Epilog
Bericht an alle im Königshaus:
Unser König Krestor hat den Verstand verloren! Er hat sich dem Gesindel erbarmt, das durch unsere Straßen kreucht und unsere Stadt verpestet. Das kleine Biest, das heute hätte sterben sollen, hat ihn mit ihren Heucheleien verführt und ihn auf beiden Augen blind gemacht, für das, was für einen König von Wichtigkeit ist. Er glaubt, seine Untertanen dürfen nicht unterschiedlich behandelt werden. Diese Lügen hat diese Schlange ihm ins Ohr geflüstert und er war zu schwach, ihnen zu widerstehen. Wir brauchen keinen schwachen König. Wir brauchen keinen König, der unsere Gefangenen befreit und sie irgendwohin bringt, wo wir sie nicht finden können.
Was wir brauchen ist Stärke. Einen Regenten, der uns von dieser Seuche des Widerstandes befreit. Einen Herrscher, der die bestraft, die nicht tun, was man von ihnen verlangt und die hinrichtet, die Lügen in die Luft spucken.
Hiermit enthebe ich unseren schwachen König offiziell aus seinem Amt und setze ihn fest. Wer ihn erblickt, melde es den Soldaten.
Damit ist einer neuer König von Nöten und da meine Wenigkeit das nächst höchste Amt inne hat, fällt diese Ehre mir zu. Meine Krönung veranlasse ich sobald wie möglich und ich verlange, dass sie öffentlich für jeden sichtbar, auch für die Ratten in den Gassen, abgehalten wird.
Unterzeichnen, der neue König
Mauritius
Zur gleichen Zeit
Die Wellen streichen sanft über den Sand. Ich höre das Zischen, wenn die kleinen, winzigen Körnchen von der Säure angegriffen werden. Erstaunlicherweise bleiben sie dennoch bestehen. Über die Jahre hat sich ihre Oberfläche an die ätzenden Wellen angepasst. Sie ist viel stabiler und resistenter als jene, die sie einst hatten. So viel Kraft das Meer auch hat und so weit der Sand getragen wird, zerstört wird er nicht. Irgendwo am anderen Ende der Welt wird er wieder angespült. Auch kleine Dinge können größeren Mächten widerstehen. Es braucht nur Willenskraft. Wie gerne würde ich meine Füße von den Wellen umspülen lassen. Ich vermisse dieses Gefühl auf meiner Haut. Noch immer versucht mein Gehirn, das Geschehene zu verarbeiten, während es sich gleichzeitig mit derartig banalen Dingen abzulenken versucht.
Mein Blick fällt auf den kleinen zerbrechlichen Gegenstand in meinen Händen. Meine Augen waren verbunden als ich sie berührte. Die Kutsche, in der ich saß, schaukelte so stark, dass ich fürchtete, sie würde mir herunterfallen und am Boden zerschellen. Doch wie durch ein Wunder passierte dies nicht. Er hat sie mir gegeben und ich brauchte nichts zu sehen, um zu wissen, was es ist. Mit zitternden Fingern klappe ich die wunderschöne Spieluhr auf und die mir so bekannte Melodie erklingt. Ich stehe an dem selben Strand wie damals. Ein unschuldiges Kind war ich. Mir war noch nicht bewusst, wie die Welt funktioniert und die Inschrift habe ich nie verstanden.
Heute denke ich an meine Eltern und lasse den Tränen zum ersten Mal seit langem freien Lauf. Es ist, als hätten sie schon damals gewusst, was einmal aus der Welt werden würde, so wahr sind die Worte, die golden auf dem roten Holzdeckel schimmern: "Wir haben eine Wahl. Wir können leben oder wir können existieren."
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