Kapitel 3
Ich steckte den linken meiner Kopfhörer in mein Ohr, startete einen Song und setzte mich in Bewegung Richtung Eingang. Es war eine riesige Doppeltür aus Eichenholz. Der Lack war zwar schon dezent abgeblättert, aber die schönen Verzierungen waren trotzdem noch zu erkennen. Bevor ich jedoch eintrat, hörte ich ein lautes Quietschen hinter mir, welches sehr wahrscheinlich vom rostigen Zauntor kam. Ich drehte mich langsam um und sah einen Fuchs am Tor sitzen, er hatte das Tor bewegt. Er saß nur da und starrte mich an, sah dann rüber auf unser Grafitti. Anschließend knurrte er, stand auf und verschwand im wuchernden Gestrüpp vor dem Zaun.
Ich wendete mich wieder zur Tür und drückte gegen sie, ich weiß auch nicht, wieso meine Freunde sie wieder zu gemacht haben. Die Tür öffnete sich nur beschwerlich und mit viel Mühe und knarzte bei jedem Zentimeter.
Als ich sie dann geöffnet hatte, hab ich den ersten Schritt in das Gebäude gewagt.
Ein kalter Luftzug zog an mir vorbei und peitschte mir buchstäblich den strengen Lavendelgeruch ins Gesicht.
Nach ein paar Schritten rief ich dann leise nach meinen Freunden, doch es kam keine Antwort. Ich versuchte es mehrmals, doch jedes Mal ohne Erfolg.
Ich atmete immer hastiger und schaute unruhig um mich, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich drehte mich ruckartig um und holte dabei aus. Es war einer meiner Freunde, der mich erschrecken wollte und jetzt hatte er einen großen roten Abdruck von meiner Rückhand auf seiner Wange. Mein anderer Freund kam anschließend aus einer Ecke und lachte sowohl mich, als auch mein Gegenüber aus. Wir fanden es beide nicht so lustig wie er, aber ich kann mir vorstellen, wie dämlich es ausgesehen haben muss.
Nachdem wir uns alle beruhigt hatten, schauten wir uns in der großen Eingangshalle um, durchsuchten die ganzen Kommoden und stöberten in Briefen, welche in den Kommoden und Schränken verstaut waren.
Es war ganz interessant zu sehen, welche Kinder hier früher gelebt haben, bevor...naja...sie alle starben. Ich fand auch Unterlagen zu einem Jungen namens Leroy. Er war von Geburt an Behindert und wurde von seiner Mutter kurz danach verstoßen. Er saß sein ganzes Leben lang im Rollstuhl und war auf andere angewiesen...er hätte gar nicht erst versuchen können, vor dem Feuer zu entkommen. Oder ein anderes Kind, war ein 10 jähriges Mädchen namens Aveline. Sie litt jahrelang unter Psychose, hörte Stimmen in ihrem Kopf. Dort stand geschrieben, dass es mehrmals dazu kam, dass sie versucht hatte, ihren Kopf an der Wand einzuschlagen, weil sie meinte, dass „die Stimmen" es ihr befohlen haben und das mit 10.
Nach einigen Minuten haben wir uns wieder in der Mitte des Raumes getroffen und uns von dem erzählt, was wir gefunden haben. Es war komisch, denn irgendwann wurde uns bewusst, dass sämtliche Unterlagen trotz des Feuers unbeschädigt waren. Sie waren lediglich mit einem dicken Staubfilm überzogen. Allgemein war das Haus, wie es die Mythen bereits sagten, in einem vergleichsweise guten Zustand, naja, für eine eigentlich verbrannte Ruine.
Wir teilten uns wieder auf und stöberten weiter. Als sich irgendwann meine Playlist wiederholte, wurde mir klar, dass bereits eine Stunde vergangen war. Ich stand auf und sammelte die Jungs ein. Wir gingen gemeinsam raus, schlossen die Tür und bewegten uns zu unserem Zelt. Wir schafften es noch rechtzeitig, Holz für das Feuer nachzulegen, bevor es erlöschen konnte. Wir grillten uns ein paar Würstchen über dem Lagerfeuer und danach löschten wir es. Irgendwie ironisch, dass wir ein Feuer an einem Haus machten, in dem es mal gebrannt hatte. Wie dem auch sei, wir gingen alle in das Zelt, machten es zu und befestigten zur Sicherheit ein Zahlenschloss an dem Reißverschluss.
Es war eine ruhige Nacht, man hörte nur das Rascheln der Blätter, ein paar Grillen und hin und wieder auch eine Eule. Ich schlief relativ schnell ein und ich hab eigentlich auch gut geschlafen, bis ich von einem lauten Summen geweckt wurde. Es hörte sich an wie eine junge Frau, die grad ein Wiegenlied mitsummte. Ich weckte meine Freunde und fragte sie flüsternd, ob sie das auch hörten und sie nickten mir zu. Das Summen kam aber auch nicht näher, sondern bewegte sich zu der Tür des Hauses hin und verstummte nach kurzer Zeit auch komplett. Es war egal, wer von uns am ängstlichsten war, wir haben alle gezittert. Wir konnten alle in dieser Nacht nicht mehr schlafen, stattdessen bewaffneten wir uns mit dem was wir hatten, d.h. Mit kleinen Taschenmessern, den Stöcken, die wir zum Würstchen-Grillen benutzt haben und einem Golfschläger, fragt mich nicht, wieso mein Freund ihn mitgebracht hat. Wir beschlossen bis zum Morgen zu warten und dann gemeinsam rein zu gehen. Ich schlief auch relativ schnell wieder ein, doch diesmal habe ich von Kinderschreien geträumt, nichts gesehen, nur gehört.
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