denkst du ernsthaft, dass Jaqueline ohne Komplizen diese riskante Entführungsaktion durchgezogen hat?" durchlöcherte Anna ihren Adoptivsohn und blickte den Schwarzhaarigen herausfordernd an.

Verblüfft über die ernsten Fragen seiner Adoptivmutter musste Jaden den aufkommenden Kloß herunterschlucken und erschreckend feststellen, dass Annas Theorien der Wahrheit entsprachen. Und wenn die aufgeführten Theorien der Wahrheit entsprachen bedeutete dies unweigerlich, dass Jaquelines unerklärliches Handeln die kleine Hope Mikaelson festzuhalten nicht freiwillig erfolgte. Sondern dass Jaqueline zu diese Entführungsaktion von gefährlichen Feinden der Familie Mikaelson gezwungen wurde, die noch offene Rechnungen zu begleichen hatten. Und bei dieser Rechnungsbegleichung war Jaqueline nur eine Schachfigur, ein Mittel zum Zweck dies nach Belieben entsorgt wurde. Und dies wiederum bedeutete, dass Jaqueline in großer Lebensgefahr schwebte!

„Verdammt Anna du hast Recht! Wie konnten wir nur so blind sein und mutmaßen, dass Jaqueline solch eine Entführungsaktion mit Klaus Tochter Hope alleine bewerkstelligt? Eine Normalsterbliche kann solch eine Aktion nicht bewerkstelligen, schon gar nicht, wenn es sich um ein Familienmitglied der Ur-Vampire handelt. Doch dies wiederum bedeutet, dass jemand sehr gefährliches im Hintergrund die Fäden spinnt und Jaqueline in diese blutige Tragödie hineingeschlittert ist. Jaqueline hat sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen Anna, auf ein Spiel in diesem es um Leben und Tod geht! Entweder führt Jaqueline ihren Auftrag, wahrscheinlich auf Hope Mikaelson aufzupassen, aus oder ihre Lieben werden ausgelöscht!" antwortete Jaden bitterernst und stand einer fassungslosen Anna gegenüber.

„Das meinst du doch nicht im Ernst Jaden, oder?" hackte die Blondine hoffnungsvoll nach, doch der Schwarzhaarige antwortete: „Doch Anna, das ist mein voller ernst. Geblendet von der Enttäuschung und Wut auf Jaqueline habe ich selbst die Realität aus den Augen verloren. Geblendet von der Enttäuschung, dass Jaqueline sich erneut ihren Depressionen und somit ihren unüberlegten Handlungen hingibt und von der Wut, dass sie sich den Rachegedanken hingibt anstatt auf die Stimme der Vernunft zu hören, erkannte ich nicht das Offensichtliche. Bitte entschuldige, dass ich so geblendet war und die Wahrheit nicht sofort durchschaut habe Anna. Doch auch ein Hybrid braucht manchmal etwas länger um auf die richtige Spur zu kommen und die Wahrheit zu entschlüsseln."

Die Blondine musste sich auf die Couch niederlassen, um die Wahrheit sacken zu lassen. Zwar hatte sie bereits ein ungutes Gefühl, dass Jaqueline zu dieser ganzen Entführungsaktion mit Hope Mikaelson gezwungen wurde, doch war es etwas ganz anders, wenn dies der Wahrheit entsprach. Doch das Schlimmste daran war, dass Jaquelines bedrohliche Auftraggeber mit großer Wahrscheinlichkeit Feinde des berüchtigten Hybriden Klaus Mikaelson waren und mit ihm Rechnungen zu begleichen hatten. Und Jaqueline steckte mittendrin!

„Jaden bitte, wir müssen irgendetwas unternehmen. Wenn Jaqueline wirklich zu dieser Entführungsaktion mit Hope Mikaelson gezwungen wurde steckt sie nicht nur in Schwierigkeiten, sie schwebt in großer Lebensgefahr. Auch wenn ihr Meinungsverschiedenheiten habt kannst du sie aufgrund deiner traumatischen Vergangenheit besser verstehen und sich in sie hineinversetzen als ich. Deswegen fehle ich dich an! Bitte Jaden hilf mir meine Schwester zurückzubekommen!"

