Kapitel 17 | Alles Glück der Welt
|Alles Glück der Welt|
Elend. Mein Leben war in diesem Moment einfach nur elend. Ich drückte Harry den Zettel mit meiner Telefonnummer in die Hand, blickte ihm in seine unendlich grünen Augen, um ihm klar zu machen, dass ich es ernst meinte und ging. Am liebsten hätte ich geschrien, gefleht, gebettelt, er solle mir doch zu hören, mir glauben, aber ich wusste ich hatte verloren. Ihn verloren. Und das war das Letzte was ich gewollt hatte. Die ganze Zeit über, hatte ich auf ein Wiedersehen gehofft, es mir herbei gewünscht, doch jetzt wünschte ich mir er wäre zum Zeitpunkt von Joshua und meinem Kuss am anderen Ende der Welt gewesen. Ich verstand, dass er sauer und verletzt war. Auch wenn bei Harry keine Gefühle dahintersteckten, musste ich seinem Stolz wohl ziemlich eine rein gehauen haben und moralisch war es auch total daneben. Gerne hätte ich Joshua die Schuld gegeben, doch ich war es gewesen, die sich vorgelehnt hatte. Ein dumpfes Geräusch ertönte. Ich drehte mich um.
Da stand Harry, der ungläubig auf seine Hand starrte, von der... Blut runtertropfte?! Mein Blick glit zu Josh, der stöhnend am Boden lag und sich das Gesicht hielt. Vor Schreck verschlug es mir den Atem. Schleunigst rannte ich zurück und kniete mich zu ihm. Ich zog scharf die Luft ein, als ich Joshuas Blut überströmte Hand wegnahm und mir die Nase näher anschaute. Sie war definitiv nicht mehr gerade. "Hast du noch alle Tassen im Schrank Harold?!" Jegliche Schuldgefühle für mein Benehmen waren wie weg geblasen. Denn was Harry gerade abgezogen hatte, war genau so schlimm wie ein Kuss. Wütend taxierte ich den Lockenkopf. Der hob jedoch nur langsam den Kopf und starrte mich an wie ein Alien. "Ich habe noch nie jemanden geschlagen." Da war keine Reue, oder Ähnliches, sondern es war eine Mischung aus Ungläubigkeit und Feststellung. Dann lachte er. "Es fühlt sich unglaublich gut an, diesem Bastard eine rein zu hauen. Oh man, ich sollte das öfters machen." Ich wusste nicht ob er mit mir, oder sich selbst redete, aber ich musste mich vergewissern, dass hier keine versteckten Kameras waren und Joshua nicht gleich augsprang, sich das Kunstblut von der Nase wischte und: "Wilkommen bei verstehen sie Spaß!", rief.
"Soll ich dir auch eine rein hauen? Fühlt sich doch so gut an, huh?! Treat People with Kindness, vergessen?" Aufgebracht sprang ich auf. Harry zog die Augenbrauen hoch. "Erstens, komm hier nicht mit irgendwelchen Moralpredigen, du bist die Jenige, die mich benutzt und verarscht hat, nicht ich. Zweitens, hättest du gehört, was der Typ über dich gesagt hat als du weg warst, würdest du ihn nicht mehr so toll finden." "Scheiße, kannst du mich nicht anschreien? Es macht mich fertig wenn du das so ruhig sagst." "Das war mein Ziel." Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Doch ich schaffte es einfach nicht, ihm wütend zu sein. Er hasst dich. Harry hasst dich. Auch gegen die Tränen, die bitter salzig über meine Wangen rannten, wusste ich nichts auszurichten. Schluchzend presste ich meine Arme gegen meinen Oberkörper und wäre vor Scham und Schmerz am liebsten im Boden versunken. Harry stand verkrampft da und beobachtete mich. "Ich hasse mich.", knurrte er und trat zu mir. Überrascht vergaß ich einen Moment zu weinen.
Singend schlang er seine Arme um mich, sodass seine Wärme und sein Geruch mich in eine Blase der Geborgenheit einhüllten.
"Just stop your crying
It's a sign of the times
Welcome to the final show
Hope you're wearing your best clothes
You can't bribe the door on your way to the sky
You look pretty good down here but...and you're really good."
