Kapitel 13 | Wein und Schokolade
|Wein und Schokolade|
Harry lächelte gezwungen. "Kein Problem." Dann zog er mich weg vom Tresen quer durch die Lobby bis zum Aufzug. Während wir warteten, warf ich immer wieder nervös einen Blick über die Schulter. Der Sänger wirkte abwesend. Auf jeden Fall mochte ich Aufzüge nicht mehr. Etwas ängstlich klammerte ich mich mit meiner Hand an die vergoldete Stange als der Fahrstuhl sich in Bewegung setzte. Harrys intensiver Blick lag auf mir, was mich noch nervöser machte. Und plötzlich, als wir ungefähr die Hälfte der Stockwerke hinter uns hatten, trat er auf mich zu und umarmte mich. Einfach so. Ohne Grund. Der einzige Mensch der mich normalerweise umarmte war Helena. Zuerst versteifte ich mich ein wenig in seinen Armen, doch es fühlte sich gut an. Und Harry brauchte diese Umarmung denke ich. Ich auch. Seine Hände lagen auf meinem Rücken, sein Gesicht hatte er in meinen Haaren vergraben und sein Atem kitzelte an meinem Hals. Ich schlang meine Arme um seine Mitte und legte meinen Kopf an seine Schulter. Eng umschlungen standen wir also da und ich wünschte mir die Zeit anhalten zu können und diesen Moment für immer zu leben. Harry Styles zu umarmen war einfach. Nicht in dem Sinne von einfach an ihn heranzukommen, sondern einfach im Sinne von unkompliziert. Einfach schön, sicher, beruhigend und ehrlich. Wir lösten uns erst als der Fahrstuhl oben angekommen war.
"Danke.", sagt er. Ich lächelte lediglich. Natürlich hätte ich fragen können wofür, denn ich wusste es nicht, aber der Moment war zu schön um ihn mit lästiger Fragerei zu zerstören. Am Ende des Ganges zückte Harry eine Schlüsselkarte und zog sie durch den vorgegebenen Schlitz. "Teurer wohnen als hier, kann man in einem Hotel kaum, oder? Habe ich recht, dass man die Suiten wahrscheinlich an einer Hand abzählen kann?", fragte ich belustigt, nachdem ich einen Blick hinter die Tür geworfen hatte. "Also in diesem Hotel gibt es noch genau... zwei Stück." , grinste Harry und kickte seine Schuhe von den Füßen. War ja klar, in einem der nobelsten Hotels Londons hatte er die dritt beste Suite. Im Gegensatz zu Harry stellte ich meine Schuhe ordentlich in die Ecke und hang meine Jacke auf. Egal wie sweet die Suiten auch sind, du bist und bist nicht daheim. "Also was mache ich in deiner Suite, Harry?" Schließlich wollte ich wissen wieso er mich nicht einfach nach Hause geschickt hatte, sondern mich stattdessen mit zu sich genommen hatte.
"Du trinkst mit mir eine Flasche guten Wein.", sagte er, tat so als wüsste er nicht was ich wirklich mit der Frage meinte und machte seine eigenen Worte wahr, indem er eine Flasche aus der Minibar hervorzauberte. "Harry. Wir haben mitten am Tag. Unter der Woche. Eigentlich nicht die Zeit sich zu besaufen.", erwiederte ich darauf skeptisch. "Was heißt denn hier saufen? Wir kosten doch nur ein Glas Wein bei einem netten Plausch." Bei seiner gehobenen Wortwahl musste ich lachen. Mit zwei Gläsern in der Hand ließ er sich in einen der zwei Sessel sinken, die in einer Ecke standen. Ich ließ mich in den anderen fallen und musste feststellen, dass ich von hier aus eine wunderbare Sicht nach draußen hatte. "Faszinierend, oder?" Wir hatten wohl das Selbe gedacht. "Schon, aber die Aussicht von meinem Balkon ist schöner.", sagte ich. "Und jetzt gib den Wein schon her.", meinte ich und streckte mich nach vorne. Mit blitzenden Augen, schenkte er sich selbst etwas ein. "Ey!", beschwerte ich mich. "Eben klang das aber noch ganz anders...", neckte er mich und nahm extra langsam und genüsslich noch einen Schluck des edelnen Tropfen. "Ich habe meine Meinung geändert.", erwiederte ich trotzig. "Mmmh der ist sooo gut!", stöhnte Harry. Böse sah ich ihn an. "Wehe du lachst.", zischte ich, als ich bemerkte wie seine Mundwinkel zuckten. Aber diese Drohung bewirkte genau das Gegenteil und Harry prustete seinen Wein zurück ins Glas. "Ewww Harold!", rief ich und lachte. Der brünette Sänger schaute zuerst etwas bedröppelt rein, als er die Rotweinflecken aud dem teuren Sessel und dem Laminat sah, aber keinen Augenblick später machte sich wieder ein breites Grinsen auf seinem Gesicht breit. "Ich glaube ich habe in einem ganzem Jahr nicht so viel gelacht, wie mit dir in wenigen Tagen!" Kurz dachte ich darüber nach. Zum einen Teil fand ich es traurig, dass Harry anscheinend so wenig Spaß hatte, aber zum anderen Teil schmeichelte es mir, obwohl eigentlich klar war, dass er übertrieb. Ich musste zugeben, mit Harry zu lachen war einfach. Memo an mich: Liste anlegen mit Dingen die mit Harry Styles einfach sind. Punkt eins: umarmen. Punkt zwei: lachen.