„Was denkst du eigentlich von mir Anna? Für mich steht bereits fest, dass ich zusammen mit dir, Caroline und ihrer Freundesclique Jaqueline aus dieser lebensbedrohlichen Situation heraushelfe. Das versteht sich von alleine Anna. Wir sind eine Familie! Eine Familie hält zusammen, in guten wie in schweren Zeiten. Eine Familie ist füreinander da und sorgt sich um den jeweiligen anderen, auch wenn man untereinander Meinungsverschiedenheiten hat. Wir drei; Jaqueline, du und ich sind eine Familie!"

Anna brach nach dieser schönen Famlienansprache in Tränen aus und schloss den überrumpelten Schwarzhaarigen in eine innige Umarmung. Verwirrt erwiderte Jaden Annas Umarmung und streichelte seiner Adoptivmutter beruhigend über ihr langes blondes Haar. Jaden legte sein Haupt auf Annas Kopf und betrachtete ihr Familienbild, dies kurz nach seiner Adoption entstanden war. Sie wirkten wie eine glückliche kleine Familie, dies sie auch in naher Zukunft wieder sein würde. Da kam Jaden ein Gedanken wie er die Familienatmosphäre verbessern könnte.

„Was hältst du davon, wenn wir am ersten Wochenende zusammen mit Jaqueline in die Holzhütte der Familie Forbes fahren. Ein Wochenende ohne störende Geräusche oder nervende Nachbarn. Ein Wochenende um über unsere aktuellen Probleme und Schwierigkeiten zu sprechen und Lösungen zu finden. Ein Wochenende als Beginn für einen Neustart!" schlug Jaden der Blondine vor als sie sich aus der innigen Umarmung lösten und bemerkte nicht, dass er Hopes potenzieller Aufenthaltsort unwissentlich benannte.

Anstatt auf Jadens Vorschlag anzuspringen realisierte Anna, dass sich ihre Schwester in der Holzhütte, die seit zwei Generationen im Besitz der Familie Forbes war, dort mit Hope Mikaelson versteckt hielt. Die Holzhütte bot Platz für mehrere Personen, im oberen Stockwerk gab es drei Schlafzimmer mit jeweils einem Doppelbett und im unteren Stockwerk waren die Küche und der Wohnbereich. Außerdem befand sich wie in jeder Holzhütte einer Gründerfamilie eine kleine Geheimkammer, die mit Waffen und Bücher der verstorbenen Familienmitglieder bestückt war. Kurz gesagt – es war das idealste Versteck um eine kostbare Fracht wie Hope Mikaelson zu verstecken!

„Anna was ist los? Warum antwortest du mir denn nicht auf den Vorschlag? War diese Überlegung etwas zu voreilig? Anna bitte antworte mir bevor ich einen Herzinfarkt bekomme. Anna was ist los? Ist dir etwa eingefallen an welchen geheimen Ort sich Jaqueline mit Hope Mikaelson versteckt hält?" durchlöcherte ein beunruhigter Jaden die Blondine und schüttelte sie heftig an ihren Schultern.

Anna strahlte den Schwarzhaarigen überglücklich an und antwortete: „Du hast es erfasst Jaden! Dein Vorschlag mit Jaqueline und mir zur Holzhütte der Familie im Wald zu fahren war der genialste Einfall denn du heute hattest. Diese Holzhütte liegt abgeschieden mitten im Wald, vor einigen Jahren vereinbarten Jaqueline und ich, dass unsere Holzhütte im Sommer von Touristen gebucht werden darf. Doch zu dieser Jahreszeit kommen keine Touristen und Jaqueline und ich waren bereits sehr langen nicht mehr bei unserer Familienhütte. Deswegen würde auch keiner auf den Gedanken kommen, dass Jaqueline sich dort mit Hope Mikaelson versteckt hält."

„Eine Holzhütte versteckt mitten im Wald und wird nur im Sommer von Touristen gebucht. Mit dem Auto zufahrbar, doch wegen Auffälligkeiten kann man sich andere Möglichkeiten überlegen um zu dieser Hütte zu gelangen. Eine Hütte dessen Standort nur Mitgliedern der Gründerfamilie Forbes wissen. Kurz gesagt – ein gutes Versteck um eine kostbare Fracht wie Hope Mikaelson zu verstecken!" führte der Schwarzhaarige alle wichtigen Details eines guten Verstecks auf und stimmte der Blondine zu.