Er änderte den Songtext von "but you ain't really good" in das, was mich nur noch mehr zum weinen brachte. "Lüg ni-nicht Harry, der o-orginal Songtext, i-ist wahr.", schluchzte ich in seine Jacke. "E-es tut mit mit s-so leid und ich, ich ver-verstehe wenn du mich hasst, a-aber..." Wie ein kleines Kind, wiegte er mich hin und her. "Schhhhht, ich könnte dich niemals hassen. Alles ist gut. Alles gut." Ich drückte ihn eine Armlänge weg, um ihm in die Augen schauen zu können. "Wieso b-bist du so ein g-guter Mensch Harry? Womit h-habe ich deine An-Anwesenheit verdient?", hauchte ich volkommen ernst. Der brünnette Sänger zog seine Augenbrauen zusammen.
"Du hast alles Glück dieser Welt verdient, Melina. Du..." Ich zog die Luft scharf ein und krallte mich an seine Schultern. "G-guck, schon wieder. I-ich habe dich verletzt und du sagst solche lieben Sa-sachen zu mir." Kurz war es still zwischen uns. "Weißt du, ich werde versuchen dir zu vergeben, aber noch weiß ich nicht wie." Es klang wie ein Versprechen. "Ich dachte du wärst nicht gut in Sachen versprechen.", sagte ich. Es sollte witzig sein. "Wie meinst du das?", fragte er sichtlich verwirrt. Röte trat auf meine Wangen. "Ich glaube ich nehme eure Songtexte ein bisschen zu ernst." "Wieso?" "Na ja, in Perfect singst du 'cause I'm not good in making promises' und deswegen dachte ich - oh Gott, es sollte witzig sein..." Seine Mundwinkel hoben sich für einen Moment "Liam singt die Stelle.", dann seufzte er. "Aber ich bin wirklich nicht gut darin. Ich habe schon viel zu viele gebrochen." Ich nickte. "Das ist gut, Harry. Wahrscheinlich hätte ich sonst noch Minderwärtigkeitskomplexe bekommen." Schmunzelnd löste er sich von mir. "Mir hat noch nie jemand gesagt, dass er es gut findet, dass ich Versprechen breche." Ich zuckte milde lächelnd mit den Schultern. "Zumindest bis zu dem Zeitpunkt wo es mich betrifft."
Erst jetzt, nachdem Harrys dezentes Aftershave meine Gedanken nicht mehr vernebelte und ich wieder andere Dinge außer den Lockenkopf warnehmen konnte, dachte ich wieder an Joshua. Der lag mit geschlossenen Augen immernoch auf dem Boden. Ungemütlich. "Joshua?" Meine Stimme war automatisch ein paar Oktaven höher geschossen, denn er bewegte sich nicht. Ich eilte zu ihm und rüttelte an seinem Arm, doch es kam keine Reaktion. Schuldgefühle machten sich in mir breit. "Scheiße Harry, ich glaube er ist ohnmächtig!" "Quatsch, der tut doch nur so. Der soll sich mal nicht so anstellen. Der will doch nur Aufmerksamkeit von dir." Zweifelnd kaute ich auf meiner Unterlippe. Nun würden sich die Stunden im Schultheater hoffentlich bezahlt machen. Ich spürte Harrys Blick auf mir, als ich die Augen schloss. Im Abschlussjahr hatte ich die schwangere Schwester des Hauptcharackters gespielt, weswegen Stimmungsschwankungen mir hoffentlich immer noch leicht fühlen. Der Trick der bei mir am meisten geholfen hatte, war der Raum der Gefühle. Ich betrat den kleinen Kellerraum, der von oben bis unten mit Regalen und Kisten vollgestellt war. Durch ein kleines Fenster viel spärliches Licht, in dem Staubpartikel umhertanzten und es roch modrig. Mein Blick huschte über die schnörklige Schrift, die die Kisten zierte. Die Kisten mit den Aufschriften 'Glück', 'Schmerz', 'Verlust', 'Unsicherheit', 'Zufriedenheit' und 'Drama' , flüsterten irgendwelche unverständliche Worte - mit Harrys Stimme. Ich schob die Gedanken an den brünetten Sänger beiseite und Konzentrierte mich auf die Gefühle Angst, Panik und Leid. Ich verließ den Raum, dachte an Zombies, aka Fans und öffnete die Augen.