"Aber eigentlich war meine Absicht eine Andere, i-", fuhr er fort, doch ich unterbrach ihn. "Mr. Styles hatte also nicht vorgehabt die Suite mit Rotwein vollzuspucken?" Er zog eine Schnute. "Touché." Eine kurze Pause der Stille trat ein. "Ich wollte mehr über dich wissen." Sofort machte sich wieder Nervösität in mir breit. Es schien ihm Ernst zu sein. "Und was wenn ich nichts erzählen möchte?", fragte ich herausfordernd und versuchte abzulenken. "Das Wetter heute i-" Diesmal wurde ich unterbrochen. "Das Wetter ist so wie jeden Tag im Winter in London." Ich seufzte. "Touché." Er hatte Recht. "Zurück zum Wichtigen. Wenn du nichts erzählt, kriegst du keinen Wein." Ich zog die Augenbrauen hoch. "Nur zur Info. Ich bin nicht süchtig, ich kann auch gut und gerne auf Alkohol verzichten." Als Reaktion darauf bewegte der Sänger sich zur Minibar und zauberte eine rießige Tafel Schokolade hervor. "Harry, ich bin dabei." Grinsend gab er mir das Prachtstück und schenkte mir endlich Wein ein. "Die Kombination ist zwar fragwürdig, aber geht in Ordnung.", nuschelte ich. Hoffentlich würden es keinen schweren Fragen sein, aber wenigstens besaß ich jetzt Nervennahrung.
"Dann erzähl mal Melina.", forderte Harry mich auf. "Einfach irgendwas?", fragte ich. Er nickte. Dann wohl keine kongreten Fragen. "Na gut ehm...Ich bin geboren am 25.12.1995 in Plymouth, Cornwall. Mein Vater kommt von dort, aber meine Mutter ist waschechte Pariserin. Demnach bin ich halb Franzosin. Ich spreche fließend Englisch, Französisch und auch ein wenig Deutsch, da ein Teil der Verwandtschaft meiner Mutter in Deutschland lebt. Ich habe keine Geschwister, aber eine Cousine väterlicherseits und einen Cousin mütterlicherseits. Sophia kann ich nicht ausstehen, aber Lion ist total nett. Generell mag ich die Verwandtschaft meiner Mutter viel lieber, denn sie sind nicht alle so schrecklich spießig, versnobt und eitel wie die Familie meines Vaters. Und er. Er besitzt ein Bankunternehmen, das später an mich gehen soll, aber er hält mich für inkompetent und versucht mich schon mein ganzes Leben lang zu verändern. Ihm ist nichts wichtiger als die Firma, höchstens meine Mum. Er liebt sie, aber sonst liebt er niemanden und für mich ist es ein Wunder, dass er dazu in der Lage ist. Meine Mutter steht zu mir, aber gegen Vater macht sie den Mund nie auf und Zuhause ist sie auch fast nie gewesen als ich klein war. Die ersten Jahre meiner Kindheit bin ich in Looe, einem kleinen Dorf in der Nähe von Plymouth aufgewachsen. Ich war seit dem nicht mehr dort, aber ich erinnere mich noch an den schönen kleinen Strand. Zur Schule gegangen bin ich die ersten vier Jahre in Paris, dann sind wir nach New York gezogen, weil mein Vater das Unternehmen vergrößern wollte. Dort habe ich meinen Abschluss gemacht. Mit neunzehn bin ich dann nach London gezogen und habe BWL studiert, womit ich erst vor kurzem fertig geworden bin."