„Um Jaqueline zusammen mit Hope schnellst möglichst aus der Gefahrenzone zu befreien schlage ich vor das wir Caroline kontaktieren und ein Treffen mit der Mystik Falls Gang und der Saltzman Familie arrangieren. Auch wenn ich Carolines Zwillinge nicht im Gefahr bringen möchte besteht jedoch die Chance, dass sich Jaquelines Auftragsgeber in der Nähe unserer schönen Stadt aufhalten. Sie dürfen keine Chance erhalten die Mädchen in einem unbeobachteten Moment zu schnappen und in ihre Gewalt zu bringen. Das werde ich nicht zulassen Jaden, auf gar keinen Fall!"

„Du hast Recht Anna! Caroline wollte nach zwei Tagen Kontakt mit uns aufnehmen um das weitere Vorgehen zu besprechen. Jedoch hat sich die Gesamtsituation nach unseren potenziellen Theorien verschärft, wenn sich herausstellt, dass Jaqueline wirklich von Klaus Feinden zu dieser Entführungsaktion gezwungen wurde. Die kleine Hope befindet sich unwissentlich in der Gewalt der rachsüchtigen Vampire. Wir dürfen nicht zulassen, dass Carolines Zwillinge auch in ihre Fänge geraten. Und dementsprechend werden wir sofort zu Caroline und ihren Freunden ins Salvatore Anwesen aufbrechen um zu besprechen wie wir die riskante Befreiungsaktion durchführen werden."

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Glücklich beobachtete Jaqueline das kleine Mädchen, dies vor der Veranda an einem kleinen selbst erbauten Holztisch saß und ihre Malutensilien ausgebreitet hatte. Die Blondine stellte während den vergangenen Tagen fest, dass das Mädchen eine sehr gute Zeichnerin war. Dieses Talent stammte unweigerlich von ihrem Vater Klaus Mikaelson, dessen Zeichnungen seit Jahrhunderten auf der gesamten Welt in Ausstellungen verkauft wurden. Doch anders als Klaus war Hope ein unschuldiges reines Mädchen und besaß keine blutige Vergangenheit voller Fehler und Verbrechen. Sie war ein junges Mädchen, dies nichts für die blutigen Taten ihres berüchtigten Vater Klaus Mikaelson konnte. Jedoch wollten viele Feinde der Mikaelsons Hope mit ihrem Vater in einen Topf werfen und sich an der Braunhaarigen für Klaus begangene Taten rächen.

„Jetzt reicht es mir! Auch wenn Klaus für die Ermordung meiner geliebten Eltern verantwortlich ist kann ich nicht seine Tochter zur Rechenschaft ziehen. Sie hat nichts mit diesem abscheulichen Mord zu schaffen! Deswegen möchte ich Hope die gesamte Wahrheit gestehen weshalb sie sich seit einigen Tagen in meiner Obhut befindet. Hope muss die düsteren Hintergründe meiner gezwungenen Handlungen verstehen bevor sie mich hasst. Hope muss unbeschadet zu ihrer Mutter zurückkehren damit die beiden ihre Familie vor dem Tod bewahren können" entschloss Jaqueline und lief zu dem kleinen Mädchen herüber an den Tisch.

„Hallo Jaqueline möchtest du dich zu mir an den Tisch setzen? Dann können wir zusammen ein Bild malen!" schlug Hope mit einem glücklichen Strahlen der Blondine vor, sodass Jaqueline sich auf den zweiten Stuhl niederließ und das weiße große Blatt vor sich betrachtete. Ihre eigenen Zeichnungskünste waren im Gegensatz zu Hopes Kunstwerken miserabel, doch wollte Jaqueline dem glücklichen Mädchen nicht den schönen Moment verderben.

„Das Zeichen hast du wirklich von deinem Vater geerbt Hope!" sagte Jaqueline und bewunderte die schönen Zeichnungen des kleinen Mädchens, die ordentlich in einem Ordner in Glassichtfolien abgeheftet waren. „Dürfte ich mir deine Zeichnungen im Ordner genauer anschauen Hope? Ich verspreche auch hocheilig, dass ich sorgfältig mit deinen talentierten Zeichnungen umgehen werde?" fragte die Blondine interessiert und sofort blickte Hope freudestrahlend Jaqueline an. „Klar darfst du dir meine Zeichnungen anschauen Jaqueline" antwortete Hope und reichte den schwarzen Ordner der erfreuten Blondine. Danach wandte sich die Braunhaarige ihre angefangene Zeichnung wieder zu.

