Kapitel 20 | Umgebracht
|Umgebracht|
An diesem Abend musste ich feststellen, dass man mit Niall Horan wirklich viel Spaß haben konnte. Ja, vielleicht versuchte er mich auch nur betrunken zu machen, damit ich ausplauderte was er wissen wollte. Aber ehrlich gesagt war es mir egal, solange ich damit der Konversation mit meinem Vater entgehen konnte. Meine Mutter saß mit ein paar anderen gleichaltrigen Frauen an einem Tisch und unterhielt sich angeregt. Außer ein kurzes „Hallo" wechselten wir keinerlei Worte - was mich nicht besonders störte.
Sowie mein Alkoholspiegel stieg, stieg auch meine Hemmungslosigkeit. Mittlerweile waren Horan und ich wieder unten, hatten schon an mehreren Trinkspielen teilgenommen und waren schließlich auf der Tanzfläche geendet. Während ich ohne eitel zu sein behaupten konnte, gut tanzen zu können, war Niall eine einzige Katastrophe. Ich lachte schallend als er versuchte lässig zu wirken und dabei aussah wie eine drogensüchtige Schildkröte. Beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust. „Niall...nicht traurig sein. Ist doch egal.", grinste ich und kniff ihm in die Wange. Er schlug meine Hand weg. "Ich glaube bis es mir egal ist, brauche ich noch ein paar Shots.", meinte er. „Na gut, dann geh ich mal kurz für Ladies.", schrie ich über den Lärm hinweg. „Was?!", fragte er und beugte sich mehr zu mir um mich besser zu verstehen. „Boah Niall, ich muss auf Toilette!" Er machte ein ah ach so - Gesicht und verschwand in Richtung Bar.
Dümmlich grinsend (ich wusste nicht einmal wieso), machte ich mich auf den Weg und scheute mich auch nicht den Leuten klar zu machen, dass ich wissen wollte wo die Toiletten waren. Gerade als ich auf dem Rückweg war und darüber philosophierte wieso sich in Spiegeln Dinge spiegelten (dritte Phase der Wirkung von Alkohol auf mich), fing Phil mich ab. Er schwankte bereits gefährlich und seine Alkoholfahne roch ich bis hier. „Melina. Hab' isch schon jesagt wie heisch isch dit find?", nuschelte er und versprach sich beim Reden so oft, dass es schwer war ihn zu verstehen. Ich war zwar auch betrunken, meine Koordinaten war bereits im Eimer und meine Gedanken komisch, aber Mr Hess war sturzbesoffen. „Sie sind betrunken.", sagte ich und wollte mich aus dem Staub machen, aber der Mann hielt mich mit einer Schnelligkeit und Stärke fest, die ich ihm in diesem Zustand nicht zugetraut hätte. „Isch wollt' aber noch ein bischel Spaß haben!", grinste er dreckig und zog mich näher zu ihm in den halbdunklen Flur.
Angst kroch in mir hoch und verdichtete den Nebel in meinen Gedanken nur noch mehr. „Lassen sie mich los!", kreischte ich und drückte ihn von mir weg. Er lachte sein schmieriges Lachen und verstärkte den Griff um meine Handgelenke. „Lassen. Sie. Mich. L-" Mr Hess stolperte. Sämtliche Luft entwich meinen Lungen als ich zwischen ihm und der Wand eingedrückt wurde. Tränen traten mir in die Augen und die Ränder meines Sichtfelds flimmerten gefährlich, da er in seiner Position verharrte und sein ganzes Gewicht auf mir lastete. „Luft.", röchelte ich und endlich brachte er ein paar Zentimeter Abstand zwischen uns. Gierig saugte ich den Sauerstoff in meine Lungen auf. Mit seiner Zunge fuhr der Schwarzhaarige über meinen Hals. Angeekelt kniff ich meine Augen und Lippen zusammen und versuchte meinen Hals wegzudrehen. Harry, Joshua, Niall, irgendwer. Bitte, einfach irgendwer. Helft mir. Ich stieß ein Wimmern aus als Mr Hess hinter meinem Ohr anfing zu saugen und sein Dreitagebart meine Wange aufkratzte. „Bitte, aufhören.", hauchte ich.