Ein wenig wunderte ich mich über mich selbst. Seit wann gab ich mehr oder weniger freiwillig so viele Informationen über mich preis? Klar, wo ich beispielsweise studiert hatte, war ein geläufiges Gesprächsthema bei den zahlreichen Geschäftsessen denen ich beiwohnen musste, aber sonst... Interessiert hatte Harry mir gelauscht. "Ich bin viel gereist. Aber du bist nicht nur gereist, sondern du hast gewohnt. Viele Leute sagen sie würden mich beneiden, weil ich schon so viel von der Welt gesehen hätte. Aber das habe ich nicht. Das einzige was ich meist von den Ländern gesehen habe, waren die Hotels und Stadien, welche oft ziemlich ähnlich sind. Aber zurück zu dir...", erzählte Harry. Auf diese Weise hatte ich es auch noch nicht gesehen. "Kann es sein dass, du das Unternehmen gar nicht weiterführen willst ?" Ich stützte meinen Kopf auf meiner Hand auf. "So offensichtlich?" Nickend goß er sich Wein nach. "Aber was soll ich machen? Ich wurde quasi mein Leben lang darauf vorbereitet und das einzige was ich noch richtig gut kann ist..." Ich zögerte. Würde er lachen? "Tanzen." Seufzent leerte ich mein Glas in einem Schluck. "Dann mach das doch beruflich.", meinte er ernst. Nichts lieber als das. "Leichter gesagt als getan. Um beim Tanzen so viel zu verdienen, dass du davon leben kannst ist schwer. Dafür muss man richtig gut sein! Und außerdem, wie sollte ich das meinen Eltern erklären. Die enterben mich doch glatt." Harry musterte mich. "Ich denke wenn du willst, dann schaffst du das auch. Glaube an dich." Lachend strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Amen. Das war die Weissheit zum Dienstag."
In diesem Moment klopfte es an der Tür und Mick stürmte gehetzt hinein. Harry zog die Augenbrauen hoch. Ich beantwortete seine unausgesprochene Frage mit einem Schulterzucken. Ich wusste nicht was los war. Woher auch. "Das Meeting. Es wurde vorverschoben. Dein Flieger geht in zwei Stunden.", platzte der Bodyguard heraus. Sofort war der Engländer wieder auf 180. "Wie bitte?! Mein Flug sollte erst morgen Abend gehen! Die können das nicht einfach zwei Tage vorverlegen! Und dann noch so kurzfristig! Arghhh, es ist immer das Selbe. Ich bin nur die Schachfigur auf dem Spielbrett der Plattenfirma!", redete der brünette Sänger sich in Rage und war aufgesprungen. Mick hatte dafür nur einen mitleidigen Blick und ein: "In zehn Minuten unten." übrig, bevor er aus der Eskalationszone abrauschte. Etwas unsicher stand ich neben dem Sessel. Was sollte ich tun? Einfach schnell abhauen? Ihn zurechtweisen? Überreden etwas dagegen zu tun?
Das was ich jetzt hingegen tat stand mir in keinster Weise zu. Außerdem war es dumm, naiv und unpassend. Ich schob alle rationalen Gedanken beiseite, überbrückte die wenigen Meter Abstand zwischen uns, schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn. Ein Feuerwerk der Emotionen explodierte, als sich unsere Lippen trafen. Er schmeckte nach Rotwein, Schokolade und Harry. Und als er erwiederte war es millionen mal besser als umarmen. Die Wärme, sein Geruch und seine sanften Berührungen umhüllten mich wie ein Schleier aus Glück. Ich genoss den Moment noch kurz, um mich dann dazu zu zwingen mich zu lösen. Perplex stand Harry da und sah mich mit großen grünen Augen wie ein kleiner Junge an. Ich machte auf dem Absatz kehrt, schlüpfte hastig in meine Schuhe und nahm den Mantel vom Harken. Obwohl mir eigentlich nach heulen zumute war, schenkte ich Harry noch ein schwaches Lächeln und verließ dann hastig die Suite.
Er wird in zwei Stunden im Flieger sein und du weißt nicht, ob du ihn je wieder sehen wirst. Du hast es verdammt kompliziert gemacht.
Hello Raspberries,
Gottchen, das Kapitel ist aber lang geworden! Ganze 2008 Wörter. Im Gegensatz zu meinen anderen Kapiteln, die meist 1200-1500 Wörter lang sind...
Aber nun zum Grund meines Auftauchens. Ich werde morgen, für zwei und halb Wochen nach Griechenland fliegen. Ich habe keine Ahnung, wie das mit dem Internet dort ist, weswegen es sein könnte, dass die nächsten beiden Dienstage (3. + 10. Juli) kein Update kommt. Sollte das so sein, dann hätte ich drei Vorschläge. Bitte gebt mir Rückmeldung welcher Fall im Notfall in Kraft treten sollte.
1) Die für den 3. + 10. geplanten Kapitel werden verlegt auf den 17. + 24. und danach geht's normal weiter
2) Ich haue drei Kapitel am 17. raus, dass heißt das Nächste, Übernächste und ganz regulär das danach
3) Ich nehme Vorschlag 2) und mache daraus eine Lesenacht
Kommentiert einfach bitte unter der entsprechenden Zahl, das wäre sehr nett :) Mal schauen ob wir es brauchen werden. Ich wünsche euch allen schöne Ferien, zumindest wenn ihr welche habt, oder noch bekommt, der Rest: genießt den Sommer!
Alles Liebe
Lia
P.S: Seit ihr verrückt?! 1,17K nach drei knappen Monaten! Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Dankeschön, fühlt euch gedrückt❤
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