thirty one

"Deshalb kommt ihr mir so vertraut vor", murmele ich leise und starre auf mein Essen. Schließlich habe ich Armin vorhin umarmt, als würden wir uns schon ewig kennen, wobei wir uns ja erst ein einziges Mal - dachte ich jedenfalls - gesehen haben. Das alles kann ich immer noch nicht glauben. Ich kann mich nicht wirklich an meine Grundschulzeit erinnern, die Zeit damals war nicht einfach und ich habe alles mögliche getan, das zu verdrängen und zu vergessen. Meine Mutter hat mich schon immer mies behandelt aber in der Zeit, als ich in die Schule kam, war es am schlimmsten.

"Ich habe dich so vermisst", murmelt Mikasa leise, als sie sich etwas beruhigt hat und greift zaghaft nach meiner Hand. "Ich möchte mir nicht vorstellen wie du gelitten haben musst, nachdem wir nicht mehr da waren...", fügt sie noch hinzu und ich hebe meinen Blick vom Essen und sehe die beiden vor mir an. Beide sehen unendlich traurig aus aber gleichzeitig auch glücklich, das alles endlich gesagt zu haben.

Ich erzähle dann alles, an das ich mich noch erinnern kann. Dass ich kurz vor meiner Pubertät vor die Tür gesetzt wurde, in diese Stadt geflüchtet bin und von meinen fünf Jahren auf der Straße, von Petra, die mich in dieser Zeit unterstützt hat und auch von dem Vorfall mit diesem perversen Typen, durch den ich dann Levi kennengelernt habe, bei dem ich jetzt auch wohne. Es fühlt sich gut an, jemanden endlich mal das Herz ausschütten zu können.

"Oh, Eren..." Armin sieht mich mitfühlend an und versucht mich aufzumuntern aber das ist absolut nicht nötig. Ich habe das hinter mir gelassen und fühle mich bei Levi pudelwohl.

"Dieser Levi ist der, der dich von der Party abgeholt hat, oder?", fragt Mikasa nun und ich nicke. Darauf brummt sie, sagt aber nichts mehr. Da endlich alles gesagt ist, kann ich mich in Ruhe meinem Essen widmen, was die anderen mir dann gleich tun. Danach fährt Jean mich wieder nach Hause, zum Glück ohne das Thema nochmal anzusprechen - er ist der einzige gewesen, der davon nichts wusste und er ist erstaunlich ruhig geblieben, als er das alles erfahren hat. Er parkt vor dem Tor zu meiner und Levis Wohnung weshalb ich mich abschnalle und aussteige.

"Falls du mal wen brauchst, ich bin da!", ruft Jean noch, bevor ich die Tür schließe und lässt mich lächeln. Er ist wohl doch netter, als ich am Anfang gedacht habe. Ich winke ihm noch zu, ehe er wieder fährt und ich schließlich nach oben in die Wohnung gehe.

"Ich bin wieder da", brumme ich durch den Flur, während ich meine Jacke ausziehe und dann ins Wohnzimmer gehe, wo ich Levi schlafend auf dem Sofa vorfinde. Wieder muss ich lächeln, gehe dabei auf ihn zu und streiche ihm durch die schwarzen Haare. Habe ich ihn eigentlich schon mal schlafen sehen? Er sieht so friedlich aus... Mal was anderes, als sein grimmiger Blick. Er hat heute bestimmt wieder den ganzen Tag am PC gesessen und gearbeitet... Als Levi sich kurz bewegt, nehme ich meine Hand ruckartig weg und begebe mich dann in sein - unser Zimmer, um mir was gemütliches anzuziehen, ehe ich wieder ins Wohnzimmer gehe und mich vorsichtig zu Levi auf das Sofa setze und den Fernseher einschalte. Während ich leise eine Serie schaue, streichle ich ihm weiter durch die Haare, bis er schließlich aufwacht.

"Eren?", brummt er verschlafen und setzt sich auf, um mich anzusehen. "Du bist spät", merkt er noch an und deutet dabei auf die Uhr.

"Wir haben uns ein wenig verquatscht", gebe ich zu und muss an das intensive Gespräch mit Mikasa und Armin zurückdenken. Das war definitiv ein Thema, was ich erstmal verdauen muss.

"Ah", sagt er nur dazu und steht auf, ehe er das Wohnzimmer verlässt und in Richtung Bad geht. Seufzend lehne ich mich zurück und widme mich wieder der Serie, wobei meine Gedanken eher an der Zeit bei meinen Eltern haften. Mir fällt auf, dass ich nicht mehr weiß, wie sie überhaupt aussehen oder wie sie sich anhören. Ist das eher traurig oder verständlich? Ich weiß nicht.

"Kommst du mit duschen?", ruft Levi aus dem Flur und reißt mich somit aus meinen Gedanken.

Habe ich mich gerade verhört? Oder hat er das wirklich gefragt?

"Eren!" Sofort schalte ich den Fernseher aus und mache mich auf den Weg ins Badezimmer - sowas sollte ich mir doch nicht zweimal sagen lassen!

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Heeey, sorry für die etwas längere Pause :D bin immer noch ein bisschen demotiviert und dieses Kapitel hat ewig gebraucht, bis es fertig geworden ist und besonders zufrieden bin ich damit auch nicht :( trotzdem würde ich mich über Feedback freuen, motiviert mich nebenbei auch total! :)

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