Er riss meine Handgelenke weiter nach oben, sodass ich nur noch mit Zehenspitzen den Boden berührte. Ich jaulte auf vor Schmerz. Denk an etwas anderes. Er widmete sich meinem Dekolleté. Denk an etwas anderes. Ein Schauer aus Ekel überlief mich. Womit hatte ich das verdient? Ich könnte um Hilfe schreien, doch Scham und Angst schnürten mir die Kehle zu. Plötzlich ließ der Druck an meinen Handgelenken nach und Mr Hess wurde von mir weggerissen. Meine Beine knickten unter mir weg und ich landete unsanft auf dem Boden. Benommen und verängstigt blieb ich liegen. Ich fühlte mich beschmutzt und schwach, wollte aufwachen aus diesem Albtraum. Keine Ahnung, ob Sekunden, oder Minuten vergangen waren, bis jemand zaghaft meinen Namen nannte und seine Hand auf meine Schulter legte. Allein bei dieser Berührung zuckte ich zusammen und Tränen bahnten sich ihren Weg über meine aufgekratzte Wange. Die Hand zog sich zurück, aber ich spürte die Anwesenheit meines Retters weiterhin neben mir.
Ich reagierte auf nichts, hoffte wenn ich die Augen nur lang genug schloss, würde das Alles nicht passiert sein. Aber etwas erfasste dann doch meine Aufmerksamkeit. „Go to sleep upon my shoulder
All the world is sleeping
'Till the night times' still is over
Parents watch is keeping
Snuggle down and cuddle in
All the world is sleeping
'Till the light returns again
Parents watch is keeping" Es war das Schlaflied, dass meine Eltern mir als ganz kleines Kind vorgesungen hatten. Wo sie mir noch jeden Abend „Gute Nacht" sagten, bevor ein Kindermädchen ihren Platz einnahm und sie nie Zuhause waren. Es war das erste mal seit gut 15 Jahren, dass mein Vater sich liebevoll um mich kümmerte. Ohne jegliche Forderungen und Erwartungen. Ich blickte auf. Er sah mich an. Seine blau-grünen Augen blickten sorgenvoll und weich auf mich herab. Zaghaft strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Es tut mir Leid. Ein guter Vater hätte gewusst, was dieser Mann will." Ich wollte ihn anschreien, ihm sagen er sei nie ein guter Vater gewesen. Nie da wenn ich ihn brauchte, abweisend und kalt wenn er die Möglichkeit hatte. Er hatte mich allein gelassen und trotzdem Druck aufgebaut und Forderungen gestellt. Aber ich konnte es nicht. Weder ihm das zu sagen, noch in irgendeiner anderen Form stark zu sein.
„Dad.", schluchzte ich und streckte dem Mann im Anzug meine Arme entgegen. Er zögerte keine Sekunde und zog mich in eine feste Umarmung. Eine Last fiel von meinen Schultern, die ich die ganze Zeit unbewusst mit mir herumgetragen hatte. „Wo ist er?", fragte ich schließlich. „Da wo er nie jemanden mehr irgendwas tun kann." Ein schrecklicher Gedanke schoss mir durch den Kopf. Konnte am Restalkohol liegen. „Hast du ihn etwa...etwa umgebracht?", flüsterte ich erschrocken. „Gott nein, Melina! Ich habe ihm nur K.O geschlagen und werde die Polizei informieren!" Erleichtert atmete ich aus. „Gehen wir?" „Ich helfe dir hoch." Wackelig kam ich auf die Beine. Meine Handgelenke waren dunkelblau und verfärbten sich bereits lila. „Mistkerl.", murmelte mein Vater und half mir Richtung Ausgang. Erst bei Garderobe fiel mir Niall wieder ein. „Stopp, Niall wartet noch auf mich. Er weiß nicht...", piepste ich. „Horan wartet auf dich? Er hätte gefälligst nach dir sehen sollen, als du ihn brauchtest. Jetzt darf er gerne im Ungewissen bleiben." Sein Ton machte klar, dass es keine Wiederworte geben sollte.
Die kalte Nachtluft ließ mich endlich wieder klar denken. Harry. Ich wollte ihn doch zurückrufen. Doch ich schämte mich für das Geschehen vor wenigen Minuten. Der Lockenkopf würde niemals davon erfahren.
Hey,
Puh, zweite Schulwoche nach den Sommerferien und schon stehen die ersten Tests an. Und statt zu lernen, schreibe ich Geschichten. Super Sache! Ich habe übrigens die Beschreibung von meinem Profil geändert, schaut doch mal rein. ;)
Seit ehrlich, habt ihr Melinas Vater als Retter kommen sehen?
Was sagt ihr zu Mr Hess' Vergehen? Zu unrealistisch?
Alles Liebe
Lia
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