Behutsam strich Jaqueline über den Einband des schwarzen Ordners, denn auf diesen stand HOPE MIKAELSON! Rund um den Namen des Mädchens waren ebenfalls kleinere Zeichnungen abgebildet; ein kleiner Hase mit riesigen Ohren und neugierigem Blick, mehrere Schmetterlinge deren schwarzweiße Flügel sie durch die Lüfte trugen sowie kleine Rehe, die auf Nahrungssuche waren und verschreckt das Weite suchten. Diese Zeichnungen vermittelten Jaqueline schmerzhaft, dass Hope großes Heimweh und Sehnsucht nach ihrer Mutter hatte. Um Hopes Albträume und herzzerreißenden Schreie zu minimieren und ihre Ängste und Sehnsüchte nicht mehr in Zeichnungen festhalten zu müssen wollte Jaqueline ihrer Familie die bittere Wahrheit beichten und sie um Hilfe bitte.

Die Blondine schlug den Ordner auf und blätterte vorsichtig durch mehrere Zeichnungen, deren Inhalt eine glückliche Familie und die Fürsorge einer liebenden Mutter sowie etwas bedrohliches und Düsters darstellten. Einige Zeichnungen stellten eine junge braunhaarige Frau mit einem glücklichen Lächeln in unterschiedlichen Situationen dar; auf einigen hielt sie ein Neugeborenes eingewickelt in eine Decke, auf anderen hielt sie ein zweijähriges lachendes Baby im Arm und auf den letzten stand neben ihr ein sechsjähriges strahlendes Mädchen. Die bedrohlichen Zeichnungen stellten einen entschlossenen blonden jungen Mann an dessen Seite eine verletzte Blondine stand und sich in einer Schar düsterer Gestalten wiederfanden, die ihren endgültigen Tod wollten. Dies konnte sehr deutlich an den tiefschwarzen aufsteigenden Wolken, in denen das grelle blutrot hervorstach, erkennen. Die düsteren Zeichnungen stellten einen weißen großen Lieferwagen dieser gerade die Millionenmetropole New Orleans verließ. In dem Lieferwagen befanden sich vier braune Särge mit einem mittelgroßen M darauf und zwei Insassen, eine braunhaarige Frau hinterm Steuern und ein schlafendes Baby auf dem Beifahrersitz.

Erschrocken über diese detaillierten Eindrücke in Hopes Vergangenheit arbeitete sich Jaqueline vorsichtig weiter durch den schwarzen Ordner und blieb an Zeichnungen hängen, die aus ihrer gemeinsamen Zeit mit ihr stammten. Sie waren weder düster noch erinnerte sie an Hopes dunkle Vergangenheit. Diese Zeichnungen waren voller Farben und spiegelten Hopes glückliche Zeit in Mystik Falls mit Jaqueline wider.

Auf einige Zeichnungen war die Holzhütte der Familie Forbes aus verschiedenen Blickwinkeln gezeichnet wurde, entweder von vorne mit Sicht auf den schönen Wald oder seitlich mit Sicht auf die hohen Bäume, die rund um die Hütte gewachsen waren. Auf anderen war die Blondine selbst aus unterschiedlichen Blickwinkeln gezeichnet. Entweder lächelte sie mit Hope um die Wette, sah verträumt aus dem Fenster und war völlig in ihre Gedanken vertieft oder saß zusammen mit Hope in einer gigantischen Blumenwiese und banden ihren eigenen Blumenstrauß dieser abends auf dem Tisch stand.

Gerührt sah Jaqueline von den Zeichnungen auf und errötete als sie bemerkte, dass Hope sie bereits seit einiger Zeit beobachtete. Mit schimmernden Tränen schlug die Blondine vorsichtig den schwarzen Ordner zu und gab ihn der kleinen Hope zurück, damit sie ihre neusten Zeichnungen abheften und in Erinnerung behalten konnte.

