Kapitel 35 | Flucht

|Flucht|
„Ich kann zahlen", sagte ich, doch genau in diesem Moment gab Harry dem Taxifahrer Geld. Er grinste mich an, dann gab er dem Mann noch 20 Pfund mehr. Dieser bedankte sich überschwänglich und fuhr dann davon. Spielerisch boxte ich gegen Harrys Schulter. „Den hast du glaube ich gerade sehr glücklich gemacht. Bei mir wäre nicht so viel Trinkgeld rausgesprungen."

„Deswegen zahle ich", antwortete er und warf einen Blick auf sein Handy. „Aber Harry..." Er sah auf. „Lass das bitte keine Angewohnheit sein, nicht, dass es später noch so rüberkommt als wäre ich wegen dem Geld mit dir zusammen." Fest entschlossen verschränkte ich meine Arme. Der Braunhaarige steckte sein Handy ein und lächelte mich mit seinen Grübchen an. „Ich weiß doch, dass du es nicht bist." In meinem Bauch tanzten die Schmetterlinge. „Stimmt", hauchte ich und küsste ihn sanft. Er vertraute mir. Einige Sekunden blieben wir noch dicht voreinander stehen und sahen uns einfach in die Augen. Unsere Gefühle füreinander waren noch zart, doch mit jedem Moment den ich mit ihm verbrachte, schien das Band stärker und intensiver zu werden.

"Aber nicht jeder weiß das", meinte ich und ließ die Schultern hängen. Er nahm mich in den Arm. Beruhigend schaukelte er ein bisschen hin und her. "Ist egal, Melina. Solange wir beide es wissen, ist es egal was die anderen denken", flüsterte er liebevoll in mein Ohr. "Ja", seufzte ich und umschlang ihn fester. Ich wusste, er bezog dies nicht nur auf die Sache mit dem Geld. Langsam lösten wir uns und schlenderten zu der Villa, in der Harrys Geburtstag gefeiert wurde.

Der Bodyguard, der mich zwar misstrauisch musterte, aber Harry mit einem Zwinkern sofort durchließ und der Fahrstuhl den wir benutzen mussten, machten mich so nervös, dass ich nicht still stehen konnte. Ich zupfte meine Kleidung zurecht, tippelte mit dem Fuß auf den Boden und ließ meinen Blick gleichzeitig misstrauisch im Fahrstuhl umherhuschen. Harry nahm lachend meine Hand. „Hey, du brauchst nicht nervös zu sein." Ich starrte ihn an. „Nein nur nicht! Ich bin total underdressed, bin so berühmt wie eine Tomate, sehe in Gegensatz zu diesen ganzen Stars aus wie ein Stein und trotzdem wird Aufmerksamkeit auf mir liegen, weil sie zu 99,9 Prozent auf dir liegt und ich deine neue Freundin bin!", ratterte ich runter und trat einen Schritt von der Tür weg, als der Fahrstuhl oben ankam. „Tief durchatmen und lächeln", war sein Kommentar bevor sich die Türen öffneten.

Ich entzog meiner Hand Harrys als dieser sich in Bewegung setzte und wich weiter zurück. Er zog die Augenbrauen zusammen, sagte aber nichts und trat zwischen die Türen, damit sie sich nicht schlossen. Kluger Schachzug. Plötzlich entdeckte jemand Harry. „Styles, endlich tauchst du auf! Happy birthday Buddy!" Sobald die Anderen das mitbekamen, brachen sie in Jubel aus, riefen wild durcheinander Glückwünsche und ließen die Champagner Korken knallen.

Der Brite lächelte, dann grinste er diabolisch und noch bevor ich mich fragen konnte wieso, drehte er sich zu mir, verflocht unsere Hände wieder miteinander und zog mich in das riesige Penthouse. Er wirbelte mich so schwungvoll herum, dass ich gegen seine Brust prallte und viel zu perplex war, um den Kuss den er mir vor allen Leuten gab, zu verhindern. Mit rotem Kopf flüsterte ich ein vorwurfsvolles „Harry" und starrte auf den Boden um die Blicke der Umstehenden zu meiden. Die schienen jedoch sehr erfreut über diese Vorstellung und johlten und klatschten. Wut kochte in mir hoch. Ich war kein Tier, dass im Zirkus eine Vorstellung gab. Vielleicht würden andere sagen, das sei doch nicht so schlimm, aber ich hasste es der Mittelpunkt jeglicher Aufmerksamkeit zu sein. Damit war nicht gemeint, dass ich total schüchtern in allen Situationen des Lebens war, sondern eben dann, wenn viele Menschen, das begutachteten und darüber urteilten, was ich tat.

