seven
Neugierig betrete ich mit Herrn Ackermann seine Firma und wie beim ersten Mal, fahren wir mit dem Fahrstuhl nach oben. Es ist noch niemand außer uns da, jedenfalls habe ich keinen gesehen oder gehört. Er redet nicht mit mir, bis wir im seinem Büro sind und er sich hinsetzt.
"Reden wir über deinen Vertrag. Setz dich." Ich setze mich gegenüber von ihm hin und er schiebt mir einen kleinen Stapel Blätter hin. Das ist ein echt dicker Vertrag. Ich lese kurz die Überschrift.
'Putzkraft für 20 Stunden in der Woche'
"Bitte was", murmele ich und lese es nochmal, in der Hoffnung, mich verlesen zu haben, aber nein, es stimmt. Es steht Putzkraft da.
"Was ist? Was anderes kann ich dir nicht anbieten, du hast bestimmt keine passende Ausbildung, die ich gebrauchen könnte." Stimmt, er hat recht. Trotzdem ist putzen nicht unbedingt meine Stärke. Ich überfliege die paar Blätter und versuche mir die wichtigsten Dinge zu merken. Er sieht mich dabei die ganze Zeit an, was sich schon etwas unangenehm anfühlt. Als würde er mich mit seinem Blick durchbohren wollen.
"Wirst du den Vertrag unterschreiben?", fragt er mich schließlich und legt mir dabei einen Stift hin.
"Ich wäre dumm, wenn ich das Angebot ablehnen würde."
"Da gebe ich dir recht." Ich zögere zwar etwas, nehme dann aber doch den Stift und unterschreibe den Vertrag.
"Gut", schmunzelt er und heftet den Vertrag in einen Ordner. Ich habe jetzt wohl einen Job und verdiene Geld, damit hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet.
"Ich bin aber nicht so gut ihm putzen", erwähne ich noch, hoffentlich nicht zu spät.
"Das ist kein Problem, dir wird alles gezeigt. Du wirst immer abends putzen, bis ich mit der Arbeit fertig bin.", erklärt er mir und steht von seinem Schreibtisch auf, ehe er mir mit einem Handzeichen andeutet, ihm zu folgen. Gemeinsam gehen wir also aus seinem Büro, den Gang runter zu einer Abstellkammer, in der das ganze Putzzeug lagert.
"Nimm' dir erstmal einen Eimer und alles was du glaubst was du brauchst, um mein Büro sauber zu machen." Das ist einfach. Ich nehme mir einen Eimer, einen Lappen und einen Reiniger für Oberflächen. Kurz sehe ich zu ihm, worauf er mir zur Bestätigung zunickt und mir den Eimer abnimmt.
"Und das Staubtuch." Ich nehme es, ehe wir wieder zurück in sein Büro gehen und er mir Anweisungen gibt, wo und was ich zuerst sauber machen soll. Danach setzt er sich an seinen Schreibtisch, während ich putze. Zwar höre ich ihn an seinem Computer tippen aber gleichzeitig fühle ich mich so beobachtet. Als würde er die ganze Zeit aufpassen, was ich mache und wie ich es mache. Es ist immer noch komisch, wie wichtig ihm die Sauberkeit ist- aber dann einen Obdachlosen in seine Wohnung bringt.
Ehrlich gesagt kann ich es kaum glauben, dass ich einen Vertrag unterschrieben habe, arbeiten gehe und so wie es aussieht auch vorerst bei ihm in der Wohnung bleibe und auf einer gemütlichen Couch schlafen darf. Das fühlt sich so surreal an, schließlich habe ich mehrere Jahre auf der Straße gelebt und von einem Tag auf den anderen hat sich mein Leben komplett verändert. Vielleicht hatte ich doch ein zu negatives Bild von den Alphas gehabt? Herr Ackermann ist zwar schräg aber trotzdem ziemlich nett und ich sollte mich nicht darüber beschweren, dass er mich mitgenommen hat. Er hätte schließlich auch etwas ganz anderes mit mir machen können.
"Wieso riechst du eigentlich nicht nach einem Alha?" Frage ich dann, um die Stille zu unterbrechen. Wenn ich schon mit jemandem im gleichen Raum bin, kann ich auch mit ihm reden.
"Wieso bist du Obdachlos?", stellt er die Gegenfrage und ich seufzte. Ich hätte es wissen müssen. Als ich fertig mit putzen bin und seinen Mülleimer geleert habe, gehe ich zu ihm an den Schreibtisch. Doch bevor ich überhaupt sagen kann, dass ich fertig bin, steht er auf und zeigt mir, wo ich als nächstes putzen soll. Alle Büros in dieser Etage.
"Das könnte doch anstrengender werden als ich gedacht habe", murmele ich zu mir selbst und bemerke nicht, dass er noch hinter mir steht.
"Du hast dafür noch 45 Minuten, bis meine Mitarbeiter kommen. Du hast dir mit meinem Büro ziemlich Zeit gelassen." Bevor ich mich über die wenige Zeit beschweren kann, ist er auch schon wieder verschwunden. Die ganze Etage in 45 Minuten? Das sind doch mindestens zehn Büros! Wenn die alle so riesig sind wie seins, dann schaffe ich das doch nie!
"Durchatmen, Eren", sage ich zu mir selbst und versuche mich zu beruhigen. Wenn ich mein eigenes Geld will, muss ich auch dafür arbeiten, da sollte ich mich nicht über diese Arbeit beschweren, sondern es durchziehen. Jawohl.
Dann fange ich an, jedes einzelne Büro sauber zu machen.
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Würde mich sehr über Feedback freuen ✨
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