„Bitte räume deine Zeichnungen und Malutensilien zusammen und bringe sie zurück ins Kinderzimmer. Ich möchte mit dir einen kleinen Spaziergang durch die Wälder durch Mystik Falls machen. Dabei lernst du die Umgebung besser kennen und kannst neue Zeichnungen anfertigen. Gleichzeitig möchte ich dir gerne berichten weshalb ich mich zu dieser dämlichen Entführungsaktion bereiterklärte und warum ich meine Familienmitglieder kontaktieren möchte. Wir beide benötigen dringend die Unterstützung meiner Schwester Anna, meines Adoptivsohnes Jaden und meiner Nichte Caroline Hope – denn wir schweben in höchster Lebensgefahr!" sagte Jaqueline ernst und bestimmend.

Sofort sprang Hope auf, sammelte ihre zerstreuten Zeichnungen auf dem Tisch zusammen und legte sie in den schwarzen Ordner. Ihre Malutensilien packte das Mädchen beisammen und mit dem dicken Ordner unter dem Arm flitze sie in das Kinderzimmer. Dort legte sie ihre Unterlagen und Malutensilien ab und rannte zu Jaqueline zurück, die mit einem angespannten Lächeln auf Hope bereits wartete. Bereitwillig nahm Hope Jaquelines Hand und gemeinsam liefen sie einen Waldweg entlang.

Der Waldweg führte durch das Dickicht, zu einer zweiteiligen Weggabelung. Der linke Weg steuerte zwischen dicken Bäumen und alten Hexenhaus vorbei direkt den Wasserfall von Mystik Falls an. Am Wasserfall wurde jedes Jahr der Schulbeginn von den Schülern der High-School gefeiert, sowie auch in wenigen Tagen erneut. Der rechte Weg lotste durch eine grüne saftige Wiese direkt zu einer Lichtung, zu dieser Jaqueline mit der kleinen lebhaften Hope unterwegs war.

Die geheimnisvolle Lichtung lag etwas abseits von Mystik Falls in den Wäldern versteckt dessen Existenz nur wenigen bekannt war. Sie lag auf einen kleinen Hügel, von den hohen dichten Bäumen gut verborgen vor unerwünschten Gästen. Einzelne Baumwurzeln ragten aus der Erde heraus und verschwanden dann wieder im Boden. Der Boden war mit saftigem grünem Gras und feuchten Moos bewachsen, ebenso blühten hier wunderschöne Blumen in all ihrer Pracht. Auf der Lichtung schossen Sonnenblumen in der Höhe und streckten ihr Köpfchen der Mittagssonne entgegen. Auch waren weiße und lilane Lilien mit weißen Flecken darin enthalten ebenso wie orangene Lilien.

Als Hope die Lichtung entdeckte war das kleine Mädchen nicht mehr zu bremsen. Sie rannte durch das grüne Gras und ließ sich in der Mitte der Lichtung auf den Boden fallen. Das Mädchen sah glücklich zu der strahlenden Sonne herauf, die versprach, dass heute etwas Spannendes passieren würde. Hope setzte sich wieder auf und erblickte Jaqueline vor sich, die ihr nachgeeilt war. Die Blondine setzte sich angespannt neben das Mädchen ins Gras und blickte gedankenverloren zu den Sonnenblumen.

