Kapitel 18 | Schlechtes Timing
|Schlechtes Timing|
Um viertel nach sieben, stand ich in einem schlichten, knielangen, weißen Abendkleid, einer goldenen Clutch, passendem Schmuck und offenen, gewellten Haaren, vor der vorgegebenen Adresse. Das Haus war eines dieser rießigen, hypermodernen, abstrackten Dinger. Rundliche, schwarze Klötze stappelten sich übereinander, indenen große Fensterfronten eingelassen waren. Bunte Lichtblitze durchzuckten die Räume dahinter und der Bass dröhnte bis nach draußen. Na toll. Und ich hatte gedacht, es würde ein schicki-micki Essen geben, wo das einzig interessante der Rotwein war. Für eine heftige Party, war ich definitiv zu brav angezogen. Es kostete mich einiges an Überwindung durch die Steinwüste, die den Vorgarten bildete zu marschieren und den Klingelknopf zu drücken. Ich tat es aber auch nur, weil ein Auto mit weiteren Gästen vor der Einfahrt hiehlt und ich nicht komplett verloren aussehen wollte. Schnell strich ich nocheinmal mein Kleid glatt, straffte die Schultern und setzte mein bestes in-meinem-Leben-ist-alles-perfekt Lächeln auf.
Eine Frau öffnete die Tür. Sie war relativ jung, hatte rotes, lockiges Haar, welches sie versucht hatte in einem Pferdeschwanz zu bändigen und olivfarbende Augen. Sie steckte in einem dunkelblauen Kostüm und trug ein silbernes Namesschild auf dem man C. Rieg lesen konnte. Ich wäre beinahe vom Glauben abgefallen. "Camila?" Ihre Augen wurden groß. "Melina?" Dann grinste sie. "Was für Zufälle es gibt. Komm rein!" Immer noch etwas ungläubig betrat ich die Villa. "Arbeitest du hier?", fragte ich und streifte meine Jacke ab. "Ja! Ich bin die zweite Assistentin von Mr Hess." Stolz schwang in ihrer Stimme mit. "Aber es ist echt anstrengend." "Warte, von wem?" Ich kapierte mal wieder gar nichts. "Dem Typ gehört diese Bude - und Bose.", lachte Camila und strich sich eine besonders vorwitzige Locke hinter das Ohr. Ich formte ein O mit meinen Lippen. "Und du machst jetzt Tür- und Gaderobendienst?" Sie verdrehte die Augen. "In etwa. Eine Mitabeiterin ist krank. Ach und ich muss übrings noch deine Einladung sehen." Ich spürte wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. "Ich habe keine Einladung."
In diesem Moment klingelte es. Camila warf mir einen entschuldigen Blick zu und öffnete dann die Tür. Die Gäste reichten ihr silberne Umschläge, die Rothaarige nickte, reichte sie zurück, nahm die Jacken ab und zeigte den Gästen den Weg. Dann wandte sie sich wieder mir zu. "Wenn's nach mir ginge, würde ich dich auch so reinlassen, aber mein Chef...ich arbeite noch nicht lange hier, verstehst du?" Mein Vater würde mich umbringen. "Ja ja, ist in Ordnung. Große Lust hatte ich sowieso nicht." Ersteres war gelogen. Schalk blitzte in ihren Augen auf. "Ich werde dich zwar nicht reinlassen, aber vielleicht vergesse ich ja ein Fenster auf der Rückseite des Hauses zu schließen." Erleichtert atmete ich aus. "Du bist ein Schatz!" Sie grinste. "Weiß ich doch. Aber eine kleine Entschädigung hätte ich gerne." Fragend legte ich den Kopf schief. "Deine Handynummer." Es war mir peinlich, dass ich zögerte. Direktes Vertrauen war noch nie meine Stärke. Natürlich war das Alles sehr nett von ihr, aber trotzdem war sie ein Fan von Harry und wusste, dass ich Kontakt zu ihm hatte. Außerdem war der Vorfall in der Gasse noch nicht vergessen. War es also klug, Camila meine Nummer zu geben? Ich gab mir einen Ruck. Schließlich war ich nicht wie mein Vater. "Äh ja, warte..." Hilfsbereit hielt sie mir ihr Handy hin. "Speicher's doch direkt ein." Gesagt, getan.
