12. Mai 3091

22.17 Uhr  An meine Gefühle,

Ich sage euch, bitte reißt euch zusammen. Es ist gefährlich sich zu verlieben. Ich glaube nicht, dass ihr auf mich hören werdet und ich denke in meinem Inneren will ich es auch nicht. Nur mein Kopf sagt, dass es nicht der richtige Moment ist. Trotzdem. Kennst du dieses Gefühl, wenn du mit jemandem deine Zeit verbringst und ihr euch immer näher kommt? Man merkt es gar nicht richtig. Lijah und ich reden gern miteinander. Irgendwie ist es komisch, aber wir reden über die Zukunft. Nicht darüber, dass alles zerstört sein wird. Darüber, dass er ein Haus haben will und eine Frau. Und Kinder. Vielleicht mag das naiv sein, aber ich wünsche mir das Gleiche. Einfach einen Ort des Friedens. Wir haben so oft uns ausgemalt, wie es wäre, wieder in einer grünen Wiese zu liegen und sich Sorgen darüber zu machen, wo man in den Urlaub hinfahren soll. Jedes Mal haben wir so laut gelacht, dass wir verwirrte Blicke ernteten. Doch nur für einen Augenblick. Dann lächelte man uns an. Jedes Mal. Ein warmes Schmunzeln und glänzende Augen. Was war denn der Grund dafür? Bis gestern habe ich es nicht verstanden, oder ich habe es mir auf jeden Fall nicht eingestehen wollen. Die so zufällig wirkenden Berührungen meiner Hände, als Lijah meine Schiene anlegte, das stetige Grinsen auf meinem und seinem Gesicht, wenn wir uns ansahen, die Neckerein zwischen uns, wenn wir uns ein Brot oder ein Stück Käse teilten. All das wurde von Tag zu Tag selbstverständlicher. Vermutlich war es vorhersehbar. Für mich nicht. Wir hielten uns an den Händen und er hielt mich in seinen Armen, damit ich nicht frieren musste und beruhigt einschlafen konnte, weil ich wusste, dass er da war. Gestern Abend war es genauso. Wir machten Späße und ich zog ihn gerade damit auf, dass seine Augen fast im Dunkeln leuchten könnten. Er sah mich einfach nur an. Dann küsste er mich. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben. Man taucht irgendwie in eine neue Welt. Es ist einfach so skurril. Um einen herum sterben Menschen und trotzdem ist man für einen Moment glücklich. Wirklich glücklich. "Ich liebe dich Hope. Und ich weiß, es klingt total kindisch, aber das schon vom ersten Moment, an dem ich dich gesehen habe." Ich konnte nicht antworten. Mein Lächeln musste genügen. Der Elijah, der sonst immer nur abgebrühte Kommentare für seine Umgebung übrig hatte, machte sich Sorgen, dass etwas kindisch sein konnte, was er tat. Heute strahle ich noch immer. Es kommt einem blöd vor, dass man lachen kann, aber ich kann es auch nicht zurückhalten. Jetzt wo es gesagt ist, weiß ich, dass es die Wahrheit ist. Er liebt mich und ich ihn. Und genau das macht mir jetzt auch Angst. Jetzt sind wir beide verletzlich. Wir waren es schon vorher, aber jetzt wissen wir warum. Ich weiß, dass etwas passieren wird. Etwas schreckliches. Aber ich versuche es zu verdrängen. Mein Bauch sagt mir, dass es ein Fehler ist, an Hoffnung und Glück zu glauben, aber ich will nichts anderes tun. Ich will glücklich und hoffnungsvoll sein. Ich will keine Angst mehr haben müssen, sondern einfach nur mit Lijah mein Leben leben. Gerade ich müsste wissen, dass es nicht geht, aber ich blende es aus; schiebe es beiseite. Ein Schatten, der über allem liegt, was wir tun, den ich aber nicht wahrzunehmen versuche. Bitte lass mich einmal glücklich sein. Glücklich verzweifelt.

Hope

Hey hey,
Meint ihr das ging zu schnell? Ich wäre euch dankbar für etwas Feedback, weil ich bisher immer nur düstere Sachen geschrieben habe.
Danke schon mal.
Miracleworld

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