„Nicht sehr viele kennen diese wunderschöne Lichtung Hope, wusstest du das eigentlich? Meine Schwestern und ich verirrten uns als kleine Kinder nachts im Wald und zu meiner Kindheit war es uns strengstens verboten nachts herauszuschleichen. Doch Elizabeth, Anna und ich hörten ungern auf unsere strengen Eltern, so warteten wir ab bis sie eines Abends außer Haus gingen und schlichen nach Einbruch der Dunkelheit in den Wald. Ausgerüstet mit Taschenlampen, mehreren Flaschen Wasser, selbstgemachten Käse- und Wurstbroten, Regenschirmen und Decken schlichen wir im Mantel der Dunkelheit hinaus in den mysteriösen Wald. Damals war es zu vermehrten mysteriösen Tierangriffen gekommen, bei denen die Leichen immer blutleer am nächsten Morgen an einem Baum herunterbaumelnd vorgefunden worden war. Für uns Kinder klang das nach gefährlichen Abenteuern und mysteriösen Mordfällen, die aufgeklärt werden mussten. Immer wieder trichterten uns unsere Lehrer und Eltern ein, dass es untersagt war nach Speerstunde in den Wald zu gehen. Doch genau das machte das ganze so spannend und aufregend. Trotz des mehrfachen Verbotes tüftelten meine Schwestern und ich einen Geheimplan aus, diesen wir umsetzen wollten sobald unsere Eltern einen Abend außer Haus waren. Da mein Vater der Sheriff von Mystik Falls war und er im Schichtdienst eingesetzt wurde war er abends regelmäßig nicht zu Hause. Meine Mutter arbeitete auch Schichtdienst, denn sie war Krankenschwester im Krankenhaus von Mystik Falls. Jedoch kam es immer selten vor, dass unsere Mutter wöchentlich zum Nachtdienst eingesetzt wurde. Am Wochenende hatte sie immer regelmäßig Nachtschicht genauso wie mein Vater, doch da passten unsere Großeltern auf uns auf. Doch eines Abends war es soweit, unsere Eltern hatten beide Nachtschichten und unsere Großeltern konnten wegen einem grippalen Effekt nicht kommen. Deswegen beschlossen unsere Eltern, dass wir diesen Abend zum ersten Mal alleine verbringen würden. Langer Rede, kurzer Sinn! Unsere Eltern gingen wie gewohnt zur Arbeit und wir machten uns bereit den mysteriösen Wald zu erkundigen. Elizabeth, Anna und ich packten unsere vollen Rucksäcke und schlichen im Mantel der Dunkelheit in den mysteriösen Wald hinein. Kaum waren meine Schwestern und ich im Wald angekommen begannen unsere Herzen vor lauter Aufregung höher zu schlagen, unsere Atmungen wurden hektisch. Doch nach einigen Minuten verflog die Aufregung und wir liefen mucksmäuschenstill einen langen Waldweg entlang, keine Menschenseele war zu hören oder zu sehen. Nur das Laub, dies unter unseren Füßen rauschelte, verursachte einen kleinen Lärm, ansonsten war alle still. Meine Schwestern und ich liefen weiter, wir wussten nicht wie spät am Abend oder früh am Morgen es war. Doch plötzlich hörten wir es.." erzählte Jaqueline Hope von ihrem ersten nächtlichen Ausflug mit ihren Schwestern.

„Was haben deine Schwestern und du gehört Jaqueline? Bitte erzähle weiter! Wieso hast du aufgehört diese spannende Geschichte zu erzählen? Bitte erzähle mir diese Geschichte zu Ende!" forderte Hope völlig aufgeregt die aufmerksame Jaqueline auf, die ein Nicken von sich gab und antwortete: „Sehr gerne erzähle ich dir diese spannende und zugleich tragische Geschichte zu Ende, Hope. Denn dieses nächtliche Erlebnis zusammen mit meinen Schwestern werde ich immer in Erinnerung behalten, da dies für mich eine wertvolle Lebenserfahrung war. Denn an jenen Abend sichten meine Schwestern und ich zum allerersten Mal einen blutgierigen Vampir."

Freundesstrahlend antwortete Hope: „Daran ist doch nicht schlimmes Jaqueline. Meine ganze Familie sind Vampire, außer meine Tante Freya und ich. Tante Freya ist eine mächtige Hexe, die älteste Schwester meines Dads und genauso wie ich eine erstgeborene Hexe. In unsere Familie werden Erstgeborne Hexen sehr mächtig, sie können ihre Kräfte für guten und schlimme Taten benutzen. Aber Tante Freya und ich nutzen unsere Kräfte nur für das Gute. Das finde ich superklasse. Aber wenn ich jetzt so über meine Familie spreche vermisse ich sie. Ich vermisse meine Tanten und Onkel, ich vermisse meine Mom und meinen Dad. Wann kann ich wieder zu meiner Familie zurückkehren Jaqueline?" Gegen Ende kullerten dem kleinen Mädchen vereinzelt Tränen über die Wangen, die sie schnell wegwischte um keine Schwäche zu zeigen.