"Danke, das ist super nett von dir! Viel Glück." Grinsend hielt sie mir die Tür auf. Ich schenkte ihr noch ein Lächeln, dann umrundete ich das Haus und hielt nach einem offenen Fenster ausschau. Tatsächlich stand ein Kellerfenster offen. Ich schluckte schwer, als ich die kleine Öffnung am Boden sah. Und da sollte ich durchpassen? Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass mich niemand beobachtete, stieg ich vorsichtig hinab. Tatsächlich schaffte ich es unversehrt unten anzukommen, stolperte aber stattdessen über irgendwas, denn der Raum war dunkel. "Verdammter Mist!", fluchte ich und kramte mein Handy heraus um Licht zu machen. Der Raum war ziemlich klein und zugerümpelt mit alten Möbeln. Wieso hatte dieser Typ solch alte Möbel in seiner hypermodernen Villa? Vorsichtig bahnte ich mir einen Weg bishin zur Tür. Langsam öffnete ich diese und spähte auf den hellbeleuchteten Flur. Die Luft war rein. Der Gang endete ein paar Meter links von mir, weshalb ich nach rechts schlich, wo er einen Knick machte. Plötzlich vernahm ich merkwürdige Geräusche. Alarmiert lugte ich um die Ecke. Wie angewurzelt blieb ich stehen. Oh Gott.
Ein blondhaariger Mann und eine schwarzhaarige Frau küssten sich wild. Und schwups - da lag auch schon das Hemd des Mannes auf dem Boden. "Oh Niall", stöhnte die Frau, als dieser ihrem Hals einen Knutschfleck verpasste. Bitte lass das nicht DER Niall sein. Bitte lass mich im Erdboden versinken. Beschämt machte ich auf dem Absatz kehrt. Das wollte ich nicht gesehen haben. In diesem Moment unterbrach etwas Anderes als die Beiden die Stille. Mein Handy. Karma und der, der anruf, ich hasse euch. Direkt spürte ich die Blicke auf meinem Rücken. Abhauen war also keine Option. Mit hochrotem Kopf drehte ich mich um und blickte in zwei entsetzte Gesichter. Ich versuchte ein Lächeln und blickte dann auf mein Mobiltelefon. Unbekannt, leuchtete mir entgegen. "Ähm, ich muss da mal ran.", teilte ich unnötigerweise mit und drückte auf den grünen Hörer. "Hallo, Melissa äh Brück am Telefon.", stotterte ich. Vielleicht hatte ich Glück und Mr Horan hatte mich nicht erkannt. "Oh Entschuldigung...da muss ich mich verwählt haben.", seufzte Jemand am anderen Ende der Leitung. "Warte...eh Har- , ich meine Edward?", fragte ich. "Jetzt bin ich verwirrt Miss Brück." "Ich bin's, Melina.", wisperte ich. "Aber wieso nennst du mich Edward und dich Melissa?", zweifelte Harry. "Ist gerade ungünstig. Schreib mir, ja? Wir telefonieren später.", sagte ich. "Na gut. Dann...bis nachher." Mit den Worten "Bis dann" legte ich auf.
Harry. Musste er denn genau jetzt anrufen? Zu jeder anderen Zeit hätte ich mich gefreut. Der Lockenkopf hatte ein verdammt schlechtes Timing. So jetzt musste ich nurnoch hier raus. Und da gab es nur einen Weg. Tief atmete ich durch, steckte mein Mobiltelefon weg und drehte mich zu Mr Horan und seiner Freundin. Mittlerweile hatte er, Gott sei Dank, sein Hemd wieder an. Mit gehobenem Kopf stolzierte ich an den Beiden vorbei. "Warten sie auf irgendwas?", fragte ich im höflichen Ton. Grimmig schüttelte Niall den Kopf, die Schwarzhaarige verschrenkte die Arme vor der Brust. "Na dann, viel Spaß noch.", sagte ich und klang selbstbewusster als ich mich fühlte. Ich stieg die Treppe hoch und stürzte mich in die Menschenmenge.
Hey,
Heute kommt das Update etwas später. Meine letzte Ferienwoche ist angebrochen und das heißt nocheinmal richtig viel mit der Familie unternehmen. Aber die Hauptsache ist, dass ich heute fertig geworden bin, oder? Es könnte gut sein, dass sich in diesem Kapitel ein paar mehr Rechtschreibfehler verstecken. Wenn ihr welche findet, kommentiert es gerne. :)
Was sagt ihr zu dem Wiedersehen mit Camila und mit Niall?
Wieso ist Niall auf der Feier?
Alles Liebe,
Lia
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