Ich versuchte klar zu denken. Von Harry abzuweichen wäre peinlich. Ich schaute zu ihm hoch. Er sprach lachend mit seinen Freunden. Zwar lagen immer noch Blicke vieler auf uns, doch die meisten hatten sich wieder dem Tanzen oder Trinken zugewendet.

„Das ist Melina, meine Freundin", stellte der Brite mich einer Gruppe von jungen, gut aussehenden Leuten vor. Höflich und mit aufgesetzten Lächeln schüttelte ich jede Hand und murmelte Begrüßungen. „Wir haben schon gesehen", zwinkerte mir eine hübsche Blondine zu. Sie war groß, schlank, hatte ein schönes Gesicht und trug ein knappes, schwarzes Kleid. Ihrem Akzent nach, konnte ich sie als Amerikanerin identifizieren. Sie kam mir definitiv bekannt vor. Harry lachte und ich wusste nicht ob es echt war oder nicht. „Sie ist manchmal ein wenig schüchtern und ich hatte Angst, wenn ich nicht sofort hier allen zeige, dass sie zu mir gehört, quatscht jemand sie noch an!"

Alle lachten, doch eigentlich fand ich Harrys Aussage überhaupt nicht lustig. „Ich glaube ich muss euch Harry für ein paar Minuten entführen", flötete ich in die Runde und nahm die Hand des Lockenkopfes, um ihn wegzuziehen. Den Kommentar „Aber treibt's nicht zu wild" und das darauffolgenden Gegröle versuchte ich zu ignorieren. Während ich Harry durch die Leute zog und nach einem geeigneten Ort Ausschau hielt, klopften ihm immer wieder Freunde auf die Schulter und versuchten ihn in ein Gespräch zu verwickeln, doch ich verstärkte den Griff und schleppte ihn erbarmungslos weiter. Sogar bei dem schlauen Spruch „deine Kleine hat dich aber ganz schön im Griff", konnte ich mein Lächeln aufrechterhalten, doch in dem Moment als ich die Tür des Badezimmers, welches ich als guten Ort auserkoren hatte, hinter uns schloss, starb dieses Lächeln.

Noch sah er belustigt aus und wollte zu einer Frage ansetzen, doch ich unterbrach ich. „Was sollte das?!", fragte ich aufgebracht und lief im Raum auf und ab. „Was sollte was?" Entrüstet blieb ich stehen und kniff die Augen zusammen. „Du weißt genau was ich meine! Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt, wie du!" Er blinzelte mich an. „Wie ich? Ich..."

„Oh nein, Harry, wag es nicht das zu leugnen! Du liebst die Aufmerksamkeit, schließlich ist sie quasi die Essenz deines Berufes!" Jetzt schien er auch verärgert. „Eben, es ist mein Beruf, also musst du damit klarkommen. Denn es gehört dazu und wenn du jetzt schon weißt, dass du das nicht aushältst, dann machen wir am besten jetzt sofort schluss, das Leid kann ich mir ersparen!" Mein Mund klappte auf. „Dein Ernst? Du hast mich doch vor allen geküsst, obwohl ich dir schon im Aufzug erzählt habe, wie unwohl ich mich dabei fühle!" Sein Brustkorb hob und senkte sich bei dem Versuch die Wut zu unterdrücken. „Bitte, lass uns nicht heute streiten", sprach er mit gesenktem Ton und sah mich eindringlich an, doch ich war auf 180. „Dann morgen oder wie?"

„Melina."

„Nein, ich möchte das jetzt klären, ich finde es nicht in Ordnung..." Er sah mich flehend an. „Bitte hör auf." Kopf schüttelnd wollte ich fortfahren, doch er schlug so heftig mit der Faust auf die Kommode neben uns, dass ich erschrocken innehielt. „Du warst es, die hier unbedingt hin wollte, jetzt stell mich nicht als den Bösen dar. Ich versuche doch dich von der Öffentlichkeit fernzuhalten, aber..." Seiner Wut wich Verzweiflung. Müde rieb er sich durchs Gesicht. Überfordert starrte ich ihn an. Als ich die plötzliche Stille die folgte nicht mehr aushielt, flüchtete ich aus dem Raum.

Hey,
heute mal wieder ein neues Kapitel. Ich bin letzten Sonntag zurück aus dem Urlaub gekommen und habe zwar Montag und heute noch Karneval gefeiert, hatte aber Gott sei dank noch Zeit zu schreiben.

Feiert ihr Karneval?

Wenn ja, als was wart ihr dieses Jahr verkleidet?

Ich bin irgendwie nicht ganz zufrieden mit diesem Kapitel, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem. (Ich glaube die billigen Karnevalssüßigkeiten sind schuld;)

Alles Liebe und Kölle Alaaf,

Lia

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