"Aaah nein, lass das! Lass mich los Harry. Aua du..." Ich presste meine eigene Hand gegen meinen Mund und schrie weiter. In Wirklichkeit stand Harry einige Meter entfernt da und starrte mich entsetzt an. Tatsächlich fuhr Josh auf und stürzte zu mir, bis zu dem Zeitpunkt an dem er erkannte, dass Harry mich in keiner Weise gegen meinen Willen festhielt, sondern ich ihn reingelegt hatte. Sein Gesichtsausdruck war wirklich herrlich und Harry lachte lauthals los. Josh schnaubte entrüstest. Ich verschrenkte schadenfroh die Arme vor der Brust. "Kommt davon." Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. "Mist. Mist, Mist, Mist! Ich muss mich noch umziehen und mir die Haare machen und...Joshua! Du kannst nicht mit einer äh...so dahin gehen. Ach und wütend bin ich übrings immer noch. Auf euch beide. Aber ihr wahrscheinlich auch auf mich." "Ich verzeihe dir.", bot Josh großzügig an. Wenn der nur wüsste, dass er nicht der Einzige war den ich geküsst hatte. "Sie hat mich auch geküsst. Dienstag, um halb zwei in meinem Hotelzimmer.", posaute Harry plötzlich grinsend, als würde er verkünden er hätte im Lotto gewonnen. "Harryyy.", jammerte ich. Joshua blickte vom Lockenkopf zu mir und wieder zurück. "Ich nehme alles wieder zurück, Melina.", knurrte mein Arbeitskollege. Ich schlug die Hände überm Kopf zusammen.
"Ich bin schlimm. Ihr seid schlimm. Wir sind schlimm. Aber ich muss jetzt los." "Wohin?", fragte Harry. "Bin bei Freunden meiner Eltern eingelanden." "Und ich muss mit. Mr Harris erwartet mich.", sagte Joshua. "Mit 'ner gebrochenen Nase? Viel Spaß.", warf Harry sarkastisch ein. "Ich gehe allein Joshua. Du musst das mal beim Arzt checken lassen. Vielleicht kann Harry dir ja hel-" "Woho. Stopp. Dem werde ich ganz sicher nicht helfen. Ich bereue nichts.", unterbrach mich der brünette Sänger angesäuert. Ich seufzte. "Gut Jungs, dann...tschüss." Joshua nickte sichtlich verstimmt. Harry zog mich in eine Umarmung. "Wir vergessen das Ganze, okay? Ich rufe dich später an.", flüsterte er mir ins Ohr. Lächelnd wandte ich mich ab und verließ den Platz. Alles war anstrengend, kompliziert und verwirrend. Aber ich beschloss, dass es das wert war.
Und da ist es. Das neues Kapitel. Ich habe irgendwie manchmal das Gefühl ich komme nicht voran mit der Story. Aber die Gespräche waren zum größten Teil wichtig, denke ich. Aber was sagt ihr? Verbesserungsvorschläge?
Seit Gestern bin ich in Berlin, aber bis zum nächsten Update bin ich wieder Zuhause und generell ist das Internet hier sowieso kein großes Problem. Gestern war sowieso ein toller Tag. #8yearsofonedirection 😍
Ich bin so stolz auf unsere Jungs, aber unser lieber Hazza hat mich ein wenig enttäuscht: kein Tweet! Aber gut, genau wie Melina kann ich ihm einfach nicht böse sein. Tja, die stündlichen Tweets waren ein Highlight auf der langweiligen Zugfahrt und haben meinen Tag schöner gemacht, obwohl eine Reunion natürlich um einiges besser wäre. Ich persöhnlich hoffe auf 2020. 10 Jahre Jubiläum wäre ein toller Anlass, was meint ihr?
Ist Harrys Verhalten in diesem Kapitel angebracht?
Versteht ihr Melina, als sie sagt "Wir sind alle schlimm", also könnt ihr es euch denken?
Danke für eure Aufmerksamkeit :)
Alles Liebe,
Lia
Ich nehme alles zurück Harry. :)
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