„Hope genau deswegen sind wir heute hier auf dieser Lichtung. Auf dieser Lichtung war unsere erste Begegnung mit einem Vampir und gleichzeitig unsere wichtigste Lektion fürs Leben. Unser ganzes Leben bestand aus Lektionen mit facettenreichen Menschen und übernatürlichen Wesen. Doch diese Lektionen ließen uns reifen, Entscheidungen andere hinterfragen und unser bestmöglichstes geben um die vergangenen Fehler nicht zu wiederholen. Und genau solch ein Fehler ist mir passiert Hope. Mir ist ein schwerwiegender Fehler passiert, in diesem du die Hauptrolle spielst. Um diesen Fehler ausbügeln zu können und dich unversehrt zu deiner Familie zurückzubringen müssen wir schnellst möglichst handeln. Wir müssen nach Mystik Falls zurückkehren! Ich werde meiner Familie alles über diese gefährliche Entführungsaktion beichten und sie Hilfe erbitten" offenbarte Jaqueline der fassungslosen Hope die halbe Wahrheit über ihr Verbrechen.

„Jaqueline danke, dass du mit gegenüber endlich offen bist. Darauf habe ich sehr lange gewartet. Jedoch bemerkte ich bereits bei der Übergabe, dass du nicht freiwillig an dieser Entführungsaktion mitwirkst. Diese Vampire, die mich aus dem Kinderzimmer heraus entführten und zu dir nach Mystik Falls brachten, sind die wahren Übertäter an diese Aktion! Dennoch möchte ich jetzt gerne das Ende eures nächtlichen Waldausfluges erfahren" offenbarte Hope ihr kleines Geheimnis der überraschten Blondine.

„Doch plötzlich hörten wir es. Elizabeth und Anna bekamen es mit der Angst zu tun und schutzsuchend zog ich meine beiden Schwestern hinter einen dicken Baumstamm. Hinter den Baumstamm lugten wir hervor. Anna und ich auf der linken Seite und Elizabeth auf der rechten Seite. Das Geräusch, es war ein Rauschen, kam immer näher und näher. Und plötzlich zischte an uns etwas vorbei, es war schneller als ein Rennauto. Wir waren vor Schreck erstarrt, denn wussten wir nicht was gerade an uns vorbeigerauscht war und in welcher Richtung es verschwunden war. Doch ein markerschütternder Schrei einer jungen Frau holte uns aus der Erstarrung und schnellst möglichst rannten wir den Frauenschreien hinterher. Meine Schwestern und ich wollten der armen Frau zu Hilfe eilen, doch es war bereits zu spät! Als wir ankamen waren die Frauenschreie verstummt und vor uns stand eine Gestalt halb im Schatten verborgen. Diese Gestalt hielt eine leblose Frau in den Armen und ließ diese einen Moment später achtlos auf den Boden fallen. Im nächsten Moment drehte sich die Gestalt zu uns. Sie fixierte uns mit ihren blutroten Augen. Dies war der Augenblick, in diesem wir erkannten, dass es sich bei diesen mysteriösen Tierangriffen um Vampirangriffe handelte. Und der Mörder der blutleeren Leichen stand direkt vor uns. Der Vampir starrte uns mit einem gefährlichen Blick an und plötzlich war er im Mantel der Dunkelheit verschwunden. Doch meine Schwestern waren erstarrt vor Angst und deswegen packte ich jeweils einen Arm der beiden. Und wir rannten, wir rannten um unser Leben! Wir hörten nicht auf unsern schnellen Herzschlag und die verzweifelten Rufe unserer Eltern in der Ferne. Wir hörten nur das verdächtige Rauschen, dies uns signalisierte, dass der Vampir meine Schwestern und mir dicht auf den Fersen waren. Wir bemerkten nicht, dass wir inmitten des Waldes auf einer geheimnisvollen Lichtung angelangt waren, sondern rannten weiter, rannten weiter bis wir das verdächtige Rauschen nicht mehr hinter uns hörten. Erst danach hielten wir an und verschnauften nach dieser reflexartigen Fluchtaktion. Verwirrt blickten wir uns um und stellten fest, dass der Vampir die Verfolgung aufgegeben hatte, doch wussten wir nicht das uns ein Werwolf das Leben rettete indem er das blutgierige Monster mehrfach biss. Der Vampir erlag am tödlichen Werwolfbiss" erzählte Jaqueline ihrem nächtlichen Ausflug zu Ende.

„Das hört sich richtig spannend und gruselig an. Eine Gruselgeschichte um Kinder davon abzuhalten unerlaubte Nachtaktionen mit seinen Geschwistern oder Freunden zu unternehmen. Gab es danach noch Ärger mit euren Eltern Jaqueline? Bitte erzähle weiter!" quengelte Hope neugierig und ergeben setzte die Blondine den geschichtlichen Verlauf des Abends fort.

„Unsere Eltern fanden uns wenig später auf der geheimnisvollen Lichtung und waren erleichtert uns wohlbehaltend vorzutreffen. Unsere Mutter nahm meine Schwestern und mich heulend in den Arm, sie machte sich Vorwürfe weshalb unsere Großeltern an diesem Abend einen grippalen Effekt erlagen und nicht kommen konnten. Unser Vater stand stillschweigend und mit ernstem Gesicht neben uns, sein finsterer Blick direkt auf mich gerichtet. Zusammen mit den anderen Suchbeteiligten traten wir den Rückweg an. Während unsere Eltern sich bei ihren Freunden und Bekannten für die tatkräftige Unterstützung bedankten versuchten meine Schwestern und ich ungesehen ins Kinderzimmer zu gelangen. Doch der Fluchtversuch ging schief und wir fanden uns auf der Couch im Wohnzimmer wieder. Unsere Eltern standen streng vor meinen Schwestern und mir, sie hielten uns eine Strafpredigt und gaben insbesondere mir als Älteste die Schuld an diese Nachtaktion. Meine Schwestern und ich bekamen drei Wochen Stubenarrest, außer zu Schulzeiten durften wir nicht das Elternhaus verlassen. Während dieser Zeit gab es viele Streitereien wegen Kleinigkeiten sowie Diskussionen und Theorien um diesen blutgierigen Vampir. Unsere Vermittlungen schrieben meine Schwestern und ich in einem Notizheft nieder. Damit unsere Eltern dieses Exemplar nicht fanden versteckte jede von uns zwei Nächte das Notizheft an einem geheimen Platz. Wir verrieten uns niemals gegenseitig unser geheimes Versteck im Zimmer falls unsere Eltern dahinterkommen sollten, dass wir ihnen nicht die Wahrheit beichten konnten. Dieses Ritual haben wir beibehalten bis unsere Eltern ermordet wurden..." erzählte die Blondine die Geschichte ganz zu Ende. Tränen schimmerten in ihren Augen, die sie schnell wegwischte um keine Schwäche zu zeigen.

„Da haben wir wohl etwas gemeinsames Jaqueline. Du vermisst deine Eltern, weil du sie von Herzen geliebt hast. Und ich vermisse meine Eltern schmerzlich, weil ich sie seit Tagen und Jahren nicht mehr sehen habe. Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht wie mein Vater in Wirklichkeit aussieht. Das ist doch bescheuert, oder? Eine Tochter, die nicht das Aussehen ihres Vaters kennt, weil sie ihn zum letzten Mal mit zwei Jahren gesehen hat. Und jetzt bin ich bereits sechs Jahre alt" sagte Hope mit Tränen in den Augen.

„Du hast deinen Vater seit vier Jahren nicht mehr gesehen. Aber wieso das denn nicht meine Kleine? Unter diesen extremen Umständen und meinen begangenen Fehlers werden wir heute Abend Kontakt mit meiner Familie aufnehmen. Ich werde nicht länger zusehen wie du unter der Abwesenheit deiner Familie, insbesondere deiner Eltern, leidest nur weil mächtige Feinde von Klaus Mikaelson Vergeltung an ihm nehmen möchten" sagte Jaqueline entschlossen und stand auf.

„Was meinst du damit, dass mächtige Feinde von meinem Dad Klaus Mikaelson Vergeltung an ihm nehmen möchten und wofür? Haben sie etwa mich entführt Jaqueline? Sind diese Vampire bereits in Mystik Falls und haben uns bereits die ganze Zeit über belauscht?" durchlöcherte die verängstige Hope die erstarrte Blondine.

Jaqueline sah sich alarmierend um, doch konnte sie keinen verdächtigen Schatten oder Bewegung im Wald wahrnehmen. Sie nahm die Braunhaarige auf ihren Arm und rannte los. Rannte denselben Weg zurück, denn dies zuvor zur Lichtung genommen hatte. Hoffend, dass die zwei Vampire nicht bereits im Schatten lauerten und auf die ideale Möglichkeit warteten Hope Mikaelson wieder in ihre Gewalt zu bringen.

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Death Vamp

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